Wer Vaiana sagt, muss auch Maui sagen! Denn der Halbgott gehört zur Wegfinderin genauso dazu wie Pua und Hei Hei. In "Vaiana 2" übernimmt David Mayonga, aka RogerRekless die Synchronisation von Maui. Im Exklusiv-Interview sprechen wir mit ihm aber nicht nur über seine Rolle, sondern auch über Repräsentanz, Vielfältigkeit und die Rollen, die wir alle so innehaben.
- 1.David Mayonga über das, was uns prägt
- 2.Zugang zur Culture
- 3."Hier stimmt was nicht!"
- 4.Europa reduziert indigene Stämme
- 5.Woher kommt der Hass?
- 6.Don´t touch my hair!
- 7.Maui und Vaiana
- 8.David, wer bist du?
- 9.Wir haben viele verschiedene Rollen
- 10.Welche Crew würdest du mit auf ein Abenteuer nehmen?
- 11."Ich habe beim Reisen viel über mich erfahren."
- 12.Wo und wer ist dein Zuhause?
David Mayonga über das, was uns prägt
David, ich freue mich sehr, dass wir beide dieses Interview machen. Ich finde, dass Lina Larissa Strahl einen tollen Job in ihrer Synchronrolle als Vaiana macht. Aber ich muss gestehen, ich habe mich dabei ertappt, wie ich immer wieder an ein Interview, das ich mit Taika Waititi geführt habe, gedacht habe. Da ging es um Repräsentanz und um das Sichtbar machen unterschiedlicher Kulturen. Und damit tue ich mich gerade etwas schwer.
David Mayonga: Das verstehe ich. Ich bin der Meinung, dass es gar nicht so einen großen Impact hat, wer die Rolle letztlich spricht. Es geht eher darum, wer die Geschichte schreibt. Wie gut kennen diejenigen sich mit der Kultur aus, wieviel verstehen sie darüber. Ich hatte auch beim ersten Teil schon das Gefühl, dass die Leute sich sehr mit den verschiedenen Kulturen auseinandergesetzt hatten. Deswegen war ich beim zweiten Teil so krass froh, mitmachen können.
Ich erinnere mich noch daran, wie das war, als ich Kind war. Alle Disney-Sachen, die ich so gesehen habe, waren für White Kids. Die einzige Identifikationsfigur, die es gab, war "Mogli". Für mich war das total krass, dass meine Kinder und allen non white Kids sich mit dem Film repräsentiert fühlen können. Dadurch, dass es so ein Amalgam an Kulturen ist, ist es auch so offen. Das finde ich toll. Ich habe meine Aufgabe deswegen auch super ernst genommen und versucht, mich beim Sprechen sehr ans Original von „The Rock“ zu halten.
Was das Thema Repräsentanz angeht, da muss ich sagen: Visuell ist das eine, Audio ist das andere. Bei der Musik z.B., da freue ich mich, dass sie den Weg gegangen sind, noch mehr rhythmische Musik zu machen. Es ist vielleicht kein Rap, aber es passt zu Maui. Ich empfinde das nicht als Gimmick, wie man es vielleicht bei einer anderen Figur sagen würde, sondern als eine ganzheitliche Vorstellung von seinem Charakter.
Ich kann das viel nach- und reinspüren. Deswegen war mir das wichtig, das machen zu dürfen. Ich finde das total schön, dass es dir ein Begriff ist, das ist ja auch nicht alltäglich. Das macht mir Hoffnung. Filme wie Vaiana machen mir Hoffnung. Die Darstellung von Frauen, alten Menschen, das macht mir Hoffnung, dass sich doch was ändert, trotz all dem, was gerade mit Trump und in der Welt so los ist.
Zugang zur Culture
Man merkt, bei all den Rückschritten in der Welt, tut sich eben doch was. Und das ist so wichtig. Denn wir profitieren am Ende doch alle davon. Umso mehr freue ich mich aber, dass wir eben ins Gespräch gehen und vielleicht auch mein Missempfinden an der Stelle ein wenig auflösen können.
Wie gesagt, ich finde das gar nicht schlimm, dass eine white person eine non white person spricht. Weil es viel mehr um die Wortwahl geht, darum, wie es geschrieben ist. Was aber auffällt ist, dass Leute, die mit der Kultur mehr connected sind, sich anders ausdrücken. Die haben da einen anderen Zugang zu dem, wie es geschrieben wurde. Das ist einfach so, das kann man nicht wegdiskutieren.
Für mich als Schwarzes Kind in Deutschland war das ein Grund, Englisch zu lernen. Alle Filme, die mich interessiert haben, waren von Leuten geschrieben und synchronisiert, die keine Ahnung von der Culture haben. Das hat man gemerkt, weil man dachte: „Das ist nicht der Film, den ich sehen will“. Das ist für Leute gemacht, die nicht so sind wie ich. Diese Leute schauen den Film anders an.
"Hier stimmt was nicht!"
Die Filme in den 90er Jahren, sei es „Menace II Society“, sei es „Juice“, alles, was da synchronisiert wurde, das war von Leuten, die sich da gar keine Gedanken gemacht haben. Das merkt man bei der Übersetzung, das merkt man bei der Wortwahl. Die haben das nicht verstanden. Das finde ich richtig gefährlich. Und da fängt die zweite Ebene von Repräsentation ja an. Wenn die Texte von einer Person geschrieben werden, die gar keinen Zugang zur Culture hat, dann aber von Leuten gesprochen werden sollen, die einen Zugang dazu haben, dann merken die doch sofort: Hier stimmt was nicht! Das funktioniert so nicht.
Das ist wie, wenn man einen Raptext übersetzen soll: Das funktioniert nicht, das wird ganz anders übersetzt, wenn du keinen Zugang dazu hast. Der Fokus liegt ganz woanders. Es ist doch aber total wichtig, dass da offen drüber gesprochen wird. Dass es nicht darum geht: Wer darf was und wer darf was nicht. Da ist man zwar ganz schnell, aber darum gehts nicht. Wir alle profitieren davon, wenn wir Kulturen als mannigfaltig wahrnehmen. Ich glaube, da tut so ein Film schon was dazu, weil er die Mannigfaltigkeit zeigen kann.
Europa reduziert indigene Stämme
In Europa werden nicht-europäischen Kulturen immer so auf ein, zwei Bereiche reduziert. Polynesien? Ach ja, Tattoos. Samoa? Das ist das mit der Haka. Alle sind sowieso unzivilisiert und das ist gar keine wirkliche Kultur. Das ist generell ein Bild von indigenen Stämmen egal wo, ob in Australien oder afrikanischen Ländern.
Die Tradierung von Geschichte findet über Worte statt. Es ist aber trotzdem ein Wissen und trotzdem die Geschichte, aber hier in Europa wird es nicht ernst genommen wird. Weil man sich das halt nur erzählt hat. Deswegen finde ich das so schön, dass in einem Film wie Vaiana all diese Erzählungen und Visionen so geschätzt werden. Es würde uns als Europäer*innen gut tun, wenn wir diese Mannigfaltigkeit von Kulturen nicht mehr als so ein komisches runtergebrochenes, bewertetes Ding wahrnehmen, was unter unserer Kultur steht, sondern wahrnehmen, dass es so viel tolle, interessante Sachen gibt, mit denen man sich befassen kann.
Wenn man was toll findet, muss man das auch nicht gleich kopieren und sagen: "Ich bin jetzt auch so". (Er lacht) Man kann es einfach toll und interessant finden. Wenn man sowas durch solche Projekte schafft, das ist doch toll.
Woher kommt der Hass?
Man muss all das, was du gerade Wichtiges gesagt hast, ja nicht mal für sich annehmen. Man kann auch sagen: Ich mache mir mit meinen Kindern einen netten Nachmittag im Kino, die Werte, die Geschichten, das ist mir egal. Ist total ok. Was ich aber nicht verstehe, ist dieser Hass, der damit einhergeht. Ich denke gerade an die Real-Life Verfilmung von Arielle, wie viel Hass und Wut es da gab, weil Arielle, ein Fabelwesen, plötzlich nicht weiß war. Das ist für mich absolut nicht nachvollziehbar, weil Vielfältigkeit doch was Tolles ist.
Ja, das ist das Ding. Wenn man es gewohnt ist, dass alles für einen gemacht wird, dass die ganze Welt auf einen ausgerichtet ist, dann stört einen das. Jede marginalisierte Gruppe, die in irgendeiner Weise Diskriminierung erfährt, ob das Menschen mit Behinderung sind, non white Leute oder Frauen sind... Jede*r kapiert, was es bedeutet, zu verlangen, dass man ähnlich behandelt wird, wie die patriarchalen Gewinner des Systems.
Die Gewinner haben aber sofort das Gefühl, man will ihnen was wegnehmen. Weil sie es nicht anders kennen. Sie kennen es nur so, dass es für sie gemacht ist. Und wenn es nur ein bisschen für die Anderen ist, dann ist es ja nicht mehr 100 % für sie selbst gemacht. Diese Menschen empfinden das wirklich als Verlust. Sie können nicht sehen, dass vorher alle alles verloren haben. Null Repräsentation hatten wir vorher lange, egal in welchem Bereich.
Da müssen wir ja nicht mal non white – white ausgehen. Das fängt bei Schönheitsidealen an, bei Menschen mit Behinderungen oder verschiedenen Kulturen. Da war der Blick immer eurozentrisch, immer von uns aus. Sobald sich das ein bisschen ändert, ist es immer direkt “exotisch” und voll mutig.
Don´t touch my hair!
Du hast da gerade einen absoluten Trigger bei mir erwischt. “Exotisch” ist so ein Wort, das lässt mich sofort hochgehen. Ich bin natürlich viel weniger marginalisiert als andere, aber ich könnte beim Thema Haare anfassen sofort ausrasten. Denn bevor Menschen einfach unerlaubt meinen Kopf anfassen und drauf tatschen, kommt auch jedes Mal “Oh, das ist aber exotisch”.
Meine Freundin Joana Mayr hat eine Kampagne gemacht, die hieß "Don´t touch my hair". Wir haben all unseren Kindern "Don´t touch my hair" T-Shirts angezogen und Bilder gemacht. Weil es so oft passiert.
Ich hab mit meiner Tochter ausgemacht, dass sie bestimmt, wer ihre Haare anfassen darf. Wenn das jemand macht, ohne dich zu fragen, habe ich ihr erklärt, dann kannst du bei jeder Person “nein” sagen. Und es passiert ständig. Ich sehe aus dem Augenwinkel wie jemand sagt “Oh, so schöne Haare” und sie dann anfasst. Sie ist aber davon eingeschüchtert, weil es ja eine erwachsene Person ist, die das tut.
Man muss da immer aufpassen und eingreifen. Die Leute ansprechen und sagen “Hey, das geht so nicht. Das sind ihre Haare. Fragen Sie sie bitte. Sie freut sich, dass Sie ihre Haare schön finden, aber fassen Sie sie nicht einfach an.” Wie oft ich das erklären muss, das ist unfassbar.
Ich bin dazu übergegangen, den Leuten dann auch an den Kopf zu fassen. Aber auch hier: Ich kann das machen, weil ich erwachsenen bin und white. Wenn du das machst, wird da direkt ein Skandal draus.
Ja, ich bin dann der gefährliche Vater, der absolut überreagiert, weil das ja eigentlich kein Problem. Das wird man doch schon mal aushalten können, wenn dem Kind 1000 Mal auf den Kopf gefasst wird.
Maui und Vaiana
Was magst du an Maui am liebsten?
Am liebsten mag ich an Maui, dass er nicht so ist wie ich. (lacht). Er findet sich so krass cool. Er ist ein Halbgott. Es gibt natürlich auch Momente in denen man merkt wie sensibel er eigentlich ist. Da wird er mir dann ähnlich. Aber ich mag das total, diese Selbstsicherheit, diese Power, diesen Gedanken von ihm: „Ich bin Maui, ich kann alles machen“. Das finde ich ganz großartig. Aber es funktioniert für mich nur gepaart mit dieser Sensibilität, seiner Empathie und seiner liebevollen Art.
Hättest du Mauis Kräfte, in welches Tier würdest du dich verwandeln? Wobei, es muss gar kein Tier sein. Entschuldige, ich wollte da nichts vorgeben.
Jetzt hast du schon Tier gesagt, deswegen: Gigantofalke würde ich schon machen wollen. Wenn ich jetzt Tier nicht gehört hätte, dann wäre ich ein Teil von einem Bergmassiv. Dann kann ich auch mal eine Million Jahre chillen.
David, wer bist du?
Im Film gibt es das Zitat “Wir hören nie auf zu entscheiden, wer wir sind”. Das ist eine tolle Message für alle, die in den Film gehen. Ist ja auch beruhigend zu wissen: Wir sind nie ganz fertig. Wer bist denn du?
Ich bin jetzt hier im Gespräch jemand anderes als später auf der Bühne. Bei mir ist das nicht wirklich festgeschrieben. Wenn ich mit meinen Kindern bin, dann bin ich in erster Linie deren Aufpasser und liebevoller Korrigierer und Unterstützer. Wenn ich auf der Bühne bin, bin ich fast ein bisschen maui-esk. Dann kann ich das und fürchte mich auch nicht, vor so vielen Menschen auf einer Bühne zu stehen. Wenn ich mit meiner Frau oder Freund*innen zusammen bin, dann bin ich ein sensibler Mann, der die Connection zu dem kleinen Jungen, der er mal war, nie verloren hat. Das hat gute und auch traurige Seiten.
Ich versuche mich die ganze Zeit dafür zu entscheiden, dass ich ein fröhlicher, gut organisierter, erfolgreicher Erwachsener werde. Aber ich lande immer wieder beim liebevollen Tollpatsch, der Sachen besser und besser hinbekommt.
Wir haben viele verschiedene Rollen
Ich muss gerade an ein Interview denken, dass ich letzte Woche geführt habe. Da ging es darum, dass wir Menschen immer ein Bild von uns haben, wie wir sein sollten. Also eine einzige Person. Dabei sind wir ganz viele. Wir reden nur zu wenig darüber. Deswegen ist es so schön, dass du es tust. Weil dann vielleicht andere verstehen: Ich muss mich nicht schlecht fühlen, wenn ich nicht jeden Tag diese eine perfekte Version bin, die ich von mir selbst gern sein möchte. Das kann ja Druck rausnehmen.
Das ist auch nicht möglich, immer nur die eine Version zu sein. Und die Informationsmenge, die wir bekommen, macht das umso schwerer. Ich glaube, vor 100 Jahren hat man sich noch ganz gut einen groben Persönlichkeitskern schnitzen können. Der wurde wahrscheinlich auch unter Trauma und schrecklichen Dingen da hingezogen, weil man sich gar nicht getraut hat, was anderes zu sein als nur das Eine. Aber heutzutage geht das ja gar nicht mehr.
Ich finde gerade das schön. Wir haben so viele Facetten und Rollen. Als Vater habe ich eine andere Rolle, als als Musiker oder als Gesprächspartner. Da kommt so viel zusammen. Man sollte sich auch ab und zu mal bewusst machen, welche Form, welche Rolle von mir erfährt das jetzt gerade? Wenn ich mich zum Beispiel im Streit mit meiner Frau oder meinen Kindern frage, warum ich jetzt auf eine bestimmte Art reagiere, dann merke ich: Ich hätte das als Kind nicht gedurft. Das macht man nicht. Ich versuche das ganz schnell wegzuatmen und loszulassen. Weil ich meine Kinder da ja gar nicht hin erziehen will.
Und dann habe ich Rollenkonflikte. Das geht anderen doch bestimmt auch so. Dass man dann einen Atemzug innehält und überlegt: „Ich fühle das zwar gerade, aber es gehört hier gar nicht hin“.
Welche Crew würdest du mit auf ein Abenteuer nehmen?
Ich kenne das auf jeden Fall auch. Und noch viel mehr auch einen Loyalitätskonflikt innerhalb der Herkunfts- und der eigenen Familie. Und deswegen: Welche Crew würdest du mit auf ein Abenteuer nehmen, wie es Vaiana erlebt?
Ich glaube, mein Maui wäre tatsächlich Porky [Teil von Deichkind]. Der ist genau so wie er. Er ist der Geilste und sensibel und warmherzig und empathisch und liebevoll. Er nimmt mir auch oft die Angst, deswegen muss er mit, für die ganzen schwierige Situationen.
Meine Chefin und Kapitänin ist meine Frau. Sie sagt mir wann und wo ich das Segel setzen muss und hat alles im Blick.
Ich merke, ich bin gerade zu sehr in meinen Kosmos hier [David ist auf Tour mit Deichkind, während wir das Interview führen], aber fürs Bauen würde ich Kryptik Joe mitnehmen. Er kann alles bauen und ist sehr schlau.
Megaloh würde ich mitnehmen weil er ein Guter ist und gut helfen kann. Und wir hätten die besten Rapsessions auf dem Floß. Benji Dibaba wäre Küche. Oh Gott, ich hab eine All Male Crew, abgesehen von meiner Frau.
Hadnet [Tesfai] nehme ich auch noch mit. Sie kennt die Geschichte und unsere Herkunft.
"Ich habe beim Reisen viel über mich erfahren."
In jeder Reise ist etwas Größeres versteckt” ist ein anderes tolles Zitat aus dem Film. Reist du gern und was hast du auf Reisen schon gelernt?
Das Wichtigste, was ich gelernt habe, ist zu verstehen, warum meine Mutter schon so früh so viel mit mir gereist ist. Sie wollte mir zeigen, dass das, was ich hier erlebe nur ein Ausschnitt aus einer riesengroßen Welt ist. Das hat mir unglaublich viel Kraft gegeben. Ich war mit 12 in Amerika und da habe ich Schwarze Menschen in allen Berufszweigen gesehen. Als Polizist, an der Wall Street .. Das gabs hier alles nicht und das war für mich total stark. Ich habe auf Reisen erfahren wie mannigfaltig die Welt ist. Aber auch, dass wir da, wo wir gerade sind, wir immer nur einen Ausschnitt sehen.
Ich habe beim Reisen auch viel über mich erfahren. Mich begleitet mein Leben lang die Frage anderer Leute nach meiner Herkunft. Dieses “Wo kommst du WIRKLICH her?”. Bei mir ist das ein Ort in Oberbayern. Auf Reisen habe ich gemerkt, dass ich ein bisschen Kosmopolit bin. Und das ist schön. Ich war u.a. fürs Goethe Institut viel in afrikanischen Ländern unterwegs, von Marokko bis Simbabwe. Ich kann kaum Arabisch, aber meine Aussprache scheint ganz gut zu sein. In Marokko wurde ich auf Arabisch angesprochen, in Äthiopien auf Somali. Und immer dachten die Leute: Ich gehöre an diesen Ort. Ich habe mich so gefreut.
In Deutschland werde ich oft auf Englisch angesprochen, weil die Leute denken, ich spreche kein Deutsch. Das nervt mich total, weil es ein Labeling von Oben nach Unten ist. In den afrikanischen Ländern ist es ein inklusives Labeling, da gehört man eher dazu.
Zu erfahren: Die Welt ist groß und sie ist auch ein Dorf. Sie kann beides gleichzeitig sein. Es ist wunderschön, überall sein zu können. Was ich auch gelernt habe ist, dass Heimat gar nicht unbedingt ein Ort sein muss.
Wo und wer ist dein Zuhause?
Ich denke gerade noch darauf herum, dass du gesagt hast, du bist mal nicht herausgestochen. Weil ich das umgekehrt höchst selten erlebe. Nur wenn ich eben auf Reisen oder zum Arbeiten in Asien oder anderen Ländern unterwegs bin, wo ich als Weiße aus der Masse heraussteche.
Für mich war das total beglückend. Weil ich das, was du beschreibst, mein ganzes Leben erlebe. My whole Life steche ich heraus. Bis auf diese Erfahrung in den afrikanischen Ländern, wo alle denken: Du bist von hier. Nee bin ich nicht, aber es ist voll cool, das zu spüren.
Reisen kann ja auch Heimat sein. Was und wo ist dein Zuhause?
Da, wo meine Familie ist. Wo meine Frau und meine Kinder und mein Hund sind. Wo das ist, das ist egal. Zu Hause ist da, wo meine Kernfamilie ist. Aber während ich das sage, stelle ich fest: Wenn ich mit Leuten zusammen bin, mit denen ich ganz eng bin, dann fühle ich mich da auch zu Hause.
Ich kann mir kein Zuhause vorstellen, ohne meine Gang.