Schweden macht es uns beim Thema Familienpolitik mal wieder vor: Ab sofort können dort Großeltern finanzielle Unterstützung für die Betreuung ihrer Enkel bekommen. Dieses neue Modell, das weltweit viel Aufmerksamkeit und Lob erhält, könnte auch für andere Länder ein Vorbild sein. Was wir daran so toll finden.
In Schweden können Großeltern jetzt Elterngeld beziehen, wenn sie sich um ihre Enkel kümmern. Das System ermöglicht es damit Eltern, Großeltern als offizielle Betreuungspersonen anzugeben, die dann eine finanzielle Unterstützung erhalten. Die Idee dahinter ist klar: Familien zu entlasten und flexible Betreuungslösungen zu fördern – gerade wenn beide Elternteile berufstätig oder in Ausbildung sind. Besonders profitieren auch Alleinerziehende von diesem Modell.
Was genau beinhaltet das Großelterngeld?
Seit Anfang Juli können Großeltern oder andere Verwandte in Schweden im ersten Lebensjahr ihres Enkelkindes bis zu drei Monate bezahlte Elternzeit nehmen. Dabei erhalten sie bis zu 80% ihres Einkommens für maximal 120 Tage pro Jahr und Kind.
Warum wir finden, dass das Großelterngeld eine super Idee ist
- Unterstützung der Eltern: Berufstätige Mütter und Väter können (erwerbs-)arbeiten und wissen, dass ihre Kinder in guten Händen sind.
- Vertrauen und Bindung: Großeltern genießen oft ein hohes Maß an Vertrauen und haben eine gute Bindung zu ihren Enkelkindern.
- Flexibilität: Großeltern können so leichter in Notfällen einspringen und kurzfristig Betreuungslücken füllen.
- Entlastung des Betreuungsangebots: In Zeiten, in denen Krippen- und Kitaplätze knapp sind, bieten Großeltern eine wertvolle Alternative.
- Aktive Großeltern: Die Betreuung der Enkel hält Großeltern aktiv und fit, was auch ihrer eigenen Gesundheit zugutekommt.
- Hilfe, die ankommt: Gerade diejenigen, die am meisten struggeln, können so unterstützt werden: z.B. Alleinerziehende und Eltern in Ausbildung.
- Das Gesetz wertet Carearbeit auf. Denn auch Fürsorgearbeit ist nun mal Arbeit.
Diskussion in Deutschland und der aktuelle Status Quo
In Deutschland wurde das Konzept des Großelterngeldes in den vergangenen Jahren auch mehrfach schon diskutiert. Die SPD-Politikerin Nicolette Kressl brachte die Idee, die Großeltern in die Elternzeit miteinzubeziehen, ursprünglich aufs Tableau. Aufbauend darauf setzte sich die damalige Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) dafür ein, Großeltern einen Rechtsanspruch auf berufliche Freistellung und Kündigungsschutz zu gewähren, wenn sie ihre Enkelkinder betreuen. Dieser Vorschlag wurde jedoch von der FDP abgelehnt.
Aktuell gibt es in Deutschland keine spezifische Regelung für ein Großelterngeld. Eltern können zwar Elterngeld beantragen und dieses Geld dann an andere Betreuungspersonen, einschließlich der Großeltern, weitergeben. Diese Regelung ist allerdings nicht wirklich mit der schwedischen vergleichbar, weil sie keine gezielte finanzielle Unterstützung und ggf. Freistellungslösung vom Job für Großeltern vorsieht.
Vorteile auch für uns in Deutschland
Schweden zeigt mit seinem innovativen Ansatz, dass die Einbindung von Großeltern in die Kinderbetreuung viele Vorteile mit sich bringt und ein zukunftsweisendes Modell für die Familienpolitik sein kann.
Auch in Deutschland könnte ein Großelterngeld helfen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter zu verbessern und gleichzeitig den Druck auf öffentliche Betreuungseinrichtungen zu verringern. Hier sind einige Gründe, warum das Modell auch hierzulande super sinnvoll wäre:
- Weniger Betreuungskosten: Familien könnten Kosten sparen, wenn sie statt teurer Tagesmütter oder Kitas auf die Unterstützung der Großeltern zurückgreifen könnten.
- Das Miteinander der Generationen wird gestärkt. Die Großeltern haben die Möglichkeit, eine aktive Rolle im Familienleben zu übernehmen.
- Flexibilität und Verfügbarkeit: Großeltern sind oft flexibler einsetzbar als externe Betreuungspersonen (oder auch: die einzige verfügbare Betreuungs-Option) und können im besten Fall kurzfristig einspringen.
- Erfahrung und Vertrauen: Großeltern bringen viel Erfahrung mit und Eltern können sich auf sie verlassen. Die Kinder freuen sich in der Regel, weil sie gern Zeit mit Oma und/oder Opa verbringen – und kennen sie gut, brauchen also meist keine Eingewöhnung.
- Das Gesetz wertet Carearbeit auf. Und das ist bei uns in Deutschland ja durchaus ein großes Thema.
Quellen: BMFSFJ, Schwedischer Reichstag, zweitöchter, The Local, Familienportal / Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend