Angesichts steigender Coronainfektionszahlen in bestimmten Hotspots und in Grenznähe zu Tschechien wollen jetzt mehrere Ministerpräsidenten die Impfreihenfolge ändern. Könnten so schneller viel mehr Menschen geimpft werden als bisher?
Das Impfdilemma
Der Impfstoff von AstraZeneca soll teilweise laut Medienberichten ungenutzt in den Impflagern liegen, weil Impftermine nicht wahrgenommen oder wieder abgesagt werden. Der Impfstoff habe ein schlechtes Image, weil er zunächst nur Menschen unter 65 geimpft werden sollte und dann einige Nebenwirkungen bei den ersten Impflingen auftraten, die jedoch erwartbar gewesen seien.
Das Interesse am Impfstoff sei regional sehr unterschiedlich und führe zu einem Impfdilemma: Bestimmte Impfgruppen, die den Impfstoff schnellstmöglich gern hätten, kommen in der Impfreihenfolge (noch) nicht dran und einige von denjenigen, die jetzt damit geimpft werden könnten, sagen ihre Impftermine ab. Letzte Woche habe ein Sprecher des Gesundheitsministeriums erklärt, dass nur 15 % der gelagerten Impfdosen von AstraZeneca bisher verimpft worden seien. Das heißt, es ist eigentlich genug Impfstoff auf Halde, mit dem schon geimpft werden könnte, doch die aktuelle Impfverordnung lässt nur bestimmte Gruppen zu.
Bayern und Sachsen wollen jetzt einen eigenen Impfweg einschlagen
Da sich in Tschechien aktuell rasant neue Varianten des Coronavirus ausbreiten und mit den Berufspendlern auch über die Grenze zu uns kommen könnten, reagieren Bayern und Sachsen jetzt: Die beiden Bundesländer haben sich dem Nachrichtenmagazin Spiegel zufolge zusammengetan und möchten regional das Impftempo erhöhen.
Markus Söder betont, es müsse bundesweit gemeinsam über das Endes des Lockdowns beraten werden, doch seien regionale Anpassungen notwendig. Im sächsischen Vogtland nähe der tschechischen Grenze steigen die Coronazahlen aktuell wieder an. Daher plädiert Ministerpräsident Michael Kretschmer dafür, dort generell alle Bewohner ab 18 mit AstraZeneca impfen zu lassen. Beide Landeschefs setzen sich dafür ein, dass der gelagerte Impfstoff so schnell wie möglich dort eingesetzt wird, wo er dringend benötigt werden würde.
"Das Impfkonzept muss komplett überarbeitet werden, sonst wird es zur Mangelverwaltung."
Auch in Sachsen-Anhalt steigen regional die Infektionszahlen in die Höhe. Im Burgenlandkreis arbeiten viele tschechische Pendler, die die tschechische Virusmutation mitbringen. Ähnlich sehe es auch in bestimmten Regionen Thüringens aus, in denen Berufspendler aus Tschechien arbeiten.
Einheitlicher Impfstufenplan?
Die Ministerpräsidenten von Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wollen jetzt einen einheitlichen Stufenplan für Impfungen ausarbeiten. Es habe dazu bereits erste Gespräch gegeben. Doch entschieden wird dies erst am Mittwoch auf der gemeinsamen Konferenz mit der Bundeskanzlerin. Dann wollen die vier Bundesländer entweder ihren eigenen Plan aufsetzen, wenn nicht insgesamt etwas an der Impfpriorisierung und am bisherigen Vorgehen geändert wird.
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