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Eltern

Vereinbarkeit? Fehlanzeige!

MiriamSchaefer_240x160-400130

Mutter werden und trotzdem in den Augen der Wirtschaft ein vollwertiger Mensch bleiben: Für Miriam nur noch ein naiver Irrglaube. Über die Lüge "Vereinbarkeit" #insidemom.

Ich stecke in einer Debatte, die ich nie führen wollte!

Niemals hätte ich gedacht, dass das Thema Vereinbarkeit jemals in meinem Leben eine Bedeutung einnehmen würde. Und nun stecke ich mittendrin in diesem Dilemma. Ich befinde mich voll in einer Debatte, die ich niemals führen wollte und von der ich immer dachte, dass gerade ich niemals darüber stolpern würde. Ich hänge nun aber drin und egal wie ich mich weiter orientieren möchte, es liegen mir immer wieder Steine im Weg. Vereinbarkeit: Fehlanzeige.

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Von der naiven Vorstellung, einfach nur Mutter zu werden und trotzdem in den Augen der Wirtschaft ein vollwertiger Mensch zu bleiben, musste ich mich verabschieden. Ich mache die gleiche Arbeit wie immer schon in diesem Unternehmen und doch wird mit mir nach der Elternzeit anders umgegangen. Ich habe das Gefühl, als ob man mich eher nur duldet und ich mehr Leistung erbringen muss, um die entsprechende Anerkennung zu bekommen. Dabei hat sich nichts verändert. Aber hat man erst einmal den Schritt gewagt und ein Kind in die Welt gesetzt, dann fängt es an kompliziert zu werden.

Plötzlich ist deine Leistung weniger wert, als die der Kinderlosen neben dir - selbst, wenn du zehn Jahre Berufserfahrung hast. Ich bin gerne Mutter, 18 Stunden lang am Tag. Aber die sechs Stunden in meinem Labor bin ich nicht Mutter, sondern Produktentwicklerin. Ich könnte meinen Job noch besser erledigen, wenn man mir nicht das Mutti-Stigma auf die Stirn drücken würde: Mütter sind doch eh unzuverlässig!

Ich bin die Mutter, die ihr Unternehmen belastet

"Ihre Teilzeitarbeit belastet das Unternehmen", sagte man mir in meinem Personalgespräch. Uff. Was für ein Brocken. Ich habe hin und her überlegt und habe mir dann die Frage gestellt: Wie viel wert ist die Arbeit einer Teilzeitkraft wirklich? Man ist nicht mehr zu 100% dran am Geschehen. Das habe ich bereits in der Zeit meines Studiums gelernt, als ich in meinem alten Labor als Teilzeitkraft für 1-2 Tage pro Woche gearbeitet habe. Nun mit 30 Stunden täglich sieht das anders aus, denn es ist nur eine geringfügig verringerte Vollzeitstelle.

Dabei bedeutet in meinen Augen Teilzeitarbeit lediglich weniger Arbeitszeit. Nicht weniger Leistung im Sinne von geringerer Qualität der Arbeit. Mein Chef sieht das aber leider anders. Ich könne ja noch mehr Leistung bringen. Was fehlt ist die Anerkennung von Teilzeitarbeit in der Politik und Wirtschaft. Das von der Politik wird Teilzeitarbeit als atypische Beschäftigung angesehen sagt auch schon einiges darüber aus, oder?

Auch im Studium bin ich schneller an die Grenze der Vereinbarkeit gestoßen als mit lieb ist. Die mehrmalige Bitte meinerseits eine Alternativleistung zur Anwesenheit in der Vortragsreihe leisten zu dürfen, wurde mehrfach abgelehnt. Es wurde nur darauf geantwortet, dass es nicht möglich sei. Ich sollte den Kurs halt beenden, wenn mir eine Anwesenheit wieder möglich sei. Aber zwischen 16.00 Uhr und 18.00 Uhr kann ich nun mal nicht anwesend sein. Und zwei Stunden Fahrtweg kommen dann noch obendrauf. Meine Uni ist seit wenigen Tagen offiziell als familienfreundlich zertifiziert. Nur wissen das die Professoren und Studiengangleiter in den einzelnen Fachbereichen wohl noch nicht. Eine Kita und Gleitzeit für Mitarbeiter macht noch keine familienfreundliche Uni! Ich weiß nicht, ob ich da lachen oder weinen soll!

Vereinbarkeit: Spitzentanz auf Legosteinen

Die Vereinbarkeit von Kinderbetreuung, Schließzeiten, Krankheiten, gleichbleibende Leistung auf der Arbeit, ausreichend Lernzeit und Familienzeit und man selbst soll ja nicht auf der Strecke bleiben. So viele Dinge soll man unter einen Hut bekommen und dabei bloß nicht durchblicken lassen, dass es ohne Unterstützung von außen gar nicht möglich ist. Um das alles zu bewerkstelligen und dabei nicht unterzugehen, brauchen wir das Dorf! Das Dorf ist für mich die Umschreibung für das Netzwerk von Helfern und Unterstützern, welche aus Familie, Freunden, Kinderbetreuung und wen man sonst noch so ins Boot holt besteht, um sich als Familie dem Alltag stellen zu können.

Es wäre so wichtig, würden die Arbeitgeber auch Teil dieses Dorfes werden und sich als Unterstützer sehen. Denn es können eigentlich nur alle profitieren! Doch unsere Gesellschaft ist wohl noch nicht so weit. Und plötzlich ich bin Teil eines neuen Klassenkampfes.

Dabei hatte ich mir das mit Studium, Arbeit und Kind so schön vorgestellt, da ich mich doch in einem unterstützenden Umfeld gesehen habe. Ich dachte immer, die Probleme haben sowieso immer nur die, die sich nicht bemühen. Wie schnell man auf einmal vom mündigen Leistungsträger zur abhängigen Bittstellerin werden kann, das sagt einem keiner im Geburtsvorbereitungskurs.

Aber zum Glück gibt es ja auch die Erfolgsgeschichten von Frauen, die trotz - und ja, das trotz ist an dieser Stelle bewusst gesetzt - Nachwuchs im Studium um im Beruf voll durchgestartet sind. Diese Berichte geben mir wieder neuen Schwung, denn ihre Message ist immer gleich: durchhalten und dranbleiben. Sich nicht unterbuttern und abwimmeln lassen.

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Hier schreibt: Miriam

Mein Name ist Miriam, 29 Jahre, und seit 15 Monaten stolze Mutter einen kleinen Tochter. Ich habe meine Tochter im Studium bekommen und arbeite zur Zeit wieder in einem Chemieunternehmen. Ich versuche immer alles unter einen Hut zu bekommen und scheitere genauso häufig, wie ich Erfolge verbuchen kann. Ich bin überrascht, wie viel Gegenwind man als Eltern doch bekommt, wenn es um den Wiedereinstieg in den Beruf und ins Studium geht.

Diese für mich alltäglichen Probleme verblogge ich auf meiner Seite www.frau-chamailion.de. Mein Ziel ist es auch andere junge Eltern im Studium zu vernetzen und sich gemeinsam stark zu machen. Daneben schreibe ich auch immer mal wieder über den normalen Wahnsinn im Mutti-Business. Vielleicht kommt ihr mich ja mal besuchen!

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Alle Beiträge zu #insidemom lesen Sie auf unserer Themenseite. Hier erzählen Frauen - absolut ehrlich und offen - was ihr Mutter-Herz wirklich bewegt.

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Das Ziel? Ein buntes Mosaik von Gedanken, Erfahrungen, Erlebnissen und Standpunkten. Jede Erfahrung am Mutter sein, jedes Thema ist willkommen und steht für sich selbst. Steht stellvertretend für einen Weg. Ohne Vergleiche und ohne Wertung.

Bildquelle: vision net ag