In ihrem Buch "Mamaplaner – Überlebensstrategien im Familienalltag" versuchen Verena Schörner und Cosima Michels vor allem eins: Mütter zu empowern. Hier erzählt Verena ein bisschen aus ihrem Familienleben und was sie anderen Müttern mitgeben will: Familienleben ist toll und lässt sich besser genießen, wenn Mama zwar unperfekt, aber dabei gelassener, entspannter und glücklicher ist.
Diese Situation wird fast jede Mama schon einmal in ihrem Alltag erlebt haben: Ihr habt eine grauenhafte Nacht hinter euch. Dein Baby hat stundenlang geschrien, und du kamst der Ursache einfach nicht auf den Grund. Am nächsten Morgen startest du mit tiefen Augenringen, fahler Gesichtshaut, fettigen Haaren und schlechter Laune in den Tag. Die Babypfunde sind noch nicht runter, und der Versuch, in deine alte Jeans zu schlüpfen, scheitert kläglich.
Ich erinnere mich sehr genau an einen solchen Morgen. Zu allem Überfluss war auch noch die Milch aus, und ich machte mich vollkommen energielos mit dem Nachwuchs auf zum nächsten Supermarkt. Ich versuchte gerade, den Maxi Cosi mit größter Anstrengung auf den Rücksitz unseres zweitürigen Fiats zu hieven, als es mich plötzlich überall zu jucken begann. Und dann sah ich den Grund: Unmengen von Ameisen krabbelten von allen Seiten meine Beine hinauf. Ich stand in einem riesigen Ameisenhaufen! Die Folge war hysterisches Geschrei, in das mein Sohn sofort zwei Oktaven höher einstimmte. Später im Supermarkt traf ich zu allem Überfluss, vollkommen verweint, eine alte Schulfreundin. Gott, womit hatte ich das verdient?! Das ist also nun das Bild, das sie von mir hat, und das sie am Ende auch noch überall verbreitet: Verena – überfordert, mollig, ungepflegt und ohne Karriereambitionen. Danke, Karma.
Mama: Unperfekt, aber glücklich!
Aber was ist denn eigentlich aus mir geworden? Im Grunde eine glückliche Frau, die einen grauenhaften Morgen hatte, die aber mit Stolz behaupten kann, einen wunderbaren Sohn auf die Welt gebracht zu haben. Und klar sieht man in den ersten Monaten mit Baby nicht perfekt gestylt, gertenschlank und energiegeladen aus. So schlimm dieser Vormittag auch war, hat er mich dann später doch zum Nachdenken gebracht. Ich habe mich geschämt, dass ich mein Leben und damit auch das meines Sohnes und Ehemanns gedanklich so schlecht gemacht habe.
Die Ansprüche unseres Umfelds, aber vor allem unsere eigenen, sind viel zu hoch.
Und genau hier liegt das Problem: Die Ansprüche unseres Umfelds, aber vor allem unsere eigenen, sind viel zu hoch. Aufopfernde Mama, blitzsaubere Wohnung, erfolgreich im Job, perfekt gestylt, schlank und sportlich, natürlich finanziell unabhängig und am besten alles – gut gelaunt – zur gleichen Zeit erledigen. Dieser Plan wird wohl nicht aufgehen.
Aber wie sich vom perfekten Mutterbild lösen? Das ist definitiv einfacher gesagt als getan. Wer erzählt schon gern prahlerisch in großer Mütterrunde: „Heute gab es bei uns mal wieder Fertigpizza, und danach habe ich die Kinder vor den Fernseher gesetzt.“?!
Ein bisschen mehr Rock‘n‘Roll bitte, Mama!
Wir müssen einfach ehrlicher miteinander umgehen und aufhören, uns zu vergleichen. Liebe und Anerkennung muss man sich nicht verdienen, indem man die Beste ist. Und ganz ehrlich – wie soll deine Wesensbeschreibung lauten? „Sie putzt immer perfekt, kümmert sich um alles und jeden, wirkt aber manchmal etwas gestresst.“ Oder: „Manchmal geht bei ihr zwar etwas schief, aber ihr Humor und ihre mitreißende Art ziehen einen sofort in den Bann.“
Ein bisschen mehr Rock‘n‘Roll kann also nicht schaden.
Mit freundlicher Genehmigung des Komplett Media Verlags.
Verena Schörner und Cosima Michels
Mamaplaner - Überlebensstrategien im Familienalltag
Preis: 25 €
ISBN: 978-3-8312-0567-7
Bildquelle: Gettyimages/ Maksym Belchenko