Selbst wenn die Schwangerschaft lange geplant war, kann einen das Elternwerden vor enorme Herausforderungen stellen. Noch mal komplizierter wird es, wenn man sehr jung schwanger wird und das Gefühl hat, nicht nur sich selbst, sondern auch die Außenwelt von den eigenen mütterlichen oder väterlichen Qualitäten überzeugen zu müssen. Diese Sätze von Außenstehenden sind deshalb absolute No-Gos.
- 1.#1 "Habt ihr nicht verhütet?"
- 2.#2 "War es ein Unfall?"
- 3.#3 "Habt ihr über eine Abtreibung/Adoption nachgedacht?"
- 4.#4 "Du bist doch selbst noch ein Kind!"
- 5.#5 "Als ich in deinem Alter war, habe ich..."
- 6.#6 "Nicht, dass du später bereust, keine Jugend gehabt zu haben..."
- 7.#7 "Später wirst du froh sein, dass du es schon hinter dir hast."
#1 "Habt ihr nicht verhütet?"
Jungen Eltern wird oft Fahrlässigkeit unterstellt. Aber Überraschung: Kein Verhütungsmittel ist zu 100 % sicher. Wenn wir uns den Pearl-Index der beliebtesten Verhütungsmethoden anschauen, sehen wir, dass selbst Pille und Kondom kein Garant für das Vermeiden einer Schwangerschaft sind.
Natürlich kann es durchaus sein, dass der jungen Mutter oder dem jungen Vater ein Fehler beim Verhüten passiert ist, aber automatisch davon auszugehen, ist ganz schön anmaßend. Und selbst wenn dies der Fall gewesen sein sollte: Wer von uns hat in jungen Jahren immer alles richtig gemacht? Richtig: Niemand! Einige sind noch mal mit einem Schrecken davon gekommen, andere mussten im Angesicht der Schwangerschaft eine schwierige Entscheidung treffen und haben schließlich die Verantwortung für ihr Handeln übernommen.
#2 "War es ein Unfall?"
Bei diesem Satz schwingt nicht nur ebenfalls die leise Unterstellung von Nachlässigkeit mit; zusätzlich wird die Schwangerschaft mit einem sehr negativ besetzten Begriff gleichgestellt. Denn auch wenn es dem ein oder anderen anders erscheinen mag: Ein Baby ist kein Unglück, das über uns hereinbricht und mit einem Schaden zurücklässt – im Gegenteil! Für die meisten Eltern ist der Familienzuwachs eine unglaubliche Bereicherung.
Alles eine Sache des Framings
Als meine Tochter anfing, mich zu fragen, warum sie so junge Eltern hat, habe ich ihr ganz ehrlich gesagt, dass sie zwar nicht geplant, aber eine wunderschöne Überraschung war. Auf Sätze wie "Du hast ja eine junge Mama!" lautete ihre Standardantwort fortan: "Ich bin das beste Geburtstaggeschenk, das meine Mama jemals bekommen hat!" Und damit hat sie recht.
Übrigens: Nicht alle sehr jungen Eltern werden ungeplant schwanger. Manche entscheiden sich ganz bewusst für eine frühe Schwangerschaft. Das kann vielerlei Gründe haben. Ob Fruchtbarkeitsprobleme, unkonventionelle Zukunftspläne oder auch einfach ein großer Kinderwunsch – zum Glück ist die eigene Familienplanung immer noch jedem selbst überlassen.
#3 "Habt ihr über eine Abtreibung/Adoption nachgedacht?"
Selbst wenn sich sehr junge Eltern schließlich für ihr Kind entschieden haben, ist davon auszugehen, dass sie sich diese Entscheidung nicht einfach gemacht haben. Dabei haben sie garantiert nicht nur über ihre eigene Zukunft, sondern auch über die beste Lösung für ihr Baby nachgedacht. Während einige Mütter sicher kein Problem damit haben, an diese schwierige Zeit erinnert zu werden, ist der Gedanke für andere mit Scham und schwierigen Gefühlen verbunden. Wenn ihr der betroffenen Person also nicht extrem nahe steht, solltet ihr euch diese Frage vielleicht lieber verkneifen.
#4 "Du bist doch selbst noch ein Kind!"
Eltern wissen: Nichts lässt einen so schnell erwachsen werden wie das erste eigene Kind. Das gilt sowohl für ältere als auch sehr junge Eltern. In der Regel ist eine solch immense Herausforderung die perfekte Gelegenheit, um über sich selbst hinauszuwachsen. Im besten Fall stehen den jungen Eltern Familie, Freund*innen und Co. zur Verfügung, die sie tatkräftig unterstützen. Eines ist jedoch klar: Uns hat das Elterndasein unter anderem jede Menge über Verantwortung, effizientes Zeitmanagement, Work-Life-Balance sowie Selbstlosigkeit und -liebe beigebracht. Und das kann man ja wohl nicht früh genug lernen.
#5 "Als ich in deinem Alter war, habe ich..."
"...noch mit Puppen gespielt", "...nicht mal mein eigenes Leben auf die Reihe bekommen", "...mich auf die Schule/das Studium/meine Karriere konzentriert"… Mal abgesehen davon, dass jeder Mensch sich unterschiedlich entwickelt und eigene Prioritäten setzt, ist nichts unproduktiver, als sich mit anderen Personen zu vergleichen. Noch weniger Sinn ergibt es, wenn es sich dabei um vergangene Entscheidungen, die man ohnehin nicht mehr rückgängig machen kann, handelt. Beide Seiten profitieren also definitiv mehr davon, sich einfach auf sich selbst und das eigene Leben zu konzentrieren.
#6 "Nicht, dass du später bereust, keine Jugend gehabt zu haben..."
Dass man als junge Mutter oder junger Vater einige Abstriche machen muss, will ich gar nicht abstreiten. Während die Freund*innen von Club zu Club ziehen und ihre Unabhängigkeit genießen, wartet selbst nach einem "freien" Abend zu Hause die Verantwortung. Und auch finanziell kommen sehr junge Eltern oft an ihre Grenzen. Richtig stressfrei lebt man in den ersten Jahren also eigentlich nie. Dafür erlebt man durch das Kind viele andere tolle Momente, die kinderlosen Gleichaltrigen (fürs Erste) verwehrt bleiben. Eine weitere gute Nachricht: Die Kleinen sind irgendwann groß genug, um bei Freund*innen zu übernachten, auf Freizeiten zu fahren oder auch mal auf sich selbst aufzupassen. Das unbeschwerte Leben ist mit der Geburt eines Kindes also alles andere als vorbei.
#7 "Später wirst du froh sein, dass du es schon hinter dir hast."
Zugegeben, diese Aussage ist meist nett gemeint und auch nicht unbedingt falsch. Sofern sich junge Eltern nicht später dazu entscheiden, noch ein Kind zu bekommen, können sie tatsächlich recht früh wieder gewisse Freiheiten genießen und hören nicht irgendwann das bedrohliche Ticken ihrer biologischen Uhr. Allerdings ist es schwer, diese Aussicht zu schätzen zu wissen, wenn das Baby noch klein ist, man seit Monaten nicht richtig geschlafen hat und jeden Cent zweimal umdrehen muss. Bis es also soweit ist, hangeln sich junge Eltern von jedem kleinen Lichtblick zum nächsten. Je mehr ihr ihnen davon beschert, umso optimistischer können sie schließlich auch in die Zukunft schauen.
Ende gut...
Ich selbst bin während des Abiturs ungeplant schwanger geworden und habe zwar damals alle Optionen sorgfältig abgewogen, mich schließlich aber für meine Tochter entschieden. Auch wenn ich sicher alles andere als bereit für das Muttersein und durch Schlafentzug und finanzielle Sorgen jahrelang mehr Zombie als Mensch war, habe ich meine Entscheidung keine Sekunde bereut. Und doch haben mich die Worte anderer Leute vor allem in jungen Jahren oft sehr belastet und auch hin und wieder in Selbstzweifel getrieben. Zum Glück hatte ich Menschen in meinem Leben, die mich unterstützt und mir immer wieder gut zugesprochen haben, sodass ich heute mit Stolz sagen kann, ein ganz tolles Mädchen großgezogen zu haben, das nicht nur mein Leben täglich mit ganz viel Liebe und Freude füllt.
Egal, ob sich werdende Eltern für oder gegen das Aufziehen ihres Kindes entscheiden: Begegnet ihnen am besten mit ganz viel Feingefühl, Verständnis und unterstützt sie, wo ihr könnt.
Mit diesen Tipps seid ihr super ausgestattet, sobald euer Baby kommt.
Bildquelle: familie.de-Redaktion