Schlachthöfe sind immer wieder in aller Munde und mehr und mehr wird über die Herkunft von Lebensmitteln diskutiert. Bio-Lebensmittel erfreuen sich daher immer größerer Beliebtheit, schließlich wollen wir alle nur das Beste für unsere Familien! Auch wir setzen seit der Geburt unseres Sohnes auf Bio. Nun gibt es verschiedene Bio-Siegel, aber es gelten unterschiedliche Richtlinien.
Welche Bio-Siegel gibt es überhaupt?
Ein Bio-Siegel kennzeichnet ein Produkt, welches bestimmten Anforderungen entspricht. Neben regionalen Ökosiegel gibt es im wesentlichen fünf bekannte und große Bio-Siegel bzw. Marken:
- das EU-Bio-Siegel
- das Bioland-Siegel (genau genommen kein Siegel, sondern eine Markenkennzeichnung der Marke Bioland)
- das Naturland-Siegel
- das Demeter-Siegel
Nun sollten wir diese in keinem Fall über einen Kamm scheren, denn bei genauerer Betrachtung tauchen gravierende Unterschiede auf. Aber dennoch gilt: Bio ist besser als kein Bio. Das ist ja schon mal eine gute Nachricht!
Das EU-Bio-Siegel fasst die Mindeststandards für die ökologische Erzeugung zusammen und wie der Name schon sagt, gilt die EG-Öko-Verordnung (Europäische Öko-Verordnung) für die ganze EU, sofern die Lebensmittel das Siegel tragen sollen. Es ist wohl das bekannteste Bio-Siegel. Es konzentriert sich auf den fairen Handel mit den Erzeugern und Händlern.
Demeter (gegründet in 1924) ist das älteste und zugleich strengstes Bio-Siegel. Schon die Nahrung der Tiere entspricht höchster Qualität. Die Demeter-Landwirtschaft setzt auf eine lebendige Kreislaufwirtschaft. Außerdem geht aus den Richtlinien beispielsweise hervor, dass ein krankes Tier erst Antibiotika erhält, wenn Naturheilverfahren zur Heilung ausprobiert wurden.
Biokreis (gegründet in 1979) vergibt das "regional & fair"-Siegel. Die Betriebe müssen ihre Rohstoffe zu einem großen Teil aus dem Umland (Umkreis von 200 km) beziehen. Das Futter stammt aus ökologischer Landwirtschaft und enthält wenige Zusatzstoffe. Weiterer Schwerpunkt ist die nachhaltige Landwirtschaft.
Die Richtlinien des Bioland-Verbands (gegründet in 1971) verbieten u. a. den Einsatz von Gentechnik und chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Düngern; der Einsatz der Dünger und die Zahl der Tiere pro Fläche sind beschränkt. Besonderen wert legt der Verband auf eine nachhaltige Landwirtschaft, den Umwelt- und Naturschutz und das Tierwohl. Dabei soll die Artenvielfalt erhalten bleiben und die natürliche Lebensgrundlage bewahrt werden.
Naturland (gegründet in 1982) zertifiziert ökologische Betriebe in 58 Ländern der Erde. Der Verband legt damit ein Augenmerk auf ökologisches, soziales und faires Wirtschaften weltweit. Außerdem sind soziale Anforderungen fester Bestandteil der Richtlinien. Die Zusatzzertifizierung Naturland Fair ergänzt dies um den Aspekt des Fairen Handels.
Der große Bio-Siegel-Vergleich als Tabelle:
Die Bio-Siegel in der Übersicht zeigen euch die Unterschiede auf und welche Maßnahmen jeweils zulässig (Haken) oder unzulässig (X) sind.
Zusatzstoffe im Vergleich
In der EU sind 316 Lebensmittel-Zusatzstoffe zugelassen. Doch davon sind nicht alle unbedenklich. Im Vergleich:
- Die EG-Öko-Verordnung (EU-Bio-Siegel) erlaubt 53 Zusatzstoffe.
- Bioland und Naturland erlauben in ihren Richtlinien 22 Zusatzstoffe.
- Demeter lässt 21 Zusatzstoffe zu.
Bio-Siegel sind hilfreich und verwirrend zugleich.
Bio-Siegel sind eine gute Erfindung, wie ich finde. So weiß ich, dass ich das zertifizierte Produkt mit gutem Gewissen kaufen kann. Allerdings kommt man im Alltag schnell an seine Grenzen, sofern man nicht gleich in einen Bio-Laden marschiert. In einem "normalen" Supermarkt die genannten Siegel zu finden, gleicht schon eher Detektivarbeit. Mit Kind im Einkaufswagen, super! Wir steuern deshalb vermehrt den Bio-Laden an, da weiß ich wenigstens, dass ich nicht mehr auf Siegel-Suche gehen muss.
Bio-Siegel: Darauf könnt ihr euch verlassen!
Nachdem wir uns nun durch den Bio-Siegel-Vergleich gewühlt haben, bleibt eine Frage: Was steckt denn nun in den Produkten? Denn eins ist klar: Die Übersicht ist zwar schön und gut, aber im Alltag nicht praktikabel.
Auf was könnt ihr euch denn jetzt verlassen, wenn ihr ein Produkt mit einem Bio-Siegel in den Händen haltet?
- Produkte, die ein Bio-Siegel haben, bestehen zu mindestens 95 % aus Inhaltsstoffen ökologischen Ursprungs.
- Demeter-Produkte müssen 100 % Bio und mindestens 90 % Demeter-Rohstoffe enthalten. Folgende Abstufung könnt ihr euch merken: Demeter, andere Verbände, EU-Bio-Ware.
- Produkte mit Bioland-Logo bzw. Naturland-Siegel bestehen zu 100 % zertifizierten Zutaten.
Quellen: Demeter, Bioland, Naturland, utopia.de, vergleich.org
Bildquelle: Gettyimages/Halfpoint