Der richtige Zeitpunkt für ein (weiteres) Kind ist noch nicht gekommen oder die Familienplanung ist abgeschlossen? Dann spielt Verhütung für euch eine große Rolle. Hier kommt einen Überblick über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden zur Schwangerschaftsverhütung.
- 1.Welche Verhütungsmethoden sind am sichersten?
- 2.Welche Verhütungsmethoden gibt es?
- 3.Was sind natürliche Verhütungsmethoden?
- 4.Was sind mechanische Verhütungsmethoden?
- 5.Was sind hormonelle Verhütungsmethoden?
- 6.Was sind chemische Verhütungsmittel?
- 7.Operative Methoden zur Verhütung
- 8.Verhütungsmethoden: Welche passt zu mir?
Welche Verhütungsmethoden sind am sichersten?
Wie sicher ein Verhütungsmittel vor einer Schwangerschaft schützt, lässt sich am Pearl-Index ablesen. Er gibt an, wie viele Frauen durchschnittlich in einem Jahr schwanger geworden sind, obwohl sie mit dem entsprechenden Mittel verhütet haben.
Das heißt: je niedriger der Pearl-Index ist, desto sicherer ist die Verhütungsmethode. Ein Beispiel: Richtig angewendet hat die Antibaby-Pille einen Pearl-Index von 0,1 - 0,9. Das heißt: 0,1 bis 0,9 von 100 Frauen werden schwanger. Bzw. 1 bis 9 von 1000. Gar nicht zu verhüten hat einen Wert von 85.
Aber: Die tatsächliche Sicherheit eines Verhütungsmittels hängt im Wesentlichen von der korrekten Anwendung ab. Der Pearl-Index ist nur ein statistischer Wert, der Einflussfaktoren wie die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs nicht berücksichtigt. Im Großen und Ganzen lässt sich die Sicherheit verschiedener Verhütungsmethoden vor ungewollten Schwangerschaften anhand des Pearl-Index aber gut vergleichen.
Welche Verhütungsmethoden gibt es?
Im Wesentlichen lassen sich Verhütungsmethoden in fünf Kategorien unterteilen: natürliche Familienplanung (NFP), hormonelle Verhütung, mechanische Verhütung (Barrieren), chemische Verhütung sowie operative Verhütungsmethoden.
Was sind natürliche Verhütungsmethoden?
Ganz ohne Hormone und Chemie verhütet frau mit den Methoden der natürlichen Familienplanung (NFP). Das heißt ganz einfach: Sex nur an den unfruchtbaren Tagen. Um die fruchtbaren Tage zu bestimmten, gibt es viele verschiedene Wege und Hilfsmittel, sogenannte Fruchtbarkeitstracker. Mit ihnen bestimmt ihr z. B. die Basaltemperatur, die Hormonkonzentration im Urin oder ermittelt die Beschaffenheit des Zervixschleims. Bei der symtothermalen Methode werden die Temperaturmethode und die Zervixschleimmethode (Billings-Methode) kombiniert. Diese Art der natürlichen Verhütung ist die einzige Methode, die mit einem Pearl-Index von 0,4 als sehr sicher eingestuft wird und es so durchaus mit hormonellen Verhütungsmitteln aufnehmen kann.
Den Coitus interruptus, also das Unterbrechen des Geschlechtsverkehrs bevor es beim Mann zum Höhepunkt kommt, ist mit einem Pearl-Index von 4 - 18 dagegen eine sehr unsichere Verhütungsmethode und nicht zu empfehlen. Ebenso die Scheidenspülung mit einem Pearl-Index von 30.
Was sind mechanische Verhütungsmethoden?
Barrieremethoden oder auch Methoden zur mechanischen Verhütung wirken, indem sie eine Barriere zwischen Eizelle und Spermium bilden, welche eine Befruchtung verhindert. Bekanntester Vertreter dieser Verhütungsmethode ist das Kondom (Pearl Index 2 - 12). Kondome sind nicht nur die zweitbeliebteste Verhütungsmethode in Deutschland, sie sind auch das einzige Verhütungsmittel (neben dem Frauenkondom), das vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt.
Weitere sehr beliebte mechanische Verhütungsmittel sind die Kupferspirale, die Kupferkette oder der Kupferball. Diese drei Verhütungsmittel werden in die Gebärmutter eingesetzt und geben dort regelmäßig Kupferionen ab. Diese hemmen die Beweglichkeit von Spermien und und verhindern so die Befruchtung einer Eizelle.
Außerdem gibt es das Diaphragma, und die Portiokappe, die beide so in die Scheide eingelegt werden, dass sie den Muttermund bedecken und verhindern, dass Spermien in die Gebärmutter vordringen können.
Was sind hormonelle Verhütungsmethoden?
Hormonelle Verhütungsmittel verhindern eine Schwangerschaft, indem sie den Eisprung unterdrücken oder den Zervixschleim so verändern, dass Spermien der Weg zur Eizelle versperrt oder die Einnistung einer befruchteten Eizelle verhindert wird.
Verantwortlich dafür sind künstlich erzeugte Hormone, die den körpereigenen Hormonen Östrogen und Gestagen sehr ähnlich sind. Hormonelle Verhütungsmittel sind zwar sehr sicher, können jedoch unerwünschte Nebenwirkungen haben. Deswegen ist es hier besonders wichtig, sich vom Gynäkologen beraten zu lassen.
Das beliebteste Verhütungsmittel in Deutschland ist die Pille. Das mag wohl an der Sicherheit liegen, denn mit einem Pearl-Index von 0,1 - 09 (klassische Pille) ist sie sehr sicher. Neben der klassischen Antibabypille, gibt es noch die die Mini-Pille, die ohne Östrogen auskommt.
Auch die Dreimonatsspritze enthält ausschließlich Gestagen und wird alle drei Monate als Depot in den Oberarm- oder Gesäßmuskel injiziert und gilt mit einem Pearl-Index von 0,3-0,88 ebenfalls als sehr sicher. Außerdem gibt es noch das Verhütungsstäbchen, das am Oberarm unter der Haut implantiert wird und für ca. drei Jahre das Hormon Gestagen abgibt. Der Pearl-Index liegt bei 0,1.
Das Verhütungspflaster ist mit einem Pearl Index von 0,9 ebenfalls sehr sicher. Es wird an eine Stelle des Körpers aufgeklebt und hält dann für sieben Tage. Während dieser Zeit gibt das Pflaster gleichmäßig die Hormone Östrogen und Gestagen ab.
Sie werden über die Haut im Körper aufgenommen und verhindern auf diese Weise den monatlichen Eisprung. Zuletzt ist noch der Vaginalring zu nennen, der ebenfalls mit einer Kombination aus künstlichem Östrogen und Gestagen verhütet. Mit einem Pearl-Index von 0,4 - 0,7 ist auch er als sehr sicher einzustufen. Er wird in die Scheide eingesetzt und nach drei Wochen wieder entfernt.
Was sind chemische Verhütungsmittel?
Wer keine hormonellen Verhütungsmittel nutzen möchte und wem natürliche Verhütungsmethoden zu unsicher sind, der kann auch chemische Verhütungsmittel nutzen. Chemische Verhütungsmittel, auch Spermizide genannt, gibt es zum Beispiel in Form von Salben, Gels oder Zäpfchen, die vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide eingeführt und aufgetragen werden.
Ihre Wirkstoffe töten Spermien ab, hemmen ihre Bewegung oder dichten den Muttermund ab. Mit einem alleinigen Pearl-Index von unsicheren 18 - 29 sollten Spermizide nur in Kombination mit Barrieremethoden, wie dem Diaphragma oder dem Verhütungsschwamm angewendet werden.
Dazu ergeben sich weitere Nachteile: die Wirkung einer Anwendung hält nur für einen Samenerguss und maximal eine Stunde lang an. Dafür muss das Spermizid mindestens zehn Minuten vor dem Geschlechtsverkehr möglichst nahe am Muttermund aufgetragen werden. Spontaner Sex ist somit nicht möglich.
Zudem können Nebenwirkungen wie Schleimhautreizungen, allergische Reaktionen und unangenehme Gerüche auftreten. Der große Vorteil aber: Das Spermizid wirkt sich nicht auf den Hormonhaushalt und Zyklus der Anwenderin aus.
Operative Methoden zur Verhütung
Operative Methoden zur Verhütung kommen nur für Frauen und Männer in Frage, die mit der Familienplanung ganz sicher abgeschlossen haben. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder die Sterilisation der Frau, bei der die Eileiter abgeklemmt oder durchtrennt werden.
Dieser Eingriff führt zu einer dauerhaften Unfruchtbarkeit der Frau und ist nicht wieder rückgängig zu machen. Der Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft ist bei der Sterilisation der Frau dementsprechend hoch: der Pearl-Index liegt bei 0,2 - 0,3.
Unkomplizierter und im Zweifel wieder rückgängig zu machen, ist die zweite Möglichkeit: die Sterilisation des Mannes durch eine Vasektomie (Pearl-Index: 0,1). Der Eingriff, bei dem die Samenleiter durchtrennt werden, erfolgt ambulant und mit örtlicher Betäubung. Obwohl eine Vasektomie viel einfacher vorzunehmen ist, wird sie weitaus seltener in Anspruch genommen als Sterilisationen bei Frauen.
Verhütungsmethoden: Welche passt zu mir?
Welche Verhütungsmethode für euch in Frage kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab und sollte immer gemeinsam mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt entschieden werden. Ein wichtiger Faktor für die Wahl des richtigen Verhütungsmittels ist neben der Sicherheit nämlich vor allem die Verträglichkeit. Bei bestimmten Vorerkrankungen, in verschiedenen Altersphasen und Lebensumständen eignen sich unterschiedliche Verhütungsmethoden am besten.