Wohnmobilurlaub mit Kindern klingt für dich alles andere als verlockend? Zugegeben: Auch mich hat die Vorstellung mit meinen zwei kleinen, wilden Jungs auf wenig Platz und ohne viel Komfort Urlaub zu machen, zunächst wenig begeistert. Doch dann haben wir es einfach ausprobiert. Und siehe da: Es geht auch entspannt! Hier kommen meine Tipps.
#1 Reiseziel clever wählen
Eine ewig lange Fahrt macht beim ersten Wohnmobilurlaub mit Kindern keinen Sinn. Statt gleich mit Sack und Pack in ein fremdes Land aufzubrechen, wähle lieber ein Ziel, dass in wenigen Stunden zu erreichen ist. Wir, Angelika, Stefan und unsere Söhne Paul (5) und Jakob (2), haben für unsere Camping-Premiere mit Kindern den Campingplatz am bayerischen Pilsensee ausgesucht – nur 90 Minuten Fahrzeit von unserem Zuhause entfernt. So haben wir vermieden, dass schon auf der Anreise schlechte Stimmung aufkommt und im Notfall (Dauerregen, Dauerstreit, ...) hätten wir den Urlaub easy abbrechen können.
#2 Wohnmobil ausleihen
Zumindest beim allerersten Wohnmobilurlaub mit Kindern kann ich dir nur empfehlen, dir zunächst ein Wohnmobil zu leihen statt gleich eines zu kaufen. Nur so kannst du austesten, ob diese Art von Ferien etwas für dich und deine Familie ist, was dir bei einem mobilen Zuhause wirklich wichtig ist und wieviel Platz ihr braucht.
Vielleicht hast du ja jemanden in der Familie oder im Freundeskreis, der ein Wohnmobil besitzt und es dir für eine gewisse Zeit überlässt? Allerdings ist das versicherungstechnisch immer so eine Sache. Was passiert, wenn ihr das gute Stück beschädigt oder auf der Fahrt einen Unfall habt? Das muss vorher genau geklärt sein.
Deshalb haben wir "unser" Wohnmobil auch über die Sharing-Plattform Goboony.de** gemietet. Die von Airbnb inspirierte Seite bringt private Wohnmobil-Besitzer und Reisende zusammen. Das heißt: Die Inhaber stellen ihr Fahrzeug gratis ein, wenn sie es gerade nicht selbst benötigen – und die Urlauber suchen sich das passende Gefährt aus. Vom Bulli bis zum Luxus-Camper gibt es alles – im Idealfall in der Nähe des eigenen Wohn- oder auch Urlaubsortes. Bei der Übergabe bekommt man eine ausführliche Einführung und wertvolle Tipps. Über eine Versicherung ist das Ganze zudem bestens abgesichert.
#3 In den besten Stellplatz investieren
Camping boomt! Allein 2020 wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt rund 40 Prozent mehr Reisemobile zugelassen – und die Pandemie sorgt immer noch dafür, dass die Zahlen weiter steigen. Deshalb macht es auf jeden Fall Sinn, sich bereits rechtzeitig um einen Stellplatz auf seinem Wunsch-Campingplatz zu kümmern. Oft sind diese derzeit nämlich schon Wochen und Monate im Voraus ausgebucht.
Auch wenn das bedeutet, in einer etwas unpopuläreren Reisezeit zu fahren oder ein paar Euro mehr pro Nacht zu bezahlen: Ich würde immer empfehlen, die bestmögliche Kategorie zu buchen – am besten mit "unverbaubarem" Blick. Ringsum nur andere Wohnmobile und Wohnwägen zu sehen, entspricht nämlich nicht unbedingt meiner Auffassung von einer guten Aussicht.
Wir standen bei unserem ersten Wohnmobilurlaub mit Kindern in vorderster Reihe direkt am See. Der erste Blick morgens aus dem Fenster aufs ruhige Wasser – einfach unbezahlbar!
Für den ersten Wohnmobilurlaub mit Kindern reichen übrigens ein paar Tage: Für uns waren drei Nächte zum Start ziemlich perfekt.
#4 Mit leichtem Gepäck reisen
Zu viel Zeug belastet und man sucht die ganze Zeit irgendetwas – besonders auf engem Raum. Deswegen habe ich gerade in Sachen Klamotten nur das Nötigste mitgenommen. Und es war immer noch viel zu viel! Irgendwie gehört es zum Camping-Feeling doch auch dazu, drei Tage lang dasselbe T-Shirt und dieselben Shorts zu tragen, oder?
Was nie schadet: Besonders für die Kinder auch eine komplette Regenmontur einzupacken. So muss man auch bei schlechtem Wetter nicht den ganzen Tag im engen Wohnmobil hocken oder kann gleich nach dem Gewitter wieder völlig frei draußen toben.
Statt in Koffern habe ich unsere Sachen übrigens in große Tüten und Wäschekörbe gepackt. Die sind flexibler und lassen sich nach dem Ausräumen besser verstauen oder auch als Waschbecken oder Planschbecken benutzen.
#5 Aufwand nicht unterschätzen
Strom anschließen, Wassertank auffüllen, Markise ausfahren, Tische und Stühle aufbauen, Toilettenkassette ausleeren, abspülen: Beim Camping gibt es einiges zu tun. Es empfiehlt sich, bei der Einführung genau zuzuhören. Dann sind diese Aufgaben schnell erledigt, besonders wenn man die Kids mit einbindet.
#6 Mobil sein
Nur auf dem Campingplatz zu hocken, kann schnell zum Lagerkoller führen. Achte also darauf, mobil zu sein. Entweder nimmst du zusätzlich das Auto mit – das war bei uns aufgrund der kurzen Entfernung zwischen Wohnmobilstandort und Campingplatz ohne Probleme und große Extrakosten möglich. Oder du packst Fahrräder, Roller oder Ähnliches ein. Manche Plätze sind auch super an öffentliche Verkehrsmittel angebunden – ein riesen Vorteil!
#7 Sich den Urlaub passend machen
Manche lieben es, sich beim Wohnmobilurlaub mit Kindern auf dem Gaskocher Nudeln mit Tomatensauce zu machen und sich komplett selbst zu versorgen. Für mich gehört zu einem Urlaub richtig gutes Essen einfach dazu und ich genieße es, nicht selbst kochen zu müssen.
Bei unserem ersten Camping-Trip mit den Jungs haben wir also nur das Frühstück unter der Markise vor dem Wohnmobil eingenommen. Alle anderen Mahlzeiten gab's "auswärts" – eine Pizza vom Campingplatz-Kiosk beim Sonnenuntergang am See, Moules frites in der coolen Strandbar oder Forelle im Schlosshof von Schloss Seefeld.
Was ich damit sagen will? Bastele dir deine Camping-Erfahrung so zusammen, dass es für dich und deine Family passt und auch wirklich Urlaub ist – und zwar für alle Beteiligten.
#8 Sich aufteilen
Wer sagt eigentlich, dass man im Urlaub 24/7 aufeinander hocken muss? Eben. Mein Tipp, nicht nur fürs Camping, lautet deshalb: Jeder sollte auch mal etwas Zeit für sich haben – dann ist man hinterher gleich wieder entspannter. Für uns hieß das: Yoga auf dem Steg bei schönstem Abendlicht für mich und eine ausgedehnte Runde alleine auf dem SUP für meinen Partner. Herrlich!
#9 Erwartungen herunterschrauben
Die Kinder schlafen um kurz vor 22 Uhr immer noch nicht? Was soll's. Zuhause gehen sie hoffentlich wieder früher ins Bett. Der Boden des Wohnmobils ist voller Sand, obwohl man 100 Mal gepredigt hat, vor dem Betreten die Schuhe auszuziehen? So what. Kehrt man halt mal kurz durch. Es regnet einen Tag durch und euch hängt das UNO-Spielen schon zum Hals raus? Dann weg mit den Karten, Tablet an, Süßigkeiten futtern und einen Filmnachmittag machen.
Mein Fazit:
Was mir schon vor dem ersten Mal Camping klar war, hat sich bestätigt: Wohnmobilurlaub mit Kindern ist nichts für Perfektionisten, Sauberkeitsfanatiker und Prinzipienreiter. Mein Motto deshalb: Atme tief durch und lasse dich einfach darauf ein. Urlaub ist, was du daraus machst!
** Hinweis: Die familie.de-Redaktion hat das Wohnmobil von Goboony.de zum Test kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen. Dies hatte keinerlei Einfluss auf die Berichterstattung.
Auch in Deutschland gibt es wunderschöne Orte. Hier kommen ein paar Tipps für deine nächste Reise:
Bildquelle: Getty Images / Gabi Aymat