Eine medikamentöse Abtreibung erspart einen körperlichen Eingriff unter Narkose. Hier gibt es alle Infos rund um die Abtreibungspille.
Keine leichte Entscheidung
Sich für einen Schwangerschaftsabbruch und somit gegen das Baby zu entscheiden, fällt keinem leicht. Die Gründe dafür sind vielfältig und äußert persönlich: Das Leben in schwierigen sozialen Verhältnissen, eine komplizierte Lebensphase, eine Vergewaltigung oder gesundheitliche Bedenken bei Mutter oder Baby sind einige davon. Ist die Entscheidung gefallen, gibt es verschiedene Optionen für eine Abtreibung: Eine davon ist der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch mit der Pille Mifegyne.
Wann ist eine medikamentöse Abtreibung möglich?
Eine Abtreibung mit der Abtreibungspille ist bis zur neunten Schwangerschaftswoche (also bis zum 63. Tag nach Beginn der letzten Regelblutung) möglich. Vorab muss eine Schwangerschaftskonfliktberatung besucht werden. In einem vertraulichen Gespräch wird hier über die Pros und Kontras der Schwangerschaft geredet. Dazu gibt es umfängliche Informationen zum Schwangerschaftsabbruch, auch Sorgen und Ängste können hier offen besprochen werden.
Nach der Konfliktberatung müssen drei Tage vergehen, damit genug Zeit ist, die Entscheidung noch einmal ausgiebig zu überlegen und um eine Kurzschlussreaktion auszuschließen. Ist die Abtreibung beschlossen, wird gemeinsam mit einer Ärztin oder einem Arzt die passende Methode ausgewählt: Absaugen, Ausschabung oder ein medikamentöser Abbruch. Immer häufiger fällt die Entscheidung auf die Abtreibungspille, da sie einen körperlichen Eingriff erspart. Ein Nachteil der Variante ist jedoch, dass sich der Schwangerschaftsabbruch über mehrere Tage erstreckt. Durchschnittlich sind vier Besuche beim Frauenarzt nötig.
Wie funktioniert die Abtreibungspille?
Die Abtreibung mit der Pille besteht aus zwei Schritten: Zuerst wird die Abtreibungspille verabreicht, die ein Hormon namens Mifepriston enthält. Dieses wirkt dem schwangerschaftserhaltenden Hormon Progesteron entgegen und sorgt dafür, dass der Embryo aus der Gebärmutter herausgelöst wird. Hier ist er nur noch die nächsten 36 bis 48 Stunden lebensfähig.
Nach diesem Zeitraum muss dann ein zweites Medikament eingenommen werden: Das sogenannte Prostaglandin bewirkt, dass sich der Muttermund erweicht und Wehen eintreten. Dadurch wird der abgestorbene Embryo dann mitsamt Fruchtsack und Schleimhaut ausgestoßen.
Die Techniker Krankenkasse meldet, dass ein Schwangerschaftsabbruch mit dieser Pille in 95 bis 98 Prozent der Fälle erfolgreich ist. Das wird mit einem anschließenden Ultraschall geprüft. Hat die Abtreibung nicht funktioniert, wird eine Absaugung oder Ausschabung angeschlossen.
Wo bekommt man die Abtreibungspille?
Die Mifegyne ist nicht frei verkäuflich und auch nicht mit Rezept in einer Apotheke zu bekommen. Sie wird nur in Arztpraxen oder Kliniken nach einer genauen Beratung und Untersuchung verabreicht. Die Einnahme muss unbedingt unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. So wird sichergestellt, dass das Medikament richtig eingenommen wird und mögliche Bedenken können besprochen werden.
Was sind Nebenwirkungen der medikamentösen Abtreibung?
Zunächst einmal ist ein Schwangerschaftsabbruch immer eine emotionale Belastung. Die meisten Frauen verarbeiten ihre Abtreibung zwar gut, dennoch kann gerade das soziale Umfeld seelischen Druck ausüben, wenn dieses zum Beispiel mit der Abtreibung nicht einverstanden ist. In solchen Fällen helfen Beratungsstellen, beispielsweise von Pro Familia, weiter. Aber auch die Frauenärztin oder der Frauenarzt kann mit Beratungsadressen weiterhelfen.
Diese körperlichen Reaktionen können bei einer medikamentösen Abtreibung u.a. auftreten:
- Bei fast jeder Abtreibung mit der Pille treten Blutungen auf. Sie können bis zu zwölf Tage dauern und sind vergleichbar mit einer starken Monatsblutung. In seltenen Fällen ist die Blutung so stark, dass eine Ausschabung notwendig wird.
- Schmerzen im Unterleib
- Durchfall
- Übelkeit, Erbrechen
- Kreislaufprobleme
- Hautausschlag
Was kostet eine Abtreibung mit der Mifegyne?
Die Abtreibungspille muss in den meisten Fällen aus eigener Tasche bezahlt werden. Im Schnitt belaufen sich die Kosten auf 300 bis 400 Euro. Die Vor- und Nachbehandlung beim Arzt ist hier schon enthalten. In bestimmten Fällen werden die Abtreibungskosten jedoch auch von der Krankenkasse übernommen:
- Nach einer Vergewaltigung
- Wenn die Schwangerschaft gesundheitlich bedenklich ist, da sie das Leben der Mutter gefährden würde oder das Kind nicht gesund ist.
- Wenn die Finanzierung nicht möglich ist: Hat die Schwangere ein Einkommen von weniger als 1.001 Euro und keine Ersparnisse, springt die Krankenkasse ein. Die Einkommensgrenze erhöht sich um jeweils 237 Euro für jedes minderjährige Kind der Schwangeren.
Was passiert nach der medikamentösen Abtreibung?
Zwei bis drei Wochen nach dem Abbruch wird eine Ultraschall-Untersuchung gemacht, um festzustellen, ob die Abtreibung wirklich erfolgreich war. Mit dem Abbruch beginnt für den Körper ein neuer Zyklus. Meistens setzt die nächste Periode etwa vier bis sechs Wochen später ein. Diese ist manchmal etwas stärker als üblicherweise. Damit du verstehst, wie und warum das so abläuft, erläutern wir im Video nochmal, was man über den weiblichen Zyklus wissen sollte: