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Unschuldig!

Darum kommen Eltern oft zu spät: 11 gute Gründe, um uns zu verzeihen

Kolumne Charoline Bauer: Warum wir wegen unseres Kindes zu spät kommen

Früher war ich die Pünktlichkeit in Person und hatte wenig bis kein Verständnis für Menschen, die zu einer Verabredung zu spät kamen. Nur Naturkatastrophen waren als Entschuldigung für Verspätungen akzeptiert. Ich bin auch heute noch pünktlich ... wenn mir die Kinder nicht dazwischen kommen … aber die sind manchmal ja auch sowas wie eine Naturkatastrophe.

Irgendwann im Juli gibt es einen offiziellen Tag des Zuspätkommens. Für viele Familien ist dieser Tag gefühlt jeden Tag. Auch für uns! Als wir noch keine Kinder hatten, habe ich mich immer ein bisschen über meine Freunde mit Kindern geärgert, die zu unseren Verabredungen grundsätzlich zu spät kamen. Nun haben wir seit ein paar Jahren selber Kinder und ich muss gestehen: auch wir kommen jetzt zu spät! Nicht immer, aber viel zu oft und ich hasse mich dafür. Denn ich halte Zuspätkommen trotz besseren Wissens immer noch für ein Versagen der Eltern. Denn wer sich verspätet, hat sich, ganz grob gesagt, zeitlich verkalkuliert. Um dieses Risiko zu minimieren, müssen Eltern nur mehr Zeit und Vorlauf für Verabredungen einplanen, dann klappt es auch mit dem Pünktlich sein. So weit die Theorie!

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Was schief gehen kann, geht schief

In der Praxis klappt das eher so semi, vor allem seit wir mehr als ein Kind haben. Denn als Mama habe ich gelernt, dass so ein Kind unendlich viele Variablen mit sich bringt, die ein Zuspätkommen verursachen können, dass nicht einmal ein Supercomputer sie alle einrechnen könnte. Ein zweites (oder drittes, viertes ...) Kind potenziert diese unendliche Anzahl noch einmal. (Kann man eine unendliche Zahl potenzieren?) Um alle Eventualitäten auszuschließen, wegen denen man als Eltern zu spät zu einem Termin kommen könnte, müsste man Montags schon mit der Vorbereitung für seine Verabredung am Freitag beginnen – und selbst dann ist eine Verspätung nicht ausgeschlossen.

Klingt absurd? Ist es auch. Aber so ist das Leben mit Kindern manchmal (ok, immer!), wie meine 11 Gründe, warum ich wegen meinen Kindern schon zu spät gekommen bin, zeigen:

#1 Windel schon wieder voll! Verspätungszeit: 35 Minuten

Mein süßes Baby ist frisch gewickelt, die Sachen sind gepackt, es kann losgehen. Aber was riecht da so? Nicht schon wieder! Keine 5 Minuten nach dem Wickeln ist die Windel schon wieder voll. Und wie! Beim Wickeln gibt es noch einen Pinkelunfall obendrauf und ich muss vorm Losgehen selbst nochmal schnell duschen.

#2 Mama, ich muss kacken: 5 bis 30 Minuten

Das Pendant zur vollen Windel beim Losgehen, ist mit älteren Kindern, der freudige Ausruf, dass man genau jetzt vor dem Losgehen noch ein großes Geschäft verrichten muss. Und da hilft auch kein Antreiben (Pressen, Pressen!), denn im Zweifelsfall muss Junior oder Juniorette dann unterwegs nochmal knaddeln und dann kann man die Verabredung auch schon gleich vergessen. Denn falls es unterwegs keine Toilette gibt, geht im Zweifelsfall alles in die Hose. Immerhin kommen wir dann nicht zu spät, sondern einfach gar nicht!

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#3 Papa, du hast da was! Verspätungszeit: 5 Minuten

Alle Mann, Frauen und Kinder sind Abmarsch bereit zum Picknick mit Freunden im Park: Ähm, Schatz, du hast da was! Wo denn? Auf der Schulter! Das Kind hat seinem Papa unbemerkt auf die Schulter gespuckt. Also nochmal schnell zurück und Shirt wechseln.
Übrigens konnten uns solche kleinen Malheure im weiteren Verlaufe unseres Elternseins nicht mehr davon abhalten pünktlich zu sein. Wir nennen die Babyflecken auf unseren Oberteilen liebevoll “Elternorden” und gehen einfach mit dreckigem Shirt los.

#4 So willst du gehen? Verspätungszeit: 20 Minuten

Das Baby ist angezogen und sauber, die Windel frisch und leer, die Babytasche gepackt, es kann losgehen. Beim Verlassen der Wohnung werfe ich einen letzten Blick in den Spiegel und bleibe entsetzt stehen: Ich habe vergessen mich anzuziehen! Um ein Haar wäre ich in meinem Schlafanzug aus dem Haus gestürmt – und damit meine ich kein sexy Negligé, das man in Berlin vielleicht noch als coolen Hipster-Mum-Look akzeptiert hätte, sondern die ausgeleierte Schlapper-Gemütlich-Variante voller Milchflecken! Passend dazu auch schon passiert: Nur die Hälfte des Gesichts geschminkt und erst beim Blick in den Spiegel im Büro bemerkt!

#5 Schlaf, Kindlein, Schlaf! Verspätungszeit: bis zu 2 Stunden

Wenn mein Baby endlich mal schläft, mache ich vor Erleichterung ganz leise einen Freudentanz. Anschließend versuche ich dann in einer Stunde liegengebliebene Erledigungen von mehreren Tagen aufzuholen oder sinke einfach erschöpft aufs Sofa und penne selber ein. Beides führt gerne zu erheblichen Verspätungen. Bei der Mitschlafvariante wache ich aus Erschöpfung nicht wieder auf, bis das Kind sich meldet. Und wenn ich im Erledigungsrausch bin, will ich mein Kind partout nicht wecken, sondern noch ganz schnell auch noch Dies und Jenes machen. Und schon ist die Zeit vergessen, aber leider nicht stehen geblieben!

#6 Spontaner Dammbruch. Verspätungszeit: 20 Minuten

Musst du nochmal Pipi? Nein! Sicher? Ja. Willst du nicht nochmal gehen? ICH MUSS KEIN PIPI! Ok, dann los. Mama, eingepullert!

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#7 Dammbruch Reloaded. Verspätungszeit: 45 Minuten

Mit Kind ist es oft so: Wenn es unten nicht gerade ausläuft, dann oben. Mein Kind bekommt gerne in den ungünstigsten Momenten, z. B. wenn wir gerade zu seinem eigentlich heißgeliebten Schwimmkurs los wollen, einen Heulkrampf. Die Gründe dafür sind so vielfältig wie absurd: weil gerade die Sonne scheint oder die Treppe so viele Stufen hat oder das Auto blau ist oder Mama gelbe Socken an hat … ihr versteht das Prinzip schon, oder? Ein Zufallsgenerator ist absolut berechenbar gegen die Launen (m)eines Kindes!

#8 Mama, wo ist mein (beliebiges Spielzeug einsetzen)? Verspätungszeit: 2 bis 30 Minuten

Kinderzimmer sind die reinsten Bermuda-Dreiecke. Darin verschwinden so viele Dinge spurlos, dass David Copperfield vor Neid erblassen würde. Und mein Sohn will kurz vom Weggehen garantiert immer genau das Auto oder Stofftier, das er gerade partout nicht finden kann. Bei uns gilt ja die Regel: Was Mama nicht findet, ist für immer verloren! Und in den meisten Fällen finde ich verschollene Spielzeuge mit der Präzision eines auf Spielsachen abgerichteten Bluthundes. Manchmal aber auch nicht und dann kommen wir unweigerlich zu spät. Zwar ist es möglich, das Kind auch ohne das Objekt seiner Begierde aus der Wohnung zu bugsieren, aber der Tag ist dann gelaufen. Das mache ich nur, wenn ich ihn danach in der Kita abgeben kann. Böse Mama, ich weiß!

#9 Ich hab Hunger! Verspätungszeit: 15 Minuten

Mein Kind hat eigentlich nie Hunger, außer wir wollen dringend irgendwohin. Dann kann es auf einmal nicht genug zu Essen und Trinken bekommen und würde schon auf dem Weg zum Auto verhungern. Dann wird in der Küche noch in Seelenruhe einen Joghurt gelöffelt (Nein, etwas anderes auf die Hand geht jetzt nicht. Warum? Woher soll ich das wissen, fragt das Kind!). Womit wir dann mit großer Wahrscheinlichkeit direkt bei Punkt #4 (Kind oder ich versaut) landen, was uns weitere 20 Minuten Verspätung kostet.

#10 Nur 5 Minuten Ruhe! Verspätungszeit: 30 Minuten

Gestern erschien es eine gute Idee, mir mit dem Autoschlüssel fünf Minuten Ruhe zu erkaufen. Das Kind spielte selig damit und zauberte mir mit seinen süßen Brummbrumm-Geräuschen auch noch ein Lächeln auf die Lippen. Das ist heute schon lange verschwunden, schon so lange, wie ich jetzt schon damit beschäftigt bin, eben diesen verflixten Schlüssel wiederzufinden. Wo kann ein Kind einen Autoschlüssel überall verstecken? Nein, ihr braucht nicht zu antworten. Das war eine rhetorische Frage. (Er war übrigens in der Waschmaschine – und darüber freue ich mich als Mutter auch noch, denn er hätte auch im Klo sein können!)

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#11 Picasso lässt grüßen. Verspätung: 20 Minuten

Das ist ausnahmsweise nicht mir passiert. Aber meine Freundin kam letzte Woche zu unserer Verabredung zu spät, weil ihre große Tochter den kleinen Bruder vor dem Weggehen heimlich geschminkt hat. Mit Edding! Trotz elterlicher Waschaktion und damit einhergehender Verspätung, hatte der Kleine immer noch schwarze “Rouge”-Bäckchen und hübsch nachgezogene Augenbrauen. Es war ein herrlicher Anblick und die Verspätung allemal wert!

Wobei ich sagen muss: Seit ich selbst ein zweites Kind habe, zählt diese Entschuldigung nicht mehr. Wenn bei uns sowas vorkommt (und sowas kommt öfters vor als man sich das mit keinem oder nur einem Kind vorstellen kann), kommt das angemalte, tätowierte, gepiercte, gefärbt oder what-ever Kind einfach so mit, wie es ist. Wir wohnen in Berlin, da schaut bei bunt bemalten Kindern mit großflächigen Tattoos im Gesicht, keine zwei Mal hin.

#12 Wir haben jetzt zwei! Verspätung: 10 Minuten bis niemals ankommen

Wenn mich mein eines Kind schon am pünktlich Kommen gehindert hat, so wurde das nit dem zweiten Kind nicht leichter. Ersten kam das wieder als Baby aus mit raus und - Überraschung - die ganzen Windel-Spuckunfall-Stillnotfall wurden wieder aktuell, nachdem wir mir dem ersten Kind gerade raus waren. Und zweitens können zwei Kinder das aus dem Haus gehen schier unmöglich machen, wenn sie sich beide zeitgleich entscheiden nicht mitzuspielen! Vor allem, wenn man alleine mit ihnen los muss und somit in der Unterzahl ist. Außerdem ist bei zwei (oder mehr Kindern) gerade das eine Kind gesund und dann schwups! das andere krank, sodass man viele Termine generell absagen muss. Deshalb meine (absolut nicht ernst gemeinte) Warnung an alle Menschen mit Kinderwunsch: Wenn euch Pünktlichkeit wichtig ist, bekommt besser keine Kinder!

Falls ihr es nicht aus dem Haus schafft und noch ein paar Spielideen braucht, werdet ihr im Video fündig:

7 klassische Montessori-Spielzeuge, die Kids lieben Abonniere uns
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Kennst du diese 21 Phobien, unter denen viele Eltern leiden?

Bildquelle: Getty Images/ TanyaJoy

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