Der Einstieg ins Berufsleben und die gleichzeitige Kinderbetreuung sind vor allem für junge Eltern häufig nicht leicht. Um dennoch erfolgreich eine Ausbildung absolvieren und dadurch die Chancen auf dem Arbeitsmarkt langfristig verbessern zu können, besteht die Möglichkeit einer Teilzeitausbildung mit reduzierten Wochenstunden. Was es zu beachten gilt und für wen eine Ausbildung in Teilzeit infrage kommt, erfahrt ihr hier.
Was bedeutet Teilzeitausbildung?
Kinderbetreuung und nebenbei Haushalt und Familienalltag meistern, stellt junge Eltern oder Alleinerziehende häufig vor eine sehr große Herausforderung. Der Gedanke, zusätzlich auch noch eine Ausbildung in Vollzeit zu wuppen, wird dann oft schnell wieder verworfen.
Um dennoch eine Ausbildung machen zu können bzw. diese erfolgreich abzuschließen und später gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben, wurden Teilzeitausbildungen mit reduzierten Arbeitszeiten ins Leben gerufen. Ebenso wie eine Ausbildung in Vollzeit stellt die Teilzeitausbildung eine vollwertige Berufsausbildung mit einem staatlich anerkannten Abschluss dar.
Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt bei Ausbildungen in Teilzeit meist zwischen 25 und 35 Stunden, wobei der Besuch in der Berufsschule ungekürzt im vollen Umfang stattfindet. Das bedeutet: Ihr müsst die Berufsschule zu den normalen Zeiten aufsuchen wie bei einer Vollzeitausbildung.
Gut zu wissen: Um die Teilzeitausbildung zu beantragen, müsst ihr gemeinsam mit eurem zukünftigen Ausbildungsbetrieb einen schriftlichen Antrag bei der jeweils zuständigen Kammer stellen.
Für wen sind Ausbildungen in Teilzeit sinnvoll?
Bis 2020 war eine Teilzeitausbildung nur für bestimmte Personengruppen vorgesehen. So zum Beispiel, wenn eine Betreuung der Kinder in Kita & Co. nicht möglich war, ein Familienmitglied gepflegt werden musste oder eine unvorhersehbare Situation eingetroffen ist.
Mittlerweile ist die Teilzeitausbildung aufgrund einer Neuregelung im Berufsbildungsgesetz § 7a grundsätzlich für alle (angehenden) Auszubildenden möglich, sofern der Ausbildungsbetrieb damit einverstanden ist.
In erster Linie soll die Teilzeitmöglichkeit jedoch nach wie vor insbesondere jungen Menschen mit Kindern, Alleinerziehenden und Personen in besonderen Lebensphasen helfen und bei der Berufsausbildung unterstützen.
Häufige Gründe für eine Teilzeitausbildung sind:
- Kinderbetreuung
- Schwangerschaft
- Pflege von Familienangehörigen
- gesundheitliche Einschränkungen oder Behinderungen
- Ausübung eines Leistungssports
- Flüchtlingsstatus
- Notwendigkeit, neben der Ausbildung zusätzlich zu arbeiten
Zudem könnt ihr – vorausgesetzt, euer Betrieb ist damit einverstanden – während eurer ursprünglichen Vollzeit- in eine Teilzeitausbildung wechseln. Das stellt vor allem nach dem Mutterschutz oder der Elternzeit eine gute Alternative dar, um die unterbrochene Ausbildung erfolgreich zu beenden.
Welche Ausbildungsberufe sind in Teilzeit möglich?
Die gute Nachricht gleich vorweg: Ihr könnt jeden anerkannten und im Berufsbildungsgesetz (BBiG) oder der Handwerksordnung (HwO) geregelten dualen Ausbildungsberuf in Teilzeit ausüben. Dual bedeutet in diesem Fall, dass die Ausbildung sowohl praktisch im Betrieb als auch theoretisch in der Berufsschule stattfindet.
Häufig sind Ausbildungsberufe in Teilzeit in folgenden Bereichen zu finden:
- kaufmännische Berufe (z. B. Verkäufer*in, Kaufleute im Einzelhandel oder Büromanagement)
- Gesundheitswesen (z. B. Physiotherapeut*in, Rettungssanitäter*in, Krankenpfleger*in oder Altenpfleger*in)
- sozialer Bereich (z. B. Erzieher*in, Ergotherapeut*in oder Sozialpädagog*in)
- Handwerksbranche (z. B. Bäcker*in, Friseur*in, Dachdecker*in oder KFZ-Mechatroniker*in)
- öffentlicher Dienst (Sozialversicherungsfachangestellte*r oder Verwaltungsfachangestellte*r)
- IT-Bereich (z. B. Fachinformatiker*in, IT-Systemelektroniker*in, Mediendesigner*in oder Gamedesigner*in)
- Agrar-, Forst- oder Landwirtschaftsbereich (z. B. Gärtner*in, Landwirt*in, Forstwirt*in oder Florist*in)
- freie Berufe (z. B. Hebamme)
Dauert eine Teilzeitausbildung länger?
Sowohl die Wochenarbeitsstunden als auch die Arbeitszeiten werden direkt mit dem Betrieb vereinbart, wobei die tägliche bzw. wöchentliche Arbeitszeit maximal um 50 % verkürzt werden kann.
Wie lange die Ausbildung insgesamt dauert, kommt dabei auf die wöchentlichen Arbeitsstunden an. Arbeitet ihr mindestens 25 Stunden pro Woche und besucht die Berufsschule im vollen Umfang, verlängert sich die reguläre Ausbildungsdauer nicht.
Bei einer Arbeitszeit zwischen 20 und 24 Stunden verlängert sich die Ausbildung entsprechend – maximal jedoch um das Eineinhalbfache der herkömmlichen Ausbildungsdauer in Vollzeit.
Wird das Gehalt bei einer Teilzeitausbildung gekürzt?
Eure monatliche Vergütung wird unter Umständen den reduzierten Arbeitsstunden angepasst und dementsprechend anteilig gekürzt. Wie vom Berufsbildungsgesetz empfohlen, zahlen die meisten Ausbildungsbetriebe allerdings die gleiche Ausbildungsvergütung wie bei einer Ausbildung in Vollzeit.
Bei den Urlaubstagen hingegen kommt es in der Regel darauf an, an wie vielen Tagen ihr wöchentlich im Betrieb seid. Arbeitet ihr beispielsweise mit reduzierten Stunden an fünf Tagen die Woche, habt ihr genauso viel Urlaubsanspruch wie bei einer Vollzeitausbildung und ihr könnt die freien Tage mit eurem Nachwuchs in vollen Zügen genießen. Bei weniger Wochentagen in der Ausbildungsstätte fällt der Urlaubsanspruch geringer aus.
Finanzielle Unterstützung
Egal, für welchen Beruf ihr euch letztendlich entscheidet: Das Gehalt in der Ausbildung fällt grundsätzlich nicht allzu üppig aus.
Um eure Grundversorgung während der Ausbildung dennoch zu sichern, könnt ihr Berufsausbildungsbeihilfe – kurz BAB – bei der Bundesagentur für Arbeit beantragen. So soll gewährleistet werden, dass zum Beispiel junge Eltern in der Ausbildung auf eigenen Beinen stehen können.
Des Weiteren stehen euch unter bestimmten Voraussetzungen Kindergeld, Elterngeld, Wohngeld, Sozialgeld, Arbeitslosengeld II sowie Kinderbetreuungskosten zu.
Was sind die Vorteile einer Teilzeitausbildung?
Die Vorteile liegen auf der Hand, denn vor allem junge Mamas oder junge Papas haben mit einer Teilzeitausbildung bessere Chancen auf eine abgeschlossene und gleichzeitig vollwertige Berufsausbildung und somit generell höhere Erfolgsaussichten im weiteren Berufsleben. Denn nicht selten werden aufgrund einer Schwangerschaft sowie der anschließenden Kinderbetreuung Ausbildungen abgebrochen oder aufgrund von Zeitmangel erst gar nicht begonnen. Stattdessen werden häufig zukunftslose und schlecht bezahlte Gelegenheitsjobs, meist ohne berufliche Perspektive, angenommen.
Kurzum: Durch die Flexibilität bei einer Teilzeitausbildung bleibt den jungen Eltern mehr Zeit für die Kinder und gleichzeitig kommt durch die Ausbildungsvergütung Geld in die Haushaltskasse.
Ihr seid noch unsicher, für welchen Beruf ihr euch entscheiden sollt? Im folgenden Video stellen wir euch Berufe mit hohem Einkommen vor.
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