Zwei Wissenschaftler*innen der TU Berlin haben exakt ermittelt, an welchen Orten und Innenräumen das Risiko einer Verbreitung des Coronavirus besonders hoch ist. Das Ergebnis zeigt, dass die Hygienekonzepte vor allem an zwei Orten sehr gut sein müssen und man hier nicht zu schnell lockern darf, um alle Menschen zu schützen.
Martin Kriegel und Anne Hartmann vom Herrmann Rietschel Institut der Technischen Universität Berlin untersuchten in einer Studie, wie hoch das Risiko ist, sich in Innenräumen mit dem Coronavirus anzustecken. Dazu verglichen sie die Daten der Aerosolkonzentration, Atemaktivität und Quellstärke sowie den Aufenthalt verschiedenster Personen in einem Raum und berechneten, wie hoch der R-Wert sei.
Nach diesem Wert steckt sich in einem bestimmten Raum eine andere Person an. Voraussetzung der Berechnung war, dass sich alle Personen in dem jeweiligen Raum an die Abstands- und Hygieneregeln halten und gelüftet wird.
In Schulen und Büros ist das Ansteckungs-Risiko am größten
Das größte Risiko sich mit dem Coronavirus anzustecken besteht demnach in weiterführenden Schulen bzw. Oberschulen und Großraumbüros. Wenn Schüler keine Maske tragen und sich in einem voll besetzten Klassenraum befinden, wäre der R-Wert 11,5. Einen ähnlich hohen R-Wert haben laut Studie auch Mehr-Personenbüros und Fitnessstudios.
Dieses Ergebnis spricht dafür, vor allem Großraumbüros weiterhin geschlossen zu halten und die Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken. Die Studie zeigt auch, dass es wichtig ist, den Unterricht an Oberschulen nur unter größten Hygienebedingungen wieder aufzunehmen und die Schülerzahl in einem Raum deutlich zu reduzieren.
"Nach dem aktuellen Stand des Wissens sind für eine schwerwiegende Infektion mit SARS-CoV-2 die Dosis und die natürlichen Abwehrmechanismen des Menschen ent-scheidend. Dafür sind die Verringerung der Personenanzahl pro Grundfläche und eine gute Belüftung mit Außenluft (Verdünnung) notwendig. Die normalen Hygieneregeln des Bundesministeriums für Gesundheit (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BzgA, www.infektionsschutz.de) sollten ausreichen."
Martin Kriegel, Anne Hartmann
Die Wissenschaftler*innen merken jedoch an: "Die Beurteilung des absoluten Infektions-Risikos über Aerosolpartikel ist noch nicht ausreichend evidenzbasiert". Es seien noch nicht genügend empirische Beweise ausgewertet worden, doch man könne das Risiko dennoch bewerten.
Räumlichkeit | x-faches Risiko gegen R. ≤ 1 |
Oberschule ohne Maske Vollbesetzung | 11,5 |
Mehrpersonenbüro 50 % Belegung ohne Maske | 8,0 |
Oberschule 50 % Belegung ohne Maske | 5,8 |
Fitnessstudio 50 % Belegung ohne Maske | 3,4 |
Oberschule 50 % Belegung mit Maske | 2,9 |
Restaurant 50 % Belegung | 2,3 |
Schwimmhalle | 2,3 |
Mehrpersonenbüro 20 % Belegung mit Maske | 1,6 |
Fernbahn, Fernbus 3 h Fahrt 50 % Belegung mit Maske | 1,5 |
Sporthalle (Freizeitsport) 50 % Belegung ohne Maske | 1,5 |
Fitnessstudio 30 % Belegung mit Maske | 1,4 |
Restaurant 25 % Belegung | 1,4 |
Kino 40 % Belegung ohne Maske | 1,1 |
Shopping mit Maske und 10 qm/Person | 1,1 |
Kino 30 % Belegung ohne Maske | 1,0 |
Supermarkt mit Maske | 1,0 |
ÖPNV mit Maske | 0,8 |
Theater, Oper, Museen 40 % Belegung mit Maske | 0,6 |
Friseur Damen mit Maske | 0,6 |
Theater, Oper, Museen 30 % Belegung mit Maske | 0,5 |
In Theatern, Museen und bei Friseuren verbreitet sich das Virus seltener
Die Studie zeigt aber auch, dass vor allem jene Bereiche, die seit Wochen und teilweise Monaten geschlossen sind, eher ein geringeres Risiko haben. In Kultureinrichtungen wie Opern, Museen und Theater sei der R-Wert bei einer Auslastung 30 % nur auf 0,5. Man könnte diese also am ehesten bei geringerer Personenanzahl wieder öffnen.
Direkt dahinter wäre der R-Wert von Friseuren, die bei einer Auslastung von 5 % auch einen R-Wert unter 1 haben. Damit ist das Vorgehen der Bundesregierung bestätigt, dass die Friseure am 1. März unter Hygieneauflagen wieder öffnen dürfen.
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