Ihre beiden Töchter durften niemals bei Freundinnen übernachten, fernsehen oder eine schlechtere als die Bestnote mit nach Hause bringen. Die amerikanische Juraprofessorin Amy Chua (54) hat mit ihrem Buch „Die Mutter des Erfolgs“ eine kontroverse Debatte über westliche Erziehungsmethoden losgetreten.
Kinder können nur durch Erfolgserlebnisse zu glücklichen und selbstbewussten Menschen werden, das ist Amy Chuas Grundgedanke. Sie selbst wuchs als Tochter chinesischer Einwanderer in den USA auf, studierte und promovierte in Harvard und ist heute Juraprofessorin in Yale. Wie sie ihre beiden Töchter Sophia und Louisa mit chinesischer Strenge und eisernem Drill zu Höchstleistungen in Schule und Musikunterricht brachte, beschreibt sie in ihrem Buch "Die Mutter des Erfolgs"
Nur mit härtester Arbeit wird man wirklich erfolgreich - und glücklich
Sophia war neun Jahre alt, als sie ihren ersten Klavierwettbewerb gewann. Später wurde ihr sogar die Ehre zuteil, in der legendären Carnegie Hall, einem der bekanntesten Konzertsäle in den USA, zu spielen. Damit ihre Tochter so weit kommen konnte, steckte Amy Chua sie jahrelang in ein enges Korsett harten Trainings: "Mit der Mutter an ihrer Seite übte Sophie mindestens neunzig Minuten täglich, auch am Wochenende. An den Tagen an denen Unterricht war, übten wir doppelt so lang."
"Du bist eine schreckliche Mutter. Du bist egoistisch."
Was bei der einen Tochter funktioniert, ist bei der anderen zum Scheitern verurteilt. Lulu, die Jüngere der Schwestern, sträubt sich gegen den mütterlichen Drill. An ihr scheitert nicht nur Amy Chuas Versuch, sie ebenfalls zu einer erfolgreichen kleinen Pianistin zu machen. Als sie zur Geige wechselt, verhärten sich die Fronten zwischen Tochter und Mutter, die ihr Kind zu immer intensiveren Trainingseinheiten zwingt. Schließlich kapituliert Amy Chua, nachdem die Tochter ihr im Klartext verkündet, dass sie ihre Form der Erziehung nicht weiter mitmacht: "Du bist eine schreckliche Mutter. Du bist egoistisch."
Chinesischer Drill gegen westliche Selbstbestimmung
In ihrem Buch erklärt Amy Chua detailliert den chinesischen Erziehungsstil, mit dem sie selbst aufgewachsen ist und mit dessen Härte sie auch ihre Kinder zu Erfolg und letztlich zum Glücklichsein erziehen möchte. Auswendiglernen, Bestnoten, Pauken bis zum Umfallen – so funktioniert die schulische Erziehung in China. Dagegen steht die westliche Auffassung, dass gute Noten und schulischer Erfolg nicht alles sind. Lernen soll Spaß machen, Kinder müssen mitbestimmen können, was gut für sie ist. Amy Chua und ihre Töchter wandeln zwischen diesen beiden Welten.
Keine Kinderpartys, kein Fernsehen, nur Einser
"Willst du denn mittelmäßig sein? Ist es das, was du willst?" Amy Chua kämpft ihre Kinder zum Erfolg, denn nur so, denkt sie, werden sie glücklich. Sie verbietet ihren Töchtern, bei Freundinnen zu übernachten, fernzusehen oder überhaupt ihre Freizeit selbst zu gestalten. Am Ende verliert sie den Kampf gegen ihre Tochter Lulu und gibt zu, dass ihre Methode rückblickend "etwas extrem" gewesen sei. "Jedes Individuum muss sich seinen Weg selbst suchen", resümiert Amy Chua am Ende ihres autobiographischen Buches.
(Buchinfos: "Die Mutter des Erfolgs. Wie ich meinen Kindern das Siegen beibrachte"
von Amy Chua, erschienen im Nagel & Kimche Verlag)
Bildquelle: Nagel & Kimche Verlag