Wir alle sind nach den letzten Homeoffice-Jahren ein wenig ausgelaugt. Nun stehen die Sommerferien vor der Tür und die Frage bleibt: Wie wird das für alle Beteiligten möglichst angenehm? Denn nicht überall wird eine Ferienbetreuung angeboten und die viele tollen Freizeitangebote kann sich auch nicht jede Familie leisten. Wir haben mit einer Expertin darüber gesprochen, wie zumindest die Familienmitglieder, die im Homeoffice arbeiten, eine stressfreie Ferienzeit erleben können.
Felicitas Richter, Diplom-Sozialpädagogin, Autorin und Coach, kennt sich aus. Die Mutter von vier Kindern arbeitet seit über 20 Jahren im Homeoffice und weiß um die Vor- und Nachteile dieses Arbeitsortmodells. Wir haben Felicitas Richter nach Tipps zum Thema Homeoffice mit Kindern gefragt. Immerhin hat die Speakerin das Buch "Homeoffice mit Familie" geschrieben und weiß deswegen sehr genau, was Eltern helfen kann.
13 Tipps fürs Homeoffice mit Kindern von Felicitas Richter
1. Gut für sich sorgen.
Nur, wenn es uns Eltern gut geht, geht es auch den Kindern gut!
2. Listen machen
Wer kann mich wann wo unterstützen – mit den Kindern, im Haushalt, aber auch emotional? Gerade für Alleinerziehende ist es hier auch wichtig, kreative Lösungen zu finden.
3. Zusammenhalt
Mit anderen Eltern zusammentun, so dass die Kinder einen Tag hier und einmal dort betreut werden.
4. Tägliches Speed-Date in der Partnerschaft
Morgens einen Kaffee gemeinsam im Bett trinken, nach dem Abendbrot einen kurzen Spaziergang – es braucht das tägliche Miteinander-Durchatmen und sich Mut machen.
5. Eine Not-to-do-Liste machen
Alles aufschreiben, was wir bis zum Ende dieser einschränkenden Zeit NICHT tun werden – vom Geburtstagskarten schreiben über Fenster putzen bis zu Abendterminen im Ehrenamt.
Pause machen ist kein To Do
Während der sehr belastenden letzten Jahre ist mir irgendwie die Fährigkeit abhanden gekommen auch mal Pause zu machen und das zuzulassen. Also nicht zu denken: Aber ich könnte doch noch... Ich müsste doch noch... Sondern stattdessen einfach nur einen Moment der Ruhe zu haben. Für mich wurden Pausen schleichend zu etwas, dass ich mir "verdienen" musste. Bis dann mal jemand zu mir meinte, dass Pausen zum Arbeiten dazugehören, dass sie einfach sein dürfen. Eigentlich eine ganz banale Aussage, aber ich hatte das tatsächlich vergessen.
6. MindMap erstellen
Viele sind erstaunt, was die Partnerin, der Partner so alles im Hintergrund tut. Nun gilt es, eine gerechte Verteilung von Erziehungs-, Versorgungs- und Haushaltsaufgaben auszuhandeln. Das Wichtige dabei: nicht nur die Aufgaben zu verteilen, sondern vor allem die Verantwortung.
7. Haushaltshilfe
Kinder können altersgerecht immer mit einbezogen werden.
8. Regeln für Arbeit und Familienzeit miteinander festlegen
Wann und wo wird gearbeitet und wann und wo definitiv nicht?
9. Signale vereinbaren
Das rote Tuch an der Türklinke oder eine Uhr aus Pappe zeigen: jetzt braucht einer in der Familie mal Ruhe – zum Hausaufgaben machen oder arbeiten, ein Buch lesen oder eine Netflix-Episode schauen.
10. Selbst ruhig bleiben
Wenn wir gestresst sind, können wir keinen klaren Gedanken fassen, wie wir alles jetzt unter einen Hut bringen. Dann gilt: erstmal selbst beruhigen, tief durchatmen, ein paar Minuten rausgehen, sich einen Tee kochen … was auch immer hilft, wieder ruhig und besonnen denken zu können.
11. Nicht auspowern
Wir werden niemandem gerecht, wenn wir versuchen, alle Kinder, Arbeit, Haushalt gleichzeitig zu machen. Wenn wir eines nach dem anderen tun, schaffen wir in der Regel letztlich genauso viel, sind aber hinterher nicht völlig ausgepowert.
12. Zeit für sich nehmen
Das ist vielleicht die größte Hürde. Dabei ist die Kraft, die man daraus schöpfen kann, in Zeiten wie diesen wichtiger denn je.
13. Akzeptanz!
Wer einmal akzeptiert hat, dass im HomeOffice manche Erwartungen (auch seitens des Arbeitgebers) überdacht werden werden müssen, kann Familie auch ganz neu genießen. Kinder erleben den Arbeitsalltag der Eltern und gewinnen an Selbstständigkeit, weil Mama oder Papa nicht immer gleich springen können, wenn sie etwas wollen.
In den vergangenen Monaten lief in den Familien ein Überlebensprogramm. HomeOffice und gleichzeitig Kinder betreuen und beschulen, das wäre uns früher unmöglich erschienen. Trotzdem haben es die Eltern geschafft.
Felicitas Richter
Zurück zum entspannteren Familienalltag
Die Tipps der Autorin sollen nicht noch mehr Stress machen, sondern euch dabei helfen, zurück zu einem entspannteren Familienalltag zu finden. Wir alle haben in den letzten Jahren lernen müssen, dass wir mit unseren Kräften extrem gut haushalten müssen, um nicht krank zu werden. Deswegen: Macht immer wieder eine Pause und genießt die Zeit mit euren Kindern ganz bewusst.
Buchtipps zum Thema Homeoffice mit Kind
Ich empfehle Eltern zum Beispiel, in der Wochenplanung die täglichen 15 Minuten als Paar und möglichst einen Abend pro Woche für jedes Elternteil zur freien Verfügung fest einzuplanen.
Felicitas Richter, Autorin von Homeoffice mit Familie
Mit diesen genialen Gadgets wird das Arbeiten im Homeoffice noch angenehmer:
Ihr wollt im Sommer möglichst entspannt bleiben? Dann sind die Tipps im Video vielleicht ganz hilfreich:
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