Wann ist eine Schokolade eine Schokolade? Darüber streitet der Schokoladenhersteller Rittersport aktuell – denn laut Lebensmittelrecht enthält eine neue Sorte nicht alle Zutaten, die in eine Schokolade gehören.
Der Schokoladenhersteller Ritter Sport hat eine neue Sorte auf den Markt gebracht – und darf sie streng genommen in Deutschland nicht Schokolade nennen. Auf den ersten Blick sieht sie erstmal so aus, wie wir die Tafeln des bekannten Herstellers kennen: Quadratisch, mit bunter Verpackung und viel Kakao. Laut Lebensmittelrecht fehlt aber eine entscheidende Zutat, damit die neue Sorte sich Schokolade nennen darf – Zucker.
Kakao und sonst nichts
Die "Cacao y Nada", was so viel bedeutet wie "Kakao und sonst nichts", besteht aus Kakaomasse, Kakaobutter und der fruchteigenen Süße aus der Kakaofrucht. Sie kommt ganz ohne Zuckerzusätze aus. Und genau das ist das Problem. Ohne Zucker ist eine Schokolade nämlich keine Schokolade – zumindest wenn es nach dem deutschen Lebensmittelrecht geht.
Laut der deutschen Verordnung über Kakao- und Schokoladenerzeugnisse, die aus dem Jahr 2003 stammt, setzt sich eine Schokolade aus Kakaoerzeugnissen und Zucker zusammen. Eine Schokolade muss also Zucker enthalten, damit sie überhaupt eine Schokolade ist. Deshalb darf Ritter Sport die neue Sorte streng genommen nicht Schokolade nennen. Auf seinem Unternehmensblog schreibt das Unternehmen dazu: "Das verstehe, wer will. Ist aber eigentlich auch egal. Die Cacao y Nada ist einfach lecker. Und darauf kommt es doch an, oder?"
Immer wieder Streit um Zucker
Diese Geschichte erinnert stark an den Fall Lemonaid. Der Bio-Limo-Hersteller, der mit jeder Flasche Sozialprojekte finanziert, hat immer wieder Ärger mit dem Amt für Verbraucherschutz. Die Limo enthält weniger Zucker, als die in den Leitsätzen für Limonaden vorgeschriebenen "7 Gewichtsprozent". Deshalb ist auch ihre Limo streng genommen keine Limo. Schaden wird der Streit aus PR-Sicht wohl beiden Herstellern nicht.
Wer nun wissen möchte, wie eine Schokolade, die sich nicht Schokolade nennen darf, schmeckt, muss sich aber wohl noch etwas gedulden. Da das Verfahren, mit dem die Fruchtsüße der neuen Ritter Sport Sorte gewonnen wird, sehr aufwendig ist, hat der Hersteller erstmal nur 2.300 Tafeln online auf den Markt gebracht – und die sind bereits ausverkauft.
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