Wusstest du, dass es in Thüringen neun Mundarten gibt? Ich als gebürtige Thüringerin spreche eher Ostthüringisch. Für manche hört sich das wie Sächsisch an. Wenn man genau hinhört, unterscheidet es sich aber total. Und im Bundesland selber verstehe ich nicht alle Worte: Wenn ich mit jemandem aus dem Thüringer Wald, aus dem Harz oder Südthüringen spreche, dann hört sich das ganz anders an. Und es gibt sehr viele Worte, die in jeder Mundart nochmal anders sind, die aber meist im Thüringischen ihre Heimat haben. Habt ihr die Folgenden schon mal gehört?
Viele dieser Worte sind reine Thüringer Mundart bzw. kommen vor allem im Thüringischen vor. Doch natürlich könnt ihr die Worte auch ähnlich aus anderen deutschen Dialektgruppen kennen, manches ist sehr vom Sächsischen, Sachsen-Anhaltinischen, Hessischen und Fränkischen beeinflusst. Und es kann natürlich sein, dass die Worte durch Migration der Menschen auch in andere Gegenden getragen wurden und ihr sie daher vom Hören-Sagen auch aus anderen Ecken in Deutschland kennt. Von daher gebe ich keine Garantie, dass sie NUR im Thüringischen vorkommen, aber vor allem Menschen, die gebürtig aus dieser Ecke sind, werden sie schon mal gehört haben oder sie kennen.
"Friemeln"
Ich kenne das Wort "Friemeln" mit der Bedeutung "Herumfummeln", im thüringischen Saale-Holzland-Kreis bedeutet es "etwas tun".
"Aale Häppe"
In Rudolstadt heißt das "alte Ziege", ich hab das auch schon im Weimarer Raum gehört.
"Dittschen"
Mh lecker – Kecks in Kaffee dittschen also tunken, der Klassiker!
"Fläppen"
Der, die oder das sogenannte "Fläppen" ist im Gerschen Raum der Führerschein.
"Bemme"
Auch in Sachsen wird Bemme gesagt. In Ostthüringen ist das auch das Wort für eine Brotscheibe. In Gera heißt es "Gersche Fettbemme", das ist ein Schmalzbrot.
"Gusche"
Na, halt doch mal die Gusche – ihr wisst, was gemein ist, oder? Richtig, das steht für Mund.
"Nischel"
Die Gusche befindet sich auf dem Nischel – damit ist der Kopf gemeint.
"Verhohnebibeln"
Willst du mich verhohnebibeln? Mit dieser Frage will man wissen, ob man veralbert bzw. veräppelt wird.
"Hutsche"
In mehreren Ecken Thüringens kennt man das Wort "Hutsche" oder auch "Hitsche" für eine kleine Fußbank.
"Domml diech!"
Wer das zu euch sagt, möchte euch zu verstehen geben, dass ihr euch beeilen sollt. Herrlich, oder?
"Lawerworscht"
Was das bedeutet, könnte man erraten ... Habt ihr's? Wird in Thüringen auch gern gegessen – die Leberwurst.
"Ficke"
Nein, das bedeutet nicht, was ihr denken könntet. Total falsch. Die Ficke ist in Weimar die Hosentasche.
"Roster"
Die Thüringer sind bekannt und stolz auf ihre Bratwürste, die man auch anderswo in Deutschland gerne isst. Sie werden in Thüringen jedoch umgangssprachlich Roster genannt. Das Grillen selbiger wird gern auch als "Rostern" bezeichnet.
Funzel
Was hast du denn für eine schwache Funzel? Die Funzel ist eine Taschenlampe, die nicht gut leuchtet.
"Gaggsch"
Na so een Gaggsch! Das bedeutet "So ein Quatsch!"
"Henfläzen"
Henfläzen heißt soviel wie hinsetzen.
"Illern"
Eines der ersten Konfliktworte mit meinem Mann (er ist gebürtiger Berliner) war "schmulen" versus "illern" - beides bedeutet nämlich irgendwo durchschauen.
"Knust"
Gib mir mal den Knust bitte! Auch noch so ein Wort für Brotkante, wo es total viele verschiedene Mundartworte gibt. Denn ich kenne dafür aus Ostthüringen das Wort "Ränftl". In Weimar sagt man auch "Ränftchen".
"Ongerziehuse"
Das ist der sogenannte Slip oder die Unterhose im Altenburger Land, in Ostthüringen.
"Reiwer"
Die Reiwer stehen für "Diebe" oder "Räuber". Das Schillersche Stück in thüringischer Mundart wäre also "Die Reiwer".
"Scheumpfer"
Der "Scheumpfer" ist ein Schatz. Dieses Wort kommt aus dem Raum Schmalkalden.
"Weeschn mir"
"Na weeschn mir kömmer ins Kino gehen.", das heißt: "Meinetwegen können wir ins Kino gehen."
"Himmelmitzschen"
Das hab ich persönlich tatsächlich noch nie gehört. Dieser süße Ausdruck steht für Marienkäfer und soll z.B. im Burgenlandkreis bekannt sein.
"Demse"
Also im August und Anfang September hatten wir 2024 echt eine richtige Demse. Könnt ihr es euch denken? Das bedeutet "Hitze".
"Bärmeln"
Wer immer viel herumjammert, der bärmelt so richtig.
Habt ihr noch mehr thüringische Lieblingsworte? Dann schreibt mir gern eine Mail und erzählt mir davon. Mundart stirbt so langsam aus, weil immer mehr junge Menschen aus den Gegenden wegziehen und sie nicht mehr sprechen. Die Dialekte und Sprachvarianten verschwimmen bzw. verschmelzen dann mit anderen überregionalen Einflüssen. Und dazu kommen noch internationale Einflüsse, die auf Sprache wirken. Jugendsprache ist vor allem von solchen globalen Phänomenen geprägt.