Laut Google fragen sich tatsächlich regelmäßig viele Menschen im Internet "Wie oft Sex in der Woche"? Diese Frage ist schon etwas befremdlich, finde ich. Als müsse man ein gewisses Pensum befolgen. Damit wird Sex zu einer Art Arbeit oder Leistungsport. Dabei ist es doch die schönste Nebensache der Welt. Aber kann man vielleicht doch eine glückliche erotische Beziehung an der Häufigkeit von Sex messen? Ja, sogar zu dieser heiklen Frage gibt es Umfragen und Statistiken.
- 1.Nackte Tatsachen: Wie oft hat ein Paar Sex in der Woche laut Statistik?
- 2.Bettsport und Zahlendruck: Wie oft hat man Sex in einer glücklichen Beziehung?
- 3.Langzeitbeziehungen: Wie oft Sex in der Ehe ist normal?
- 4.Sex als Eltern: Besondere Herausforderung und keine Frage mehr von "wie oft" sondern eher "wie überhaupt"
Nackte Tatsachen: Wie oft hat ein Paar Sex in der Woche laut Statistik?
Die Partnervermittlung ElitePartner hat 2023 zuletzt eine bevölkerungsrepräsentative Umfrage* über das Sexverhalten deutscher Paare veröffentlicht. Dabei kam heraus, dass 4 von 10 Paaren oder 43 % der Befragten mindestens einmal bis mehrmals pro Woche Sex haben. Die Antwort auf die Frage "Wie oft ein Paar Sex in der Woche hat", ist damit eindeutig: Die Hälfte der Deutschen haben im Schnitt einmal pro Woche Geschlechtsverkehr.
Fast ein Viertel der befragten Paare gaben an, regelmäßig deutlich öfter Sex in der Woche zu haben. Gibt es auch Paare, die weniger Sex haben? Natürlich: 9 % gaben an, einmal im Monat mit ihrem Partner oder der Partnerin zu schlafen. Sogar 14 % hatten weniger als einmal im Monat Sex und rund 10 % gar keinen.
Ich persönlich halte gar nicht viel davon, sich in Sachen Erotik an Statistiken zu orientieren. Aber ich verstehe, warum wir Menschen das gerade in dem Bereich so spannend finden. Wir vergleichen uns eben mit anderen und wollen wissen, ob unser Sexleben "normal" ist oder vielleicht etwas nicht stimmt ... Das Thema wird auch medial gern aufgegriffen und hochgepusht, als gäbe es da eine Zahl, an der man sich orientieren müsste. Aber ein Vergleich in einem so persönlichen, individuellen Bereich hilft uns nicht wirklich weiter, oder?
Bettsport und Zahlendruck: Wie oft hat man Sex in einer glücklichen Beziehung?
Dass die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs aber nichts über die Qualität der Liebesbeziehung aussagt, beweisen Forschungen der University of Toronto: Dort wurden Befragungen von mehr als 30.000 Menschen zu ihrer Zufriedenheit mit ihrem Sexleben ausgewertet. Das Ergebnis: Wer einmal die Woche Sex hatte, war laut Studie am zufriedensten und die Zufriedenheit stieg nicht an bei denen, die mehr Sex hatten. Sie wurde lediglich niedriger, wenn der Sexintervall niedriger als einmal pro Woche war.
Diese Umfragen und Statisitken klammern außerdem total aus, wie viel der Paare bzw. befragten Personen Sex mit sich selbst haben. Das heißt, wir wissen nicht, ob diese Menschen, die einmal im halben Jahr oder nur alle paar Monate Sex hatten, dann auch keinen Solosex mit sich selbst hatten. Selbstbefriedigung kann genauso zu Orgasmen führen und lustvoll erlebt werden.
Es kommt darauf an, wie man es ausführt. Für manche ist es eine Ergänzung zu ihrem Sexleben mit dem Partner bzw. der Partnerin, für andere ist es davon total losgelöst und manche haben gar kein Bedürfnis nach Selbstbefriedigung.
Ein Muss gibt es hier auf jeden Fall nicht und auch keine Zahl, wie oft man sich selbst befriedigen sollte oder darf. Jede*r wie er oder sie möchte und das gern auch mehrmals am Tag. Wenns gefällt. Denn Sex in jeglicher Form ist auf jeden Fall ein Glücksbooster und hält gesund.
Langzeitbeziehungen: Wie oft Sex in der Ehe ist normal?
Ob verheiratet oder nicht macht beim Sexleben keinen Unterschied. Es macht eher einen Unterschied, ob man erst ein Jahr zusammen ist oder schon 20 Jahre. Dann verändert sich bei einem Paar sehr viel. Menschen in einer Langzeitbeziehung haben Phasen, in denen sie viel Sex haben, vielleicht sogar mehrmals die Woche. Und dann ist vielleicht eine Sexflaute, andere Themen sind wichtiger bzw. das Lustbedürfnis ist bei einem oder beiden geringer. Das kann sehr viele Ursachen haben.
In der eingangs genannten Umfrage von ElitePartner gaben 34 % der Paare mit mehr als 10 bis 20 Jahren Beziehung an, immer noch einmal -bis mehrmals pro Woche Sex zu haben. Bei Langzeitbeziehungen von über 30 Jahren waren es immer noch 32 %, die so häufig wöchentlich Geschlechtsverkehr haben. Nur bei den frisch Verliebten war die Häufigkeit natürlich am höchsten: Dreiviertel aller Paare, die 3 Monate bis ein Jahr zusammen waren, hatten Sex in dieser Häufigkeit.
Wer sich diese Zahlen in Umfragen ansieht, darf aber nicht den Fehler machen vom Sein aufs Sollen zu schließen: Nur weil viele Leute angeben, dass sie so oft Sex haben, heißt das nicht, dass das für alle als "normal" gelten muss. Das entscheidet doch jedes Paar für sich.
Wer kann schon festlegen, wie meine oder deine Lust aussieht, wer kennt meinen Alltag, meine sexuelle Geschichte und weiß, in welcher Phase ich mich gerade mit einem Partner befinde. Ist uns oder dir die Lust durch Kinderwunschsex vielleicht ein wenig abhandengekommen? Oder gibt es andere Konflikte oder Herausforderungen in der Beziehung, die Geschlechtsverkehr gerade total in den Hintergrund treten lassen?
Wer in einer Langzeitbeziehung steckt und diese Frage googelt, hat vielleicht ein gewisses Gefühl von Angst und macht sich Sorgen um seine / ihre Beziehung: Habt ihr zu viel Sex oder zu wenig? Beides kann je nach persönlicher Betrachtung und Phase ein Problem für beide oder einen Partner bzw. eine Partnerin darstellen. Die einzige Lösung ist da: Redet miteinander und offenbart euch, was ihr euch wünscht bzw. was euch sorgt, auch in erotischer Hinsicht. Eine Statistik kann euch da nicht helfen.
Sex als Eltern: Besondere Herausforderung und keine Frage mehr von "wie oft" sondern eher "wie überhaupt"
Wenn Paare Eltern werden und ein Baby den Alltag bestimmt, tritt Sex meistens, aber auch nicht immer, erstmal in den Hintergrund. Auch aus ganz praktischen Gründen ist es dann einfach häufig schwieriger, die Zeit oder Gelegenheit dafür zu finden. Die Lust muss nach einer Geburt auch erstmal wieder da sein.
In den genannten Umfragen machte es jedoch keinen Unterschied, ob Paare Kinder hatten oder nicht. Die Häufigkeit von Sex war wohl ähnlich. Das kann natürlich im Einzelfall ganz anders aussehen und wir wissen nicht, wie viele der befragten Paare gerade Babys oder Kleinkinder zu Hause hatten.
Auch mit Kindern gibt es stressigere Phasen, wo ein Paar der Erotik einfach keine Bedeutung zumessen kann. Und wenn die Kinder größer werden, und öfter auch mal auswärts nächtigen, ergeben sich wieder viel mehr Möglichkeiten, um sich mehr als Liebespaar zu sehen. Macht euch auf jeden Fall keinen Druck, weil der oder die erzählt, so oder so oft Sex zu haben, sondern geht nach eurem eigenen Bedürfnis und dem eures Partners bzw. eurer Partnerin:
In unserem Video hat Paar- und Sexualtherapeutin Birgit Fehst ein paar wichtige Tipps für Elternpaare, die sich nach der Geburt wieder sexuell annähern:
Orientiert euch weniger an Zahlen!
Sexualtherapeuten sagen, dass sie die Frage nach der Norm oder einer Normalität immer wieder hören. Denn viele Menschen fragen sich, ob dieses oder jenes sexuelle Verhalten und diese oder jene Vorliebe "normal" ist.
Dabei kommt man mit dieser Frage gar nicht richtig an das Gefühl heran, was dahinter steckt: Wir sind häufig unsicher und haben Angst, mit unserer Lust irgendwie "anders" zu sein, nicht zu genügen und glauben, wir müssten einer gesellschaftlichen Norm entsprechen. Aber dem ist ganz und gar nicht so.
Wir werden sexuell nur glücklich sein, wenn wir ehrlich zu uns selbst und unserem Partner bzw. der Partnerin sind. Sich an einem Durchschnitt oder einer Zahl zu orientieren, hilft nicht viel weiter, wenn es nicht das ist, was euch persönlich in eurer Partnerschaft guttut.
Hört in euch hinein und dann traut euch, über eure Bedürfnisse zu reden und den / die Partner*in nach seinen bzw. ihren zu fragen. Das ist der erste Schritt zu einer erfüllten sexuellen Beziehung.
Quellen: ElitePartner, Sagepub Journals
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