Besserwisser, Klugschwätzer, Oberlehrer: Begriffe, die einem sofort in den Kopf kommen, wenn man mal wieder ungefragt von einem Mann belehrt und dessen Wissen aufgedrückt bekommt. Dabei betrifft das sogenannte Mansplaining meist Frauen im Berufs-, aber auch Privatleben. Wie ihr rechthaberisches Mansplaining erkennen und schlagfertig darauf kontern könnt, erfahrt ihr hier.
Was ist Mansplaining?
Im Alltag werden meist Frauen immer wieder ungefragt von Männern belehrt und bevormundet. Dabei geht der Mann völlig selbstverständlich davon aus, besser über das jeweilige Thema oder den Sachverhalt Bescheid zu wissen. Anstatt mit seinem Wissen hinter dem Berg zu halten, werden überhebliche und teils arrogante Vorträge gehalten, um die männliche Überlegenheit zur Schau zu stellen.
Das wirklich Ärgerliche daran ist, dass die Frauen oft bestens über das Thema Bescheid wissen und mit der Thematik vertraut sind. Und das ausführliche und bevormundende Kundtun von Wissen hat auch einen Namen: nämlich Mansplaining.
Wo passiert Mansplaining?
Vor allem am Arbeitsplatz ist Mansplaining verbreitet und alles andere als selten. Dabei werden Frauen bei bestimmten Themengebieten in ihrem Fachwissen und ihren Kompetenzen von einem männlichen Kollegen oder Vorgesetzten degradiert.
Doch nicht nur am Arbeitsplatz findet man die besserwisserischen Verhaltensweisen: Auch im Freundes- oder Bekanntenkreis und sogar in der Partnerschaft oder der eigenen Familie werden Frauen oft lang und breit von dozierenden Besserwissern belehrt.
Insbesondere in der Partnerschaft kann die männliche Überheblichkeit demütigend und belastend sein. Beginnen tun die Vorträge in der Beziehung dabei gerne mal mit „Süße, ich zeig dir lieber, wie das mit dem Herd richtig funktioniert." oder „Was weißt du schon von Fußball?".
Im Verwandtenkreis von Männern älteren Semesters sind hingegen Sätze wie „Junge Dame, lass mich das für dich verständlich erklären." beliebt. Klar, manchmal klingen solche Belehrungen irgendwie auch belustigend, dennoch sind sie vor allem eines: nämlich ungefragt, fehl am Platz und noch dazu extrem nervig! Sorry, Männer der Schöpfung.
Warum findet Mansplaining statt?
Meist geschieht Mansplaining unbewusst und nicht aus böser Absicht, um Frauen wissentlich zu belehren. Dass Mansplaining nach wie vor stattfindet, liegt mitunter an der immer noch patriarchal geprägten Gesellschaft und dem damit einhergehenden traditionellen Rollenbild von Mann und Frau.
Höhere Bildung zum Beispiel war lange Zeit ausschließlich Männern vorenthalten. Frauen hingegen wurde das Studium systematisch verwehrt und sie mussten hart für ihr Wissen kämpfen. Zwar sind diese Zeiten vorbei, doch zur kompletten Gleichberechtigung im Beruf und Alltag braucht es noch mehr Sensibilität seitens der Gesellschaft.
"Weil wir in einer Kultur leben, die seit Jahrtausenden Männlichkeit und Wissen miteinander koppelt."
Wie könnt ihr Mansplaining erkennen?
Eins gleich vorweg: Natürlich sind nicht alle erklärenden Männer überhebliche Besserwisser und betreiben Mansplaining. Männer, die ihrer Kollegin oder einer anderen Frau stets etwas erklären wollen und dabei automatisch davon ausgehen, den jeweiligen Sachverhalt sowieso besser zu wissen, hingegen schon.
Häufig hält dann der Mann der betroffenen Frau im Brustton der Überzeugung einen ausführlichen Vortrag über die eigene Expertise in dem jeweiligen Fachbereich und versucht, sein Wissen möglichst haargenau zu vermitteln.
Was tun gegen Mansplaining?
Gegen Mansplaining gibt es leider keine Patentlösung und betroffene Frauen sind im ersten Moment oft perplex und sprachlos. Damit ihr selbstbewusst und schlagfertig auf Mansplaining im Berufs- oder Privatleben reagieren könnt, haben wir euch ein paar Tipps zusammengestellt:
- Für sich selbst einstehen: Fallt eurem männlichen Gegenüber bei einem seiner Monologe oder Unterbrechungen ruhig, aber bestimmt ins Wort. Das klappt beispielsweise mit Sätzen wie „Lassen Sie mich bitte auch zu Wort kommen." oder „Es wäre angebracht, mich ausreden zu lassen.". So verschafft ihr euch nachhaltig Gehör und kommuniziert dem Mann, dass ihr ebenbürtig seid und auch so behandelt werden wollt.
- Direkte Gegenfrage stellen: Angriff ist nicht immer die beste Verteidigung, doch im Fall von Mansplaining durchaus mal erlaubt. Mit Gegenfragen, wie zum Beispiel „Wie kommen Sie dazu, mir in meinem eigenen Fachbereich Ratschläge zu erteilen?", wird eurem Gegenüber sofort der Wind aus den Segeln genommen. Zudem könnt ihr mit Fragen wie „Seit wann sind Sie auch in diesem Fachbereich tätig" oder „Können Sie mir die genaue Funktionsweise nochmals schildern?" euren männlichen Gesprächspartner aus dem Konzept bringen und mit eurem eigenen Wissen herausfordern.
- Ansprechen: Vielleicht ist eurem Kollegen, Chef oder Bekannten gar nicht bewusst, dass er euch ungefragt mit seinem Wissen das Wort abschneidet. Oft hilft es daher, das Problem direkt anzusprechen: „Mir ist aufgefallen, dass Sie mich nicht zu Wort kommen lassen" oder „Ich würde es begrüßen, wenn mein Wissen in diesem Bereich ernstgenommen wird." können Wunder wirken.
Welche Beispiele gibt es für Mansplaining?
Um euch zum Schmunzeln zu bringen und weil das Thema Mansplaining ärgerlich genug ist, haben wir zum Schluss noch einige lustige Beispiele für euch:
- Der Partner erklärt seiner Freundin, was gegen Regelschmerzen hilft.
- Rechthaberische Männer wollen Frauen Feminismus erklären.
- Der Kollege aus der Buchhaltung gibt der langjährigen Personalreferentin Tipps, auf was sie bei Bewerbungen achten soll.
- Der Restaurantmanager, der noch nie gekellnert hat, erklärt seiner erfahrenen Servicemitarbeiterin, wie sie möglichst viele Gläser tragen kann.
- Der kinderlose Bekannte sagt der zweifachen Mutter, dass ihr Kind weint, weil die Windel voll ist.
Sachen gibt´s
Unter dem Hashtag #mansplaining könnt ihr euch auf Twitter zahlreiche Beispiele in Sachen überhebliche und besserwisserische Männer durchlesen – und dabei den Kopf schütteln. Ich kann euch sagen, einige erlebte Geschichten der Frauen sind wirklich skurril.
Euer Chef geht euch tierisch auf die Nerven mit seinem Mansplaining? Im Video findet ihr Tipps für einen neuen Job!
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