Als Angehörige der vielseitigen und dynamischen Generation Z (Geburtenjahrgänge ab Mitte der 1990er-Jahre bis Anfang der 2010er-Jahre) habe ich mich schon öfter mit den abenteuerlichen Behauptungen auseinandergesetzt, die über uns kursieren. Von der angeblichen Unfähigkeit, ein Buch ohne Emojis zu lesen, bis hin zum Gerücht, dass wir arbeitsscheue Faultierchen sind – die Liste der Vorurteile ist lang und bunt! Aber sind diese Behauptungen wirklich wahr, oder herrscht hier viel Lärm um nichts? Lasst uns gemeinsam eintauchen und herausfinden, ob an diesen 11 typischen Gen Z Vorurteilen etwas dran ist.
Welchen Einfluss haben Influencer*innen, inwieweit prägt und verstärkt Social Media klassische Geschlechterrollen, wie sieht die von der Werbebranche getriebene Online-Welt wirklich aus und wie politisch sind die "Z s"?
1. "Die Gen Z ist oberflächlich und Social-Media-süchtig"
Ich muss zugeben, dass ein Blick auf die Straße reicht, um festzustellen, dass viele junge Menschen mit hoher Wahrscheinlichkeit gerade ihren Nacken im 45-Grad-Winkel nach vorn gebeugt haben, um auf ihr Handy zu schauen und gegebenenfalls TikToks, Reels oder anderweitige Social Media Postings anzusehen. Eine Statista-Auswertung von 2023 zeigt, dass mehr als die Hälfte der befragten Gen Z-ler angaben, über die Hälfte des Tages an einem Wochenende am Handy zu verbringen.
In meinem persönlichen Umfeld habe ich jedoch mitbekommen, dass der Trend immer mehr in die Gegenrichtung zeigt: Social-Media-Detox. Einige Leute aus meinem Bekanntenkreis legen regelmäßig Pausen ein und deinstallieren jegliche Social-Media-Apps, legen das Handy für ein paar Tage zur Seite oder greifen sogar wieder auf ein Tastenhandy zurück, um wenigstens noch Anrufe tätigen zu können. Das Ganze funktioniert natürlich nur, insofern man nicht beruflich oder aus anderweitigen Gründen von Instagram und Co. abhängig ist.
2. "Die Gen Z ist arbeitsscheu"
Oft haben junge Menschen, die der Generation Z angehören, keinen besonders guten Ruf auf dem Arbeitsmarkt. Dabei spielt häufig eine Rolle, dass diese Generation weniger motiviert und karriereorientiert sei. Laut einer Umfrage unterscheiden sich die Ansichten von Gen Z und Personalern in Bezug auf den künftigen Arbeitsmarkt tatsächlich weniger als häufig dargestellt. Besonders interessant sind dabei die Stichpunkte "4-Tage-Woche" und "Work-Life-Balance", da die jüngeren Generationen eher darauf fokussiert sind, flexiblere Arbeitsarrangements auszuprobieren.
3. "Die Gen Z ist verweichlicht"
Einige könnten argumentieren, dass die Generation Z aufgrund einer zunehmenden Überbehütung vor Herausforderungen und Risiken weniger widerstandsfähig, empfindlicher und kritikunfähiger geworden ist. Andererseits zeigen viele Mitglieder der Generation Z ein starkes Engagement für Vielfalt, Inklusion und soziale Gerechtigkeit und sind oft offener und sensibilisierter für Themen der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens als frühere Generationen. Ich persönlich denke, dass es eine gute und vor allem nötige Entwicklung ist, dass sich diese Generation vermehrt mit diesen Themen beschäftigt, da bei einer offeneren Kommunikation in diesen Bereichen eigentlich niemand Minus machen kann, oder?
4. "Die Generation Z ist beziehungsunfähig"
In Zeiten von Tinder, Bumble und Co. könnte man argumentieren, dass die Generation Z aufgrund der übermäßigen Nutzung von sozialen Medien und der Kommunikation über digitale Plattformen Schwierigkeiten hat, persönliche Beziehungen aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Außerdem kann es dazu kommen, dass diese ständige Verfügbarkeit von Online-Kontakten hervorruft, dass man immer auf der Suche nach etwas Besserem ist. Hinzu kommt, dass sich die Gen Z vermehrt mit Beziehungsstrukturen außerhalb der Heteronormativität beschäftigt und somit auch noch viel mehr Lernpotenzial besteht. Demnach sind junge Menschen heutzutage freier, aber dadurch vielleicht häufig auch ein wenig verunsicherter.
5. "Die Gen Z ist politisch desinteressiert"
Auf der einen Seite bekommt man das Gefühl vermittelt, dass die junge Generation sich immer seltener für politische Themen interessiert. Warum? Weil der Großteil der aktuellen Politik für die Altersgruppe gemacht wird, die in Deutschland am meisten vertreten ist, nämlich die Älteren – an der Stelle schlägt nun mal der demographische Wandel zu. Dennoch sollten wir uns vor Augen halten, dass viele Mitglieder der Generation Z ein starkes Interesse an sozialen und politischen Themen zeigen und sich aktiv engagieren. Sie demonstrieren, organisieren Proteste (Stichwort Fridays for Future) und setzen sich für Veränderungen in Bereichen wie Umwelt, Gleichberechtigung und sozialer Gerechtigkeit ein. Die Generation Z nutzt soziale Medien als Plattform, um sich über politische Themen auszutauschen, Meinungen zu äußern und sich zu informieren.
6. "Die Gen Z ist konsumorientiert"
Ich höre oft, dass die Generation Z eine zu hohe Wertschätzung für materielle Güter hat, da sie in einer Welt des ständigen Konsums und der Bewerbung von Produkten aufwächst. Natürlich spielen Influencer*innen und andere Werbetreibende auf den Social-Media-Kanälen eine große Rolle für das Kaufverhalten von uns... blind gehen wir aber meist doch nicht an die Sache heran! Eine Analyse zeigt, dass die Gen Z ein starkes Bewusstsein für moralisch vertretbaren Konsum hat und verstärkt auf Nachhaltigkeit und Fairness achtet, obwohl man dafür auch mal tiefer in die Tasche greifen muss. Aus diesem Grund boomt sowohl der stationäre Handel als auch Online-Second-Hand in den letzten Jahren.
7. "Die Gen Z ist ungebildet"
Im Dezember 2023 schockierten uns die aktuellsten Ergebnisse der PISA-Studie: Die deutschen Schüler*innen schnitten so schlecht ab wie noch nie. Die Jugendlichen in Deutschland, die teilweise zur Gen Z gehören, schneiden in Mathematik, im Lesen und in Naturwissenschaften deutlich schlechter ab als fünf Jahre davor. Das feuert natürlich den Gedanken an, dass die Generation ungebildet oder gar zu faul zum Lernen ist. Dabei muss jedoch in Betracht gezogen werden, dass während der Pandemie viele Schulen schließen mussten und nur unzureichenden Online-Unterricht bieten konnten, sodass es zu zahlreichen Leistungsrückgängen und Lerndefiziten kam. Vielleicht könnte das also eher ein Problem der Bildungspolitik sein...
8. "Die Gen Z ist geldgeil"
Besonders im Berufsleben hängt der Gen Z das Vorurteil nach, dass viele Menschen keine "sinnstiftenden" Berufe mehr wählen, da man mit anderen Tätigkeiten viel mehr Geld verdienen kann. Damit ist gemeint, dass Leute heute häufiger Influencer, Streamer oder YouTuber werden wollen, anstatt sich für soziale oder medizinische Berufe zu entscheiden, die systemrelevant sind. Eine repräsentative Umfrage der Wirtschaftsjunioren Deutschland (WJD) hat ergeben: "Am wichtigsten ist den jungen Menschen das Geld: 81 Prozent wünschen sich gute Verdienstmöglichkeiten." Das könnte vor allem daran liegen, dass die Gen Z vor allem ein Bedürfnis hat: Sicherheit. Wir wachsen mit diversen Finanzkrisen, Kriegen in umliegenden Ländern, dem Klimawandel und Pandemien auf – dann fühlt es sich ganz gut an, zumindest finanziell abgesichert zu sein.
9. "Die Gen Z konsumiert Medien nur noch digital"
Wer glaubt, dass sich alle Gen-Z-ler nur noch über ihr Handy informieren oder Medien konsumieren, hat sich gewaltig geschnitten. Der Börsenverein des deutschen Buchhandels stellte bei den 16- bis 29-Jährigen fest, dass durchschnittlich 11,7 Bücher pro Jahr gekauft werden. Das ist fast ein Viertel mehr als noch im Jahr 2017. Wahrscheinlich hat aber der Social-Media-Gigant TikTok maßgeblich dazu beigetragen: Seit einiger Zeit ist der Hashtag #booktok immer wieder in den Top-Trends und sorgt dafür, dass diverse Bücher in Buchhandlungen innerhalb weniger Stunden ausverkauft sind.
10. "Die Gen Z hat einen schlechten Modestil"
Falls ihr mal richtig lachen wollt, könnt ihr euch gern die Kommentarspalte unter einem Instagram-Bild einer Gen-Z-Influencerin anschauen. Dort sind häufig Kommentare von älteren Nutzer*innen zu finden, die das jeweilige Outfit kritisieren und relativ klare Worte dafür finden. Es wird oftmals bemängelt, dass es sich dabei um Kleidung handele, die man damals schon in deren Jugend getragen habe und dass sie es früher schon schrecklich fanden, wenn jemand mit Moon Boots oder Low-Waist-Hosen um die Ecke kam. Der Vorwurf, dass die Gen Z nur alte Stilrichtungen aus den 90ern und frühen 2000ern kopiere, ist jedoch keine Neuheit. Wie heißt es doch immer? Jeder Modetrend taucht alle 20 Jahre wieder auf. Die Rechnung geht auf, oder?
11. "Die Gen Z spricht kaum noch richtiges Deutsch"
Um ehrlich zu sein, habe ich selbst manchmal ein paar Problemchen, den aktuellen Jugendwörtern zu folgen. In den vergangenen zwei Jahren kannte ich im Schnitt zwei der Top-10-Jugendwörter, die feierlich von Susanne Daubner bei der Tagesschau verkündet wurden. Demnach kann ich es sehr gut nachvollziehen, wenn ältere Generationen das Gefühl haben, dass die Gen Z eine kryptische Aliensprache spricht, die zugegebenermaßen auf ein paar Anglizismen verzichten könnte.
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