Die Bundestagswahl 2021 ist gelaufen, auch wenn das Endergebnis noch nicht final feststeht. Wie alle haben unsere Kreuze gesetzt, viele sicher auch im Hinblick auf die Zukunft der eigenen Kinder. Aber was denken diese eigentlich, wer Deutschland regieren sollte? Die Interessenvertretung verschiedener Jugendverbände, der Deutsche Bundesjugendring, hatte deutschlandweit zur U18- Wahl gerufen, also Kinder und Jugendliche, die nicht stimmberechtigt, weil unter 18 Jahren alt sind, zur Wahl aufgefordert. Das Ergebnis zeigt: Das Wahlverhalten der Jüngeren unterscheidet sich deutlich von dem der Wahlberechtigten. Wir fassen die Ergebnisse zusammen.
Bei den Menschen über 18 Jahren lag die Wahlbeteiligung bei 76,6 Prozent. Damit haben ähnlich viele Leute bei dieser Wahl gewählt, wie bei der letzten Bundestagswahl 2017. Auffällig ist, dass es diesmal deutlich mehr Briefwähler*innen gab, ihr Anteil könnte fast 40 Prozent betragen. Der Grund dafür: Corona. Aber vielleicht auch der Gedanke, dass man am 26. September nicht so lange vor den Wahllokalen warten wollte, wie einige es beispielsweise in Berlin tun mussten.
Aktuelle Wahlergebnisse sind nicht final
Auch wegen der Auswertung der Briefwahlergebnisse, steht noch kein finales Wahlergebnis fest. Momentan sieht es so aus, als hätte die SPD mit 25,7 % der Zweitstimmen hauchdünn die Nase vor, dicht gefolgt von der Union mit 24,1 %. Die Grünen würden laut aktueller Hochrechnung vom 27. 09.21, 09:30 Uhr auf 14,8 % kommen, die FDP auf 11,5 %. Die AfD hat 10,3 % der Stimmen für sich gewinnen können, für Die Linke würde es aktuell mit 4,9 % nicht für den Einzug in den Bundestag reichen.
U18 ermöglichte Wahlen für alle unter 18 Jahren
Soweit also die Fakten, wer schließlich in welcher Koalition mit wem regiert ist aktuell offen. Was dagegen ganz klar ist: Die Jugend hätte anders gewählt. U18 rief im September zur Jugendwahl, die vom Deutsche Bundesjugendring koordiniert wurde. Rund 262.000 Menschen unter 18 Jahren folgten diesem Ruf. In rund 1500 Wahllokalen konnten sie, wie die Erwachsenen eben auch, ihr Kreuz bei den Parteien ihrer Wahl machen.
U18 ist eine der größten Initiativen politischer Jugendbildung in Deutschland und wird getragen vom Deutschen Kinderhilfswerk, dem Deutschen Bundesjugendring, den Landesjugendringen sowie vielen Jugendverbänden. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie die Bundeszentrale für Politische Bildung förderten das U18 Projekt.
Die Jugend hätte anders gewählt
Das Ergebnis zeigt, dass es zwischen alt und jung eine deutliche Diskrepanz gibt. Denn ginge es nach den U18- Wählenden, wären die Grünen mit 21,02 % stärkste Kraft, gefolgt von der SPD mit 19,21 % und der Union mit 16,92 %. Laut diesem Ergebnis wäre Annalena Baerbock die nächste Bundeskanzlerin geworden. Spannend an der U18- Wahl ist aber nicht nur, wen die Kinder und Jugendlichen am meisten gewählt haben, sondern auch, wie die anderen Wahlergebnisse ausfallen.
So kommt die FDP auf 12,03 %, die Linke auf 7,51 % und die AfD auf nur 5,85 %. Die Tierschutzpartei die bei den Ergebnissen in der Bundestagswahl keine große Rolle spielte, konnte bei der U18- Wahl immerhin 5,65 % erreichen.
11,82 % der Stimmen entfallen auf sonstige Parteien, konkret verteilen sich die Stimmen der U18-Wählenden wie folgt: DIE PARTEI 2,82%, PIRATEN 1,71%, FREIE WÄHLER 1,65%, Volt 0,93%, die BASIS 0,66%, Team Todenhöfer 0,59%, ÖDP 0,53%, NPD 0,42%, Gesundheitsforschung 0,41%. Alle weiteren Parteien kommen auf einen Stimmanteilen unter 0,3%.
Was hätten eure Kinder gewählt?
Natürlich ändert das Wahlergebnis der U18- Wahl nichts an den tatsächlichen Wahlergebnissen. Sie geben aber einen überaus spannenden Einblick in das Wahlverhalten und auch in die Interessen der Jugend. Habt ihr in eurer Familie über das Wahlergebnis gesprochen? Oder vor der Wahl gemeinsam mit euren Kindern überlegt, was sie wählen würden? Schreibt uns gern, wie ihr diese Bundestagswahl erlebt habt.
Ihr lest gern Produktrezensionen und fragt euch, worauf ihr dabei eigentlich achten müsst? Im Video gibt's die Antwort:
Meine Meinung
Eins meiner KInder hat auch gewählt. Wir haben eher zufällig von der U18- Wahl erfahren, aber ab dem Moment waren die Kinder Feuer und Flamme. Eigentlich wollten alle drei wählen, was aber Quatsch ist, weil zwei von ihnen noch zu jung sind, um das ganze Konzept Wahlen oder Demokratie überhaupt irgendwie zu begreifen.
Die Älteste aber war wählen. Und hat mich mit ihrem Engagement im Vorfeld wirklich überrascht und schwer beeindruckt. Denn sie hat sich durch die Begleitbroschüre von U18 gelesen, die Positionen der verschiedenen Parteien zu bestimmten Themen gesammelt hatte. Wir haben außerdem Bücher zum Thema Wahlen und Demokratie gelesen, sie wollte unbedingt informiert eine Entscheidung treffen. Damit hat sie sicherlich mehr Aufwand betrieben als manche Wählende am Sonntag.
Ich selbst fand als Kind die Hochrechnungen nach der Wahl sterbenslangweilig. Meine Kinder aber saßen gestern Abend dabei und waren sehr interessiert. Wieso das so ist, keine Ahnung. Aber ich freue mich über jeden politisch interessierten Menschen.
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