Bei einem Essen mit meinen Freundinnen kam letztens das Thema "Dad Bod" auf – der laut vielen Medien ja, der absolute Trendbody für Männer sein soll und auf den Frauen viel mehr stehen als auf super durchtrainierte Typen. Daraufhin brach an unserem Tisch eine hitzige Diskussion aus: Was zählt noch als Dad Bod? Finden wir das wirklich alle sexy? Gibt es auch Mom Bods und werden die auch gehypt?
Was ist ein Dad Bod?
Wenn ihr, wie viele meiner Freundinnen, den Begriff "Dad Bod" vorher auch noch nie gehört habt, dann hier eine kurze Erklärung: Mit Dad Bod (dt. Papa-Körper) ist ein Männerkörper gemeint, der einmal durchtrainiert war und jetzt um die Mitte ein bisschen Fett angesetzt hat. Also der Körper den viele Männer ab 40 haben/bekommen, wenn sie zwar Sport machen, aber es damit nicht übertreiben und dabei gerne essen und das Leben genießen. Hier ein Beispiel:
Alle stehen auf den Dad Bod. Alle?
Nein, nicht alle, denn schon alleine am Tisch mit meinen Freundinnen gab es einige, die meinten, dass so ein Mann mit Bauch nicht so ihr Fall sein. Andere wiederum fanden so ein kleines Bäuchlein kuschelig und gemütlich. Einig waren wir uns allerdings, dass nicht der Bauch zählt, sondern das Gesamtpaket. Und dass man natürlich den eigenen Partner auch mit etwas mehr Speck am Bauch noch attraktiv findet, auch wenn er früher einmal anders aussah. Aber drehen wir uns auf der Straße nach Männern mit Dad Bod um? Atmen wir tief ein, wenn im Kino ein Dad Bod auf der Leinwand erscheint? Eher weniger – den haben wir ja schon Zuhause. Dann doch lieber Ryan Gosling, Jared Leto oder Chris Hemsworth (zwei davon sind Dads und haben, wenn man es genau nimmt, damit auch ein Dad Bod).
Wo kommt der Dad Bod plötzlich her?
Natürlich ist der Dad Bod eine amerikanische Erfindung bzw. ging der Begriff aus einem Artikel „Why Girls Love the Dad Bod“ der Studentin Mackenzie Pearson von der Clemson University in South Carolina hervor. Er wurde in den Sozialen Medien aufgegriffen und bald durch die ganze Medienlandschaft geweht. Und plötzlich fanden alle den Dad Bod heiß – zumindest behaupten das GQ und Co. (und wer ihn nicht mag, für die haben die Fitnessmagazine gleich die passenden Links, wie man den Dad Bod wieder loswird). Der Artikel gibt folgende Argumente für den Dad Bod, und was wir davon halten:
- Wenn der Partner einen Dad Bod hat, fühlt man sich als Partnerin weniger genötigt einen straffen (Afterbaby-)Model-Body zu haben. Diesen Druck kennen meine Freundinnen und ich nicht. Aber wären wir mit Chris Hemsworth verheiratet, sähe das vielleicht anders aus.
- Keine Frau will mit einem Stein kuscheln. Kuscheln vielleicht nicht, aber ... mit Chris Hemsworth.
- Neben einem Dad Bod ist es leichter als Frau schlank und zierlich zu wirken. Ähm ja, manche von uns sind vielleicht sogar von Natur schlank und wie wir neben unserem Partner wirken, ist meiner Damenrunde bisher nicht wichtig gewesen – aber wir sind auch nicht mit Chris Hemsworth verheiratet.
- Hat der Partner einen Dad Bod, dann wissen Frauen, was sie in ihrer Zukunft erwartet. Äh und? Auch im Alter verändern sich Körper nochmal – manche werden dicker, andere finden Zeit für mehr Sport und werden dünner. Darüber, wie unsere Männer in 20 Jahren aussehen, haben wir am Tisch noch nie einen Gedanken verschwendet – aber wir sind auch nicht mit Chris Hemsworth verheiratet.
Ich möchte daran erinnern, dass der Artikel von einer amerikanischen Studentin verfasst wurde. Ihr Gedanken zu Männerkörpern unterscheidet sich vermutlich erheblich von denen meiner Freundinnen und mir, alle eher um die 40. Aber mit 20 hätte ich auch kein Loblied auf den Dad Bod veröffentlicht – das hätte ich cringe gefunden, hätte es das Wort damals schon gegeben!
Und was ist mit dem Mom Bod?
Schnell kame wir zur Frage, was denn das Gegenteil vom Dad Bod ist? Der Mom Bod? Den gibt es schon und nennt sich in den Medien Plus Size (wenn es nett ausgedrückt werden soll). Sicherlich gibt es auch da Vertreterinnen, die von den Medien und Menschen als sexy und wünschenswert gefeiert werden, z. B. Ashley Graham. Aber mal ehrlich – Frauen mit den gleichen Körpermaßen, die uns in normalen Klamotten, ohne professionelles Make-up und Haarstyling außerhalb eines Victoria Secrets-Laufstegs auf der Straße begegnen, würden eben diese Medien und Menschen vermutlich nicht als sexy Mom Bod feiern.
Für mich ist das wieder pure Bigotterie und typisch patriarchales Denken, dass sich auch im Abfeiern von Männern, die im Haushalt "helfen" oder ihre eigenen Kinder "betreuen" zeigt. Ein Doppelstandard, der uns Frauen das Letzte abverlangt und Männer für die selbstverständlichsten Dinge in den Himmel lobt.
Versteht mich nicht falsch – an Dad Bods ist absolut nicht falsch, ebenso wenig an Chris Hemsworth. Aber man muss sie meiner Meinung nach auch nicht als heißen Trend feiern. Am besten feiern wir einfach gar keine Körperkult-Trends, sondern hören generell auf, die Körper anderer zu bewerten und lieben die Körper, die wir lieben, ohne ihnen Namen zu geben. Nicht Waschbär, nicht Waschbrett, sondern einfach waschecht – so mögen wir unsere Männer am liebsten (und Chris Hemsworth).
Berühmte Dad Bods
Hinweis: Natürlich finden nicht ALLE Frauen Chris Hemsworth hot und sexy, nicht einmal alle bei meinem Freundinnen-Dinner taten dies. Aber er ist so ein schönes Gegenbeispiel für den Dad Bod (obwohl er einen Dad Bod hat, weil eben selber Dad). Der persönliche Geschmack der Autorin hatte auf die häufige Erwähnung von Chris Hemsworth keinen Einfluss *husthust*
