Ihr kauft euch oder eurem Kind ein super cooles neues Fahrrad, stellt es mit Schloss draußen ab. Am nächsten Tag ist es weg und keiner hat was bemerkt. Das kann sowohl auf dem Dorf im eigenen Fahrradkeller als auch in der Großstadt in der Öffentlichkeit passieren, dort häuft es sich nur. ADFC und die Polizei weisen immer wieder darauf hin, wie man sein Fahrrad am besten vor Diebstahl schützt. Wir möchten euch ebenfalls nochmal sensibilisieren und erklären, was ihr wissen solltet.
Diebstahl-Lexikon: Was ist eigentlich Diebstahl?
Zunächst solltet ihr wissen, dass Diebstahl nicht Diebstahl ist. Es gibt drei Arten von Diebstahl, die auch bezüglich Fahrrädern vorkommen.
- Einfacher Diebstahl: Die Diebe* klauen das Fahrrad, ohne dass sie ein Hindernis wie eine verschlossene Tür oder Fenster überwinden müssen, von einem öffentlichen Platz. Oder das Rad ist aus einem Kellerraum geklaut worden, wo mehrere Räder frei zugänglich stehen und jeder Zugang zu dem Raum hatte.
- Einbruchdiebstahl: Wenn Diebe eine Tür, ein Fenster oder Ähnliches überwinden oder zerstören müssen, um das Rad zu klauen, ist es Einbruchdiebstahl. Hier müssen für die Versicherung oder Polizei meist erkennbare Einbruchspuren nachgewiesen werden.
- Schwerer Diebstahl: Es gibt noch eine dritte Art von Diebstahl, bei der Diebe unter Gewaltandrohung und Umsetzung die Herausgabe des Rads erzwingen. Hierbei handelt es sich um Beraubung.
Die häufigsten Arten, wie Räder geklaut werden, sind einfacher Diebstahl und Einbruchdiebstahl. Bei ersterem ist das Rad an einem öffentlichen Platz abgestellt worden und bei letzterem wurde ein verschlossener Keller, eine Wohnung, ein Hauseingang o.ä. aufgebrochen und das Rad entwendet. Wichtig ist diese Unterscheidung vor allem, wenn ihr das Rad versichert habt und es zum Versicherungsfall kommt. Die Versicherung übernimmt den Schaden nur, wenn der entsprechende Fall auch zu den Vertragsleistungen gehört.
#1 Das Rad mit dem richtigen Schloss abschließen
Fahrradschlösser gibt es endlos viele auf dem Markt. Dass man das Rad abschließen sollte, wissen ja die meisten. Aber welches Schloss macht Dieben das Aufbrechen am schwersten? Der ADFC ist hier sehr klar und verrät, welche Schlösser diebstahlsicher sind und welche nicht:
- Bügelschlösser mit schweren Stahlbügeln schützen gegen Lockpicking. Sie sind teurer, aber dafür viel schwerer zu knacken als andere - Diebe überlegen dreimal, ob sie hier Hand anlegen, weil sie auch Spezialwerkzeug brauchen, das viel Aufmerksamkeit erregt. Bügelschlösser sind jedoch recht starr und lassen sich meist nur an üblichen Fahrradständern anschließen.
- Panzerkabel und Kettenschlösser sollen fast so sicher sein wie Bügelschlösser. Sie sind zudem flexibler als Bügelschlösser und ihr könnt euer Rad damit auch mal an Bäumen oder Straßenlaternen anschließen
- Faltschlösser schützen euer Rad ähnlich gut wie Bügelschlösser, lassen sich aber besser kompakt zusammenlegen und mitführen. Hier gibt es verschiedenste Längen und Preise.
Weniger gut eigenen sich dagegen folgende Schlösser:
- Rahmenschlösser
- Spiralkabelschlösser
#2 Immer den Fahrradrahmen festschließen
Wenn ihr euer oder das Rad eurer Kinder abschließt, dann achtet darauf, dass das Schloss auch den Rahmen umfasst. Außerdem sollte der Gegenstand, an den ihr den Rahmen schließt, fest verankert und hoch sein. Ein dünner Ast oder Baum eignet sich nicht. Damit macht ihr es Dieben zu einfach, weil sie das Rad darüber heben könnten.
#3 Mehrere Räder aneinander anschließen
Wenn ihr als Familie mit mehreren Bikes unterwegs seid, dann schließt diese immer auch aneinander an. Dazu kann ein Zweitschloss sich eignen. Natürlich solltet ihr mindestens ein Rad davon auch an einem fest verankerten Gegenstand festschließen, wie gerade erwähnt. Diebe überlegen sich zweimal, ob sie jetzt die Zeit haben, diverse Schösser und Räder aufzuknacken.
#4 Den Abstellort immer mal wechseln
Diebe sind schlau und beobachten Fahrradabstellorte. Wenn ihr also euer Rad jeden Tag zu einer ähnlichen Zeit am immer gleichen Ort abstellt, könnte das ungünstig sein. Die Diebe wissen dann, wann sie es versuchen könnten. Wechselt daher immer mal den Fahrradständer oder Ort, so gut es eben geht.
#5 Fahrrad an Bahnhöfen nie über Nacht oder längere Zeit stehen lassen
In Großstädten sind vor allem Bahnhöfe, wo Pendler*innen ihre Räder abstellen, beliebte Orte für Fahrrad-Diebstahl. Dort haben Diebe eine große Auswahl, sie sind zwar zentral aber doch nicht so gut beobachtet, dass es nicht Zeiten gibt, wo sich das Klauen lohnt. Die Polizei kann euch für eure Region einige solcher Hotspots nennen, wo immer wieder Räder verschwinden. Daher solltet ihr euren geliebten Drahtesel nie längere Zeit an solchen Bahnhöfen abstellen und sie auch nicht über Nacht dort stehen lassen.
Bahnhöfe sind leider auch tagsüber nicht sicher
Leider musste mein Mann die Erfahrung machen, dass ein S-Bahnhof in Berlin kein sicherer Abstellort ist. Ihm wurde das teure Mountainbike bereits drei mal entwendet, obwohl es mit einem guten Schloss gesichert war. Beim ersten Mal allerdings war er selbst mit Schuld, weil das Rad an einem dürren Ast angeschlossen war, aus Platzmangel. Mittlerweile stellen wir unsere Räder dort im Norden von Pankow gar nicht mehr ab, weil auch die Polizei meinte, dass der S-Bahnhof Blankenburg ein sehr beliebter Ort für Fahrraddiebe sei.
#6 Ein teures Rad nie dauerhaft in der Öffentlichkeit anschließen
Wie viel Geld man in Schlösser und Co. investiert, hängt auch immer vom jeweiligen Radmodell ab. Wenn euer Fahrrad euch sehr viel Wert ist, egal ob es 500 € oder mehr als 1.000 € gekostet hat, dann solltet ihr sehr gut überlegen, ob es überhaupt längere Zeit an einem öffentlichen Ort stehen muss. Manche Arbeitgeber erlauben sogar, dass man die Räder mit ins Büro nimmt. Bei einem teuren Rennrad von bis zu 10.000 € kann sich das lohnen. Da werden sogar Sattel zum beliebten Klauobjekt.
#7 Gebrauchtes Zweitfahrrad nutzen
Wenn ihr schlechte Erfahrung mit Fahrrad-Diebstahl gemacht habt, könntet ihr euch ein günstiges bzw. gebrauchtes Zweitrad zulegen. Nicht immer kann man sich den Ort aussuchen, an dem man sein Rad abschließt. Aber ein billiges Gebrauchtrad fällt Dieben nicht so ins Auge wie ein teures Rad einer beliebten Marke. Diebe schauen gezielt danach. Gebrauchte Räder mit individuellen Merkmalen nehmen sie weniger gern, weil die zu auffällig sind, um sie wieder verkaufen zu können. Schaut mal bei Kleinanzeigen, da gibt es immer günstige Räder für wenige Hundert oder sogar unter 100 €.
#8 Nur Räder mit individueller Kennzeichnung kaufen
Was machen Diebe mit euren Rädern nach dem Fahrrad-Diebstahl? Sie nutzen sie meist nicht für den Eigengebrauch, sie werden natürlich weiter verkauft. Doch es gibt laut Polizei ein paar Hindernisse, die sie davon abhalten: Einmal ist das eine individuelle Fahrradkennzeichnung. Räder, die ihr im Fahrradhandel kauft, haben meist eine eingravierte individuelle Rahmennummer. Mit so einer Nummer lässt sich das Rad dann schneller wieder finden auf Gebrauchtmärkten oder Kleinanzeigen.
#9 Das Rad polizeilich registrieren lassen
Der zweite Tipp der Polizei ist die Registrierung: Jede Polizeidienststelle hat meist ein solches Angebot zur Fahrradcodierung. Auch beim ADFC kann man das machen lassen. Entweder erhält das Rad dann eine Gravur oder einen speziellen Aufkleber mit der individuellen Registrierungsnummer. Sollte ein gestohlenes Rad auftauchen, kann die Polizei damit schnell den Besitzer oder die Besitzerin ermitteln. Außerdem dient der Code auch zur Abschreckung für Diebe, weil sie registrierte Räder weniger gern klauen und nicht gut weiterverkaufen können.
#10 Das Fahrrad korrekt versichern
Damit ihr nicht ohne Rad dasteht und für den finanziellen Verlust entschädigt werdet, solltet ihr teure Räder versichern lassen. Das gilt für alle Räder, die in eurer Familie sind inklusive Fahrradanhänger und jegliches Zubehör. Hebt immer alle Rechnungen auf, da die Versicherungen diese sehen will, um den Neuwert zu ermitteln. Am besten fotografiert ihr vorher auch mal all eure Räder, damit ihr den Nachweis habt, welche Modelle entwendet wurden.
Brauche ich eine spezielle Fahrradversicherung für Fahrrad-Diebstahl?
Nicht unbedingt, wenn ihr eine Hausratversicherung mit dem Baustein Fahrraddiebstahl habt. Eine Fahrradversicherung kann vielleicht für teure E-Bikes und Spezialfälle nützlich sein, wenn sie Versicherungsfälle enthält, die eure Hausrat nicht abdeckt. Dazu solltet ihr einmal die Tarife miteinander vergleichen. Im Einzelfall kann es von Vorteil sein, muss es aber nicht.
- Wichtig ist, wie hoch die Versicherungssumme ist, die eure Versicherung abdeckt. Sie sollte den Kaufwert eures Rads mindestens umfassen.
- Weiterhin sollte Einbruchdiebstahl und einfacher Diebstahl (wie oben erklärt) abgedeckt sein.
- Die Preise der Tarife richten sich nach eurem Wohnort, daher wird der Tarif in Leipzig oder Göttingen sehr verschieden hoch ausfallen.
- Der Vorteil einer Fahrradversicherung: Manche zahlen auch Reparaturkosten bei Unfällen oder Akkuschäden von E-Bikes.
Fahrrad-Diebstahl über die Hausratversicherung abdecken
Wenn ihr bereits eine Hausratversicherung besitzt, dann prüft einmal im Vertrag, ob Fahrraddiebstahl mit dabei ist. Meist ist im normalen Tarif nur Einbruchdiebstahl abgesichert. Wenn ihr jedoch möchtet, dass euer Rad auch überall außerhalb der Wohnung rund um die Uhr in der Öffentlichkeit versichert ist, muss einfacher Diebstahl mit drin sein.
- Bei vielen Hausrat-Tarifen kann man hier den Baustein Fahrraddiebstahlversicherung hinzufügen. Der Preis der Versicherung erhöht sich dann.
- Auch hier solltet ihr auf Versicherungssumme und versicherte Leistungen achten, damit alle Räder auch versichert sind, falls mal mehrere mit einem Mal geklaut werden.
- Kommen weitere Räder hinzu, müsst ihr unbedingt die versicherte Summe und den Tarif anpassen lassen.
Genereller Tipp: Fragt vorher einmal nach, unter welchen Bedingungen der Vertrag im Versicherungsfall leistet. Es ist meist eine Anzeige von der Polizei vonnöten und viele leisten nur, wenn das Rad auch immer angeschlossen war. Es lohnt sich, vorher genau nachzufragen, bevor man im Versicherungsfall dann doof dasteht.
Quellen: ADFC, Rightsmart, Verbraucherzentrale, Polizei
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*ich schreibe hier nur "Diebe" der Einheitlichkeit halber, damit sind auch weibliche Diebinnen eingeschlossen
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