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Ewige Diskussion

Handyverbot: Wie sinnvoll sind Smartphone-Auszeiten?

Ist Handyverbot sinnvoll
© Gettyimages/Chalabala

Ist es sinnvoll, eurem Nachwuchs eine Smartphone-Auszeit aufzuzwingen? Und wann kommt das endgültige Handyverbot für Schulen? Pro oder Contra: Wir haben uns verschiedene Situationen angeschaut.

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Früher gab es Fernsehverbot oder Stubenarrest, heute nehmen viele Eltern ihren Kindern zur Strafe das Handy weg. Die absolute Höchststrafe, schließlich ist das Smartphone heute Dreh- und Angelpunkt des sozialen Lebens. Doch ist es sinnvoll, Kindern ihr Handy wegzunehmen?

Eine richtig oder falsch Antwort gibt es hier wie so oft nicht. Wie immer kommt es auf die Hintergründe an: das Alter eures Kindes, die Begründung des Handyverbots, die Dauer und viele weitere Dinge. Wir haben einen kleinen Wegweiser erstellt, der euch Orientierung liefern kann. Am Ende müsst ihr als Eltern natürlich selbst entscheiden, was ihr für euer Kind als sinnvoll erachtet. Schließlich wisst nur ihr, was für euer Kind das Beste ist.

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Handyverbot ja oder nein? Verbote machen neugierig

Generell solltet ihr den Handyentzug besser nicht als “Verbot” kundtun. Verbote machen vor allem im Jugendalter erst recht neugierig und Teenager sehen es als Challenge an, ihr Smartphone trotz Verbot zu nutzen. Handypause, Handyauszeit, Smartphonefrei – egal, wie ihr den Entzug letztlich nennt, er sollte nicht zu gegenteiligem Verhalten animieren.

Handyverbot wegen Suchtpotenzial

Laut der aktuellen DAK-Suchtstudie nutzen rund 85 % der 12- bis 17-Jährigen insgesamt etwa drei Stunden täglich Messenger wie WhatsApp und soziale Netzwerke wie Instagram. Eine ganz schön lange Zeit. Besonders, wenn euer Nachwuchs von der Schule kommt, seine Zimmertür schließt und nicht mal beim gemeinsamen Abendessen das Smartphone bei Seite legen will, macht euch Eltern das sauer. Die logische Konsequenz für viele: Handyverbot.

Kurzweilig kann eine Smartphone-Auszeit sinnvoll sein. Doch ein länger andauerndes Verbot kann eurer Tochter oder eurem Sohn existenzielle Ängste bereiten. Ihr solltet euch unbedingt im Klaren sein, was eine längere Phase ohne WhatsApp, Instagram, TikTok oder Snapchat für euren Nachwuchs bedeuten kann: Absprachen finden heutzutage fast ausschließlich online statt, Gesprächsthemen auf dem Schulhof drehen sich zu einem Großteil um Dinge, die sich online abspielen und soziale Netzwerke haben keinen geringen Anteil an der Selbstverwirklichung sowie der Suche nach Bestätigung und Anerkennung.

Wenn ihr eurem Kind für Tage oder sogar Wochen das Handy verbietet, hat es Sorge, den Anschluss zu verpassen, nicht mehr mitreden zu können und ausgegrenzt zu werden. Findet besser gemeinsam eine Lösung, wie ihr die Handynutzung eures Kindes sicherer machen könnt:

Poster

Regeln für alle festlegen statt Verbote

Partielle Handyauszeiten machen da mehr Sinn, vor allem, wenn ihr sie fest vereinbart: Das Frühstück oder Abendessen könnt ihr beispielsweise zur handyfreien Zeit erklären, auch bei gemeinsamen Aktivitäten könnt ihr zusammen festlegen, dass das Handy im Zimmer bleibt. Das gilt dann aber genauso für euch Eltern.

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Wenn ihr das Gefühl habt, dass das Handy bei eurem Kind zum Suchtmittel wird, solltet ihr lieber schauen, warum es zur ständigen Nutzung kommt, als sie strikt zu verbieten. Diese 5 Warnzeichen können für eine Internetsucht sprechen. Geht ins Gespräch und nehmt die Sucht eures Kindes unbedingt ernst, seht sie nicht als Fehler an. Manchmal sind die Gründe ganz banal. Ein neues Hobby, das eurem Kind wirklich Spaß macht und bei dem es Kontakt zu Gleichaltrigen findet, kann bei Handy-Dauernutzung aus Langeweile helfen.

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Handyverbot als generelle Strafe?

Was nicht sinnvoll ist: das Handy wegnehmen, wenn euer Kind zu spät nach Hause kommt oder es Ärger in der Schule gab. Diese Dinge stehen in keiner Verbindung zueinander, daher wird euer Kind das Verbot verständlicherweise nicht nachvollziehen können. Das Handy ist der soziale Mittelpunkt von jungen Menschen. Hier spielt sich vieles ab, was für ihr Leben entscheidend ist. Daher ist der Entzug keine angemessene Bestrafung. Die Konsequenzen müssen für euer Kind Sinn ergeben, sonst werden sie aus ihrem Fehlverhalten nicht lernen können.

Handyverbot in der Schule

Smartphones in den Schulen – kaum ein Thema wird in der letzten Zeit so heiß diskutiert, wenn es ums Thema Schule geht. Im Sommer 2018 führte Frankreich ein allgemeines Handyverbot in allen Vor- und Grundschulen und in Sekundarstufe I ein, die Niederlande, Großbritannien, Dänemark und Italien ziehen nach.

Auch in Deutschland fordern einige Bundesländer das Handyverbot an Schulen. Noch gibt es keine einheitliche Regelung – die Entscheidung über den Handybann liegt bei den einzelnen Bundesländern. Schulen und Lehrerpersonal bestimmen also selbst, ob das Smartphone im Unterricht geduldet ist oder nicht. Im Bayern ist es Schülerinnen und Schülern bereits seit 2006 untersagt, während der Schulzeit auf ihr Handy zu schauen. Hessen und Thüringen planen ähnliche Regelungen, auch NRW möchte laut dem Deutschen Schulportal die Regeln verschärfen.

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Handyverbot an Schulen: Pro und Contra

In der Debatte stehen sich vor allem die Themen "Ablenkung" und das "Erlernen von Medienkompetenz" gegenüber:

  • Weniger Ablenkung: Smartphones stören den Unterricht und lenken vom Lernen ab.
  • Förderung der Konzentration: Ohne Handy können sich Schüler besser fokussieren.
  • Mehr soziale Interaktion: Ohne ständige Bildschirmnutzung werden echte Gespräche gefördert.
  • Schutz vor Cybermobbing: Weniger Möglichkeiten für Mobbing über Messenger oder soziale Medien.
  • Schutz vor Mediensucht: Kinder lernen, bewusster mit digitalen Medien umzugehen.
  • Gesellschaftlicher Rückhalt: Laut INSA-Umfrage (2024) befürworten 60 % der Deutschen ein Handyverbot an Schulen.
  • Teil der Lebensrealität: Ein pauschales Verbot blendet die Realität der Schüler aus.
  • Förderung der Medienkompetenz: Durch gezielte Nutzung lernen Kinder den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Geräten.
  • Didaktischer Mehrwert: Viele Lern-Apps und digitale Tools können den Unterricht bereichern.
  • Ausnahmen notwendig: Für bestimmte Situationen (z. B. medizinische Notfälle) muss die Nutzung erlaubt bleiben.
  • Digitale Bildung: In einer zunehmend digitalen Welt sollte Schule Kinder auf den bewussten Umgang mit Technik vorbereiten.

Befürworter*innen des Handyverbots bemängeln allgemein, dass das ständige Daddeln und Tippen den Unterricht unmöglich macht. Kritiker*innen des Verbots berufen sich auf einen kompetenten Umgang mit dem Handy, das sich ihrer Meinung nach sinnvoll in den Alltag integrieren lässt.

Wie immer sind beim Thema Handyverbot Kompromisse und Mittelwege gefragt. Das Smartphone gehört zum Alltag Jugendlicher dazu, deshalb sollten sie auch nicht darauf verzichten müssen. Doch wird euer Kind zum Smartphone-Zombie und schaut kaum noch von seinem kleinen Gerät auf, sind Gespräche, Maßnahmen und Konsequenzen gefragt.