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Mental Health

Depression: Das kannst du tun, wenn deine Partnerschaft betroffen ist

Paar umarmt sich in einer bedrückten Atmosphäre
© Getty Images / simonapilolla

Weltweit leiden etwa 322 Millionen Menschen an Depressionen, so die WHO. Das sind erschreckende 18 % mehr als noch vor zehn Jahren. Die Erkrankung kann sich nicht nur auf das persönliche Wohlbefinden auswirken, auch das Umfeld einer depressiven Person hat es oft nicht leicht. Gerade Partnerschaften leiden, wenn eine Depression im Spiel ist. Das sind typische Auswirkungen und Probleme – und das kannst du jetzt tun, um deine Beziehung aufrechtzuerhalten.

Julia Bach

Ein Wort vorweg

Auf die Lebensdauer berechnet, zeigen verschiedene Studien, dass jeder fünfte bis sechste Erwachsene mindestens einmal im Leben an Depressionen leidet. Das bedeutet, es besteht eine Chance von bis zu 40 Prozent, dass entweder du oder dein Partner / deine Partnerin eines Tages eine Depression entwickelt.

Mittlerweile sind über 30 neue Gene bekannt, die das Risiko, an einer Depression zu erkranken, signifikant erhöhen. Zudem wurde bewiesen, dass eine schlechte mentale Gesundheit der Mutter (bedingt durch Trennungen, Verluste, Krieg oder sonstige Traumata) während der Schwangerschaft den Nachwuchs bis zu drei Generationen psychisch beeinträchtigen kann.

Ja, das bedeutet "depressive Adern" können wortwörtlich vererbt werden. Damit möchte ich niemandem Angst machen, sondern mit bekannten Klischees und Vorurteilen aufräumen, die auch heutzutage leider vielerorts kursieren. Statt Betroffene abzulehnen und zu stigmatisieren, sollten wir in den gemeinsamen Dialog gehen – und lernen, wie wir unseren Partnern bzw. Partnerinnen, und nicht zuletzt uns selbst, helfen können.

Julia Bach

Hinweis: Wenn du, dein Partner / deine Partnerin oder euer Kind gefährdet ist und ihr nicht weiter wisst, steht euch das Info-Telefon der Deutschen Depressionshilfe zur Verfügung. Ihr erreicht es unter 0800 / 33 44 533. In Notfällen, z. B. bei drängenden und konkreten Suizidgedanken zögert nicht, euch an die nächste psychiatrische Klinik zu wenden, oder den Notarzt unter der Telefonnummer 112.

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Depressionen in der Partnerschaft – die häufigsten Auswirkungen und Probleme

Eine Depression ist eine Erkrankung wie jede andere – und sie kommt mit körperlichen, sehr realen Symptomen, die weder eingebildet sind noch kleingeredet werden sollten. Egal, ob du selbst oder dein Partner / deine Partnerin an Depressionen leide(s)t, ihr beide tut gut daran, euch die Probleme und Auswirkungen der Erkrankung einmal ernsthaft bewusst zu machen.

Wird eine Depression nicht angemessen behandelt, kann dies starke negative Einflüsse auf die Lebensqualität der betroffenen Person, aber genauso auf das Umfeld haben.

Woran du als Partner oder Partnerin eine Depression erkennen kannst

Ob deine Partnerin / dein Partner (oder möglicherweise du selbst) an einer Depression leide(s)t, kannst du an folgenden Symptomen erkennen:

  • Andauernde Interesselosigkeit: Dinge, die deiner Partnerin / deinem Partner normalerweise Freude bereiten, machen ihr / ihm auf einmal keinen Spaß mehr und ihre / seine Stimmung ist oft gleichmütig oder sogar abweisend.
  • Energie- und Antriebslosigkeit: Dir oder deinem Partner / deiner Partnerin fehlt plötzlich die Energie? Andauernde Müdigkeit, Lustlosigkeit und schnelle (psychische) Erschöpfung, können Anzeichen auf eine Depression sein.
  • Starke Ängste und Schlafstörungen: Depressive Menschen können häufig nicht einschlafen, da sie von hartnäckigen Ängsten und Sorgen wach gehalten werden. Es gibt aber auch viele Fälle, in denen Betroffene plötzlich sehr viel schlafen und das Bett gar nicht mehr verlassen wollen.
  • Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen: Eine schlechte Konzentration kann viele Ursachen haben und durch gekonntes Training verbessert werden. Ist dieser Zustand mangelnder Aufmerksamkeit jedoch neu und anhaltend, kann das ein Alarmsignal sein, besonders, wenn er mit weiteren typischen Symptomen einer Depression eintritt.
  • Appetitlosigkeit oder Binge-Eating: Ähnlich wie beim Schlaf gibt es auch hier zwei sehr gegensätzliche Varianten – die einen verlässt durch die depressive Verstimmung das Hungergefühl, wodurch es häufig zu ungewolltem Gewichtsverlust kommt, die anderen versuchen ihr Gefühl der inneren Leere mit sogenanntem "Binge-Eating" zu stopfen. Das heißt, die Person isst in einem sehr kurzen Zeitraum wahllos und unkontrolliert sehr große Mengen an Lebensmitteln.
  • Schuldgefühle: Je nach zugrunde liegender Ursache für die Depression, kann es bei Betroffenen häufig zu starken, fast schon irrationalen Schuldgefühlen kommen. Dies ist oft bedingt in einem schlechten Selbstwertgefühl und einer mangelnden Anerkennung der Krankheit.
  • Paralyse: Sehr fortgeschrittene Depressionen wirken auf den oder die Betroffene beinahe paralysierend. Gewöhnliche Alltagsabläufe können kaum oder gar nicht mehr eingehalten, Verpflichtungen nicht mehr erfüllt werden. In solchen Fällen ist typischerweise eine medikamentöse Behandlung notwendig.
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Ist eine Partnerschaft von Depression betroffen, sprich, leiden du und / oder dein Partner / deine Partnerin an einer Depression, kann es unter anderem zu folgenden Problemen kommen:

  • Missverständnisse
  • Unverständnis und Vorwürfe
  • Sozialer und emotionaler Rückzug
  • mangelnde Verbundenheit
  • fehlende körperliche Nähe
  • Streit & Konflikte
  • Schuldgefühle (auch bei dem / der gesunden Partner*in)
  • Abbruch der Beziehung / Scheidung

Auswirkungen auf die Sexualität

80 bis 90 Prozent aller Menschen, die von Depressionen betroffen sind, leiden unter Interessen- und Freudlosigkeit, ein Phänomen, das medizinisch als "Anhedonie" bezeichnet wird. Dies kann auch Auswirkungen auf die Libido haben und geht daher sehr häufig mit dem Verlust des sexuellen Verlangens einher – für viele Paare eine weitere Problemquelle und ein Thema, das nicht einfach totgeschwiegen werden sollte.

Bemerkst du bei deiner Partnerin / deinem Partner (oder auch dir selbst) einen Verlust oder die Verminderung der Libido, beispielsweise in Kombination mit Schuldgefühlen, Energieverlust oder anderen typischen Symptomen einer Depression, solltest du unbedingt mit deinem Partner bzw. deiner Partnerin darüber sprechen. Sexuelles Desinteresse und körperliche Distanz können besonders schnell zu Missverständnissen, Frustration oder der fälschlichen Annahme führen, es sei plötzlich keine Liebe mehr vorhanden.

Übrigens: Depressionen können ganz unterschiedliche Ursachen und Auslöser haben. Dies sind verschiedene "Arten" von Depression, die oft eine angepasste Behandlung durch Expertinnen und Experten erfordern, und auch die Partnerschaft auf besondere Weise beeinflussen können:

So kannst du dich bei Depressionen in der Partnerschaft verhalten ...

Depression, und was jetzt? Erstmal: Sei dir bewusst, dass du nicht alleine bist. Wir alle haben unser Päckchen zu tragen und mentale Erkrankungen sind in den letzten Jahrzehnten leider sehr viel häufiger geworden. Das heißt nicht, dass deine Gefühle weniger wert sind oder nicht ernst genommen werden sollten – im Gegenteil. Es soll heißen, dass es heutzutage zum Glück deutlich einfacher ist, professionelle Hilfe zu bekommen. Und die ist jetzt ganz besonders wichtig.

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... wenn du glaubst, selbst an einer Depression zu leiden

Wenn du glaubst, selbst betroffen zu sein, musst du jetzt stark sein. Rede mit deinem Partner / deiner Partnerin darüber, wie du dich fühlst und dass es dir momentan nicht gut geht. Du kannst auch sagen, dass du das Gefühl hast, eure Beziehung leidet darunter, sollte dem so sein. Dein Partner / deine Partnerin wird dir das mitunter bestätigen und dir hoffentlich für deine Ehrlichkeit danken. Anschließend könnt ihr versuchen, gemeinsam eine Lösung zu finden.

Es ist okay, wenn deine Gefühle irgendwo zwischen "Bitte hilf mir!" und "Lass mich bloß in Ruhe!" schwanken. Dein Partner / deine Partnerin wird wahrscheinlich ähnlich reagieren – dir helfen wollen, aber dennoch reservierte Angst zeigen. Das ergibt Sinn, wir alle fürchten uns vor Veränderungen. Und eine Depression kann ein Leben, einen Menschen und auch dessen Partnerschaft stark verändern.

Umso wichtiger ist es, dass du dich einer Therapeutin oder einem Therapeuten anvertraust. Sie bieten seelische Unterstützung, können dir Ratschläge bei Problemen in der Beziehung geben – und dir (falls nötig) ein Antidepressivum verschreiben, um die Erkrankung zu bekämpfen.

Julia Bach

Bitte um Hilfe!

Bitte unbedingt um Hilfe, vor allem, wenn es um die formellen Angelegenheiten geht, sprich, eine ärztliche Diagnose und eine Überweisung für eine Therapie.

Solche "organisatorischen Hürden" können enorm kraftraubend und echt entmutigend sein, umso mehr, wenn nicht sofort ein Therapieplatz verfügbar ist. Glaub mir, ich habe das selbst alles schon durchgemacht und kenne mehre Menschen, denen es ähnlich ging. Im schlimmsten Fall wird das Schuld- und Hilflosigkeitsgefühle verstärken – oder dich sogar zum Aufgeben bewegen.

Wenn dein Partner bzw. deine Partnerin dir aus welchen Gründen auch immer nicht die nötige Hilfe geben kann oder möchte, öffne dich gegenüber deiner Familie! Vielleicht hast du Geschwister oder enge Freunde und Freundinnen, die dich auf deinem Weg unterstützen können.

Julia Bach

Sofern es dir kräftemäßig möglich ist, beziehe deine Familie und dein vertrautes Umfeld mit ein. Deine Angehörigen können dich so nicht nur ein wenig unterstützen, sondern haben hoffentlich auch etwas mehr Verständnis für deine Situation, solltest du dich ihnen für eine Weile entziehen oder nicht zu Verabredungen erscheinen usw.

Rede dir nicht ein, dass du das allein schaffst oder keine Therapie brauchst. Um Hilfe zu bitten oder eine Therapie zu starten, ist kein Zeichen der Schwäche! Ganz im Gegenteil: Es zeigt, dass du dir deiner Erkrankung bewusst bist und deine (mentale) Gesundheit aktiv verbessern möchtest. Das ist äußerst mutig und zeigt nicht zuletzt auch, dass du dich selbst und deine Lieben respektierst.

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... wenn du glaubst, dein Partner / deine Partnerin leidet an einer Depression

Informiere dich online oder in Büchern über Depressionen, deren Auswirkungen und was du dagegen tun kannst (wenn du hier gelandet bist, hast du den ersten Schritt dabei ja bereits getan). Dies ist besonders wichtig, denn ...

  • ... 30 % der Angehörigen fühlen sich über die Depression schlecht informiert.
  • ... 84 % aller Betroffenen fühlen sich von ihren Partner*innen unverstanden.

Sprich das Thema behutsam an. Überfalle deinen Partner bzw. deine Partnerin nicht damit und mach ihm oder ihr auf gar keinen Fall irgendwelche Vorwürfe. Du willst schließlich, dass dein Gegenüber sich dir öffnet, nicht, dass er oder sie sich noch schlechter fühlt.

Starte also kein Gespräch à la: "Hey, ich glaube, du hast Depressionen. Du solltest dich mal behandeln lassen!" Erkläre stattdessen, dass du in letzter Zeit Veränderungen in eurer Dynamik bemerkt hast oder zum Beispiel, dass dir aufgefallen ist, dass er / sie häufig traurig ist. Biete deine Hilfe an und ermutige die Person, mit einem Arzt und einer Ärztin zu sprechen, sollte das Problem bestehen bleiben.

Jede zweite Partnerschaft wird von einer vorhandenen Depression beeinflusst. 45 % dieser Beziehungen enden aufgrund der daraus resultierenden Konflikte.
Deutschland Barometer Depression 2018

Baue keinen Druck auf. Das wird den / die Betroffene wahrscheinlich eher verängstigen. Habe Verständnis dafür, dass eine Depression spürbar an den Kraftreserven zehrt und in den meisten Fällen nicht "einfach wieder weggeht". Das heißt nicht, dass du deine Partnerin / deinen Partner bemuttern und in Watte packen musst. Bleibe respektvoll und lass sie / ihn eigene Entscheidungen treffen. Du musst ihr bzw. ihm auch nicht jede kleinste Aufgabe abnehmen. Das könnte bei der / dem Betroffenen ein Gefühl der Nutzlosigkeit hervorrufen und die Symptome verstärken.

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Verzichte auch auf kluge Ratschläge oder gut gemeinte Tipps. Sätze in Richtung "Entspann dich einfach mal ein bisschen" oder "Du denkst zu viel nach" sind höchstwahrscheinlich eher kontraproduktiv. Dein Gegenüber will von dir keine kühlen Lösungsvorschläge, sondern emotionalen Beistand. In diesem Sinne: Dränge deine Partnerin / deinen Partner auch nicht mit allen Mitteln zu einer Therapie. Es handelt sich immer noch um einen (erwachsenen) Menschen, der ein Recht auf Selbstbestimmung und seinen eigenen Stolz hat.

Julia Bach

Sei geduldig

Es braucht vielleicht mehrere Anläufe, bis dein Gegenüber sich eingesteht, dass etwas nicht in Ordnung ist. Nimm auch Zurückweisungen oder angreifendes Verhalten nicht persönlich. Dir ist ja inzwischen klar, dass die Situation kompliziert und von niemandem verschuldet ist. Probiere Meditation oder verschiedene Atemtechniken, um dich in stressigen Situationen zu entspannen und nicht gereizt zu reagieren.

Und noch ein Tipp: Vielleicht klagt dein Partner bzw. deine Partnerin über ein bestimmtes, stark ausgeprägtes Symptom, beispielsweise Schlafstörungen, Appetitlosigkeit oder Müdigkeit? Dann ist das eine gute Gelegenheit, vorzuschlagen, sich von einem Arzt bzw. einer Ärztin untersuchen zu lassen. Du musst dabei gar nicht die Verbindung zu einer potenziellen Depression herstellen. Sollte dein Partner / deine Partnerin tatsächlich betroffen sein, wird er oder sie von ihrer Arztpraxis an die entsprechenden Stellen verwiesen werden und die Situation dadurch vielleicht sogar eher akzeptieren.

Julia Bach

So sehr du deinem Partner / deiner Partnerin helfen möchtest: Vergiss nicht, dabei auch auf dich selbst zu achten. Sei dir bewusst, dass du nicht der Grund für die Depression und auch nicht für die Heilung der betroffenen Person zuständig bist. Du trägst in keinem Fall die Verantwortung für die Gefühlslage deines Gegenübers, sondern bist allein dir selbst gegenüber verantwortlich.

73 % aller Angehörigen verspüren Schuldgefühle und fühlen sich verantwortlich für die Genesung des Partners bzw. der Partnerin.
Deutschland Barometer Depression 2018

Höre auf dich und deinen Körper, gönn dir Pausen, wenn du sie brauchst. Gestehe dir ein, dass auch du eine schwere Zeit durchmachst und hole dir Hilfe von deiner eigenen Familie oder vertrauensvollen Freundinnen und Freunden. Wenn in einer Partnerschaft eine Person an Depression leidet, leiden beide. Das ist ein Fakt und sämtliche Betroffene werden dir das bestätigen.

Falls du dich nicht deinem Umfeld anvertrauen möchtest oder niemanden hast, mit dem du über die Situation sprechen kannst, gibt es verschiedene Online-Foren und Plattformen, in denen du dich mit anderen Angehörigen, deren Lieben ebenfalls von einer Depression betroffen sind, austauschen kannst. Dort findest du weitere wichtige Tipps zum Umgang mit mentalen Erkrankungen und emotionalen Beistand.

Notrufnummern (deutschlandweit gültig):

  • Polizei: 110
  • Feuerwehr und Rettungsdienst: 112
  • Ärztlicher Bereitschaftsdienst: 116117

Hilfswerke und Seelsorge-Nummern:

Online-Plattformen:

Trennung, ja oder nein? Wann es besser ist, zu gehen

So schwer es mir auch fällt, das zu sagen: In manchen Fällen ist es tatsächlich besser, eine bestehende Beziehung bei anhaltenden und / oder schweren Depressionen des Partners / der Partnerin zu beenden. Natürlich ist das keine leichte Entscheidung. Folgende Situationen sind jedoch ernst zu nehmende Gründe, den Trennungsstrich zumindest in Erwägung zu ziehen:

  • Verweigerung von Hilfe: Dein Partner / deine Partnerin weigert sich auch nach zahlreichen Gesprächen, die der Depression geschuldeten Probleme in der Beziehung als solche anzuerkennen und Hilfe zuzulassen.
  • Selbstverletzung und Suizid: Wenn dein Partner / deine Partnerin sich selbst verletzt, Suizidgedanken oder bereits Selbstmordversuche unternommen hat, ist sein bzw. ihr Leben gefährdet. Eine so schwere Depression muss meist stationär behandelt werden, wo Betroffene Tag und Nacht überwacht sind. Auch in einer langjährigen Partnerschaft kannst und sollst du eine solche Verantwortung nicht tragen. Hole stattdessen professionelle Hilfe, in Notfällen die Polizei und / oder einen Krankenwagen und entziehe dich der Situation. Zumindest für eine Weile. Dein*e Partner*in ist einer gesunden Beziehung in diesem Zustand nicht fähig und du musst vermutlich erstmal deine eigene Gefühlswelt regulieren. Das ist völlig okay.
  • Substanzmissbrauch: Alkohol und Drogen können auch in einer Partnerschaft ohne Depressionen schwerwiegenden Schaden anrichten. Trinkt dein Partner / deine Partnerin beispielsweise regelmäßig und sehr viel Alkohol, gefährdet er / sie unter Umständen nicht nur sich selbst, sondern auch deine eigene Gesundheit. Wenn Wutausbrüche oder sogar Gewalttaten gegen dich oder deine Kinder plötzlich an der Tagesordnung stehen und ein Entzug abgelehnt wird, ist es definitiv Zeit, zu gehen.
  • Anhaltendes Leid und eigene mentale Probleme: Auch, wenn die Depression deines Partners / deiner Partnerin keine Leben gefährdet, können all die negativen Gefühle um dich herum langfristig ernsthafte Auswirkungen auf deine eigene mentale Gesundheit haben. Wenn du dich zunehmend müde, lustlos oder verzweifelt fühlst, deswegen Probleme in deinem Beruf hast, dich isolierst, Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kannst oder deine eigenen Interessen aufgibst, solltest du entsprechende Maßnahmen ergreifen.

Leidet dein Partner / deine Partnerin an chronischer Depression, Bipolarität oder einer Borderline-Persönlichkeitsstörung mit Depression, solltest du eventuell selbst eine Therapie in Betracht ziehen. Denn in diesen Fällen handelt es sich um sehr schwerwiegende Erkrankungen, die oft ein Leben lang behandelt werden müssen. Das heißt nicht, dass Betroffene keine Beziehungen haben können oder sollen! Aber es heißt, dass du als Gefährte bzw. Gefährtin immer wieder mit Problemen konfrontiert werden wirst und dir der extremen Belastung für dich selbst bewusst sein musst.

Mein Lebenspartner ist von Borderline betroffen. In diesem Artikel erzähle ich dir, wie wir besonders das harte erste Jahr gemeinsam überwunden haben:

Mein Partner hat Borderline: Diese 17 Tipps ermöglichen uns eine gesunde Beziehung

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Wenn dein Lebensgefährte bzw. deine Lebensgefährtin an einer Depression leidet, du selbst Anzeichen der Erkrankung bei dir entdeckst und es dir zunehmend schwerer fällt, den Alltag zu bewältigen, spreche mit deinem Therapeuten oder einer Ärztin darüber, ob eine fortbestehende Beziehung deine eigene Gesundheit gefährdet. Niemandem ist geholfen, wenn du dich selbst aufopferst, um für den bzw. die andere*n da zu sein. Falls ihr Kinder habt, ist es umso wichtiger, rechtzeitig zu reagieren, denn gerade traumatische Erfahrungen in jungen Jahren können uns ein Leben lang prägen.

40 % der Partner*innen von Menschen mit Depression weisen ebenfalls Symptome einer klinischen Depression auf.
Prof. Dr. Guy Bodenmann, Universität Zürich

Eine Trennung muss nicht für immer sein: Vielleicht braucht ihr beide etwas Zeit, um unabhängig voneinander zu heilen und könnt dann gesünder und glücklicher denn je wieder zusammen finden.

Julia Bach

Hab Vertrauen

Eine Depression ist eine einschneidende Krankheit und wird eine Partnerschaft vermutlich für immer verändern. Das muss aber nicht immer negativ sein! 36 Prozent aller Betroffenen berichten von einer Vertiefung der Beziehung, nachdem die Depression überwunden ist. Wir wachsen schließlich an unseren Herausforderungen – und Hürden, die wir gemeinschaftlich überwinden, festigen die Verbindung.

Wenn du dich jetzt gerade in einer ernsten Beziehung befindest, sieh die Erkrankung als eine Chance für euch beide, langfristiges, tiefes Vertrauen aufzubauen. Ich weiß, das ist nicht einfach und klingt erstmal eher verstörend, aber: Persönlich habe ich in meiner Partnerschaft schon einiges mitgemacht und ich glaube fest daran, dass wir immer nur vor Herausforderungen gestellt werden, die wir auch lösen können. Und, weil sie uns letztendlich stärker machen werden.

Julia Bach

Depressionen führen häufig zu großen Ängsten und dem plötzlichen Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Das kannst du tun, wenn deine Partnerin oder dein Partner von einer Panikattacke übermannt wird:

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Quellen: Bundesministerium für Bildung und Forschung: Depression – Internationale Studie bringt Licht in die Ursachen der Lebensfinsternis; Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention: Häufigkeit einer Depression; Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention: Auswirkungen der Depression auf Partnerschaft und Familie; Gesundheitsinformation.de: Formen der Depression; Hogrefe: Schatten über der Partnerschaft

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