Wenn Ihr Kind sich in letzter Zeit weigert, an den gemeinsamen Mahlzeiten teilzunehmen und sein Essen lieber allein zu sich nimmt, sollten Sie hellhörig werden. Auch wenn Ihr Kind vorgibt, bereits gegessen zu haben oder sein Essen lieber selbst zubereiten möchte, könnte das auf Magersucht hindeuten. Denn wenn eine Nahrungsaufnahme stattfindet, dann wird sie oft zum Ritual stilisiert. Typisch ist zudem die extrem kritische Auseinandersetzung mit Lebensmitteln und deren Kaloriengehalt, das vermeiden von „Dickmachern“ und ständiges Wiegen des eigenen Körpergewichts oder eine übertriebene sportliche Betätigung.
Streitigkeiten übers Essen
Verschmäht Ihr Kind plötzlich sein Lieblingsgericht? Essen gehen oder Familienfeste, bei denen geschlemmt wird, sind eine Qual? Knabbern oder Naschen sind auf einmal tabu, Butter und andere Brotbeläge werden nur noch hauchdünn aufgetragen. Am Tisch trinkt Ihr Kind vor dem Essen mehrere Gläser Wasser, um das Hungergefühl zu reduzieren oder lässt Mahlzeiten unter verschiedenen Vorwänden ausfallen. Mit Streitigkeiten in der Familie, die das Essen oder die gemeinsame Nahrungsaufnahme betreffen, äußert sich oft eine beginnende Essstörung.
Starker Gewichtsverlust in kurzer Zeit
Der starke Gewichtsverlust ist ein Merkmal der Magersucht. Alarmierend sind mehr als sechs Kilo in einem Zeitraum von drei Monaten. Die Betroffenen reduzieren ihr Gewicht in relativ kurzer Zeit, bis sie auffallend dünn sind. Die Nahrungsaufnahme wird entweder durch bewusstes Hungern oder mit Hilfe von Appetitzüglern reduziert, oder die Nahrung selbst wird mit Abführmitteln wieder aus dem Körper entfernt, bevor die „bösen“ Kalorien zuschlagen können. Achten Sie bei Ihrem Kind darauf, ob es Tabletten einnimmt oder ob es irgendwo Arzneimittelpackungen aufbewahrt. Schauen Sie im Hausmüll nach Verpackungen von entsprechenden Medikamenten.
Wenn Äußerlichkeiten zum Dauerthema werden
Haben Sie das Gefühl, die Gedanken Ihres Kindes drehen sich nur noch um seinen Körper und sein Gewicht? Erwischen Sie Ihr Kind ständig dabei, dass es seinen Körper kritisch vor dem Spiegel betrachtet oder auf der Waage steht? Magersüchtige sind sehr unsicher und leiden gleichzeitig unter ihrem eigenen Perfektionismus. Die Krankheit geht oft einher mit einem starken Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Anerkennung. Die Betroffenen versuchen, stets gute Leistungen zu erbringen und die Kontrolle über den eigenen Körper zu gewinnen, um ihr Selbstbewusstsein zu steigern. Das ständige bewusste Hungern gibt ihnen das Gefühl, die Macht über den eigenen Körper zu haben.
Nach dem Essen aufs Klo
Rennt Ihr Kind nach dem Essen förmlich Richtung Toilette? Ist die Toilette danach verschmutzt? Riecht es dann häufiger nach Erbrochenem oder gibt es Hinweise auf den Gebrauch von Abführmitteln? Bulimiker versuchen, nach dem Essen die zu sich genommenen Kalorien durch selbst herbei geführtes Erbrechen oder durch Abführmittel wieder loszuwerden. Die Folgen sind, neben anderen körperlichen Mangelerscheinungen, ein andauernder Verlust von Elektrolyten, was Nierenprobleme verursacht. Der ständige Kontakt mit Magensäure bei übermäßigem Erbrechen kann zu Verätzungen der Speiseröhre und zu Schädigung des Zahnschmelzes führen.
Sport bis zur Erschöpfung
Durch die krankhafte Angst, dick zu werden, treiben viele Jugendliche mit Essstörungen übermäßig viel Sport. Oft wirken sie dabei verbissen, es geht nicht um den Spaß an der Bewegung. Die körperliche Betätigung reicht bis zur Erschöpfung und ist Ausdruck ihres persönlichen Kampfes gegen das Gewicht und den eigenen Körper. Dabei wird jede Gelegenheit genutzt und sollte das selbst auferlegte Pensum nicht einzuhalten sein, stellen sich schnell Unzufriedenheit, Frust und schlechte Laune ein.
Perfektionismus gegenüber dem eigenen Erscheinungsbild
Gerade Bulimie lässt sich bei Betroffen von außen oft schwer erkennen. Die Essstörung tritt meist eher gegen Ende der Pubertät auf. Vom Erscheinungsbild her sind bulimische Frauen oder Männer eher unauffällig, meist sehr gepflegt und eher schlank als zu dünn. Auffällig ist aber ihr Perfektionismus sich selbst gegenüber, der sich auch in übertriebenem Ehrgeiz äußern kann.
Anzeichen für Magersucht und Bulimie
Nach einer Studie des Robert-Koch-Instituts liegt bei jedem fünften deutschen Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren der Verdacht einer Essstörung vor. Das sind vor allem für Eltern von pubertierenden Kindern alarmierende Nachrichten. In der Pubertät durchläuft der Körper tiefgreifende Veränderungen. Da ist es für Eltern nicht leicht, zwischen gesunden und ungesunden Veränderungen von Gewicht und Körper zu unterscheiden. Woran erkennen Sie als Eltern, dass mit Ihren Kindern etwas nicht stimmt? Familie.de nennt zehn Anzeichen für Magersucht und Bulimie.
Körperliche Mangelerscheinungen
Die Ernährung von Magersüchtigen ist oft sehr einseitig. Das führt relativ schnell zu Mangelerscheinungen des Körpers. Es fehlen wichtige Spurenelemente wie Kalium und Eisen. Der Körper produziert zu wenig weiße Blutkörperchen, die Folge ist eine schlechte Immunabwehr. Die Haare werden dünner, die Haut wird empfindlicher und blasser, man bekommt häufig wunde Mundwinkel oder friert schneller. Auch der Hormonhaushalt des Körpers verändert sich, bei Mädchen kann daraufhin beispielsweise die Regelblutung ausbleiben.
Störung der eigenen Wahrnehmung
Findet Ihr Kind sich selbst zu dick und hat panische Angst davor zuzunehmen, obwohl es eigentlich eine normale oder sogar schlanke Figur hat? Fallen öfter Sätze wie „Ich habe einen dicken Bauch“ oder „ Mein Hintern ist fett“? Vergleicht sich Ihre Tochter häufig mit sehr schlanken Menschen, zum Beispiel mit Models? Jungs beschweren sich dagegen häufig über fehlende Muskeln. Wirkt es so, als würden manche Dinge gar nicht mehr zu Ihrem Kind durchdringen? Denn auch die Gefühlswahrnehmung ändert sich: Der anhaltende Hungerszustand versetzt Magersüchtige in eine mentalen Zustand, der sie Ärger, Wut und Angst wie durch einen Filter erleben lässt.
Extremes Essverhalten
Gibt Ihr Kind plötzlich übermäßig viel Taschengeld für Süßigkeiten oder Fast Food aus? Oder verschwinden größere Mengen Lebensmittel aus dem Vorratsschrank? Ein typisches Kennzeichen für Bulimie sind Extreme beim Essverhalten: Mal werden sehr große Mengen in sich hineingestopft und Ihr Kind scheint gar nicht satt zu werden. Auf eine Heißhungerattacke folgt Enthaltsamkeit, mit der die überzähligen Kalorien scheinbar bei der nächsten Mahlzeit wieder eingespart werden. Oft essen Betroffene heimlich, vor allem kalorienreiche Nahrung, die sich schnell hineinstopfen lässt.