Die Kinderserien der 70er wurden zu absoluten Klassikern. Viele der Figuren schlichen sich auch in die Herzen der nachfolgenden Generationen. Biene Maja, Wickie und Pippi Langstrumpf kennen heute noch viele Kinder.
Die Siebziger waren geprägt von eigenwilligen Farbkombinationen, autofreien Sonntagen und öffentlichen rechtlichen Sendern, die das Unterhaltungsmonopol besaßen. Drei Sender! Spätabends schaltete sich das Testbild an und morgens war es immer noch da.
Kinderserien der 70er: Unterhaltung mit Bildungsauftrag
Was Kinderserien betrifft, kamen die in dieser Zeit so richtig in Schwung. Natürlich hatte es schon vorher Unterhaltung für Kinder gegeben, aber neue Konzepte wurden ausprobiert. Man wollte das Medium Fernsehen einerseits für Unterhaltung nutzen, aber den Bildungsauftrag trotzdem nicht vernachlässigen. So importierte man die Sesamstraße aus den USA und erfand mit "Die Sendung mit der Maus" eine eigene Wissenssendung. Der bayrische Rundfunk fand die Sesamstraße zu amerikanisch und erfand "Das feuerrote Spielmobil", um Kindern Deutschland näher zu bringen. Das ZDF hielt dagegen und schickte Kli-Kla-Klawitter ins Rennen.
Kinderserien: Zeichentrick aus Japan und den USA
Speedy Gonzales, Tom & Jerry, Familie Feuerstein, Bugs Bunny und Daffy Duck kamen über den großen Teich zu uns, aber viele der Zeichentrickserien stammten auch aus Japan. Im Nullkommanix produzierten die dortigen Studios Dutzende von Folgen von Heidi, Biene Maja, Calimero, Niklaas, ein Junge aus Flandern, Sindbad, Pinocchio oder Wickie. Diese Figuren bestimmten lange Zeit in Deutschland die herrschende Ästhetik von Zeichentrick. Einige von ihnen sahen sich verdächtig ähnlich: Marco, der 1980 über die Bildschirme flimmerte, sah genauso aus wie Heidi. Da hatte man sich nicht viel Mühe gegeben.
Obwohl die Serien in Asien produziert wurden, hatten sie alle europäische Helden und Heldinnen. Das Pokémon-Zeitalter war noch nicht angebrochen - man unterhielt uns Kinder lieber mit Geschichten aus Europa. Und sie waren bunt. Das sollte man auch nicht vergessen. Erst seit 1967 gab es Farbfernsehen. Viele Familien konnten sich erst Jahre später einen Farbfernseher leisten. Die neue Farbgewalt wurde in diesen Zeichentrickserien erst richtig ausgekostet.
Kinderserien: Tiere gehen immer!
Kinder lieben Tiere und deshalb war es klar, dass diese Kombination auch im Fernsehen erfolgreich lief. Viele der Serien hatten ihren Ursprung in den sechziger Jahren, aber in Deutschland sah man sie erst in den Siebzigern. Daktari, Flipper, Fury, Mister Ed, Black Beauty und Lassie faszinierten uns Kinder ungemein. Besonders Daktari und Flipper waren exotisch. Eine Lassie konnte einem im Park begegnen, denn dank der Serie gehörten Langhaarcollies damals zu den beliebtesten Hunderassen. Flipper schwamm aber nicht im örtlichen Teich herum und ein Clarence lümmelte sich auch nicht auf der elterlichen Terrasse herum. Das machte den Reiz dieser Serien aus.
Lasst die Puppen tanzen
Die siebziger Jahre waren aber auch das Zeitalter des Puppenspiels. Die Augsburger Puppenkiste und ihre entzückenden Figuren setzten zum Siegeszug an. Erste Folgen wurden in den sechziger Jahren schon in Schwarz-Weiß gedreht, aber in den siebziger Jahren wurden alle Folgen noch einmal in Farbe gedreht, denn wir Kinder wollten Farbe! Doch die Augsburger Puppenkiste mit Jim Knopf und Urmel hatte nicht das alleinige Monopol: 1972 eroberten Robbie, Tobbi und das Fliewatüüt unsere Kinderherzen. Diese aufwändige Trickproduktion hat auch heute nicht ihren Zauber verloren.
Kinderserien der 70er: Die Macht der Astrid Lindgren
Kinder haben Astrid Lindgren und ihren schönen Geschichten viel zu verdanken. Dem Erfolg ihrer Bücher folgten die tollen Serien: Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Die Kinder von Bullerbü, Ferien auf Saltkrokan, Ferien auf der Kräheninsel oder Karlsson auf dem Dach. Lindgrens Heldinnen und Helden waren frech, abenteuerlustig und stromerten durch die Natur. Wir wollten alle so mutig wie Pippi sein, wussten aber wohl im Herzen, dass wir eher eine Annika oder ein Tommy waren. Egal! Man musste nur zusammenhalten und dann konnte man sich auch etwas trauen.
Kinderserien der 70er sind die besten!
Für mich repräsentieren die siebziger Jahre das goldene Zeitalter für Kinderserien. Wahrscheinlich denken das alle von ihrem Kinderserien-Jahrzehnt, aber viele der Produktionen haben eine großartige Qualität und unterhalten heute noch die Kinder. Kein Wunder, dass es immer noch Wiederauflagen von Wickie und der Biene Maja gibt. Und wie schön ist es, dass man fast alle Kinderserien der 70er weiterhin schauen kann! Auch wenn man manche DVD-Box nur noch gebraucht bekommt und dafür ziemlich viel blechen muss.
Bildquelle: Beta Film