Die 1950er-Jahre waren eine wahre Blütezeit für die deutsche Filmindustrie. Nach den Strapazen und dem Horror des Zweiten Weltkriegs performten vor allem Komödien und Liebesfilme gut. Millionen von Deutschen strömten in die Kinos, sowohl im Westen als auch im Osten. Das sind die Top 15 der erfolgreichsten deutschen Filme der 50er-Jahre – und zwei, die eine ganz besondere Ehrung verdient haben ...
#1 Die Trapp-Familie (1956)
Tatsächlich entsprang den 50er-Jahren der erfolgreichste deutsche Film aller Zeiten: "Die Trapp-Familie" zog eine unglaubliche Zahl von 26,8 Millionen Besucher*innen in die Kinos. Zu dieser Zeit lebten rund 70 Millionen Menschen auf deutschem Gebiet.
Die westdeutsche Produktion unter der Regie von Wolfgang Liebeneiner beruhte auf den Aufzeichnungen der österreichischen Schriftstellerin Maria Augusta von Trapp, die während des Nationalsozialismus in die USA emigrierte und dort 1944 erfolgreich die Staatsbürgerschaft beantragte. Sie erzählt die Geschichte der Novizin Maria (Ruth Leuwerik), die sich, ursprünglich als Nanny für die sieben Kinder des verwitweten Baron von Trapp (Hans Holt) angeheuert, in den Hausherren verliebt, ihn schließlich heiratet und die neue Baronin von Trapp wird.
Auf der Flucht vor Hitlers Gefolgschaft reist die inzwischen sogar zehn-köpfige Familie schließlich in die Staaten, um als Musikanten-Familie ein neues Leben zu beginnen.
#2 Grün ist die Heide (1951)
Auch hier können sich die Zuschauerzahlen durchaus sehen lassen: "Grün ist die Heide" unter der Regie von Hans Deppe versammelte Schätzungen zufolge 19 Millionen Besucher*innen in den deutschen Kinos. Und dabei erschien er in einer Zeit, in der sich die BRD wirtschaftlich erst noch etablieren musste: Nur zwei Jahre nach ihrer Entstehung und der Verabschiedung des deutschen Grundgesetzes!
Der Film erzählt die Geschichte des Wilderers und Rittergutsbesitzers Lüder Lüdersen (Hans Stüwe), der zusammen mit seiner Tochter Helga (Sonja Ziemann) aus dem Osten und in die Lüneburger Heide flieht. Das gefällt dem Förster Walter Rainer (Rudolf Prack) gar nicht. Er ist fest entschlossen, den Wilderer aufzuspüren, verliebt sich dabei jedoch unverhofft in die schöne Helga ...
#3 Schwarzwaldmädel (1950)
Obwohl "Das Schwarzwaldmädel" etwas weniger Besucher*innen in die Lichtspielhäuser ziehen konnte (geschätzte 15 Millionen sind allerdings immer noch rund doppelt so viel wie etwa "Fack ju Göthe"), gilt es als DIE Filmproduktion der Nachkriegszeit schlechthin. Ich erinnere mich noch gut daran, dass der Name sogar das ein oder andere Mal im Geschichtsunterricht als bekanntester deutscher Film der Nachkriegszeit fiel.
Auch hier hatte Hans Deppe bereits die Rolle des Regisseurs inne – und machte einen begnadeten Job. Der junge Maler Hans Hauser (Rudolf Prack) verliebt sich auf einem Kostümball in die Sekretärin Bärbele Riederle (Sonja Ziemann). Sie trägt die Tracht eines Schwarzwaldmädchens, und in den Schwarzwald reist sie auch, als sie bei der Tombola ein Auto gewinnt. "Mädle aus dem schwarzen Wald, die sind nicht leicht zu habe!"
#4 Der Hauptmann von Köpenick (1956)
Nur ganz knapp dahinter auf der Besucherliste rangiert "Der Hauptmann von Köpenick", den rund 14,4 Millionen Menschen im Kino begeistert verfolgten – und das, obwohl das Theaterstück von Carl Zuckmayer bereits 1931 verfilmt worden war. Es war die erste deutsche Produktion, die als "Bester fremdsprachiger Film" für einen Oscar nominiert wurde.
Er zeigt die wahre Geschichte des Schuhmachers Wilhelm Voigt, filmisch verkörpert durch Heinz Rühmann, der unter dem Namen "Hauptmann von Köpenick" im Oktober 1906 einen raffinierten Staatsstreich auf das Rathaus in Berlin ausübte und dadurch weltberühmt wurde.
#5 Die Geschichte vom kleinen Muck (1953)
Unter den Top 5 ist auch ein Kinderfilm! Und zwar nicht irgendeiner. "Die Geschichte vom kleinen Muck" verzauberte nicht nur 12,9 Millionen Besucher*innen (darunter auch Erwachsene). Es handelt sich auch um die erfolgreichste DEFA-Produktion aller Zeiten.
In der DDR-Produktion, unter Regie von Wolfgang Staudte, geht es um den kleinen Muck, gespielt von Thomas Schmidt und Johannes Maus, einen Jungen, der, mit Zauberstöckchen und magischen Pantoffeln ausgestattet, den Kaufmann sucht, der das Glück anbietet.
#6 Charleys Tante (1956)
Auf Platz 6 befindet sich "Charleys Tante" eine Komödie, die alle "Mrs. Doubtfire"-Fans begeistern dürfte – und so auch 12 Millionen Kino-Besucher*innen 1956.
Dr. Otto Dernburg (Heinz Rühmann) ist kurzfristig gezwungen, sich als Frau, genauer gesagt die unbekannte Tante des Mitbewohners Charley, zu verkleiden, um eine Abendgesellschaft seines Bruders Ralf zu retten. Er wird dadurch nicht nur immer wieder in arge Verlegenheit gebracht – wer hätte gedacht, dass Charleys (wahre) Tante ausgerechnet Carlotta Ramirez (Hertha Feiler) ist, in die Dr. Dernburg heimlich verliebt ist?
#7 Das Wirtshaus im Spessart (1958)
11,3 Millionen Menschen wollten Liselotte Pulver als Comtesse in Männerkleidung sehen. Kurt Hoffmanns Komödie "Das Wirtshaus im Spessart" beruht auf der gleichnamigen Erzählung Wilhelm Hauffs, die bereits 1827 veröffentlich wurde.
Die Comtesse Franziska von und zu Sandau soll von einer Räuberbande entführt und gegen 20.000 Gulden Lösegeld eingetauscht werden. Noch bevor die Räuber sie zu fassen bekommen, tauscht sie ihre Kleidung mit einem Handwerker und hört nun auf den Namen Felix.
Als sie erfährt, dass ihr Vater jedoch nicht das Geld, sondern stattdessen Militär schickt, um Franziska nicht freikaufen zu müssen, lässt sie sich freiwillig von den Räubern rekrutieren – und verliebt sich außerdem in den Hauptmann (Carlos Thompson), der nicht derjenige ist, der er vorgibt zu sein ...
#8 Der Pauker (1958)
Mit 10,6 Millionen Kinobesucher*innen landet "Der Pauker" auf Platz 8 der erfolgreichsten Filme der 50er-Jahre. Der "Pauker", gespielt von Heinz Rühmann, ist ein strenger "Musterlehrer" der Provinz und glänzt gerne mit seinen strikten pädagogischen Disziplinierungsmaßnahmen. Er wird in die Großstadt versetzt, um dort eine berüchtigte Klasse von Oberstufen-Gymnasiasten zu übernehmen. Aber das ist deutlich leichter gesagt als getan.
#9 Die Fischerin vom Bodensee (1956)
"Die Fischerin vom Bodensee" ist ein deutscher Heimatfilm von Harald Reinl und erfreute sich über 10,4 Millionen Kinobesucher*innen. Maria (Marianne Hold) ist ein uneheliches Fischermädchen, das bei seinem Großvater aufgewachsen ist und seinen Vater nicht kennt. Der Sohn eines Fischzüchters, Hans Bruckberger (Gerhard Riedmann), ist heimlich in sie verliebt. Die Liebesgeschichte mit leichtem Urlaubs-Flair wartet jedoch mit einigen Plottwists auf ...
#10 Freddy unter fremden Sternen (1959)
Nur knapp darunter, auf Platz 10, rangiert "Feddy unter fremden Sternen". Regisseur Wolfgang Schleif schaffte es mit seinem Musikfilm rund 10,2 Millionen Menschen in den Kinos zu begeistern.
Der junge Mann Freddy (verkörpert durch eben denselben Sänger und Schauspieler Freddy Quinn, was für ein Zufall!) erbt ein Grundstück von seinem Onkel in Kanada und macht sich von Hamburg aus auf die Reise durch den Nordatlantik. An seinen Versen klebt der elfjährige Waisenjunge Stefan (Christian Machalet), der sich – ohne Papiere – an Bord geschmuggelt hat. Die beiden wollen die alte Ranch des Onkels neu aufbauen und als Farmer leben, leider gibt es dabei einige Schwierigkeiten ...
#11 Haie und kleine Fische (1957)
Klingt (jedenfalls für mich aus der Gen-Z) erstmal wie eine Dokumentation, ist aber einer der erfolgreichsten Kinofilme aller Zeiten: 9,8 Millionen Besucher sahen sich den Spielfilm "Haie und kleine Fische" von Frank Wisbar an. Nur drei Jahre vor Produktion erschien der gleichnamige Roman von Wolfgang Ott, in dem der Autor seine Erlebnisse bei der Kriegsmarine verarbeitet. Der Roman machte ihn in Deutschland schlagartig bekannt.
Mit dem Setting im Zweiten Weltkrieg und den teils recht brutalen Szenen (die Premiere wurde als "deutscher Film von amerikanischer Härte" angepriesen) ist er eher nichts für Kinder.
#12 Das kalte Herz (1950)
Und eine weitere ostdeutsche Produktion hat es in die Top 15 geschafft: Mit 9,7 Millionen Kinobesucher*innen verdient sich Paul Verhoevens Märchenfilm "Das kalte Herz" Platz 12 der erfolgreichsten deutschen Filme der 50er-Jahre. Wie schon "Das Wirtshaus im Spessart", beruht auch diese Geschichte auf einer Erzählung Wilhelm Hauffs.
Der junge Köhler Peter (Lutz Moik) lebt mit seiner Mutter im Schwarzwald. Geld hat er kaum – das muss sich ändern, beschließt er, als er Lisbeth (Hanna Rucker) zur Frau nehmen will. Er hofft auf die Hilfe eines sagenumwobenen Glasmännchens, das im Wald haust und ihm drei Wünsche erfüllt. Leider wählt Peter seine Bitten nicht besonders weise, also lässt er sich auf einen Tausch mit dem Holländermichel ein, der ihm Ruhm und Reichtum verspricht – im Tausch, gegen Peters eigenes Herz.
#13 Helden (1958)
"Arms and the Man" lautete der Originaltitel des Theaterstücks von George Bernard Shaw, das Franz Peter Wirth 1958 in einen der glorreichsten deutschen Filme mit Starbesetzung verwandelte.
Setting des beliebten Spielfilms mit Liselotte Pulver, der 9,4 Millionen Zuschauer*innen in den Kinos verzauberte, ist der Bulgarisch-Serbische Krieg 1885. Der Schweizer Hauptmann Bluntschli (O. W. Fischer) steckt eine Niederlage gegen die Bulgaren ein und flieht (mehr oder weniger unabsichtlich) in das Haus der bulgarischen Familie Petkoff. Dort wartet die reizende Raina (Liselotte Pulver), die ihm sogar zur Hilfe kommt. Leider ist sie jedoch mit Bluntschlis Kriegsfeind, Sergius verlobt ...
"Helden" wurde als dritter deutscher Film für den Oscar nominiert.
#14 Freddy, die Gitarre und das Meer (1959)
Kennt ihr noch den Freddy Quinn, der nach Kanada reiste? Der vom Platz Nummer 10? Derselbe Freddy ist auch hier wieder auf der Leinwand zu sehen. Mit 9,4 Millionen Besucher*innen begründete dieser Film den Auftakt der "Freddy Quinn"-Filme. "Freddy unter fremden Sternen" ist sein direkter Nachfolgetitel – und der einzige, der den Erfolg des Debüts noch überbieten konnte.
Freddy geht in Genua als blinder Passagier an Bord. Er möchte nach Kanada, um da Grundstücks seines Onkels zu begutachten (den Teil kennen wir ja schon). An Bord begegnet ihm (hier zum ersten Mal) der Waisenjunge Stefan. Die beiden müssen jedoch einige Dinge durchmachen und werden mehrmals gefasst, bevor sie es aufs Schiff nach Kanada schaffen. In diesem Teil beginnt auch die romantische Liebesgeschichte zwischen Freddy und Susi (Corny Collins), die im zweiten Film per Brief fortgesetzt wird.
#15 Liane, das Mädchen aus dem Urwald (1956)
9,2 Millionen Zuschauer*innen und einen famosen finanziellen Erfolg erzeugte der Film "Liane – Das Mädchen aus dem Urwald" von Eduard von Borsody, der dem gleichnamigen Roman von Anne Day-Helveg nachempfunden ist. Die Produktion löste bei Veröffentlichung einen halben Skandal aus: Liane, sowie auch die meisten Einheimischen, waren in einigen Szenen nur mit einem Lendenschurz bekleidet!
Liane ist ein junges weißes Mädchen (Marion Michael), das bei einem Eingeborenenstamm lebt, von einer Expeditionsgruppe im Urwald gefunden und gegen ihren Willen nach Hamburg gebracht wird. Dort stellt sich heraus, dass sie die Erbin des Reeders Amelongen (Rudolf Forster) ist. An seinem Vermögen ist sie jedoch kein bisschen interessiert – stattdessen sehnt sie sich in ihre wahre Heimat, den Urwald zurück.
Diese ausgezeichneten deutschen Filme dürfen nicht unerwähnt bleiben:
- "Weg ohne Umkehr" (1953) von Victor Vicas verdiente 1955 den ersten Golden Globe für die Deutschen
- Die Dokumentation "Serengeti darf nicht sterben" (1959) von Bernhard und Michael Grzimek brachte 1960 den ersten Oscar nach Deutschland
Video: Die 20 besten Kinderfilme der 90er
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