Wart ihr auch in den 90ern Kinder bzw. Teenager? Dann gehört ihr zur Generation Y – das sind die Geburtsjahrgänge zwischen 1980 und 1995 ungefähr. Wir Millenials haben miterlebt, wie das Internet entstanden ist und saßen vor unserem tuckernden Modem. Wir haben noch Kassetten gehört, sind zu CDs gewechselt und haben den Siegeszug der iPods und mp3-Player gefeiert. Unsere Eltern hatten noch andere Erziehungswerte, waren durch ihre Ost- oder Westvergangenheit geprägt und sozialisiert. Wir erinnern uns an die 90er-Kindheit und unsere Erziehung.
Die Eltern jeder Generation stehen vor einer Herausforderung. In den 90ern war Erziehung nicht leichter oder schwerer als heute – es war einfach eine andere Zeit. Geprägt war diese Zeit in Deutschland vor allem durch den Mauerfall und die Wiedervereinigung. Dementsprechend gab es gesellschaftliche Unterschiede in Ost und West, bestimmte Dinge waren aber auch nach der Wende für alle gleich. Wir erinnern uns an diese 90er-Kindheit und unsere Eltern – kennt ihr diese folgenden Erziehungsbeispiele auch oder war das bei euch total anders?
#1 Cartoons nonstop reinziehen
Heutzutage diskutieren wir über Medienzeiten für Kinder, weil die Endgeräte dafür sorgen, dass die Bildschirmzeit total zugenommen hat. Aber wir 90er Kinder wissen doch alle: Viele von uns haben Cartoons von Bugs Bunny über Glücksbärchis und Sailormoon oder Power Rangers rauf und runter geschaut. Unsere Eltern waren auch froh, mal in Ruhe Essen zubereiten zu können.
Und wer kennt es nicht: Samstag morgens heimlich den TV angestellt, um Li-La-Laune-Bär zu schauen? Und Eltern waren clever: Die Hand auf dem Fernsehgerät, das noch warm war, verriet uns natürlich ... Das ist heute mit Smartphone und Tablet etwas anders. Manche Eltern waren natürlich auch damals schon strenger, nicht jedes Kind durfte endlos TV gucken – aber mit diesen Cartoons sind viele von uns in den 90ern groß geworden, oder?
#2 TV-Verbot als Strafe
Ja, heute ist bedürfnisorientierte Erziehung und Erziehung nach Maria Montessori im Trend. Eine der wichtigsten Werte dabei: Konsequenzen statt Strafen. Viele von uns kennen aus den 90ern noch ein Mittel, das die vorletzte Stufe der schlimmsten Strafe für uns Kinder war – TV-Verbot. Wenn wir als Kind etwas "ausgefressen" hatten oder es einen Konflikt gab, wurde gern damit gedroht bzw. wurde es verhängt.
Ich selber kenne das noch gut, nicht meine Lieblingsserie gucken zu dürfen. Heutzutage im Prinzip nicht schlimm, weil man jederzeit Folgen später schauen kann. Damals eine Katastrophe im linearen TV und ohne Videorecorder, dann musste man warten, bis die Folge irgendwann zu einer kinderfreundlichen Zeit wiederholt wurde.
#3 Stubenarrest als Höchststrafe
Die schlimmste Konsequenz oder eher Strafe war der "Stubenarrest". Ich selber hatte das zum Glück nie bzw. hätte es mich persönlich auch gar nicht so gestört. Ich war gern zu Hause und hab alleine gespielt. Aber dieses Mittel als Strafe für ein Kind, "was nicht spurt", ist natürlich wirklich hart und aus heutiger Sicht total unangebracht.
Freiheitsstrafe quasi als Erziehungsmethode. Ich kenne tatsächlich Kinder, die häufiger Hausarrest hatten, auch bei kleineren Bagatellen. War das in den 90ern eher verbreitet als heute oder gibt es das immer noch? Manche Eltern waren ja damals und sind auch heute noch der Meinung, den Po zu versohlen ist okay.
#4 Nackedei am Strand und im Garten
Ich weiß nicht, ob es nur ein Gefühl ist, dass wir Kinder in den 90ern noch öfter nackig draußen waren. Bzw. dass man sich noch nicht derartige Gedanken darüber gemacht hat, ob das angemessen ist, wenn ein größeres Kind im Freibad oder am See noch nackig ist oder auch mal im Garten oder Park. Heutzutage sind Eltern, glaube ich, allgemein vorsichtiger (bis auf Einzelfälle). Durch die Informationsflut im Netz verbreiten sich Themen wie Pädophilie, Missbrauch oder "Spannerei" einfach schneller, man ist wachsamer und aufgeklärter. Oder?
#5 Den ganzen Tag draußen unterwegs
Was in anderen Ländern total normal ist (dass die Kinder bis in die Nacht hinein mit draußen sind), gab es auch in den 90ern noch eher als heute: Viele Kinder, auf dem Dorf natürlich noch mehr als in der Stadt, durften bis spätabends draußen bleiben. Sie stromerten herum mit Freunden und verbrachten den Nachmittag nach der Schule draußen, manchmal sogar bis nach dem Abendessen und auch bei Dunkelheit. Eltern machten sich auch hier weniger Sorgen und vertrauten mehr.
Das ist heute eher selten der Fall, man sieht nur wenig Grundschüler*innen von nachmittags bis abends noch draußen. Wo sind sie heute? Vor dem Smartphone, Tablet oder im Zimmer? Es gab natürlich auch Ausnahmen, nicht alle Kinder durften lange draußen spielen oder wollten das. Wie war das bei euch?
#6 Radfahren ohne Helm
Was soll ich euch sagen: Ich hatte tatsächlich in den 90ern NIE einen Helm auf, wenn ich Fahrrad gefahren bin. Ich kenne auch kaum Kinder, die damals einen hatten. Das war einfach total unüblich. Selbst Erwachsene trugen keinen. Auch wenn wir natürlich heute wissen, wie wichtig das ist, dass schon kleine Laufradfahrer*innen ihren Kopf schützen. Damals nahmen das viele Eltern gar nicht so genau. So ändern sich die Zeiten und das Bewusstsein für Themen.
#7 Es gab nicht 1000 Essen zur Auswahl
Meine Tochter ist zu unserem Leidwesen ein Picky Eater. Damit ist sie nicht alleine. Viele Kinder sind es heutzutage eher gewohnt, selber entscheiden zu dürfen, was sie essen möchten. Dann gibt es halt 4-mal die Woche Nudeln mit oder ohne Tomatensauce, auch mal trocken.
Das kenne ich und auch viele Kinder meiner Generation nicht so. Es gab einfach ein Gericht, und entweder hat man das gegessen oder Teile davon, oder auch nicht. Es wurden nicht zig Alternativen gekocht. Ich kenne nicht viele Haushalte von damals, wo die Kinder im Alltag gefragt wurden oder das Sagen hatten, was gegessen wird. Ob das jetzt gut oder schlecht war, sei dahingestellt. Das kann jede*r von euch selber bewerten.
Schlimm finde ich Haushalte, wo man aufessen musste und so lange am Tisch sitzen blieb, bis es alle war. Diese autoritäre Erziehung gab es auch noch in den 90ern und vermutlich manchmal noch heute. Verstehen kann ich das allerdings nicht.
#8 Tütensuppe, Maggi 5 Minuten Terrine, Birkel-Minuto und Miracoli
Die 90er verbinden wir natürlich auch mit Fertiggerichten und vielen typischen Süßigkeiten. Ich selber als Ostkind kannte natürlich viele Produkte dann erst ab 1990 und war total interessiert und fasziniert davon. Unsere Eltern, die es gewohnt waren, frisch zu kochen, probierten auch wirklich alles aus, was vom Westen im wiedervereinigten Deutschland dann auch angeboten wurde.
Miracoli, Birkel-Minuto, Knorr- und Maggi-Tütensuppen und Iglo-Fischstäbchen sind so typische Produkte und Brands, die wir mit den 90ern verbinden. Auch wenn meine Eltern schnell gemerkt haben, dass man sich damit nicht nahrhaft versorgen kann – in vielen Familien hielt das in den Alltag Einzug.
Auch mit dem Zuckerbewusstsein war es nicht so weit her: Kinder lieben ja Süßkram und davon gab es sehr viel, damals wie heute. Die Auswahl an Frühstücksflocken ohne Zucker war z.B. sehr begrenzt: Ich durfte Fruit Loops, gezuckerte Smacks oder Cornflakes mit extra Streuzucker essen. Das wär heute als Alltagsernährung nicht denkbar, oder zumindest ist es allgemein im Bewusstsein, dass diese gezuckerten Cerealien nicht über die Maßen konsumiert werden sollten.
#9 MC Donald's!
Wenn wir schon bei Retro und Ernährung sind, darf natürlich Mc Donald's nicht fehlen. In Westdeutschland gibt es die amerikanische Fastfoodkette natürlich schon seit den 70er Jahren. Für uns Ostkinder war das in den 90ern DIE Erweckung. Ich erinnere mich noch gut, als ich mit meiner Oma das erste Mal dort Pommes gegessen hab und sie sich ihren heißen Kakao im Pappbecher über den Rock geschüttet hat ... Ihr erinnert euch sicherlich auch an die Juniortüte, oder? Und Kindergeburtstage bei "McDoof", wie wir im Osten sagten, waren natürlich auch Standard.