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Essstörungen bei Jugendlichen: So kann man sie erkennen und behandeln

Essstörungen Bulimie Teenager Jugendliche
© Getty Images / AntonioGuillem

Essstörungen bei Jugendlichen kommen immer häufiger und in einem immer jüngeren Alter vor. Doch wie erkennt man gestörtes Essverhalten eigentlich? Und wo bekommt man Hilfe, wenn das eigene Kind Anzeichen zeigt? Wir haben die wichtigsten Fakten für euch gesammelt.

Wie häufig kommen Essstörungen bei Jugendlichen vor?

Es ist eine Zahl, die erschreckt: Laut Robert-Koch-Institut sind in Deutschland rund 34 % der weiblichen Kinder und Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren von einer Essstörung betroffen. Etwa 12 % der Jungen im gleichen Alter zeigen Symptome von gestörtem Essverhalten.

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Die Daten stammen aus der vom Robert-Koch-Institut im Rahmen des bundesweiten Gesundheitsmonitoring durchgeführten KIGGs-Studie. Diese Langzeitstudie beobachtet die gesundheitliche Situation der in Deutschland lebenden Kinder und Jugendlichen bis ins Erwachsenenalter. Knapp 18.000 Personen nehmen daran teil.

Welche Arten von Essstörungen sind die häufigsten bei Jugendlichen?

Magersucht (Anorexia nervosa), Bulimie (Bulimia nervosa) und die Binge-Eating-Störung sind die drei am häufigsten vorkommenden Essstörungen bei Jugendlichen. Doch wie unterscheiden sie sich?

Magersucht (Anorexie)

Die psychisch verursachte Essstörung Magersucht, auch Anorexie genannt, äußert sich in einer extrem eingeschränkten Nahrungsaufnahme, die ohne Behandlung meist zu starkem Untergewicht führt und lebensbedrohlich werden kann. Mit selbst herbeigeführtem Erbrechen, übermäßiger Ausübung von Sport oder der Einnahme von Appetitzüglern oder Abführmitteln wird von den Betroffenen gegen die Angst, "dick" zu sein gekämpft.

Mehr Informationen zur Magersucht bei Jugendlichen haben wir hier für euch zusammengefasst:

Bulimie

Jugendliche, die an Bulimie erkrankt sind, nehmen innerhalb von kürzester Zeit extrem viel Nahrung auf – und versuchen dann die aufgenommenen Kalorien mit Erbrechen, Hungern, übertriebenem Sport oder der Einnahme von Medikamenten wieder "loszuwerden". Besonders tückisch: Betroffene sind oft schwer zu erkennen, da sie meist normal- oder sogar übergewichtig sind.

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Weitergehende Infos zur Bulimie bei Jugendlichen findet ihr hier:

Binge-Eating-Störung

Die Binge-Eating-Störung äußert sich in immer wiederkehrenden Essanfällen – das Englische „binge eating“ bedeutet exzessives, übermäßiges Essen. Die von dieser Essstörung betroffenen Jugendlichen stopfen innerhalb kürzester Zeit unkontrolliert und ohne ein Völlegefühl zu verspüren, Unmengen an Lebensmitteln in sich hinein. Zurück bleiben danach Scham, Ekel und Schuldgefühle.

Die Symptome lassen sich nicht eindeutig zuordnen? In vielen Fällen treten Essstörungen auch als Mischformen auf. Auch Übergänge von der einen zu einer anderen Form der Essstörung sind häufig, z.B. von Anorexie zu Bulimie.

Wie können Eltern Essstörungen bei Jugendlichen erkennen?

Manchmal sind die Anzeichen ganz eindeutig, in anderen Fällen erkennt man Essstörungen bei Jugendlichen nicht auf den ersten Blick. Eltern sollten auf jeden Fall alarmiert sein bei ...

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  • ... ungewöhnlich häufigem Wiegen.
  • ... einem Gewichtsverlust, der auffällig ist (Faustregel: mehr als 6 Kilo in 3 Monaten).
  • ... einer Einschränkung des Essens und der Meidung von Essenssituationen.
  • ... Unzufriedenheit mit dem eigenen Gewicht, besonders, wenn der/die Jugendliche schon auffallend dünn ist.
  • ... einer verzerrten Selbstwahrnehmung.
  • ... Diät als Dauerzustand.
  • ... Vermeiden von Hungergefühl, z.B. durch viel Wasser trinken.
  • ... exzessivem Sportpensum.
  • ... zwanghafter Tagesplanung.
  • ... Bekochen von Freunden und Freundinnen oder Familie, ohne selbst mitzuessen.
  • ... langen Aufenthalten auf der Toilette nach den Mahlzeiten.
  • ... Würgegeräuschen aus der Toilette.
  • ... Ausbleiben der Periode bei bereits menstruierenden Mädchen.

Was ist der Auslöser von Essstörungen bei Jugendlichen?

Viele verschiedene Einflüsse können zur Entstehung von Essstörungen bei Jugendlichen beitragen. Laut Bundesgesundheitsministerium sind "individuelle, familiäre, biologische und sozio-kulturellen Faktoren" als Auslöser möglich. Leistungsdruck und Stress können genauso dazu führen wie falsche Vorbilder.

Ganz wichtig: "Essstörungen sind kein Schlankheitstick und keine vorübergehende Pubertätskrise. Sie sind vielmehr Ausdruck und / oder Lösungsversuch tiefer liegender seelischer Probleme." (Bundesgesundheitsministerium)

Essstörungen bei Jugendlichen: Wo bekommt man Hilfe?

Wer eine Essstörung bei einem/r Jugendlichen vermutet, sollte laut Bundesgesundheitsministerium in drei Schritten vorgehen:

  1. Das Gespräch suchen. Dabei sollte man ansprechen, dass man sich Sorgen macht, weil bestimmte Veränderungen im Verhalten (z. B. Zurückziehen) bemerkt wurden. Das Gewicht oder Essverhalten sollte nicht der Mittelpunkt des Gesprächs sein. Kritik und Vorwürfe haben ebenfalls nichts in diesem Dialog zu suchen, ebenso wenig wie eine voreilige Diagnose. Denn so wird nur unnötiger Druck aufgebaut.
  2. Zu weiterführender Hilfe motivieren. Als ersten Schritt sollte man sich an den betreuenden Kinderarzt oder die betreuende Kinderärztin wenden oder Kontakt zum Hausarzt bzw. der Hausärztin suchen. Diese können eine erste Einschätzung vornehmen und die betroffenen Jugendlichen überweisen an:
    • Kinder- und Jugendpsychiater*innen
    • Kinder- und Jugendpsychiatrische Versorgungszentren oder Ambulanzen
    • Spezialkliniken oder Spezialstationen in Krankenhäusern
  3. Auf sich selbst achten. Auch für Angehörige von Jugendlichen mit Essstörungen gibt es Hilfsangebote wie Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen, wo sie lernen, mit belastenden Gefühlen wie Angst, Mitleid, Hilflosigkeit, Scham, Schuld und Wut umzugehen.
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Wer sich selbst informieren möchte, findet hier Hilfe:

(Anonymes) BZgA-Infotelefon zu Essstörungen:
Tel. 0221-89 20 31

Beratungsstellen in der Nähe finden:
bundesfachverbandessstoerungen.de
bzga-essstoerungen.de

Selbsthilfegruppen in der Nähe finden: 
nakos.de

Suchmaschinen zur Ärzt*innen- und Therapeut*innensuche:
weisse-liste.de
kbv.de
bptk.de

Wie werden Essstörungen bei Jugendlichen behandelt?

Essstörungen bei Jugendlichen verschwinden in den seltensten Fällen von selbst wieder. Die jungen Menschen brauchen Hilfe und eine Behandlung durch Ärzt*innen bzw. therapeutische Fachkräfte.

Das Hauptelement der Behandlung ist eine Psychotherapie, also eine Behandlung der Seele. Durch Gespräche werden Betroffene dabei unterstützt, veränderbare Ursachen und Auslöser der Essstörung zu finden und zu bearbeiten. Ein positives Körpergefühl, ein guter Umgang mit belastenden Gefühlen und ein gesundes Verhältnis zum Essen sind das Ziel. Je nach Schwere der Erkrankung findet diese in ambulanten Praxen oder stationären Einrichtungen statt.

Danach kann auch ein stationärer Aufenthalt in einer speziellen Wohngruppe für eine gewisse Zeit nötig werden. Dort wohnen mehrere Jugendliche mit Essstörungen zusammen. Sie können oft weiterhin die Schule besuchen oder ihrer Ausbildung nachgehen, erhalten aber gleichzeitig eine umfangreiche therapeutische Betreuung.

Leider kommt es trotz erfolgreicher Therapie häufig zu Rückfällen. Deshalb ist eine Nachsorge in Form von medizinischen Nachuntersuchungen und therapeutischer Nachbetreuung sehr wichtig.

Quellen: rki.debundesgesundheitsministerium.de, bzga-essstoerungen.de

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