Um die schwierige Situation bei einem Sterbefall fall im nahen familiären Umfeld zu erleichtern, steht dir in der Regel Sonderurlaub bei Todesfall zu. Neben der Verarbeitung des schweren Verlustes ermöglichen dir die freien Tage auch die Organisation der Beerdigung und die Erledigung andere Formalitäten. Wir zeigen dir, wie du die Beurlaubung beantragen kannst.
- 1.Was bedeutet Sonderurlaub bei einem Todesfall?
- 2.Was ist Sonderurlaub?
- 3.Wann steht Sonderurlaub zu?
- 3.1.Todesfall als Grund
- 3.2.Tarifvertrag
- 3.3.Arbeitsvertrag
- 3.4.Gesetzliche Regelung
- 4.Sonderurlaub beantragen
- 5.Lohnfortzahlung beim Sonderurlaub
- 6.Alternativen zum Sonderurlaub
- 7.Wann verfällt der Sonderurlaub bei Todesfall?
Was bedeutet Sonderurlaub bei einem Todesfall?
Der Tod eines geliebten Menschen stellt eine große Herausforderung für die gesamte Familie dar. Insbesondere beim Verlust innerhalb des Familienkreises entsteht eine große emotionale Belastung für alle Beteiligten. Aufgrund der organisatorischen und emotionalen Herausforderungen steht dir in der Regel Sonderurlaub im Todesfall zu. Das heißt, du kannst dir sehr kurzfristig und außerhalb deines normalen Urlaubsanspruchs freinehmen.
Was ist Sonderurlaub?
Der Sonderurlaub ist eine spezielle Form des Urlaubs. Im Gegensatz zum „normalen“ Erholungsurlaub dient der Urlaub nicht der Regeneration, sondern schuldet besonderen Lebenssituationen Rechnung. Diese Situationen, die dir widerfahren können, liegen dabei in deiner Person oder in deinem nahen Umfeld begründet. Der Sonderurlaub dauert meistens nur wenige Tage. Du musst für diese Ereignisse keinen normalen Urlaub nehmen.
Wann steht Sonderurlaub zu?
Für die Inanspruchnahme des Sonderurlaubs kommen nur bestimmte Gründe in Frage. Anbei eine Auswahl:
- Eigene Hochzeit
- Geburt des eigenen ehelichen Kindes
- Bewerbungstermin, wenn dir bereits gekündigt wurde
- Behörden- und Gerichtstermine (wenn nicht anders wahrnehmbar)
- Arzttermine (falls nicht außerhalb der Arbeitszeit legbar)
- Todesfall und Beerdigung in der Familie
Todesfall als Grund
Der Gesetzgeber befreit dich von der Arbeitspflicht, um es dir zu ermöglichen, dich um die Organisation der Beerdigung zu kümmern und dich mit dem Verlust auseinanderzusetzen. Du solltest deswegen die freien Tage unbedingt in Anspruch nehmen, auch wenn sie nur einen kleinen Teil zur Trauerbewältigung beitragen können.
Tarifvertrag
Unterliegt dein Arbeitsverhältnis einem Tarifvertrag, solltest du unbedingt einen Blick in die entsprechenden Regelungen im Tarifvertrag werfen. Oftmals ist der Sonderurlaub dort detailliert geregelt. Du erfährst durch die Regelungen im Tarifvertrag für welchen Grad der Verwandtschaftszugehörigkeit welcher Anspruch an Sonderurlaub besteht.
Arbeitsvertrag
Auch in deinem Arbeitsvertrag kann der Sonderurlaub geregelt sein. Schlimmstenfalls kann in deinem Vertrag der Anspruch aber auch ausgeschlossen sein. Finden sich keine Regelungen dazu, solltest du – falls in deinem Betrieb vorhanden –, in der Betriebsvereinbarung nach einer möglichen Regelung suchen. Diese ist dann auch für dich bindend.
Gesetzliche Regelung
Wenn dein Anspruch auf Sonderurlaub in deinem individuellen Arbeitsvertrag nicht explizit ausgeschlossen ist, hast du die Möglichkeit auf die gesetzliche Regelung zu verweisen.
Sollte der Sonderurlaub weder im Tarifvertrag noch in deinem Arbeitsvertrag geregelt sein, hängt die Dauer von dem Willen des Arbeitgebers und der Rechtsprechung ab. Gem. § 616 BGB muss die Dauer angemessen sein. Entscheidend bei der Bewertung ist dabei immer der Verwandtschaftsgrad zur verstorbenen Person. Handelt es sich um ein Familienmitglied 1. Verwandtschaftsgrades wie Eltern, Ehepartner*in und Kinder ist der Sonderurlaub unumstritten. Bei Angehörigen des 2. Verwandtschaftsgrades ist die Handhabe schon nicht mehr eindeutig. Hier kannst du das Gespräch mit dem Arbeitgeber dazu suchen. Bei Freunden besteht keinerlei Anspruch. In der Regel wird dir dein Arbeitgeber bei Anspruch 2 Tage gewähren, bei denen einer für die Trauer und ein Tag für die Organisation der Bestattung angesetzt wird. In Einzelfällen geben kulante Arbeitgeber auch deutlich längeren Urlaub.
Sonderurlaub beantragen
Du erhältst die freien Tage nicht automatisch, sondern musst diese wie beim „normalen“ Urlaub einreichen. Bei Unsicherheiten solltest du deine Personalabteilung kontaktieren.
Lohnfortzahlung beim Sonderurlaub
Der Sonderurlaub ist eine Ausnahme von dem arbeitsrechtlichen Grundsatz „ohne Arbeit kein Lohn“. Das heißt, dass du trotz des Sonderurlaubs wie bei deinem regulären Urlaub Anspruch auf Entgeltfortzahlung hast. Dein Arbeitgeber kann das Gehalt bei gewährtem Sonderurlaub für die arbeitsfreien Tage nicht kürzen.
Alternativen zum Sonderurlaub
Der Verlust eines Familienmitglieds kann ein traumatisches Ereignis sein. Oftmals ist dann an ein geregeltes Arbeiten nicht zu denken. In diesem Fall solltest du deine Ärzt*in aufsuchen und gemeinsam mögliche Hilfsmaßnahmen besprechen. Im Falle von Einschränkungen des Handelns und Denkens durch die außerordentliche Belastung für dich und deine Familie durch den Verlust ist eine Krankschreibung denkbar.
Wann verfällt der Sonderurlaub bei Todesfall?
Da dein Sonderurlaub anlassbezogen genehmigt wird, musst du ihn auch zeitnah zum Ereignis beanspruchen. Du kannst ihn nicht wesentliche später „nachholen“. Solltest du beispielsweise Sonderurlaub im Todesfall erhalten haben und bist krankheitsbedingt ohnehin nicht arbeiten gegangen, kannst du die Tage im Gegensatz zum Erholungsurlaub nicht zu einem späteren Zeitpunkt in Anspruch nehmen.
Du solltest dir und deiner Familie genügend Zeit nehmen, um den Verlust eines geliebten Menschen aufzuarbeiten. Was jetzt helfen kann:
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