Geben wir heute schneller auf, wenn es um unsere Beziehungen geht? Wenn wir uns unsere Großeltern-Generation anschauen, sehen wir Paare, die ihren 60. Hochzeitstag feiern und zufrieden zusammen auf der Terrasse sitzen. Wie viele Menschen aus unserer Generation werden das wohl erleben? Zugegeben, man kann längst vergangene Jahrzehnte kaum mit den Umständen und dem Alltag unseres heutigen Lebens vergleichen. Dennoch gibt es ein paar Dinge, die bei unseren Großeltern noch Bestand hatten und auf die wir uns in unseren modernen Partnerschaften wieder mehr besinnen sollten.
#1 Kompromissbereitschaft ist die wichtigste Basis
Self-Awareness und Individualität gewinnen in den letzten Jahren verstärkt an Bedeutung. Diese Entwicklung ist natürlich größtenteils positiv zu betrachten, allerdings kann sie negative Auswirkungen in einer Partnerschaft haben, wenn die eigenen Bedürfnisse zu sehr in den Vordergrund gestellt werden.
Unseren Großeltern war vermutlich mehr bewusst, wie wichtig es ist, aufeinander zuzugehen und Kompromisse einzugehen. Sie verstanden, dass in einer gesunden Partnerschaft niemand immer Recht haben kann. Stattdessen galt es, Verständnis für den anderen zu zeigen und gemeinsame Lösungen zu finden. Das erforderte Demut, Empathie und den Willen, die Bedürfnisse des Partners gleichberechtigt zu berücksichtigen.
#2 Schafft Achtsamkeit für die gemeinsamen Momente
Wir alle kennen es: So richtig im Moment zu sein fällt uns oft schwer. Selbst, wenn wir uns bewusst Pärchenzeit nehmen, liegt das Handy noch daneben oder die gemeinsame Zeit wird genutzt, um die geliebte Serie weiter gemeinsam zu bingen. Das ist vielleicht entspannend, aber nicht wirkliche Qualitytime. Diese Form der Ablenkung kannten unsere Großeltern nicht (höchstens zur Samstag-Abend-Show). Sie konnten sich besser auf den Moment und ihren Partner konzentrieren, ohne ständig von diversen Reizen abgelenkt zu werden. Diese Achtsamkeit im Miteinander vertiefte die emotionale Verbindung enorm – etwas, was wir heute wieder mehr üben könnten (Handy aus!).
#3 Persönliche Kommunikation ist immer noch die beste
Unsere Großeltern waren es gewohnt, direkt miteinander zu kommunizieren, nicht über WhatsApp. Wie viele Missverständnisse wohl schon durch knappe, geschriebene Nachrichten in Beziehungen entstanden sind, oder wie viele Probleme auf umständliche und unbefriedigende Weise dort kommuniziert wurden? Klar ist WhatsApp super, um auch im getrennten Alltag den Kontakt zu halten. Letztendlich sind es aber meist die persönlichen Gespräche, in denen sich Konflikte am besten lösen lassen. Denn dann sind wir im Moment und können unsere Aufmerksamkeit nur dem Gespräch mit unserem Partner oder unserer Partnerin widmen. Und falls das nicht möglich ist, bleibt immer noch die Möglichkeit, zu telefonieren.
#4 Kleine Gesten halten die Romantik am Leben
Wenn ich an die Zeit zurückdenke, in der meine Oma noch lebte, erinnere ich mich an viele kleine liebevolle Gesten zwischen meinen Großeltern. Es war ein kleines Händedrücken am Kaffeetisch, ein Kuss vor dem Schlafengehen oder der Blumenstrauß zwischendurch. Dass da auch nach Jahrzehnten der Ehe noch Liebe ist, habe ich schon als Kind bemerkt. Das große Problem in den meisten Beziehungen ist irgendwann die fehlende Leidenschaft für das Leben miteinander. Aber kleine Dinge im Alltag können beständig zeigen: "Ich liebe und schätze dich immer noch".
#5 Akzeptiert das Reale, statt nach Perfektion zu streben
Vor allem dank Instagram & Co. ist vielen von uns heute eine tolle Außendarstellung unseres Lebens wichtig. Zahlreiche Menschen zeigen ihre schönsten Paarmomente online, ihre stylische Hochzeit, ihre perfekt angezogenen Kids im Pinterest-Garten. Und obwohl wir wissen, dass der Alltag und das Leben eines Menschen viele Seiten, auch unschöne hat, denken wir oft, dass das Leben von XY doch nahezu perfekt zu sein scheint. Das verleitet uns schonmal dazu, in Oberflächlichkeiten abzudriften, um auch nach dieser Perfektion zu streben. Dabei verlieren wir schnell den Blick für das Wesentliche, wie den Fakt, dass zu einer glücklichen Beziehung mehr gehört, als matching Outfits in Beige.
Dieses Problem kannten unsere Großeltern nicht – sie lebten friedlich in ihrem Mikrokosmos und ohne zu viel von der Selbstdarstellung anderer mitzubekommen.
#6 Für die Beziehung zu kämpfen kann sich lohnen
Wir alle haben schon mal den Satz gehört "Jede Beziehung hat Höhen und Tiefen". Dennoch werden die Tiefen heute weniger lange ertragen und viele Paare scheitern an diesen Punkten. Denn der Unterschied zu damals ist: Wir haben heute viel mehr Möglichkeiten, schnell wieder jemand Neues kennenzulernen, der vielleicht besser zu uns passt oder uns vermeintlich mehr gibt als der aktuelle Partner. So werden Beziehungen vorschnell beendet, obwohl sich ein Kämpfen in einigen Fällen sicher gelohnt hätte (vor allem, wenn Kinder im Spiel sind). Unsere Großmütter und -väter hingegen waren sich mehr bewusst, dass eine beständige Liebe manchmal auch harte Arbeit ist und man die Tiefen gemeinsam überwinden kann.
Und in Krisenzeiten können wir heutzutage sogar auf Mittel zurückgreifen, die Oma und Opa nicht zur Verfügung standen: tausende Beziehungsratgeber bei Amazon oder Paartherapeuten, der auch Online-Beratungen anbieten.