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Lustig oder bedenklich?

Kinderfotos im Internet: Das solltest du beachten

Kinderfotos im Internet

Ist es in Ordnung, Fotos von den eigenen Kindern auf Facebook, WhatsApp, Instagram und Co. zu veröffentlichen? Diese Frage wird heiß diskutiert. Wir klären auf, welche Risiken Kinderfotos im Internet haben können und was du beim Posten unbedingt beachten solltst.

Kinderbilder: Momente voller Elternstolz

Leons erstes Weihnachten, das mitreißende Babylachen von klein Anna und Ballerina Sophie in ihrem ersten Tutu – Kinderfotos sind einfach süß. So niedlich, witzig und herzig, dass man sie am liebsten der ganzen Welt zeigen möchte! Und das tun viele Eltern – ein Klick, und die Kollegen, Oma Anneliese und Freundin Katrin dürfen die erste Sandburg von Papa und der kleinen Lisa in Italien, Pauls erste Schritte, bevor er wieder auf den Windel-Po plumpst und Susis witzig verzogenes Gesicht beim Biss in eine Zitrone bestaunen.

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Viele Kinder sind bereits vor ihrer Geburt in der Social-Media-Welt präsent, denn auch Ultraschallbilder werden geteilt, gepostet, geliked. Im Rahmen einer Studie des Softwareherstellers AVG wurden 2.200 Mütter befragt, ob, wann und wie oft sie Fotos ihres Nachwuchses auf Sozialen Medien veröffentlichten. Das Ergebnis: Bereits vor dem zweiten Geburtstag ihrer Kinder laden 71 % der Mütter Bilder auf Facebook und Co hoch, in den USA sind es sogar 92 %. 15 % posteten schon Ultraschallbilder ihres Ungeborenen, doppelt so viele teilen das erste Bild ihres Kindes, sobald es das Licht der Welt erblickt hat.

Eigentlich wollen Eltern einfach nur ihr Glück teilen. Wenn man schier platzt vor Elternstolz, will man es möglichst vielen Leuten mitteilen – das ist absolut verständlich. Doch bei aller Begeisterung denken viele Eltern nicht an die Risiken, die das weite, unberechenbare Internet birgt. Die Kontrolle über ein Bild im Internet zu behalten ist schwer, wenn nicht sogar unmöglich. Wie kontrovers das Thema ist, zeigt ein Post der Hagener Polizei in NRW, die mit dem Satz "Auch ich habe eine Privatsphäre" dazu aufrief, keine Fotos von Kindern zu veröffentlichen.

Über 17 Millionen Nutzer erreichte der Post, rund 300.000 Mal wurde er geteilt und fast 6000 Facebook-Nutzer kommentierten den Aufruf. Die Botschaft erhielt viel Zuspruch, aber auch viel Kritik: „Absolut lächerlich“, schreibt ein Nutzer, als „Panikmache“ bezeichnet ein anderer den Post. „Warum keine Babyfotos von angezogenen Neugeborenen die man als stolze Mama allen zeigen will????“, fragt sich eine Mutter und eine andere ist der Meinung, „es gibt bedeutend schlimmeres, so lange die Bilder nicht halb nackt und öffentlich gepostet sind so dass sich das Kind später dafür schämt. […]“ „Ich stelle auch Bilder rein. Ich gehe ja auch schließlich mit ihr raus und in den Urlaub. […] ich stelle keine nacktbilder rein. Aber ganz normale, wie sie jeder auf der Straße sehen kann...“

Fotos posten – ja oder nein – das Thema sorgt für hitzige Diskussionen. Inwiefern das Internet sich von der normalen Öffentlichkeit unterscheidet - oder eben nicht, zeigen zahlreiche Kommentare. Viele finden es völlig in Ordnung, Kinderfotos zu posten, da sie mit ihrem Nachwuchs auch draußen unterwegs und damit genauso sichtbar für jedermann sind: „Und wenn ihr mit den Kindern raus geht setzt ihnen Masken auf etc. hier wird meiner Meinung nach Übertrieben“, so ein Nutzer zum Aufruf der Polizei.

Risiken: Warum Kinderfotos im Internet bedenklich sind

Viele wissen es nicht, aber bereits Babys und Kinder haben Persönlichkeitsrechte und das Posten von Bildern ist eine Verletzung ihrer Privatsphäre. Zwar ist es unmöglich, kleine Kinder zu fragen, ob sie mit der Veröffentlichung ihrer Fotos einverstanden sind, doch spätestens ab einem Alter von 14 Jahren sind Eltern verpflichtet, ihre Kinder um Erlaubnis zu fragen. Die Rechtsprechung geht davon aus, dass Kinder ab diesem Alter das notwendige Verständnis haben, um über eine Veröffentlichung entscheiden zu können. Abgesehen davon sind bei Fotos im Internet die Schutzrechte in Gefahr, da Bilder schnell in falsche Hände geraten können. Trotz strenger Privatsphäre-Einstellungen bei sozialen Netzwerken bleibt das Internet undurchsichtig und schwer kontrollierbar. Wer Fotos im Internet veröffentlicht, muss sich bewusst sein: Es ist unmöglich zu wissen, wer dieses Bild sehen, speichern, verfremden oder weiterveröffentlichen kann.

Das zeigt ein Vorfall vor einiger Zeit bei Facebook, bei dem unter dem Namen „Little Miss & Mister“ Kinderbilder gepostet wurden. Die Bilder zeigten Kinder in Unterwäsche oder nackt in der Badewanne. Die Betreiber der Seite hatten keine Profile gehackt, sondern lediglich öffentlich zugängliche Fotos von anderen Facebook-Nutzern zusammen gestellt – angeblich, um auf die Gefahren von Kinderfotos bei Facebook aufmerksam zu machen. Die Seite ist inzwischen gelöscht, doch wird hier deutlich, wie viele Facebook-Nutzer - vermutlich unwissentlich - die Fotos ihrer Kinder nicht nur den engsten Freunden und Bekannten, sondern der ganzen Welt zugänglich gemacht haben.

Diese Fragen solltest du dir stellen, bevor du ein Kinderbild postest

Die Child Rescue Coalition hat eine Kampagne für einen sorgsamen Umgang mit Kinderfotos im Internet und wohlüberlegtes Posten ins Leben gerufen.

Unter dem Motto @kidsforprivacy sollen Eltern für die Privatsphäre ihrer Kinder sensibilisiert werden. Jedes Elternteil sollte sich folgende Fragen stellen, bevor er oder sie ein Bild des eigenen Sprösslings veröffentlicht:

1. Warum teile ich das?

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2. Würde ich wollen, dass jemand anderes ein derartiges Bild von mir teilt?

3. Würde ich wollen, dass Pädophile dieses Bild im Dark Web herunter laden?

4. Will ich, dass das Teil des digitalen Lebens meines Kindes ist?

Das solltest du beachten, wenn du Bilder deiner Kinder in sozialen Netzwerken postest

1. Privatsphäre- Einstellungen
Das A und O der Sicherheit im Netz sind die Privatsphäre-Einstellungen bei sozialen Netzwerken. Hier kannst du regeln, wer welche Bilder und Nachrichten sieht und inwieweit ein Nutzer, mit dem du nicht verknüpft bist, Einblicke in dein privates Profil bekommt. Bei vielen Anbietern kann man zum Beispiel die Sichtbarkeit von Postings sehr gut einschränken, das Profilbild ist aber immer für jeden sichtbar. Mittlerweile sind Privatsphäre-Einstellungen weitaus transparenter organisiert als noch vor einigen Jahren. Wer sich aber zum ersten Mal bei einer Plattform anmeldet, sollte unbedingt die Einstellungen anpassen, da die Voreinstellungen meist sehr freigiebig sind. Außerdem passen die Betreiber häufig die Sicherheitseinstellungen im Zuge von Aktualisierungen an. Kontrolliere also regelmäßig die Reichweite und Sichtbarkeit deiner persönlichen Inhalte.

2. Veröffentliche keine Daten
Nenne niemals den vollständigen Namen deines Kindes. So wird das Bild schlechter über Suchmaschinen zu finden sein. Gehe immer sehr sorgsam mit sensiblen Daten um und vermeide genaue Ortsangaben. Auch auf den Bildern sollte der Aufenthaltsort, zum Beispiel der Kindergarten oder das Wohnhaus, nicht zu erkennen sein.

3. Keine Nacktbilder
Poste keine Bilder, auf denen dein Kind nackt oder in Unterwäsche zu sehen ist. Überprüfe, ob im Hintergrund andere Kinder abgebildet sind. Nur mit Einverständnis der Eltern darfst du ein solches Bild veröffentlichen. Vermeide es Bilder zu zeigen, auf denen dein Kind in einer peinlichen Situation zu sehen ist. Was für Eltern sehr niedlich und witzig ist, ist deinem Kind vielleicht später einmal sehr unangenehm.

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4. Unbedenkliche Alternativen für Kinderfotos
Es gibt viele Möglichkeiten, lustige Situationen oder Momente voller Elternstolz mit anderen im Internet zu teilen, ohne die Persönlichkeitsrechte von Kindern zu verletzen. Schöne Detailaufnahmen von den kleinen Füßchen oder Händchen sind zum Beispiel eine Alternative. Das Gesicht kannst du mit der Platzierung von Emojis oder Verpixelung unkenntlich machen.

Bildquelle: iStock