Die Gestagenpille enthält ausschließlich Gestagene und kein Östrogen. Für welche Frauen sich diese Verhütungsmethode besonders gut eignet und welche Vor- und Nachteile sie hat.
Die Pille ist das Verhütungsmittel Nummer eins in Deutschland: Laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung verlassen sich etwa 47 % der sexuell aktiven Erwachsenen auf die Pille. Doch aus gesundheitlichen Gründen ist die Einnahme der gängigen Kombinationspille, die sich aus den Hormonen Östrogen und Gestagen zusammensetzt, nicht immer empfehlenswert. Für solche Fälle wird die Minipille, eine Pille ohne Östrogen, angeboten.
Wie wirkt die Pille ohne Östrogen?
Die Pille ohne Östrogen besteht nur aus dem Sexualhormon Gestagen. Das Gestagen sorgt dafür, dass sich der Schleim, der sich am Gebärmutterhals, also dem Eingang zur Gebärmutter befindet, so verdickt, dass Spermien nicht mehr in die Gebärmutter eindringen können und schützt auf diese Weise vor einer Schwangerschaft. Im Gegensatz zur Kombinationspille hemmt die Minipille den Eisprung wesentlich seltener: Während er bei der Kombinationspille in bis zu 99 % der Fälle verhindert wird, geschieht dies bei der Pille ohne Östrogen nur zu etwa 57 %. Der Pearl-Index liegt bei 0,5 bis 3, was bedeutet, dass von 100 Frauen 0,5 bis 3 innerhalb eines Jahres schwanger werden. Damit ist die Minipille weniger sicher als die gewöhnliche Pille, die im Pearl-Index bei 01, bis 0,9 liegt, birgt in einigen Fällen aber auch weniger gesundheitliche Risiken.
Für wen ist die Pille ohne Östrogen geeignet?
Für manche Frauen ist eine Pille ohne Östrogen besser geeignet als die Kombinationspille. Das liegt daran, dass Östrogene einen großen Einfluss auf die Entstehung von Thrombose haben. Auch kann es sein, dass Frauen auf die Einnahme von Östrogen negativ reagieren und starke Kopfschmerzen, Übelkeit oder ein unangenehmes Spannungsgefühl in den Brüsten und im Bauch bekommen. Bei folgenden Merkmalen wird dazu geraten, auf die Einnahme von Östrogenen zu verzichten:
- Frauen mit Bluthochdruck, Übergewicht oder Diabetes
- Frauen, die ein erhöhtes Thrombose-Risiko haben oder bereits eine Thrombose hatten
- Raucherinnen über 35 Jahren
- Frauen, die starke Nebenwirkungen der Kombinationspille spüren
- Frauen, die unter Migräne leiden
- Frauen in der Stillzeit
Wie ist die Pille ohne Östrogen einzunehmen?
Im Gegensatz zur Kombinationspille wird bei der Minipille nach 21 Tagen keine Einnahmepause gemacht. Sie wird jeden Tag eingenommen. Hierbei ist es noch wichtiger, sie immer zur gleichen Zeit einzunehmen: Der Kulanzzeitraum liegt hier bei maximal drei Stunden. Bei der gewöhnlichen Pille ist er mit 12 Stunden deutlich lockerer.
Welche Vor- und Nachteile hat die Pille ohne Östrogen?
Wie alles im Leben hat auch die Minipille sowohl ihre Vor- als auch Nachteile.
Vorteile:
- Die Minipille hat weniger Nebenwirkungen als die Kombinationspille. Sie eignet sich vor allem für Frauen, die aus gesundheitlichen Gründen keine Kombi-Pille nehmen dürfen oder Östrogene nicht vertragen.
- Sie eignet sich für Frauen, die Stillen und trotzdem hormonell verhüten wollen.
- Oft wird die Monatsblutungen geringer und Regelschmerzen verschwinden.
- Nach dem Absetzen ist die Fruchtbarkeit vergleichsweise schnell wieder hergestellt.
Nachteile:
- Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen oder sexuelle Unlust sind möglich.
- Die Pille muss jeden Tag zur gleichen Zeit eingenommen werden, maximal mit drei Stunden Verspätung.
- Durch die exakten Einnahmezeiten kann es schnell zu Einnahmefehlern und so zu mangelhafter Verhütung kommen.
Welche Empfängnisverhütung für wen geeignet ist, ist sehr individuell. Daher ist nicht pauschal zu sagen, wer die Minipille einnehmen sollte und wer nicht. Die richtige Verhütungsmethode findet ihr gemeinsam beim Gespräch mit dem Gynäkologen.