Kinder zu erziehen ist eine der größten Herausforderungen – und schönsten Aufgaben – für Eltern. Ihr wollt eure Kinder mit Liebe und Verständnis begleiten, ihnen aber auch klare Grenzen setzen? Dann fragt ihr euch bestimmt oft, welche Erziehungsmaßnahmen sinnvoll sind und wie ihr sie im Alltag am besten umsetzt.
Erziehungsmaßnahmen-Definition: Was ist damit eigentlich gemeint?
Ganz allgemein gesagt sind Erziehungsmaßnahmen alle Methoden, mit denen Eltern, Lehrer*innen oder andere Bezugspersonen das Verhalten von Kindern beeinflussen. Das kann durch liebevolle Unterstützung, aber auch durch klare Regeln und Konsequenzen geschehen.
Dabei geht es bei Erziehung nicht darum, Kinder zu bestrafen oder sie blind zu Gehorsam zu erziehen – sondern ihnen Werte, soziale Kompetenzen und ein Gefühl für richtig und falsch zu vermitteln.
Erziehungsmaßnahmen in der Familie: Liebevoll und konsequent erziehen
Ihr kennt das sicher: Euer Kind will sich die Zähne nicht putzen, sich nicht anziehen, wirft wütend das Spielzeug an die Wand oder haut ein anderes Kind auf dem Spielplatz ... Jetzt stellt sich die Frage: Wie reagieren? Wichtig ist, dass ihr ruhig bleibt und euch bewusst macht, dass Kinder nicht absichtlich „nerven“ oder „böse" sind, sondern dabei sind, die Welt zu verstehen.
Hier ein paar Erziehungsmaßnahmen, die euch weiterhelfen können:
- Wahlmöglichkeiten geben: Kinder fühlen sich oft übergangen. Statt „Zieh jetzt deine Schuhe an!“ besser: „Möchtest du die blauen oder die roten Schuhe?“ So behaltet ihr die Kontrolle, aber das Kind fühlt sich mit einbezogen.
- Positive Verstärkung: Loben, wenn etwas gut gemacht wird („Toll, dass du mit deiner Schwester teilst!“). Das motiviert Kinder und verstärkt das positive Verhalten.
- Gemeinsame Lösungen finden: Wenn Kinder Regeln brechen, kann es helfen, sie nach einer Lösung suchen zu lassen. Versucht auch zu verstehen, wie es zu dem Regelbruch kam und was die Motivation eures Kindes war. Dann könnt ihr euch zusammen fragen: „Was könnten wir tun, damit das nicht wieder passiert?“
- Natürliche Konsequenzen: Anstatt zu schimpfen, wenn das Kind seine Jacke nicht anziehen will oder sogar zu drohen, lasst euer Kind einfach mal machen. Es will die Jacke nicht anziehen, obwohl es draußen frisch ist? Nehmt die Jacke einfach mit raus und lasst das Kind einfach mal selbst fühlen, dass es bei Kälte mit Jacke besser ist. Achtung: Natürlich dürft ihr euer Kind nie in Gefahr bringen (es zum Beispiel die Gefahr von Feuer spüren lassen, indem ihr es mit einer Kerze spielen lasst!).
- Klare Regeln und Rituale: Feste Strukturen geben Sicherheit. Zum Beispiel: Nach dem Abendessen geht’s ins Bad zum Zähneputzen. Immer.
- Klare, aber faire Konsequenzen: Wenn euer Kind immer wieder trödelt und dadurch das Frühstück oder den Aufbruch in den Kindergarten/Schule verzögert, könntet ihr eine natürliche Konsequenz einführen. Zum Beispiel: „Wenn du morgens zu lange trödelst und nicht rechtzeitig fertig bist, bleibt leider keine Zeit mehr, um noch dein Lieblingsbuch anzuschauen.“ So lernt das Kind, dass sein Verhalten direkte Auswirkungen hat – ohne dass es sich wie eine Strafe anfühlt.
Erziehungsmaßnahmen ohne Strafen: geht das?
Habt ihr euch schonmal gefragt, ob es Strafen oder Androhungen von Strafen braucht, um euch durchzusetzen? Die Antwort ist klar: Nein. Strafen, die auf Angst, Scham oder Machtgefälle basieren, sind nicht nur wenig hilfreich, sondern können langfristig sogar das Vertrauen zwischen Eltern und Kind beschädigen.
Strafen passieren oft aus dem Impuls heraus, Kontrolle herzustellen: „Weil du frech warst, gibt es heute keinen Nachtisch!“ Das Problem daran? Strafen sind meist willkürlich und für das Kind nicht wirklich nachvollziehbar. Es fühlt sich unfair behandelt, wird vielleicht trotzig oder lernt nur, sich beim nächsten Mal besser zu verstecken – aber nicht, warum sein Verhalten problematisch war.
Stattdessen hilft es, klare, aber faire Konsequenzen zu setzen. Der Unterschied? Eine Konsequenz steht in direktem Zusammenhang mit der Situation und ist für das Kind logisch nachvollziehbar. Statt: „Du hast dein Spielzeug nicht aufgeräumt, deshalb darfst du morgen nicht mehr spielen!“ wäre eine verständliche Konsequenz: „Damit wir hier Platz zum Spielen haben, räumen wir das Spielzeug nach dem Spielen gemeinsam auf.“ Hier geht es nicht um Bestrafung, sondern um eine natürliche Folge, die das Kind nachvollziehen kann.
Gewaltfreie Erziehung: Orientierung statt Machtdemonstration
Erziehungswissenschaftler*innen wie Nora Imlau oder Jesper Juul betonen immer wieder, dass Kinder keine Strafen brauchen, sondern Orientierung. Eltern müssen nicht hart durchgreifen, sondern können liebevoll und klar Grenzen setzen. Das bedeutet nicht, dass immer alles verhandelt wird – aber es heißt, dass Kinder mit Respekt behandelt werden und verstehen dürfen, warum Regeln existieren.
Das kann im Alltag zum Beispiel so aussehen: Wenn euer Kind wütend ist und haut, hilft keine Strafe, sondern eine klare Grenze: „Ich lasse nicht zu, dass du mich schlägst. Das tut mir weh. Ich sehe, dass du wütend bist. Du kannst gern hier auf das Kissen hauen, das hilft dir!" Und: Statt jedes Mal aufs Neue über die Medienzeit zu streiten, hilft es, feste Zeiten festzulegen und diese mit dem Kind gemeinsam zu besprechen.
Erziehung ist Beziehung
Letztlich geht es darum, die Perspektive zu wechseln: Strafen machen das Leben kurzfristig vielleicht einfacher, weil sie Macht ausüben. Doch langfristig stärken sie nicht die Beziehung. Wer auf Kooperation statt auf Strafen setzt, zeigt dem Kind: „Du bist okay, auch wenn dein Verhalten gerade schwierig ist. Ich bin da, um dich zu begleiten.“