Nicht nur für Verheiratete oder Paare in einer langjährigen Beziehung kommt bei einem unerfüllten Kinderwunsch Adoption in Frage. Unter welchen Voraussetzungen eine Adoption als Single möglich ist, wie das Adoptionsverfahren abläuft und was euch auf dem Weg zur eigenen kleinen Familie erwartet.
Ist eine Adoption als Single möglich?
Nicht immer erfüllt sich der Kinderwunsch auf natürlichem Wege. Die Gründe dafür sind vielfältig und können unter anderem mit einer Unfruchtbarkeit zusammenhängen. Eine Adoption stellt für Paare häufig die letzte Chance auf ein Kind dar und wird vor allem dann in Betracht gezogen, wenn sich auch nach mehreren Jahren und oft zahlreichen Behandlungen keine Schwangerschaft einstellt.
Doch wie sieht es eigentlich für Singles in Sachen Adoption aus, wenn schlicht und ergreifend kein Partner bzw. keine Partnerin an der Seite vorhanden ist? Die gute Nachricht vorab: In Deutschland haben neben verheirateten und unverheirateten Paaren – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung – auch Alleinstehende ein Recht zur Adoption. Seid ihr also Single und wollt einem Kind durch eine Adoption ein liebevolles Zuhause schenken und damit euren Herzenswunsch einer eigenen Familie erfüllen, ist dies unter bestimmten Voraussetzungen möglich.
Ehrlicherweise muss jedoch erwähnt werden, dass eine Adoption durch Alleinstehende nur in bestimmten Fällen vom Jugendamt in Betracht gezogen wird. Der Grund hierfür ist, dass das adoptierte Kind in einer stabilen Familienkonstellation aufwachsen soll und es durch zwei Elternteile oft noch besser abgesichert ist. Doch wie heißt es so schön: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg und auch ohne Partner*in kann man seinem Wunschkind ganz viel Liebe geben und beim Erwachsenwerden begleiten. Wir drücken euch auf jeden Fall schon jetzt von Herzen unsere Daumen!
Gut zu wissen: Im § 1741 Abs. 2 BGB ist geregelt, dass auch unverheiratete Personen, sprich Singles bzw. Alleinstehende, ein Kind adoptieren können, sofern das Kindeswohl an erster Stelle steht.
Welche Voraussetzungen zur Adoption gibt es?
Immer mehr Frauen – und natürlich auch Männer – können sich heutzutage eine Elternschaft ohne dazugehörigen Partner bzw. Partnerin vorstellen. Zwar ist eine Adoption durch Singles grundsätzlich möglich, allerdings müsst ihr euch darauf einstellen, dass das Adoptionsverfahren mit strengen Voraussetzungen verknüpft ist. Hinzu kommt, dass die Behörden ein noch kritischeres Auge auf Alleinstehende werfen und ganz genau prüfen, ob die große Verantwortung für ein Kind überhaupt alleine getragen und somit die Erziehung gestemmt werden kann.
Obwohl dies häufig angenommen wird, gibt es für eine Adoption, unabhängig davon, ob als Paar oder Single, keine Altersgrenze. Stattdessen ist der Altersunterschied zum Adoptivkind ausschlaggebend. Um ein bisschen Licht ins Dunkle zu bringen, haben wir euch nachfolgend die Voraussetzungen zusammengefasst, die für eine mögliche Adoption durch Singles erfüllt werden müssen:
- Mindestalter 25 Jahre
- Altersunterschied zwischen Antragssteller*in und Kind darf nicht mehr als 40 Jahre betragen
- Einwilligung der leiblichen Eltern erforderlich sowie des Kindes (bei einem geschäftsunfähigen bzw. Kind unter 14 Jahren wird die Einwilligung des gesetzlichen Vertreters benötigt)
Laut den „Empfehlungen und Arbeitshilfen" der Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter (BAGLJÄ) steigen die Chancen auf eine Adoption als Single, wenn zwischen Antragsteller*in und Kind bereits eine längere Beziehung vorhanden ist sowie bei einem bestehenden Verwandtschaftsgrad. Außerdem spielt es eine Rolle, ob die leiblichen Eltern ausdrücklich eine Adoption durch die alleinstehende Person wünschen.
Wie läuft eine Adoption als Single ab?
Im Großen und Ganzen gibt es keine wesentlichen Unterschiede zu einem Adoptionsverfahren bei Paaren. Die Adoptionsstelle des Jugendamtes stellt auch in eurem Falle die erste Anlaufstelle dar. Hier werdet ihr ausführlich und ehrlich darüber beraten, was auf euch zukommt, wie die Chancen in eurem Fall stehen und welche weiteren Schritte folgen. In der Regel sind für die Antragstellung beim Jugendamt folgende Unterlagen sowie Dokumente eurerseits nötig:
- Geburtsurkunde
- Einkommensnachweise
- Gesundheitszeugnis
- (einwandfreies) erweitertes polizeiliches Führungszeugnis
- Lebenslauf
Zudem müsst ihr einen ausführlichen Fragenkatalog über euch und eure persönliche Motivation zur Adoption beantworten. Das ist wichtig für das Jugendamt, um sich ein genaues Bild über eure Wert- sowie Erziehungsvorstellungen, eure Persönlichkeit und euer Einfühlungsvermögen machen zu können.
Habt ihr alle erforderlichen Dokumente eingereicht und den Fragenkatalog ausgefüllt, wird in einem anschließenden Prozess eure Eignung als Adoptivmama bzw. Adoptivpapa auf Herz und Nieren geprüft. Dabei stattet euch das Jugendamt unter anderem einen Besuch bei euch zu Hause ab und es werden persönliche Gespräche miteinander geführt. Unter die Lupe genommen werden vor allem folgende Faktoren:
- finanzielle Situation und wohnliches Umfeld (eigenes Kinderzimmer, Größe der Wohnung, etc.)
- privates Umfeld (besteht für das Adoptivkind sozialer Kontakt zu anderen Kindern aus der Familie bzw. dem Freundeskreis)
- Verhältnis zum Rest der Familie
- persönliche Beweggründe für die gewünschte Adoption
- ist ein offener Umgang mit dem Kind über das Thema Adoption und dessen Vorgeschichte vorgesehen
- körperliche und geistige Gesundheit
Sind euer Eignungsverfahren sowie die persönliche Prüfung positiv ausgefallen, beginnt die langersehnte Suche nach einem passenden Kind. Jetzt heißt es, sich in Geduld zu üben und hoffnungsvoll zu bleiben. Denn bis das Adoptionsverfahren komplett abgeschlossen ist und das Kind einziehen kann, dauert es im Durchschnitt gut und gerne ein bis zwei Jahre. Natürlich kann es auch mal schnell gehen – wenn alles perfekt passt –, doch in manchen Fällen kann es auch mehrere Jahre dauern oder es wird leider gar kein passendes Adoptivkind gefunden.
Wurde euer Herzenswunsch erfüllt und eine Tochter oder ein Sohn für eure Obhut gefunden, steht euch vor der endgültigen Adoption noch die sogenannte Adoptionspflegezeit bevor. Diese „Testphase" dauert – je nach Bundesland – ca. ein Jahr und dient dem Jugendamt dazu, festzustellen, ob ihr und euer Adoptivkind gut miteinander harmoniert und ihr als Familie zusammenpasst.
Gut zu wissen: Das Eignungsverfahren dauert in der Regel zwischen vier und neun Monate.
Hadert ihr manchmal mit eurem Singleleben? Im nachfolgenden Video zeigen wir euch gute Gründe, warum es als Single gar nicht so übel ist und ihr die Zeit ohne Beziehung stattdessen in vollen Zügen genießen solltet!
Gibt es Alternativen zur Adoption in Deutschland?
Leider kann es passieren, dass ihr nach der Wartezeit – trotz erfüllter Voraussetzungen und positivem Eignungsverfahren – kein Adoptivkind zugewiesen bekommt. Das ist mitunter damit zu erklären, dass hierzulande die Zahl der potenziellen Adoptiveltern die Zahl der Kinder, die zur Adoption stehen, um ein Vielfaches übersteigt (laut Bayerischem Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales im Verhältnis 7:1).
Hinzu kommt, dass die Chancen auf ein Adoptivkind als (verheiratetes) Paar bzw. in einer langjährigen Partnerschaft größer sind als bei einem Single. Sollte euer Adoptionsantrag nicht erfolgreich sein, heißt es vor allen Dingen: Hoffnung nicht verlieren. Wir zeigen euch weitere Alternativen zur Inlandsadoption.
Adoption im Ausland
Neben der sogenannten Inlandsadoption gibt es bei einem unerfüllten Kinderwunsch die Möglichkeit einer Adoption im Ausland. So können Alleinstehende zum Beispiel in Polen, Ungarn, Bulgarien und China unter bestimmten Voraussetzungen Kinder adoptieren. Das Wichtigste hierbei ist, sich vorab intensiv mit den Bedingungen, Vorschriften, Gesetzen, aber auch der Kultur des jeweiligen Landes auseinanderzusetzen. Zudem sind in vielen Ländern ausschließlich Adoptionen von alleinstehenden Frauen und nicht von Männern erlaubt.
Auch in Sachen Gesundheit, Herkunft und Vorgeschichte des Kindes herrscht häufig Unklarheit, was den potenziellen Adoptionsanwärter*innen ebenfalls bewusst sein sollte. Sofern eine Auslandsadoption für euch in Frage kommt, wendet euch am besten an eine zentrale Adoptionsstelle der Landesjugendämter oder an eine zugelassene Auslandsvermittlungsstelle.
Weitere Alternativen zur Adoption
- Samenspende bzw. Leihmutterschaft (kommt vor allem für alleinstehende Männer mit Kinderwunsch in Frage)
- Co-Parenting bzw. Co-Elternschaft
- Pflegekind aufnehmen
Quellen: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales