Es knistert, beide sind scharf aufeinander – und wenn sie dann zusammenkommen, passiert … nichts. Denn sie spüren sich nicht und haben deshalb wenig Aussichten, "zusammen zu kommen". Was das so genannte Lost-Penis-Syndrom ist und was ihr tun könnt, lest ihr hier.
- 1.Was ist das Lost-Penis-Syndrom?
- 2.Wie wirkt sich das Lost-Penis-Syndrom auf Paare aus?
- 3.Welche Ursachen gibt es für das Lost-Penis-Syndrom?
- 4.Was kann man beim Lost-Penis-Syndrom tun?
- 5.Standfestigkeit trainieren
- 6.Rückbildung
- 6.1.1. Training
- 6.2.2. Sex Toys
- 6.3.3. Stellungswechsel
- 6.4.4. Neue Spielarten
- 6.5.5. Das Wichtigste: Kein Stress!
Was ist das Lost-Penis-Syndrom?
Als Lost-Penis-Syndrom bezeichnet man es, wenn beim Geschlechtsverkehr kaum Reibung besteht und die Partner deshalb wenig spüren. Weil die feinen Nervenenden nicht ausreichend stimuliert werden, kann die Erektion nicht gehalten werden und ein vaginaler Orgasmus ist fast unmöglich. Sie spürt ihn kaum, er fühlt sich in ihr "verloren" (oder eben 'lost').
Wie wirkt sich das Lost-Penis-Syndrom auf Paare aus?
Hinter der technisch-medizinischen Umschreibung verbirgt sich etwas, was sich stark aufs Sexleben und damit auch auf die Beziehung auswirkt. Bei der Frage "Bist du schon drin?" kommen Selbstzweifel und Frust statt Lust auf: Keine guten Begleiter der Liebe ... Auch wenn es vielen schwer fällt: Sprecht darüber!
Welche Ursachen gibt es für das Lost-Penis-Syndrom?
Gründe dafür gibt es bei ihr und bei ihm. Möglicherweise liegt es an einer erweiterten Vagina oder einem schlaffen Beckenboden, ausgelöst zum Beispiel durch eine sehr schwere Geburt eines Kindes oder eine Bindegewebsschwäche. Mediziner sprechen von einer krankhaft erweiterten Scheidenwand oder einer Beckenbodensenkung.
Es liegt aber nicht nur an der Frau: Auch ein zu wenig erigierter Penis kann dazu führen, dass die Partner kaum etwas spüren.
Übrigens: Ein klitzekleiner Penis, der die Vagina einfach nicht ausfüllt, ist es meist nicht. Nur ca. 2 % aller Männer haben einen sogenannten Mikro-Penis.
Und: Eine dauerhaft ausgeleierte Vagina gibt es genauso wenig. Die Vorstellung, dass sie zum Beispiel durch sehr viel Sex weiter sei, ist Blödsinn. Das Gegenteil ist sogar der Fall: Geschlechtsverkehr und Orgasmen trainieren die Beckenbodenmuskulatur, was eher zu einer engeren Vagina führt.
Schwangerschaft und Geburt zeigen, wie beeindruckend sich diese Muskeln weiten und wieder zusammenziehen können. Natürlich fühlt sich der Sex danach etwas anders an, aber "lost" ist ein Penis normalerweise nicht dauerhaft.
Was kann man beim Lost-Penis-Syndrom tun?
Standfestigkeit trainieren
Für einen steifen Penis sollten Männer ihren Lebenswandel unter die Lupe nehmen: Zigaretten und Alkohol sind Erektionshemmer. Auch wer unter Dauer-Stress steht, tut seinem Penis keinen Gefallen. Es kann sich außerdem lohnen, beim Arzt einen Gesundheits-Check zu machen: Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht etc. sind nämlich für die Region unter der Gürtellinie ebenfalls ungut.
Alles geprüft, Glimmstängel und Bierchen abgeschworen, und trotzdem bleibt er nicht richtig hart? Ein Penisring kann unterstützen, die Erektion zu halten (gibt’s für verschiedene Größen und sogar inklusive vibrierendem Klitoris-Stimulator).
Rückbildung
Nicht nur wegen der Gefahr von Inkontinenz ist es superwichtig, nach der Geburt Rückbildung zu machen. Nehmt euch bitte trotz trubeligem Baby-Alltag täglich ein paar Minuten für euch und euren Körper, der Großartiges geleistet hat.
Wann ihr damit loslegen könnt und in welcher Intensität, ist ganz individuell – besprecht das am besten mit eurer Hebamme oder eurem Frauenarzt. Übrigens erstatten Krankenkassen, die ja sonst eher knauserig sind, anerkannte Kurse. Das will also was heißen!
Mit Beckenboden-Training kann man übrigens auch schon VOR der Geburt loslegen. Hier haben wir einige Übungen zusammengestellt, mit denen Schwangere ihren Beckenboden trainieren können.
1. Training
Apropos Training. Es gibt noch weitere Möglichkeiten, den Beckenboden – eine ca. 3 Zentimeter breite Schicht aus Muskeln und Bindegewebe – fitter zu machen.
- Wer regelmäßig Yoga macht oder beim Pilates das "Power House" anspannt, trainiert den Beckenboden.
- Eine Variante für alle, die viel sitzen oder während des Jobs etwas für den Beckenboden tun möchten, sind Massagesitzkissen.
- Liebeskugeln könnt ihr wunderbar in euren Alltag einbinden. Für den Anfang nur ein paar wenige Minuten einführen – der Beckenboden spannt sich automatisch an, um sie zu halten. Es gibt sie in unterschiedlichsten Ausführungen, Formen und Farben; einige Sets enthalten gleich verschiedene Größen und Gewichtsstufen.
2. Sex Toys
Schwung zwischen die Laken können auch Spielzeuge bringen. Es gibt unfassbar viele, die beiden gleichzeitig Spaß bringen:
- Der WeVibe wird während des Geschlechtsverkehrs getragen – da vibriert bei ihr und ihm so einiges in der unteren Körperregion.
- Das vaginal eingeführte Vibro-Ei kann auch von ihm per Fernsteuerung bedient werden.
- Außerdem gibt es Handfesseln, Dildos und vieles mehr.
3. Stellungswechsel
Je nachdem, wie ihr miteinander schlaft, ist der Winkel und somit auch die Stimulation eine andere.
- Von hinten eignet sich zum Beispiel prima – auch weil er so zusätzlich an der Klitoris Hand anlegen kann.
- Oder: Sie liegt auf dem Rücken, ihr Becken leicht erhöht (zum Beispiel auf einem Kissen). Wenn er eingedrungen ist, legt sie ihre Beine oder Knöchel auf seinen Schultern ab. Das gibt ein wenig mehr lustvolle Enge.
4. Neue Spielarten
Vaginales Rein-Raus ist bei Weitem nicht alles! Es gibt so vieles, was Lust bereiten und Nähe herstellen kann. Zungenspiele, mit der Hand, Rollenspiele, eine kleine Dosis SM, ausgiebige Massagen ... eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Vielleicht entdeckt ihr ja sogar etwas Neues, das euch beiden so gut gefällt, dass ihr es ab sofort regelmäßig ins Liebesspiel einbauen wollt.
5. Das Wichtigste: Kein Stress!
Es gibt sogar operative Methoden, um die Vagina zu verengen (zum Beispiel durch Hyaluronsäure, was aber alle paar Monate wiederholt werden muss) – das zeigt, wie groß der Druck auf manche Paare ist.
Lasst euch davon nicht verunsichern; meist ist das Lost-Penis-Syndrom vorübergehend. Sprecht über eure Gefühle, euer Sexleben, eure Fantasien. Kommt einander näher zu statt euch voneinander zu entfernen.
Let's talk
Es gibt so vieles, was auch heutzutage noch als Tabu behandelt wird: Inkontinenz, Hämorrhoiden, Lustlosigkeit, Lost-Penis-Syndrom, you name it ... Sobald aber jemand über solche vermeintlich peinlichen Themen spricht, öffnen sich einige, weil sie Ähnliches erlebt haben.
Wenn wir uns alle ein bißchen weniger schämen würden, würden wir merken, dass wir nicht alleine sind. Und dann ist alles gar nicht mehr so schlimm. Raus aus der Tabu-Zone!
Apropos: Habt ihr ein (Tabu-)Thema auf dem Herzen, über das wir unbedingt mal schreiben sollten? Schickt uns gern eine E-Mail!
Bildquelle: Teaserbild: Getty Images / Bogdan Khmelnytskyi; Artikelbild: Getty Images / Milko