Dass die deutsche Sprache nicht gerade einfach zu lernen ist, dürfte recht vielen nur allzu gut bekannt sein. Selbst wir Muttersprachler*innen haben immer mal wieder unsere Problemchen. Januswörter sind jedoch die Krönung des Ganzen: Sie haben zwei Bedeutungen, die genau Gegensätzliches meinen. Diese 15 sorgen für besonders großes Chaos!
Funfact: Januswörter heißen auch Antagonyme bzw. Autoantonyme. Die Bezeichnung "Januswort" stammt von dem römischen Gott "Janus" ab. Er ist der Gott des Anfangs und des Endes gleichermaßen und wird häufig mit zwei Köpfen dargestellt, die in entgegengesetzte Richtungen blicken.
#1 übersehen
Wer etwas "übersieht", sieht es entweder gar nicht (eine Person sieht also über etwas "hinüber", ohne es zu bemerken) oder aber ist gerade dabei, eine Situation voll und ganz zu überblicken. Wer soll da denn jetzt ohne Kontext noch durchblicken?
#2 Platzangst
Ich habe jahrelang gedacht, bei einer "Platzangst", fürchtet man sich vor engen, geschlossenen Räumen. Neben der Klaustrophobie gibt es allerdings noch eine weitere "Platzangst": Wer unter einer Agoraphobie leidet, fürchtet sich nämlich vor weiten Plätzen oder großen Menschenmengen.
#3 umfahren
Der Klassiker, aber immer für einen Lacher gut: Eines der wohl bekanntesten Januswörter ist "umfahren". Je nach Kontext kann es nämlich bedeuten, dass jemand um etwas oder jemanden herumfährt oder etwas bzw. jemanden überfährt.
Was genau gemeint ist, lässt sich auch an der korrekten Betonung erkennen: umfahren meint "herumfahren" und umfahren "überfahren".
#4 umgehen
Hier wird es schon etwas schwieriger mit der Betonung und gerade Nicht-Muttersprachler*innen dürften Schwierigkeiten bei der Unterscheidung haben. Man kann beispielsweise eine Situation umgehen, also sie vermeiden. Oder man kann mit einer Situation umgehen, dann ist man besonders geübt darin, sich mit etwas auseinanderzusetzen.
#5 allerdings
"Allerdings" kann ebenfalls ziemlich verwirrend sein. Denkt mal darüber nach. Wenn ihr einkaufen geht, vor dem Süßigkeitenregal steht und sagt: "Die neue Schokolade sieht toll aus", bedeutet ein "Allerdings!" von Seiten eurer Begleitung mehr oder weniger begeisterte Zustimmung. Ein "Allerdings ..." kann aber auch einen Widerspruch einleiten, wie in "Allerdings haben wir letzte Woche schon so viel Süßes gegessen."
#6 anhalten
Das Auto hält an. Das schlechte Wetter hält an. Es wäre schön, wenn das schlechte Wetter stoppen würde wie das Auto, nicht? Damit gemeint ist aber in den meisten Fällen, dass das Wetter weiterhin schlecht ist.
#7 Bescherung
Eine "schöne Bescherung" ist nicht immer eine schöne Bescherung. Manchmal handelt es sich dabei auch um eine recht unangenehme Überraschung. Vielleicht benutzen wir das Wort genau deshalb heute noch beim Auspacken der Weihnachtsgeschenke. Bekommen wir nicht alle öfter mal Dinge, die wir eigentlich überhaupt nicht brauchen können? Oder die wir viel lieber in einer anderen Farbe hätten?
#8 ausrasten
Wenn jemand ausrastet und dabei nicht sehr ärgerlich ist, dann handelt es sich vermutlich um jemanden aus Österreich oder Süddeutschland. Denn dort bedeutet "sich ausrasten" nicht "vor Wut an die Decke gehen", sondern "sich an einem gemütlichen Plätzchen ungestört erholen". Bedenkt man, dass "rasten" eigentlich so viel wie "ruhen" bedeutet, ergibt das auch durchaus Sinn ...
#9 zurücktreten
Besonders lustig finde ich dieses Januswort – auch, wenn man dazu ein klein wenig um die Ecke denken muss. Wer "von etwas zurücktritt" entzieht sich einer bestimmten Verantwortung oder Schwierigkeit, ergibt sich also mehr oder weniger kampflos. Aber wenn zwei Kinder sich streiten, eines anfängt zu treten und das andere daraufhin "zurücktritt", dann befinden wir uns mitten in einem Kampf beider Seiten. Von Aufgeben kann hier also nicht die Rede sein.
#10 ausbauen
Ich habe kürzlich nach fast 6 Jahren mein Handy gewechselt. Dabei musste mein Vater meine SIM-Karte ausbauen und in mein neues Handy einbauen. Er hat sie also meinem alten Handy entnommen. Meine Mutter dagegen denkt regelmäßig darüber nach, den Garten auszubauen, ihn also zu vergrößern bzw. etwas hinzuzufügen.
Hier kann noch so genau hingehorcht werden – welche Bedeutung vorliegt, wird euch das trotzdem nicht verdeutlichen. Ich persönlich höre bei der Betonung jedenfalls keinen Unterschied.
#11 abdecken
Ein Januswort mit viel Frust-Potenzial: Wenn mir mein Partner sagt: "Kannst du mal bitte die Tomaten im Garten abdecken?", kann ich mir die Bedeutung seiner Worte einzig und allein aus dem Status quo (Temperaturen eingenommen) erschließen. Liegen die Tomaten offen, decke ich sie zu, sind sie bereits abgedeckt, decke ich sie eben wieder auf.
#12 Verdächtiger
Ein "Verdächtiger" in einem Gerichtsprozess oder einer Polizeiermittlung ist höchstwahrscheinlich die Person, die des Verbrechens verdächtigt wird. In selteneren Fällen kann das aber auch die Person sein, die eine andere der Straftat verdächtigt, also beschuldigt.
#13 dämmern
Es "dämmert". Und mir stellt sich nur eine Frage: Wird es jetzt Tag oder Nacht?
#14 transparent
Auch "transparent" kann je nach Kontext Gegensätzliches bedeuten. Entweder etwas ist durchsichtig, also unsichtbar, oder bestimmte Sachverhalte werden offengelegt, also sichtbar gemacht.
#15 Beule
Sicherlich hatten viele Menschen schon einmal eine "Beule". Aber was heißt das jetzt? Man kann entweder eine schmerzhafte Erhebung am Kopf haben oder aber eine (für manche seelisch schmerzhafte) Delle, also eine Vertiefung in der Motorhaube des (geliebten) Autos. Vielleicht weil das schlechte Wetter anhielt, aber das Auto im Regen nicht rechtzeitig.
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