Früher war irgendwie besser? Mehr Leidenschaft. Mehr Aufmerksamkeit und vor den Kindern einfach auch mehr Zeit füreinander. Eure Beziehung fühlt sich einfach nicht mehr so gut an. Klingt nach Ehekrise und da kann man sich schon mal die Frage stellen: Ist unsere Ehe noch zu retten?
- 1.11 Tipps, um eure Ehe zu retten
- 2.Wann ist eine Ehe noch zu retten?
- 3.5 Gründe eure Ehe noch zu retten
- 3.1.#1 Liebe
- 3.2.#2 Vertrauen und Sicherheit
- 3.3.#3 Nervende Gewohnheiten
- 3.4.#4 Gemeinsame Lebensziele
- 3.5.#5 Die Kinder
- 4.Wie kann ich meine Ehe retten?
- 5.Paartherapie, um die Ehe zu retten? Ohne mich!
- 6.Kann ein Kind die Ehe retten?
- 7.Wann es besser ist sich zu trennen
- 8.Wo finde ich Hilfe bei häuslicher Gewalt?
Beziehungen und Ehen sind so individuell, wie die Menschen, die sie führen. Deshalb kann es kein Ehe-retten-für-alle-Programm geben. Denn die Gründe, warum man sich in seiner Partnerschaft nicht mehr wohl fühlt, können unglaublich vielfältig sein. Die gute Nachricht ist, dass es viele Beziehungsprobleme gibt, die sich lösen lassen. Die schlechte ist, die Ehe retten ist immer mit Arbeit verbunden – mit Arbeit an sich selbst. Und die fällt den meisten von uns ja bekanntlich oftmals besonders schwer.
11 Tipps, um eure Ehe zu retten
- Nehmt euch bewusst Zeit füreinander. Stichwort: Paar-Dates!
- Redet miteinander – nicht nur über die Kinder oder das Alltagsgeschäft
- Packt nicht alle Themen auf einmal auf den Tisch. Ein Thema pro Gespräch.
- Macht euch eine Liste, was ihr an eurem Partner*in schätzt.
- Seid ehrlich, aber nicht beleidigend.
- Versucht eure Gefühle in Wort zu fassen, ohne Schlussfolgerungen über den anderen zu ziehen.
- Gebt nicht auf, wenn es anstrengend wird. Eine Ehe retten ist Arbeit für alle Beteiligten
- Gebt euch Zeit. Die meisten ernsthaften Beziehungsprobleme lassen sich nicht mit einem Gespräch klären. Auch nicht mit zwei. Sondern mit steter Kommunikation.
- Habt Verständnis füreinander, auch wenn das bei großen Verfehlungen (Seitensprung, etc.) sehr schwer fällt.
- Haltet die Kinder raus!
- Sucht euch externe Hilfe in Form eines Paartherapeuten, wenn ihr alleine nicht mehr weiter kommt.
Wann ist eine Ehe noch zu retten?
Das ist eine unglaublich schwere Frage, die am Ende jeder für sich selbst beantworten muss. Aber wenn du darüber nachdenkst, deine Ehe zu retten, ist das schon einmal ein gutes Zeichen, dass da noch etwas zu retten ist. Da eine Partnerschaft aber immer aus zwei Personen (manchmal auch aus mehr, was wiederum überhaupt erst die Frage “Ist meine Ehe noch zu retten?” aufwerfen kann) besteht, lässt sich sich die Ehekrise nicht alleine lösen. Das führt in den meisten Fällen nur zu Frust. Denn wenn es in einer Ehe nicht mehr rund läuft, reicht es selten, dass nur ein Partner sich reinkniet und versucht, die Beziehung wiederzubeleben. Um eine Ehe zu retten, müssen beide Partner an einem Strang ziehen.
5 Gründe eure Ehe noch zu retten
#1 Liebe
Ihr streitet die ganze Zeit und seid genervt voneinander, aber auf die Frage nach der Liebe, kommt von beiden dennoch ein (deutliches) JA? Dann habt ihr die besten Voraussetzungen, um eure Ehe zu retten.
#2 Vertrauen und Sicherheit
Ist das Vertrauen in den Partner erst einmal futsch, ist es nur schwer wieder herzustellen. Aber es ist nicht unmöglich. Wer sich in seiner Beziehung aber immer noch sicher und geborgen fühlt (sich aber an anderen Dingen reibt), hat damit gute Gründe und Voraussetzungen seine Ehe zu retten.
#3 Nervende Gewohnheiten
Je länger man zusammen ist, desto besser lernt man einander kennen. Das gilt nicht nur für die guten Seiten, sondern auch für die vielen kleinen und großen Macken und Angewohnheiten. Und diese können einen mit der Zeit immer weiter in den Wahnsinn treiben und die Frage aufkommen lassen, warum man mit diesem nervigen Menschen überhaupt zusammen ist. Wenn es sich bei dem Hintergrund zu dieser Frage, aber wirklich nur um Macken und dergleichen handelt, besteht eine gute Chance die Ehe zu retten. Denn Hand aufs Herz – wir haben alle unsere Macken: Nobody is perfect!
#4 Gemeinsame Lebensziele
Gerade Eltern habe schon viel miteinander erlebt – viel Positives, wie auch Negatives. Das schweißt zusammen, sorgt aber auch für mehr Reibung und Spannungen, die sich in Streit und Unstimmigkeiten entladen. Wer aber nicht nur eine gemeinsame Vergangenheit hat, sondern auch noch eine gemeinsame Zukunft sehen kann, der muss seine Ehe nicht sofort aufgeben. Wenn sich die Lebensentwürfe beider Partner nicht völlig voneinander entfernt haben (einer will z. B. unbedingt auswandern, der andere sieht seine Zukunft jedoch ganz klar in der Doppelhaushälfte mit den eigenen Eltern in Hintertupfingen), gibt es eine gute Basis für ein Fortbestehen der Beziehung
#5 Die Kinder
Kinder sollten nicht der alleinige Grund sein, warum ihr eine dysfunktionale Beziehung fortführt. Aber Kinder können ein guter Grund sein, wenigstens zu versuchen die Ehe zu retten, wenn es noch andere erfolgversprechende Punkte für den Fortbestand der Beziehung gibt. Als alleiniger Grund die Ehe sind Kinder allerdings ungeeignet. Denn Kinder haben ein feines Gespür für Unstimmigkeiten und versteckte Emotionen. Und wenn sie spüren, dass ihre Eltern dauerhaft unglücklich sind, sind sie es auch.
Wie kann ich meine Ehe retten?
Keine Therapie kann eine völlig zerrüttete Ehe reparieren. Auch wenn bei einem oder beiden Partnern die Liebe komplett verschwunden ist, wird es schwierig, die Beziehung zu kitten. Aber wenn irgendwo in euch noch ein Funke Liebe für den anderen glimmt und mag er unter noch so viel Alltagsstress und -nervereien begraben sein, besteht eine gute Chance, dass ihr wieder gemeinsam glücklich werden könnt.
Der Schlüssel zum Retten der Ehe ist Kommunikation. Diese muss nicht unbedingt unter Aufsicht eine Paartherapeutin stattfinden, aber eine Expertin kann helfen, festgefahrene negative Kommunikationsmuster aufzubrechen und das gemeinsame Gespräch wieder zu ermöglichen. Oftmals führt gerade dieses große Sich-gegenseitig-in-und-auswendig-kennen einer langen Beziehung dazu, dass man sich gar nicht mehr richtig zuhört, weil man meint schon zu wissen, was der oder die andere sagt. Man legt unbewusst einen Filter der Erfahrung über das Handeln des anderen und beeinflusst damit die eigene Wahrnehmung des Partners oder der Partnerin. Gerade wenn eh schon Differenzen bestehen, nicht unbedingt im positiven Sinne.
Versucht also wieder miteinander ins Gespräch zu kommen. Verabredet feste Paar-Dates zum Reden und bewusst Zeit miteinander zu verbringen. Seid nicht zu stolz euch gemeinsam Hilfe zu suchen, wenn ihr merkt, dass das mit der Kommunikation nicht mehr so gut klappt. In manchen Fällen reicht schon eine Therapiesitzung als Initialzündung, um wieder das Gespräch zueinander zu finden. In anderen Fällen braucht es mehr Unterstützung – aber das heißt ja nicht, dass es am Ende nicht klappen kann.
Manchmal liegt es auch am (nicht mehr vorhandenen) Sexleben, dass eine Ehe nicht mehr rund läuft. Schwangerschaft, Geburt und Kind(er) im Haus können die sexuellen Bedürfnisse der Eltern ganz schön durcheinander liegen. Wenn ihr klar definieren könnt, dass euer Problem eher hier liegt, dann hilft euch vielleicht eher eine Sexualtherapie statt einer Paartherapie.
Fahrt mehr Achterbahn
Ich habe irgendwann einmal gelesen, dass es für eine lange glückliche Beziehung wichtig ist, dass man gemeinsam Neues und Aufregendes erlebt – das schweißt zusammen. Das Gehirn unterscheidet nämlich nicht, ob der Partner für die Adrenalin- und Serotonin-Ausschüttung verantwortlich ist oder die Achterbahnfahrt. Aber wenn euer Partner in diesem Moment mit euch zusammen ist, verknüpft er diesen Zustand mit ihm. So speichert das Gehirn die Beziehung als aufregend und interessant ab und wir empfinden unsere Partnerschaft auch so. Die kleinen Tricks des Gehirns! Also: Fahrt mehr Achterbahn als Paar, nicht emtional, sondern ganz real!
Natürlich ist mir klar, dass eine Achterbahnfahrt oder ein Bungeesprung keine Ehekrise z. B. nach einem Seitensprung, beenden kann. Tiefgreifende Probleme lassen sich damit nicht lösen. Aber für alle, die einfach nur im Alltagstrott feststecken und dadurch langsam, aber stetig in eine Unzufriedenheit mit der Partnerschaft rutschen, ist der Tipp auf jeden Fall einen Versuch wert!
Paartherapie, um die Ehe zu retten? Ohne mich!
Oft kommt es vor, dass ein Partner keine große Lust auf eine Paartherapie hat. Vielen ist es unangenehm “dreckige Wäsche” vor anderen zu waschen bzw. über ihre Gefühle zu sprechen. Neben Überzeugungsarbeit kann es hier auch helfen, sich gemeinsam auf die Suche nach einer passenden Therapieform und Therapeuten zu begeben. Es gibt nämlich viele verschiedene Modelle und nicht jeder fühlt sich mit jedem Ansatz wohl.
Natürlich kann es auch funktionieren, dem Partner ein Ultimatum zu stellen, ganz nach dem Motto: “Entweder gemeinsame Therapie oder ich bin weg!”. Das sollte aber eher der letzte Ausweg sein, denn die Bereitwilligkeit und das Interesse an einer Lösung der Beziehungsprobleme sollte bei beiden Partnern vorhanden sein, um die Ehe erfolgreich zu retten.
Kann ein Kind die Ehe retten?
Ja und nein! Ein Kind alleine rettet keine Ehe. Aber Kinder können ein großer Motivator sein, nicht vorschnell aufzugeben und wirklich alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die Beziehung wieder hinzubiegen.
Viele Paare versuchen Risse in ihrer Ehe, die nach dem ersten Kind entstanden sind, mit einem zweiten Kind zu kitten. Dieser Versuch geht meistens schief, zumindest, wenn nicht auch noch zusätzliche Maßnahmen unternommen werden. Auch hier ist Kommunikation Trumpf!
Eine Studie hat übrigens herausgefunden, dass Paare nach der Geburt ihres ersten Kindes besonders unzufrieden mit ihrem Leben sind. Mit der Geburt werden Liebespaare zu Eltern, das Leben krempelt sich komplett um. Damit haben, laut der Wissenschaftler um Mikko Myrskylä vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock, insbesondere gebildete Paare über 30 starke Probleme. Darum entscheiden sich viele Paar vermutlich gegen ein zweites Kind. Dabei hat Mikko Myrskylä auch gut Nachrichten: „Trotz der Unzufriedenheit nach dem ersten Kind wirken sich bis zu zwei Kinder insgesamt und langfristig eher positiv auf das Lebensglück aus“. Also nicht aufgeben, wenn ihr nach der Geburt eures Kindes mit eurem Leben und eurer Beziehung unglücklicher seid als zuvor – ihr seid definitiv nicht allein UND es wird wieder besser!
Rette sich, wer kann
In meinem Geburtsvorbereitungskurs in meiner zweiten Schwangerschaft gab uns die Hebamme nicht nur Tipps zur Geburt, sondern auch den Rat uns schon einmal einen Termin bei einem Paartherapeuten in den Kalender einzutragen. Wie ernst es ihr damit war, zeigte die Liste mit kostenlosen Paar-Beratungsstellen, die sie uns am Ende des Kurses zumailte. Die übertreibt doch, dachte ich.
Knapp ein Jahr nach der Geburt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Ich hatte den Impakt eines zweiten Kindes in unser Familien- und vor allem auf Paargefüge ganz schön unterschätzt. Seit wir nun zu viert sind, knirscht es schon ganz schön im Getriebe unserer Beziehung. Wer sich in so einem Fall nach Hilfe von einem Profi umsieht, ist nicht schwach, sondern stark, denn er oder sie bzw. im besten Falle beide, wollen etwas verbessern an sich und ihrer Beziehung. Das ist eine verdammt gute Sache!
Wann es besser ist sich zu trennen
Während es gute Gründe gibt, seiner Ehe noch ein Chance zu geben und die Flinte nicht zu früh ins Korn zu werfen (oder sich selbst in die Arme eines neuen Partners oder einer neuen Partnerin), gibt es durchaus Situationen, in denen man sich auf jeden Fall trennen sollte. Dies ist immer der Fall, wenn Gewalt gegen die eigene Person oder die Kinder im Spiel ist, egal ob diese physischer oder psychischer Natur ist. Wenn die Beziehung toxisch und verletzend ist, muss man seine Ehe nicht retten (wollen). Denn in manchen Fällen ist es für alle Beteiligten besser zu gehen! Falls ihr euch für eine Trennung entscheidet – hier findest du unsere Tipps gegen Trennungsschmerz!
Wo finde ich Hilfe bei häuslicher Gewalt?
Wenn ihr Opfer häuslicher, sexualisierter oder irgendeiner anderen Art von Gewalt in der Partnerschaft seid, sucht euch Hilfe. Folgende Organisationen sind gute Anlaufstellen, wenn ihr Unterstützung braucht, um eine ungesunde Beziehung zu verlassen:
- Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" unter 08000-116 016 berät 24/7 zu jeder Uhrzeit anonym und kostenlos. Mit Hilfe von Dolmetscher*innen auch in vielen Sprachen.
- Kostenlose und anonyme Telefonseelsorge 24/7 unter der Nummer 0800-111 0111 und 0800-111 0222.
- Über Frauenhauskoordinierung.de könnt ihr ein Frauenhaus in eurer Nähe finden
- Auch über Frauen-gegen-gewalt.de findet ihr Beratungsstellen, Notrufnummern und Hilfe vor Ort.
- Auch der Weiße Ring bietet eine Opfer-Hotline, Onlineberatung und Hilfe vor Ort an, wenn ihr Opfer häuslicher Gewalt seid.
Auch wenn viele Hilfsangebote auf Frauen zugeschnitten sind, da sie nun mal leider die Hauptbetroffenen von häuslicher Gewalt sind, können sich natürlich auch betroffene Männer an Hilfsorganisationen und die Telefonseelsorgen wenden. Niemand sollte sich schämen und scheuen Hilfe zu suchen, wenn er oder sie diese dringend benötigt.
Bildquelle: Getty Images/ skynesher