Wiederkehrende Diskussionen, Streit, Vorwürfe, Uneinigkeit in der Kindererziehung, keine gemeinsamen Gesprächsthemen oder Unternehmungen mehr: Ein Auf und Ab in langjährigen Beziehungen kommt bei vielen Paaren vor. Andauernde Ehekrisen oder scheinbar unlösbare Beziehungsprobleme können dabei mithilfe einer Paar- bzw. Eheberatung gemeistert werden. Hier erfahrt ihr, wann eine Paartherapie sinnvoll ist und was in den Sitzungen passiert.
Was ist eine Paartherapie?
Streit und Konfliktsituationen gibt es beinahe in jeder Partnerschaft hin und wieder. Nehmen diese jedoch Überhand und lassen sich nicht klären, werden das gemeinsame Familienleben und die Beziehung auf die Probe gestellt.
Bei einer Paartherapie könnt ihr Eheprobleme, festgefahrene Konflikte, wiederkehrende Streitereien, aber auch ein eingeschlafenes Sexualleben mithilfe von Therapeut*innen besprechen. Dabei fokussiert sich der bzw. die Therapeut*in unparteiisch und unvoreingenommen auf eure Beziehung und gemeinsam wird ein Lösungsansatz gesucht.
Gut zu wissen: Herauszufinden, ob eine gemeinsame Zukunft als Paar möglich ist oder eine Trennung sinnvoller wäre, ist Ziel der Paartherapie.
Wann macht eine Paartherapie Sinn?
Selbst in den besten Beziehungen können sich nach einigen Jahren kleinere und größere Probleme einschleichen: So haben sich einige Paare im Alltag und neben Job, Kindererziehung und Haushalt schlichtweg nicht mehr viel zu erzählen.
Gespräche und konstruktive Diskussionen werden kaum oder gar nicht mehr geführt oder Kleinigkeiten enden in einem handfesten Streit. Häufig fühlt sich der oder die Partner*in unverstanden oder die einst gemeinsamen Zukunftspläne haben sich verändert. Bei anderen Paaren hingegen sind Zweisamkeit und gemeinsame Unternehmungen auf der Strecke geblieben.
Auch bei sexueller Unlust, zum Beispiel nach einer Geburt oder nach anderen einschneidenden Erlebnissen, kann eine Paarberatung oder spezielle Sexualtherapie das Sexualleben wieder in Schwung bringen.
Nachfolgend haben wir euch Situationen zusammengefasst, bei welchen eine Paarberatung sinnvoll sein kann:
- fehlender Gesprächsstoff
- keine Gemeinsamkeiten oder selben Interessen mehr
- Probleme mit dem gemeinsamen Sexualleben
- Beziehung dreht sich ausschließlich um Kindererziehung und Elternschaft
- häufige Streitereien, ohne eine Lösung zu finden
- Seitensprung
- Eifersucht
- Zukunftspläne haben sich verändert
In jedem Fall ist eine Paartherapie immer dann sinnvoll, wenn beide Partner ihre Ehe oder Beziehung nicht aufgeben und gemeinsam an ihren Problemen arbeiten wollen. Auch für Paare, die grundsätzlich glücklich miteinander sind, aber gewisse Beziehungsmuster nicht alleine durchbrechen können, kommt eine Paartherapie in Frage.
Gut zu wissen: Sind keine Gefühle und Liebe mehr vorhanden, macht eine Paartherapie oft keinen Sinn mehr. Stattdessen sollte das Paar über eine friedliche Trennung nachdenken.
Was bewirkt eine Paartherapie?
Akzeptanz statt Verbiegen: Das ist ein sehr wichtiger Ansatz in der Paartherapie, der gemeinsam mit der Therapeutin oder dem Therapeuten erlernt wird. Denn viele Paare kommen mit der Hoffnung in die Beratung, den Partner bzw. die Partnerin zu verändern und nach den eigenen Vorstellungen „zurechtzubiegen".
In einer Partnerschaft geht es jedoch vorrangig um gegenseitige Akzeptanz und darum, aufeinander einzugehen. Des Weiteren soll die Ehe- bzw. Paarberatung bewirken, die unterschiedlichen Vorstellungen, Bedürfnisse, Wünsche, Standpunkte und Lebensziele des jeweils anderen ernst zu nehmen und wieder gemeinsame Werte zu finden.
Tipp: Auf dem Portal für Paar- und Familientherapie könnt ihr Therapeuten*innen in eurer Nähe finden.
Was passiert in einer Paarberatung?
In der ersten Sitzung lernen sich Therapeut*in und das Paar kennen und die gewünschten Ziele werden erörtert. Mit viel Verständnis und Einfühlungsvermögen werden entstandene Beziehungsdynamiken erkannt und das Paar lernt, wieder besser miteinander zu kommunizieren und sich gegenseitig zuzuhören. Schritt für Schritt werden die Konflikte angegangen, ohne dabei die Schuld beim jeweils anderen zu suchen.
Zudem wird der Fokus in den weiteren Sitzungen nicht nur auf die negativen, sondern auch auf die positiven Aspekte der Partnerschaft gelegt. Denn häufig geraten die schönen gemeinsamen Erlebnisse mit der Zeit in den Hintergrund und werden von den Streitereien im Alltag überschattet.
Abgerundet werden die Therapiesitzungen zu Hause mit den erarbeiteten Lösungsansätzen, die wiederum in den Alltag integriert werden. In den folgenden Sitzungen werden dann sowohl Fortschritte als auch bestehende oder neu aufgetretene Probleme besprochen.
Ihr müsst bei einer Paartherapie übrigens nicht immer beide anwesend sein, auch gelegentliche Einzelsitzungen sind durchaus möglich und sinnvoll. Vor allem unangenehme und sensible Gesprächsthemen, wie zum Beispiel ein unausgefülltes Sexualleben, ein Seitensprung in der Vergangenheit oder andere Vertrauensbrüche, können in einer Einzelsitzung zuerst ohne Partner*in besprochen werden.
Sich gemeinsam neu entdecken
Der Besuch in einem Thermalbad, ein romantischer Kinoabend oder zusammen mit den Kindern einen Freizeitpark unsicher machen: Gelegentliche Dates als Paar sind genauso wichtig wie gemeinsame Erlebnisse oder Ausflüge mit der gesamten Familie. Erstellt zusammen eine Spaß-Liste und auf geht's! Beziehungen sind zu kostbar, um sie vorschnell aufzugeben.
Wie teuer ist eine Paartherapie?
Hier kommt es in erster Linie darauf an, wie viele Sitzungen das Paar in Anspruch nimmt. Durchschnittlich kostet eine Sitzung, die zwischen 60 und 90 Minuten dauert, bei privaten Therapeut*innen um die 100 Euro oder mehr. Sind beispielsweise 10 Sitzungen ausreichend, könnt ihr in diesem Fall mit Kosten von etwa 1.000 Euro rechnen. Ein nicht zu unterschätzender Betrag, aber oft lohnt es sich, in die Liebe zu investieren.
Da es sich bei einer Paartherapie um keine klassische Therapie im Sinne des sogenannten „Richtlinienverfahrens" handelt, werden die Kosten nicht von der Krankenkasse übernommen.
Sofern Kinder im Spiel sind, kann unter Umständen eine Familientherapie abgehalten werden, bei der die Kasse zum Teil die Kosten übernimmt. Zudem kann die Therapie bezuschusst werden, wenn einer der Partner an einer diagnostizierten psychischen Störung leidet.
Gut zu wissen: Kirchen und Freie Träger, wie zum Beispiel pro familia, bieten kostenlose Alternativen zur Paarberatung an.
Konflikte richtig lösen? Im folgenden Video erfahrt ihr wie!
Bildquelle: Getty Images / AndreyPopov