Sieben Wochen ohne Süßigkeiten, Alkohol oder Fleisch – so sieht die klassisch religiös geprägte Fastenzeit vor Ostern aus. Aber Fastenzeit mit Familie kann auch noch weitere inspirierende Aspekte jenseits von Nahrungsaufnahme haben. So könnt ihr die Familien-Fastenzeit mit etwas füllen, das euch als Familie ein Stückchen weiterbringt.
Zum Fasten muss man nicht religiös sein und es muss auch nicht immer um Süßigkeiten & Co gehen. Der tiefere Sinn hinter der Fastenzeit soll Besinnung durch Verzicht sein – und das können wir alle in diesen hektischen Zeiten gut gebrauchen. Gemeinsam geht das – wie fast alles – viel leichter, bringt mehr Spaß, Motivation und die Familie näher zusammen.
Vorschläge für die Fastenzeit mit Familie: Sieben Wochen ohne …
Hier sind ein paar Vorschläge, wie man sieben Wochen ohne etwas verbringt und vielleicht dadurch zu einem entspannteren und freundlicheren Wesen wird. Und ganz so hart wird es vielleicht auch gar nicht, denn den klassischen Zucker-, Alkohol und Fleischverzicht haben wir hier mal rausgelassen.
1) Sieben Wochen ohne ... zu lästern
Natürlich kann es sein, dass ihr das sowieso nie macht, aber es kann nicht schaden, wenn man seine Umgebung einfach mal wohlgesonnener betrachtet, grundsätzlich vom Besten ausgeht und nicht lästert. Statt über Äußerlichkeiten oder (Fehl-)Verhalten unserer Mitmenschen zu urteilen, die Frage stellen, warum sie sich so benehmen oder so kleiden oder so aussehen. Mal genauer hinschauen und erkennen, warum die Leute so ticken, wie sie ticken und nicht so schnell (ver-)urteilen. Denn wir selbst wollen schließlich auch mit der größtmöglichen Toleranz betrachtet werden – oder nicht?
2) Sieben Wochen ohne ... negative Gedanken
Positives Denken mag dem ein oder anderen schwerfallen. Vieles, was wir über uns denken, sorgt dafür, dass wir eine Mauer im Kopf aufbauen. Wer sein Leben lang immer wieder selbst auf sich eingedroschen hat, kann sich jetzt darauf konzentrieren, sich selbst zu bestärken und zu sagen: "Ich kann das!", "Das wird schon klappen", "Das wird nicht so schlimm", "Das schaffe ich schon." Und dann, ganz langsam gehen die Schotten auf, das Licht dringt ein und es läuft. Probieren wir's einfach mal.
3) Sieben Wochen ohne ... zu kneifen
Oh, das wird nicht einfach. Aber nehmt euch doch mal vor, sieben Wochen nicht zu kneifen. Damit ist jetzt nicht das Kneifen mit der Hand gemeint, es geht um mehr Mut und mehr Zutrauen und mehr Wahrheit. Auch mal den schwierigeren Weg gehen. Ängste überwinden und da kann man klein anfangen und immer mutiger werden. Probiert es aus! Wo die Angst ist, da geht's lang. Raus aus der Komfortzone. Es ist für unseren Nachwuchs auch toll zu sehen, dass Mama oder Papa auch Ängste haben und sie die jetzt angehen. (Wenn ihr Familienmitglieder habt, die gerne kneifen, im Sinne von zwicken, könnt ihr natürlich natürlich auch ein Zwicken-Fasten einführen – jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, auch dem Einhalt zu gebieten!)
4) Sieben Wochen ohne ... anzusammeln
Falls ihr zu den Leuten gehört, die minimalistisch leben. Glückwunsch! Aber die Mehrzahl von uns sammelt an. Das können Klamotten, Spielzeug, Werkzeug, Kaffeetassen, Dekofiguren sein – was es nicht alles gibt und was man denkt, man muss es haben und dann verstopft es die Schränke und Regale. Also, entrümpeln und abgeben wäre vielleicht eine Idee.
5) Sieben Wochen ohne ... Plastikmüll
Auch wenn es schwerfällt – sieben Wochen unverpackt einkaufen ist eine Challenge, die nicht nur Euch selbst hilft, sondern uns allen. Die Bilder von verendeten Meeresschildkröten und kranken Wasservögeln dürften eigentlich Motivation genug sein, nach Möglichkeiten zu suchen, nicht mehr so viel Plastik zu benutzen. Trinkflaschen und Trinkbecher ersetzen die Plastikwasserflaschen und beschichteten Pappkaffeebecher. Mehr auf dem Markt einkaufen, Grüne Kiste vom Bauernhof ausprobieren, harte Seife statt Flüssigseife – es gibt so viele Sachen, bei denen man ansetzen kann. Ihr könnt es Schritt für Schritt machen –und gleichzeitig ein Bewusstsein bei Euren Kindern schaffen.
6) Sieben Wochen ohne ... zu maulen
Vielleicht die schwerste aller Challenges. Aber wie schön wär es, wenn die Morgenroutine nicht von Gemaule bestimmt wäre, das Mittagessen gelobt würde, statt.über die Zucchini-Stückchen gemosert oder wir Eltern uns auch beim Anblick des chaotischen Kinderzimmers nicht in Maultiraden versteigen würden. Sieben Wochen versuchen wir, unser Gemaule mit Verständnis einzutauschen und hoffen auf ein entspannteres Miteinander und ungeahnte Perspektiven.
7) Sieben Wochen ohne ... Handy/ Tablet/ Computer
Digital detox! Wahrscheinlich geht es bei den meisten von uns nicht ganz ohne digitale Helferlein. Möglichkeiten gibt zum Reduzieren gibt es dennoch, z.B.:
- Ab 19 Uhr keine beruflichen Mails mehr checken
- Das Smartphone vor dem Zubettgehen ausmachen (oder zumindest auf Flugmodus stellen
- Morgens erst mal frühstücken und dann erst das Handy anmachen
- Striktes Handy- und Tabletverbot am Esstisch (wer das nicht sowieso macht)
- Ein Körbchen neben der Eingangstür, in das die Handys nach Schul- oder Arbeitstag gelegt werden bis zum nächsten Morgen
- etc. pp.
8) Sieben Wochen ohne ... Shopping
Natürlich muss man Lebensmittel und Medikamente sowie andere Notwendigkeiten einkaufen. Aber das ist Einkaufen. Shoppen bedeutet, durch die Läden zu ziehen und sich dort drei T-Shirts zu kaufen, von denen man vielleicht eines nie anziehen wird. Unter Shoppen fällt aber auch der Einklick-Kauf im Internet – noch mehr Sachen, die man wahrscheinlich nicht braucht und die Schränke überfüllen. Sieben Wochen Beschränkung auf das Notwendigste – das bekommen wir hin! Ganz bestimmt.
9) Sieben Wochen ohne ... Trägheit
Trägheit hat mehrere Aspekte: körperliche und geistige. Einerseits ist körperliche Bewegung gemeint, aber anderseits sind wir auch oft geistig zu träge, dass wir es zum Beispiel nicht packen, Oma oder Opa anzurufen, obwohl die sich so darüber freuen würden. Dem Gesamtkonzept Trägheit sieben Wochen Einhalt gebieten und schauen, ob es klappt. Mehr gehen, mehr laufen, mehr Freund*innen anrufen, mehr Fahrradfahren. Es geht nicht darum, Rekorde aufzustellen, sondern darum, den Schweinehund auf seinen Platz zu verweisen.
Kleiner Fitnesshelfer
Nachdem ich nach ein paar Tagen sämtliche Sportroutinen immer wieder abbreche, habe ich mich endlich durchgerungen, eine Fitnessuhr zu kaufen und regelmäßig abends Ring Fit zu spielen. Mal kucken, ob ich die sieben Wochen durchhalte ...
10) Sieben Wochen ohne ... späte Bettzeiten
Jede*r weiß es eigentlich und die Medizin bestätigt es: Zur Gesundheit gehört eine ausgewogene Portion Schlaf. Immer mehr Kinder bekommen nicht genug Schlaf – und Erwachsene ebenso. Eigentlich alle – bis auf die meisten Babys, bei denen man froh ist, wenn sie länger schlafen. Genügend Schlaf, da reden wir immer noch von den acht Stunden bei Erwachsenen und zehn bis zwölf Stunden für Kinder, verbessert das Wohlgefühl und die Gesundheit, denn der Körper kann all die kleinen Reparaturprozesse in Gang setzen. Man ist ausgeruhter und konzentrierter. So kann man sich den Unwägbarkeiten des Lebens viel besser entgegenstemmen. Ein Tipp, den viele geben: Eine Stunde vor dem Schlafengehen auf elektronische Medien verzichten, damit sich die Augen entspannen. Also lieber das Buch, statt die Lieblingsserie, gar nicht so einfach, aber einen Versuch wert.
11) Sieben Wochen ohne ... Undankbarkeit
Wir sind oft ganz schön undankbar und wissen die Dinge nicht zu schätzen. Achtsamkeit ist das Zauberwort. Bei der Abendroutine oder am Morgen sich gegenseitig mitteilen, wofür man dankbar ist – z.B. dass man gesund ist oder wenn man es nicht ist, die nötige Unterstützung hat, dass die Sonne scheint und man draußen sein kann ... Ach, wir wollen euch nicht vorgeben, wofür ihr dankbar sein könnt. Das ist ja schließlich eure ganz persönliche Sache.
Auf die Plätze, fertig, los!
Na, war eine Idee für Euch dabei? Als Wettbewerb gestaltet, werden die meisten Kids gerne mitmachen – wenn am Ende eine Belohnung winkt – wie genau die aussieht, könnt ihr euch selbst aussuchen. In einer perfekten Welt wäre die Einsparung selbst Motivation genug, in der Realität brauchen die Kids oft ein wenig Anschub. Natürlich geht es hier weniger um Schokoladenberge oder gar Geld, sondern vielleicht um einen gemeinsamen Schwimmbadnachmittag oder einen Familientrip in den Freizeitpark – schließlich war es ja auch eine gemeinsame Herausforderung.
Elf Ideen hatten wir. Habt Ihr noch mehr?
Auf diese elf Ideen für die Fastenzeit mit Familie sind wir in der Redaktion gemeinsam gekommen. Egal, welche Ihr ausprobiert: Lasst euch nicht unterkriegen, wenn's nicht immer klappt. "Better done than perfect", gilt auch hier. Einfach weitermachen und sehen, wohin es führt. Hoffentlich zu einem besseren Miteinander. Und wenn es das nicht tut, wäre es auch eine Frage wert, warum es so ist. Oft steckt mehr dahinter, als man denkt. Also – auf zum Abenteuer Besinnung.
Wenn Ihr noch mehr Fasten-Ideen für Familien habt, schreibt uns gerne an info@familie.de.
Übrigens, das Motto der diesjährigen Fastenaktion der evangelischen Kirche lautet "Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit". In krisengebeutelten Zeiten wie diesen, ein sehr schönes, wie ich finde. Wenn Ihr vom 22. Februar bis zum 10. April 2023 klassisch Fasten wollt, findet Ihr hier Gruppen, mit denen Ihr das gemeinsam tun könnt.
Bildquelle: Getty Images/evgenyatamanenko