Work-Life-Balance: Wenn das Familienleben neben der Arbeit nicht zu kurz kommen soll, braucht es Initiative.
Work-Life-Balance – das Zauberwort. Wenn wir hinbekommen, dass unsere Kinder wegen unserer Arbeit nicht zu kurz kommen, im Job noch alles klappt und die eigenen Bedürfnisse auch erfüllt werden, haben wir ein gutes Leben. Aber es ist gar nicht so leicht und kommt oft auf die individuelle Situation an: Gut verdienende Eltern in Jobs, in denen man seine Arbeitszeit flexibler gestalten kann, haben mehr Möglichkeiten als Menschen, die sich zum Monatsende überlegen müssen, wie sie ihre Familie ernährt bekommen, obwohl sie zwei Jobs haben. Work-Life-Balance bedeutet zuallererst Zeitmanagement: Wer bekommt was? Wie viel Zeit stecke ich in den Job und wie viel in die Familie?
Work-Life-Balance: Habe ich sie?
Da gibt es einige Fragen, die du dir stellen kannst, um herauszufinden, ob bei dir die Work-Life-Balance stimmt:
- Verbringe ich genügend Zeit mit der Familie? Habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich zu viel arbeite und meine Familie nicht sehe?
- Bekomme ich alles mit, was zu Hause passiert?
- Habe ich das Gefühl, dass meine Kinder gut betreut sind, wenn ich arbeite?
- Habe ich vielleicht unrealistische Vorstellungen, wie viel Zeit ich mit meiner Familie verbringen kann?
- Habe ich auch genügend Zeit für mich?
- Könnte ich meinen Job flexibler gestalten und manche Tage von daheim arbeiten?
- Sind alle Aufgaben im Haushalt gleichmäßig verteilt?
Wie erreiche ich eine bessere Work-Life-Balance?
Habe ich das Gefühl, dass ein Teil meines Lebens zu kurz kommt, kann ich Maßnahmen ergreifen, um eine bessere Work-Life-Balance zu erreichen. Das ist aber nicht immer einfach: Nicht jeder kann zum Beispiel ein Sabbatical nehmen, um mehr Zeit mit den Lieben zu verbringen. Dann gibt es die Möglichkeit von Teilzeitarbeit, aber das bedeutet zumeist finanzielle Einbußen und die Teilzeitmodelle, wie es sie momentan in Deutschland gibt, sind nicht so gut, dass viele sie annehmen. Arbeitgeber schrecken noch zurück oder zeigen sich nicht sehr flexibel. Eine bessere und bedarfsgerechtere Kinderbetreuung würde vielen ebenfalls helfen, aber auch da hapert es noch.
Was die Work-Life-Balance betrifft, liegt Deutschland im internationalen Vergleich allerdings gar nicht so schlecht: Laut einer Studie der Organtisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stehen wir auf Platz acht, wenn es darum geht, wie viel wir arbeiten und wie viel Zeit wir für unser Privatleben haben. Spitzenreiter sind hier übrigens die Niederlande. Auch wenn die Statistik uns eigentlich froh stimmen müsste, haben die meisten trotzdem das Gefühl, zu wenig Zeit mit den Kindern zu verbringen. Auch da sollte ein Umdenken stattfinden, denn wenn es eben nicht geht, dass man mehr Zeit zusammen verbringt, sollte man darauf schauen, wie man die Zeit mit den Kindern verbringt.
Work-Life-Balance: Bewussteres Familienleben
Es gibt viele tolle Ideen, wie man die Zeit, die man hat, mit dem Nachwuchs gestaltet und wir haben natürlich auch welche für euch, aber das Allerwichtigste zuerst: Es muss nicht viel kosten. Eure Kinder werden euch nicht mehr lieben, weil ihr sie zu einem teuren Urlaub nach Florida geflogen habt, wenn ihr sie sonst wenig beachtet. Jeder Mensch möchte, dass man sich auf ihn einlässt. Und das geht eigentlich ganz einfach: Man hört zu. Dafür gibt es auch im hektischen Familienleben genügend Momente. Auf der Fahrt zum Supermarkt zum Beispiel.
Solange das Kind das Gefühl hat, es bekommt genügend Beachtung, ist es egal, ob das im Auto oder im Bus oder eben in Disneyland passiert. Das fand eine amerikanische Studie heraus, die sich auf die Beziehung von Müttern zu ihren Kindern konzentrierte. Dabei kam heraus, dass es keinen Unterschied für die Kinder zwischen 3 und 11 Jahren machte, ob sie nun quantitative oder qualitative Zeit mit ihrer Mutter verbrachten - Hauptsache, sie verbrachte Zeit mit ihnen. Und das wird nicht nur für Mütter, sondern auch für Väter gelten. Sind die Kinder allerdings schon älter, sieht das Ganze schon anders aus: Bei Jugendlichen man schon mehr in qualitative Zeit investieren, um ihnen das Gefühl von Wertschätzung zu geben. Das muss dann aber auch nicht der teure Urlaub sein, ein gemeinsames Hobby kann auch verbinden. Hauptsache, Zeit wird bewusst gemeinsam genutzt.
Work-Life-Balance: Digitale Medien können helfen
Hier kann man auch die digitalen Medien als zusätzliche Hilfe nutzen. Allgemein werden die sozialen Medien wie WhatsApp, Facebook und Co für ein gutes Familienleben verteufelt, wobei der gesunde Menschenverstand einem schon sagen sollte, dass man mehr voneinander hat, wenn gemeinsame Mahlzeiten ohne Handys oder iPad stattfinden. Es ist für niemanden schön, wenn das Gegenüber ständig am Handy oder iPad hängt, aber das bedeutet nicht, dass man dem ganz abschwören muss. Denn man kann dies gerade bei den Jugendlichen nutzen - eine WhatsApp-Gruppe bringt alle zusammen und aufmunternde Nachrichten zwischendurch sind etwas Schönes. Wichtig ist, dass die Verbindung nicht abreißt.
Work-Life-Balance: Sich nicht selbst vergessen
Bei all den tollen Aktivitäten sollte man sich selbst aber nie vergessen - wenn man selbst zu gestresst ist, kann man auch nicht mit voller Wonne das Familienleben genießen. Oder das Leben mit dem Partner. Es ist alles miteinander verbunden. Man selbst muss Momente der Ruhe finden und da hat jeder Mensch andere Strategien, sei es Sport, Musik, Meditation, Bücher, Serien schauen. Hauptsache, man hat diese meist wenigen Momente für sich. Denn sie sind wichtig, damit man sich später auf die anderen konzentrieren kann. Manchmal reicht es, ein Glas Wasser zu trinken und ruhig durchzuatmen.
Die positive Wirkung von Yoga kann übrigens nicht genug betont werden und manchmal können die Kinder können auch mitmachen, wobei wir wieder zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen haben:
Bewusst Momente erleben - das ist gar nicht so einfach und das muss man auch üben. Gemeinsame Unternehmungen genießen wäre schon ein guter Weg. Gute Planung wäre auch nicht schlecht: Sonntag ist dann Kinotag oder Waldtag oder was der Familie gefällt. Außerdem wäre es doch nett, wenn man weitere Familienmitglieder einbindet - Großeltern,Tanten und Onkel finden es sicherlich auch schön, wenn man sich öfter sieht.
Work-Life-Balance ist manchmal ziemlich schwer zu erreichen und es erfordert Einsatz, aber setzt euch nicht zu sehr unter Druck. Fangt mit den kleinen Momenten an und entdeckt mehr von der Welt eurer Kinder, eures Partners/eurer Partnerin und eurer Eltern und Geschwister. Mehr gemeinsame Mahlzeiten, gemeinsame Kinobesuche oder Spaziergänge für ein bewussteres Familienleben. Wenn dann vom Staat und dem Arbeitgeber die Rahmenbedingungen verbessert werden, steht einer gelungenen Work-Life-Balance nichts mehr im Wege.
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