Eine Scheidung ist für alle Beteiligten eine emotional extrem herausfordernde Zeit – besonders, wenn Kinder involviert sind. Eltern fragen sich, wie sie alle bestmöglich durch die Trennungsphase manövrieren können. Ein sanfter Übergang kann sehr entscheidend für das Wohlergehen der Kinder sein. So könnt ihr sensibel vorgehen.
- 1.Trennung mit Kindern: Diese Entscheidungen kommen jetzt auf euch zu
- 2.Scheidung mit Kindern: Der erste Schritt ist das Gespräch
- 3.Emotionale Unterstützung für Kinder während der Scheidung
- 4.Wo erhalte ich Hilfe bei einer Trennung mit Kindern?
- 5.Scheidungsfolgen für Kinder: Muss ich mit Spätfolgen bei meinen Kindern rechnen?
- 6.Rechtliche Aspekte bei der Scheidung mit Kindern
- 6.1.Können wir gemeinsam eine Anwältin nehmen?
- 6.2.Wo sollen die Kinder nach der Scheidung wohnen?
- 6.3.Wer erhält das Haus?
- 6.4.Sorgerecht bei einer Scheidung
- 7.Finanzielle Aspekte der Scheidung mit Kindern
- 7.1.Scheidung mit Kindern: Kindesunterhalt
- 7.2.Erspartes und Altersvorsorgen bei der Scheidung
- 7.3.Wer übernimmt die Carearbeit bei einer Trennung mit Kindern?
Trennung mit Kindern: Diese Entscheidungen kommen jetzt auf euch zu
- Kinder, Kita und Schule über die Trennung informieren
- Sucht euch eine Anwältin oder einen Anwalt für Scheidungsrecht
- Rechtliche Fragen: Sorgerecht, Wo sollen die Kinder wohnen?, Wer erhält das Haus?
- Finanzielle Fragen: Unterhalt, Vermögen, Versicherungen und Carearbeit
Scheidung mit Kindern: Der erste Schritt ist das Gespräch
In erster Linie ist es wichtig, dass ihr für die Kinder den gewohnten Alltag aufrechterhaltet. Geht als Erstes mit eurem Partner/eurer Partnerin ins Gespräch und versucht einen Konsens über folgende Fragen zu schaffen:
- Macht es Sinn, dass ein Elternteil auszieht und ihr euch räumlich trennt?
- Wie könnt ihr die Carearbeit einteilen, um eine gute Struktur zu schaffen?
- Wie geht es den Kindern? Wie könnt ihr eure Routinen aufrechterhalten?
Wenn die Entscheidung zur Trennung gefallen ist, steht ihr vor der Herausforderung, es auch euren Kindern mitzuteilen. Sie haben vielleicht schon gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Das sind Tipps, um „das Gespräch“ einfühlsam zu gestalten:
- Sprecht als Eltern gemeinsam mit den Kindern, wenn möglich
- Wählt einen ruhigen Moment und nehmt euch ausreichend Zeit
- Erklärt die Situation kindgerecht und altersangemessen
- Versichert den Kindern, dass sie keine Schuld tragen
- Betont, dass ihr sie immer lieben werdet, egal was passiert
- Seid offen für Fragen und Gefühle der Kinder
Gesprächsregeln: Ehrlichkeit und Offenheit sind der Schlüssel, um Vertrauen zu bewahren und euren Kindern Sicherheit zu geben. Sind sie alt genug für eine Frage, verkraften sie auch die Antwort. Gebt ihnen den Raum, Fragen zu stellen und ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen.
Bezieht die Kinder in eure Entscheidungsprozesse mit ein, damit sie wissen, was auf sie zukommt. Sie sind feinfühliger als wir Eltern manchmal glauben. Und geht auch mit eurem Umfeld in Austausch, gebt der Kita oder Schule Bescheid. Dann können die Erzieherinnen oder Lehrer reagieren, wenn die Kinder sich anders verhalten als sonst.
Emotionale Unterstützung für Kinder während der Scheidung
Eine Scheidung kann bei Kindern verschiedene Gefühle auslösen: von Traurigkeit über Verlustangst, Wut und Frustration bis zu Schuldgefühlen, Unsicherheit und Zukunftsängsten. Als Eltern könnt ihr euren Kindern helfen, indem ihr:
- ihnen zuhört und all ihre Gefühle ernst nehmt
- Routine und Stabilität im Alltag aufrechterhaltet
- Gesprächsbereitschaft signalisiert
- positive Aspekte der neuen Situation betont
- Diskussionen und Streitigkeiten nicht vor den Kindern austragt und respektvoll bleibt
- bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch nehmt
Seid auch nach „dem Gespräch“ für eure Kinder da
Kinder über eine Trennung zu informieren, ist ganz bestimmt nicht leicht. Doch damit ist es nicht getan. Informationen brauchen Zeit, bis sie sacken. Für eure Kinder ist diese Information neu, auch wenn sie bereits etwas geahnt haben. Seid unbedingt auch weiterhin für alle Fragen und Gefühle eurer Kinder offen, denn sie werden erst mit der Zeit verstehen, was die Trennung für sie bedeutet und vielleicht nicht sofort trauern.
Begleitet sie in ihrem Verlust und macht ihnen immer wieder eindeutige Gesprächsangebote „Wie geht es dir damit?“ – auch wenn ihr gerade mit euch selbst beschäftigt seid. Das ist so wichtig, damit sie die Trennung verarbeiten können und nicht ihr ganzes Leben darunter leiden!
Wo erhalte ich Hilfe bei einer Trennung mit Kindern?
Ihr braucht in der nächsten Zeit wahrscheinlich emotionale und rechtliche Unterstützung. Die bekommt ihr hier:
- Bei Rechtsanwält*innen, die auch als Mediatoren ausgebildet sind
- Von Familie und Freunden
- Bei der profamilia, dort gibt es auch eine Mail-Beratung
- Anonyme Elternberatung gibt es bei der bke
- Online-Kurs „Kinder im Blick“ für Eltern in Trennung oder Scheidung
- Kostenlose Broschüre „Eltern bleiben Eltern“ des BMFSFJ
Hinweis: Wenn ihr oder eure Kinder von Gewalt betroffen seid und Hilfe benötigt, steht euch das bundesweite Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" unter der Telefonnummer 116 016 zur Verfügung. Das Angebot ist anonym, kostenfrei und rund um die Uhr erreichbar.
Scheidungsfolgen für Kinder: Muss ich mit Spätfolgen bei meinen Kindern rechnen?
Die Zeit der Trennung und Scheidung ist für Kinder ein einschneidendes Ereignis. Streitereien, Uneinigkeiten und ein zerrüttetes Familienleben belasten die Kinder immens.
Die Zeit nach der Trennung ist entscheidend.
Scheidungsforscher Ulrich Schmidt-Denter hat in seiner Studie herausgefunden, dass die Zeit nach der Trennung entscheidend ist. Gerade die Konflikte der Eltern belasten die Kinder extrem und vor allem nachhaltig, sodass Scheidungskinder teilweise im Erwachsenenalter Sorge haben, dass ihnen Ähnliches widerfährt wie den Eltern. Daher ist ein sensibler, offener Umgang so wichtig.
Entscheidend ist dabei, wie die Eltern die Beziehung zu ihren Kindern pflegen: Dürfen sie Kind bleiben oder haben Scheidungskinder das Gefühl, sie müssten Verantwortung für die Eltern übernehmen?
Wichtig ist, dass es immer besser ist, eine Beziehung zu verlassen, die nicht (mehr) funktioniert, anstatt negative Muster vorzuleben – auch für die Kinder. Eine harmonische neue Beziehung kann zur positiven Verarbeitung beitragen und ist gar nicht so schlecht, wie viele Eltern erst einmal denken.
Eine Scheidung mit Kindern sollte in jedem Fall nicht in einer Schlammschlacht enden. Das lehrt auch die Forschung. Versuchen die Eltern das Wohl der Kinder im Blick zu behalten und ihre Verletzungen hinten anzustellen, ist es für alle leichter.
Rechtliche Aspekte bei der Scheidung mit Kindern
Können wir gemeinsam eine Anwältin nehmen?
Klar ist: mindestens einen Anwalt oder eine Anwältin benötigt ihr, denn nur er oder sie kann den Scheidungsantrag bei Gericht einreichen. Seid ihr euch in den wesentlichen Punkten einig, macht es sogar Sinn nur einen Rechtsbeistand zu nehmen, denn das spart Kosten.
Ihr müsst nur wissen: Er oder sie kann euch nicht beide beraten, wenn ihr noch Fragen habt. Ein Rechtsbestand kann in Streitfragen ja immer nur eine Partei vertreten.
Wo sollen die Kinder nach der Scheidung wohnen?
Für die Kids ist es am besten, wenn so viele Strukturen bleiben, wie sie waren. Daher wäre wahrscheinlich die optimale Lösung, wenn ein Elternteil mit den Kindern im Familiendomizil wohnen bleibt. Das ist aber leider nicht immer möglich.
Wird diese Frage erst vor dem Familiengericht entschieden, gilt Folgendes:
- Kinder unter 14 Jahren: Das Familiengericht entscheidet, ob es das Kind zu dieser Frage anhört oder nicht. Können sich die Eltern nicht einigen, entscheidet das Gericht.
- Kinder über 14 Jahren: werden in jedem Fall angehört und können die Entscheidung des Gerichts beeinflussen.
Besser wäre es, wenn ihr euch als Familie vorher einigen könntet. Es gibt verschiedenste Familienmodelle, in denen die Kinder gleich viel Zeit bei den Eltern verbringen. Eins davon ist das Nestmodell.
Wer erhält das Haus?
Bei dieser Frage kommt es im Wesentlichen auf zwei Faktoren an:
- Wer steht als Eigentümer/in im Grundbuch?
- In welchem Güterstand lebt das Ehepaar?
Stehen beide Partner im Grundbuch, gehört ihnen auch jeweils hälftig das aus. Möchte einer bzw. eine das Haus behalten, muss sie bzw. er die andere Hälfte abkaufen.
Komplizierter wird es, wenn Erbe mit in die Finanzierung des Hauses geflossen oder beispielsweise Gütertrennung vereinbart worden ist. Wendet euch in solch einer Angelegenheit immer an eine Fachanwältin und lasst euch beraten.
Sorgerecht bei einer Scheidung
Grundsätzlich steht beiden Eltern das Sorgerecht (und Umgangsrecht) ihrer leiblichen Kinder zu, das gilt zumindest erst einmal in der Ehe. Eine Scheidung mit Kindern ändert an diesem Umstand nichts, es sei denn, ein Partner möchte das alleinige Sorgerecht beantragen.
Wenn ihr das alleinige Sorgerecht beantragen wollt, solltet ihr euch ans Jugendamt werden. Hier bekommt ihr Hilfestellung und die nötige Beratung.
Finanzielle Aspekte der Scheidung mit Kindern
Scheidung mit Kindern: Kindesunterhalt
Zieht ein Partner aus und die Kinder bleiben überwiegend beim anderen, ist Unterhalt zu zahlen. Hier hilft euch das Jugendamt oder eine Fachanwältin für Familienrecht weiter.
Habt ihr es durch einen Ehevertrag nicht anderes geregelt, gilt in Sachen Unterhalt die Düsseldorfer Tabelle. Hier ist nach Einkommen und Anzahl der Unterhaltsberechtigten aufgeschlüsselt, wie viel Unterhalt den Kindern zusteht.
Erspartes und Altersvorsorgen bei der Scheidung
Habt ihr keinen Ehevertrag, so lebt ihr in einer Zugewinngemeinschaft. Einfach erklärt: Grundsätzlich gehört jedem Ehepartner sein Vermögen. Alles, was innerhalb der Ehe hinzukam, wird im Rahmen der Scheidung beim Zugewinnausgleich geteilt.
Ggf. müssen auch private Altersvorsorgen und Versicherungen geteilt werden. Ein Anwalt oder eine Anwältin hilft euch weiter.
Wer übernimmt die Carearbeit bei einer Trennung mit Kindern?
Hier kommt es im Wesentlichen auf eure finanziellen Verhältnisse und das Alter eurer Kinder an. Gerade wenn eure Kinder noch sehr klein sind, kann es sein, dass die/der Carearbeitende Unterhaltsansprüche geltend machen kann. Je älter die Kinder, desto eher erlischt der Unterhaltsanspruch.
Stichwort Trennungsjahr: Gerade im ersten Jahr nach der Trennung hat der Ehepartner, der während der Ehe keiner Erwerbsarbeit nachging, Zeit, sich auf dem Arbeitsmarkt umzuschauen und daher nicht selten Anspruch auf Trennungsunterhalt.
Ist eure Beziehung doch noch zu retten? An diesen 7 Zeichen seht ihr, dass es schlecht um eure Partnerschaft steht. Falls ihr um eure Ehe kämpfen wollt, helfen euch vielleicht diese 11 Tipps oder eine Paartherapie.
Und weil das leider auch ein Thema sein wird, erfahrt ihr in diesem Video mehr über die anstehenden Scheidungskosten:
Quellen: Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), Deutschlandfunk Kultur zum Thema Scheidungskind, familienrechtsinfo.de, scheidung.de