Am 17.03.2020 ging Deutschland in den Lockdown. Der irgendwie gar keiner war, weil viele von uns weiterhin zum Arbeitsplatz mussten. Aber für unsere Kinder hieß es von jetzt auf gleich: Kita und Schule geschlossen, maximal eine Notbetreuung wurde angeboten. Bis zu den Sommerferien schrittweise Lockerungen, ab Oktober stellten sich viele auf den nächsten Lockdown ein. Der kam schrittweise ab November, erst in der light-Version, ab Dezember dann wieder mit bundesweiten Schul- und Kitaschließungen.
Wir schauen zum Jahrestag des 1. Lockdowns zurück auf ein Jahr das für viele Familien ein absoluter Ausnahmezustand war. Uns ist klar, diese Liste ist zum einen sehr subjektiv von unserer Redaktion gefärbt, greift zum anderen aber nicht alle Themen auf. Dennoch gibt sie Einblicke in das, was Familien in diesem Jahr bewegt hat.
1. Schlafanzugtage
Jeder Tag ist Schlafanzugtag. Zumindest in den Lockdown-Zeiten, in denen Schul- und Kitabesuch nicht möglich waren. Wozu normale Kleidung anziehen, wenn man eh den ganzen Tag Zuhause abhängt?
Eine Familie.de- Kollegin berichtete von Toamtensaucen-Flecken auf allen Schlafanzügen, weil die Kinder sie natürlich auch zum Essen trugen.
2. Jede Menge Ausmalbilder
“Mama, ich will was malen.” Manche Kinder haben Lust auf einen kreativen Flow, manche wollen lieber Ausmalbilder. Der eh schon strapazierte Drucker ächzte also weiter, während wir noch schnell Feen, Drachen und Blumenwiesen ausdruckten, damit das Kind gleich während unseres Videocalls Beschäftigung hat und vielleicht nicht von hinten über die Schulter murrt.
Eigentlich übrigens Quatsch, wir Eltern haben uns vielleicht keinen Gefallen damit getan, unsere Kinder während all dieser Meetings so unsichtbar zu machen. Dadurch wirkte es für viele lange Zeit so, als seien Homeoffice und gleichzeitige Kinderbetreuung kein Problem.
Wenn ihr noch ein Regenbogen-Ausmalbild sucht, dann können wir da helfen.
3. Wir kennen unsere Postbot*innen sehr gut
Unsere Kinder kennen die Paket- und Postbot*innen sehr gut. Einige Kinder spielen das nach iund bringen Eltern und Geschwistern im Homeoffice- Homeschooling, Homekita-Wahnsinn selbstgebastelte Pakete. Eine Kollegin berichtete, dass ihr zweijähriges Kind jetzt den Familiennamen fehlerfrei aussprechen kann, weil der Paketbote ihn so oft nannte.
4. Drucken, Drucken, Drucken
Wo wir früher mal ein Ausmalbild, eine Reservierung oder Rechnung ausgedruckt haben liefen in vielen Familien die Drucker plötzlich heiß. Notorisch leere Druckerpatronen, weil die Schule schon wieder neue Arbeitsblätter verschickte, die die Kinder unbedingt bearbeiten mussten. Und dann noch ein paar mehr, weil die PDF- Einstellungen nicht stimmten oder Korrekturen reinkamen.
5. Nochmal (vorlesen), Papa!
Kinderbuch über Kinderbuch haben wir unserem Nachwuchs vorgelesen, damit sie sich gesehen fühlen, zur Ruhe kommen, in andere Welten fliehen können. Kinderbücher bieten immer eine Flucht in eine neue Welt und ganz viele Antworten auf Fragen unserer Kleinen.
Eine Kollegin lässt stolz verkünden, dass sie alle Drache Kokosnuss Bücher auswendig mitsprechen kann. Da wir nicht wissen was die Zukunft bringt, haben wir bei familie.de jede Menge Kinderbuchtipps für euch.
6. Homeoffice mit Kindern geht nicht
Gibt es ein Elternteil, das gut durchs Homeoffice mit Kindern kam? Dem es nicht mal so ging wie der Frau auf dem Foto? Wir zerreißen uns seit einem Jahr zwischen der Carearbeit für unsere Kinder und unserer Erwerbsarbeit für Arbeitgeber. Die Gleichzeitigigkeit der vielen Bedürfnisse ist für viele Eltern ein Problem.
Und, was wir nicht vergessen sollten: Nicht alle Eltern konnten überhaupt im Homeoffice arbeiten. Sie brauchten Unterstützung, Notbetreuung und verständnisvolle Arbeitgeber. Dies war leider nicht überall gegeben.
7. Ist das nur ein Schnupfen?
Kaum niest das Kind, wollten die Kitas und Schulen einen Tests. Verständlicherweise, auch wir wollen ja nicht, dass unsere Kinder andere anstecken. Und doch, wenn wir mal ganz ehrlich sind: Dieses ständige in uns Hineinhorchen, das stresste im letzten Jahr.
Fühlen sich die Kopfschmerzen an wie immer, oder könnte es Corona sein? Riecht hier was komisch oder ist es Corona? Wir freuen uns wirklich auf die Zeit, wenn alle geimpft sind und wir nicht immer wieder abwägen müssen, ob ein Coronatest nötig ist.
8. Weihnachten mal anders
Auf die Idee, Weihnachten online zu feiern, wäre vor Corona auch niemand gekommen. Für viele Familien war es aus (Selbst) Schutz aber die einzige Idee. Wir wissen nicht, wie es bei euch war. Aber in unserer Redaktion waren doch einige überrascht, wie schön das virtuelle Fest dann doch gewesen ist.
Und, mal ganz ehrlich, bei all dem Vermissen unserer Freund*innen und Familien, der Vorweihnachtsstress, der hat überhaupt nicht gefehlt.
9. Das Chaos nicht mehr sehen können
Kinderchaos überall. Weil alles eine Spielwiese ist, weil unsere Kinder sich austoben müssen. Eltern wissen, dass das Leben mit Kindern immer auch wild und bunt ist. Aber der Lockdown hat auch gezeigt, wie wir an unsere Grenzen kommen. Wie die Wände manchmal zu nah kommen und die Lust und Kraft fehlt, um jedes Chaos liebevoll zu begleiten.
Es ist ok. Ihr macht es so gut ihr könnt. Und es ist ok, dass ihr manchmal das Gefühl habt, es sei nicht genug. Wir sagen euch: Ist es doch. Wir sehen euch.
10. Sport @Home
Kein Schwangerschaftsyoga, kein Rückbildungskurs, kein Kinderturnen. Während des 1. und 2. Lockdowns fielen praktisch alle Sportkurse weg. Viele von uns versuchten das Zuhause irgendwie zu kompensieren, aber wenn wir ganz ehrlich sind: Zusammen ist es einfach schöner.
Die wenigsten haben wohl ein ambitioniertes Sportprogramm durchgezogen. Stattdessen waren wir froh über die diversen kostenfreien Angebote, die unsere Kinder zum Hüpfen animierten, damit wir kurz durchatmen konnten.
11. Geschlossene Spielplätze
Deutschlandweit waren während des ersten Lockdowns die Spielplätze gesperrt. Klar, am Anfang wusste man wenig über das Coronavirus. Für viele Familien, die keinen eigenen Spielplatz oder zumindest Garten hatten, war das fatal. Denn wohin mit den Kindern, die sich doch auch auspowern mussten?
Für viele Eltern waren die mit Flatterband abgesperrten Spielgeräte aber auch ein Versagen der Politik, die bei den Schwächsten ansetzte.
12. Selbstgenähte Masken
Dass viele von uns zu Hobbynäher*innen werden, dass war vor Corona auch nicht abzusehen. Und plötzlich hieß es: Wir brauchen Alltagsmasken. Weil medizinische Masken kaum verfügbar waren und vor allem für medizinisches Personal gedacht, finden wir an zu nähen.
Bei familie.de haben wir sogar ein Schnittmuster für einen Mund-Nasen-Schutz entwickelt, sowie DIYs für all die, die ihre Alltagsmasken nicht selbst nähen wollten. Inzwischen müssen wir unseren Alltag aber mit medizinischen Masken bestreiten, was definitiv mehr Sicherheit bietet, aber auch weniger Farbakzente in unserem Leben setzt.
13. Digitalität in Deutschland
Dass es soo gut um die Digitalität an Schulen nicht bestellt war, war schon vorher klar. Aber dass es im Lockdown so gravierende Unterschiede gibt, damit haben wohl nur die wenigstens gerechnet. Während manche Leher*innen sich mit Onlineangeboten und Kontaktmöglichkeiten überschlugen, mussten viele Familien auch auf Arbeitsblätter warten, sich auf irgendwelchen Plattformen anmelden und hoffen, dass die Leitung während des Videocalls nicht zusammenbrach.
Worüber dabei viel zu wenig gesprochen wurde: Mangelnde Teilhabe, weil nicht jede Familie digitale Endgeräte hatte und auch nicht jede über einen Internetanschluss verfügte.
14. Plastikmüll
Das letzte Jahr war kein gutes fürs Klima. Denn viele von uns haben nicht mehr in den kleinen Bioläden ums Eck eingekauft, sondern alles auf einmal im riesigen Discounter organisiert. Einmal einkaufen, mindestens eine Woche Ruhe, war bei vielen die Devise. Verständlich, gerade in der Anfangszeit vom ersten Lockdown wollte niemand so richtig gern zum Einkaufen gehen. Für die Umwelt ist unser verändertes Einkaufsverhalten eher schlecht. Deswegen sollten wir alle schauen, dass wir zukünftig versuchen auf soviel Plastik wie möglich zu verzichten (was bei den vielen OP-Masken gar nicht so einfach ist).
15. Abstand halten
Seit einem Jahr halten wir Abstand. Von unseren Liebsten, von Fremden. Viele von uns haben die Verwandten schon länger nicht gesehen, für andere ist die Unterstützung der Großeltern eine Unterstützung, die immer auch von Sorgen begleitet ist. So richtig sorglos begegnen wir einander nicht mehr. Oft schwingt da Verunsicherung mit, ob es jemals wieder wird wie vor Corona. Eine Antwort haben wir darauf im Moment alle nicht.