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Studie bestätigt

Kinder anschreien ist Gewalt: 8 Tipps, wie wir Eltern ruhig(er) bleiben

Kind anschreien
© Getty Images/Dobrila Vignjevic

Niemand wird gerne angebrüllt. Trotzdem passiert es selbst den besten von uns Eltern, dass wir manchmal die Nerven verlieren und unsere Kinder anschreien. Kein Weltuntergang, wenn das nur selten passiert. Laut einer US-Studie kann dauerhaftes Anschreien Kinder jedoch stark psychisch beeinträchtigen. Was ihr in stressigen Situation tun könnt, die Nerven zu behalten und wo ihr euch Hilfe holen solltet.

Wenn Eltern die Sicherung durchknallt

Die meisten Eltern müssen es sich wohl eingestehen: Bevor das Kind geboren wurde, hatte man sich so viel vorgenommen. Es gab so vieles, was man nicht oder unbedingt machen wollte … Und dann ist der Nachwuchs auf der Welt und viele der guten Vorsätze sind plötzlich verschwunden (glücklicherweise kommen dafür andere gute Dinge dazu, von denen man vorher noch gar nicht wusste). So geht es vielen Mamas und Papas auch beim Thema "Schreien".

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Die wenigsten wollen ihr Kind anschreien. Aber manchmal stürzt einfach so viel auf uns Eltern ein: Stress im Job, der Partner oder die Partnerin hat vergessen die Spülmaschine auszuräumen, die beste Freundin ist sauer, weil wir keine Zeit für sie haben, die Kumpels fragen sich, warum du nicht mehr Bouldern kommst, der Nachbar ist doof und die Milch sauer – ihr wisst schon, was wir meinen – und dann knallt uns die letzte Sicherung durch und wir schreien unser Kind an. Hinterher tut uns dieser Ausrutscher der verbalen Gewalt sofort leid. Aber da ist das Kind namens Totalversagen des elterlichen Nervenkostüms schon in den Brunnen gefallen.

Anschreien ist verbale Gewalt

Was also jetzt tun, wenn du dein Kind angeschrien hast? Schreien ist verbale Gewalt und auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, kann auch diese Art der Aggression gegenüber einem anderen Menschen zu psychischen Verletzungen führen. Deshalb solltest du die Situation nicht einfach ignorieren und so tun als hättest du dein Kind nicht angeschrien. Genauso wie wir unseren Kindern beibringen für ihre Fehler einzustehen, sollten auch wir Erwachsene unser Fehlverhalten erkennen und entsprechend handeln. Du musst dich jetzt nicht verrückt machen, wenn du dein Kind einmal angeschrien hast. Ein isolierter Fall hat normalerweise keine schlimmen Folgen. Wer aber feststellt, dass er sehr häufig an die Decke geht und sein Kind öfter mal anschreit oder sogar verbal herabsetzt, schadet ihm mehr als man denken könnte.

Studie beweist: Kinder anschreien und verbal herabsetzen ist Missbrauch

Britische und US-amerikanische Wissenschaftler*innen haben untersucht, wie sich verbale Gewalt von Eltern auf die Kinderpsyche langfristig auswirkt: Die Forschenden betonen, dass dauerhaftes Anschreien auf Kinder genauso schwer wirkt wie körperliche Misshandlung oder sexueller Missbrauch. Kinder, die in einer dauerhaft toxischen Atmosphäre oder einer dysfunktionalen Familie aufwachsen, sind später unfähig soziale Kompetenzen zu entwickeln und sich in einer Gemeinschaft gut zu integrieren.

"Wir wissen aus Hunderten von Studien, dass verbaler Missbrauch Kinder zutiefst beeinträchtigt und mit anhaltenden psychischen Problemen, komplexen emotionalen und Beziehungsschwierigkeiten, körperlichen und geistigen Störungen sowie einer erhöhten Wahrscheinlichkeit verbunden ist, dass sie in ihrem Leben erneut missbräuchliche Situationen erleben, etwa wenn sie einen Partner finden, der sie misshandelt, und dass sie den Missbrauch bei anderen wiederholen."
Prof. Peter Fonagy, Leiter der Abteilung für Psychologie und Sprachwissenschaften am University College London

Hilfe, ich habe mein Kind angeschrien! Was kann ich jetzt tun?

  1. Atmen! Wenn wir wütend sind, schaltet unser Körper in den Überlebensmodus: Der Adrenalinspiegel steigt an, der Blutdruck geht hoch, der Atem wird schneller, der ganze Körper spannt sich an und wir können keinen klaren Gedanken mehr fassen außer “Flucht oder Angriff”. Wenn du merkst, dass du in diese Stress-Zone kommst, ist es wichtig, erst einmal zu erkennen: Oh je, ich bin wütend/gestresst und kann nicht mehr klar denken. Deshalb als nächstes erstmal: Tief ein- und ausatmen und seine Gedanken sammeln. Tue oder sage nichts, bevor du nicht mindestens vier tiefe Atemzüge genommen hast und das Gefühl hast, dass du dich wieder etwas beruhigt hast.
  2. Vermeide Trigger. Du magst dich vielleicht wieder etwas beruhigt haben, aber so kurz nach einem Stressanfall genügt schon ein kleiner Trigger, um das Stress-System wieder in Gang zu setzen. Dann fällt man leicht in alte Verhaltensmuster zurück und fängt an, sein Kind wieder anzuschreien. Lass dich also gar nicht erst auf eine erneute Diskussion ein, sondern gehe direkt zu Punkt drei über.
  3. Übernimm die Verantwortung. Es ist egal, was dein Kind gemacht hat oder wer angefangen hat. Du bist der Erwachsene. Du musst deinem Kind beibringen, Verantwortung für eigenes Fehlverhalten zu übernehmen – indem du dies selber tust. Entschuldige dich bei deinem Kind: "Es tut mir Leid, dass ich dich gerade so angeschrien habe. Ich wollte nicht so laut werden, da hat mich meine Wut überrannt." Lege den Fokus auf dein eigenes Verhalten und versuche nicht, die Schuld auf das Kind zu schieben ("Du hättest das wirklich nicht machen sollen" oder "Du warst zu laut").
  4. Erkläre deinem Kind deine Gefühle. Manchen von uns mag es schwer fallen, aber es ist wichtig, über die eigenen Gefühle sprechen zu können. Vor allem auch mit Kindern, schließlich sollen sie von Mama und Papa ja lernen, dass sie offen über das, was sie fühlen und denken, sprechen können. Erkläre deinem Kind also, dass du wütend warst und warum du wütend warst. Hier ist dennoch kein Platz für Anschuldigungen. Hilf deinem Kind besser zu verstehen, dass nicht (nur) das, was es getan hat, dich zum Schreien gebracht hat, sondern auch deine eigenen Emotionen und Befindlichkeiten
  5. Probiere es noch einmal. Gib dir und deinem Kind die Chance auf einen Neuanfang. Sage: "Ok, ich probiere das jetzt noch einmal ohne zu schreien" oder "Ich war vorher so wütend, dass ich dir gar nicht richtig zugehört habe, möchten wir nochmal von vorne anfangen?" Wenn du wieder wütend wirst, mach bewusst eine Pause und versuch es später wieder.
  6. Wieder gut machen. Wenn du aus Wut verbale Gewalt, wie das Sagen von verletzenden Dingen oder das Verhängen von zu strenge Strafen, angewendet hast, kann es sein, dass dein Kind sich verunsichert fühlt. Nun ist es deine Aufgabe, die Beziehung zu deinem Nachwuchs wieder zu kitten. Oft verliert man als Elternteil die Nerven, weil man den Bezug zu seinem Kind verloren hat. Suche also Anknüpfungspunkte und verbringe bewusst Zeit mit deinem Kind, indem du ihm zuhörst und auf das eingehst, was es sagt.
  7. Finde den Auslöser. Versuche das Geschehene nicht unter den Teppich zu kehren, sondern nimm dir – wenn du dich beruhigt hast – Zeit, über die Situation nachzudenken. Was genau macht dich wütend? Meist sind wir nicht wegen unserer Kinder selbst gestresst, sondern wegen uns generellen Lebenssituationen. Ein trotziges Kind ist dann nur der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, aber nicht der eigentlich Grund für unser hohes Stresslevel.
  8. Hole dir Hilfe. Du wirst immer häufiger wütend und es fällt dir schwer, deine Wut wieder abzulegen? Wenn du das Gefühl hast, mit deiner Wut bzw. dem zugrundeliegenden Stress nicht mehr klar zu kommen, könnte es angebracht sein, Hilfe von außen zu suchen. Denn genau das ist es, was gute Eltern ausmacht: Sie tun alles für das Wohl ihres Kindes. Hilfe findest du z. B. beim kostenlosen und anonymen Elterntelefon von der Nummer gegen Kummer unter 0800- 111 0550.
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Praktische Tools gegen elterlichen Stress und angestaute Wut

  1. Spielerisch Dampf ablassen. Dein Boss, deine Mutter, dein Zahnarzt nerven dich. Aber da du gegen andere Erwachsen in den seltensten Fällen verbale Gewalt anwenden kannst (auch wenn du das manchmal gerne tätest), schreist du stattdessen dein Kind an, weil es sein Zimmer nicht aufräumen will. Unser Tipp: Sag deinem Kind es soll aufräumen, geh aus dem Kinderzimmer, setz dich aufs Sofa und lass deinen aufgestauten Frust an deinem Handy ab. Nein, du sollst es nicht gegen die Wand klatschen – darüber würdest du dich später nur wieder ärgern und der Kreislauf von vorne beginnen. Zerstöre dein Handy stattdessen doch einfach in einem Game, z. B. im kostenlosen Spiel “Handy zerstören – Haue auf den Bildschirm”. Das baut Aggressionen jeder Art ab, ohne wirklich etwas kaputt zu machen – schon gar nicht das Verhältnis zu deinem Kind.
  2. Lies dich entspannt. Obwohl ich nicht die größte Ratgeber-Leserin bin, hat mir das Buch “Erziehen ohne Schimpfen” von Nicole Schmidt sehr geholfen. Es gibt dir Tipps an die Hand, typische Eltern-Kind-Situationen zu entschärfen, bevor sie überhaupt entstehen. Jetzt bekomme ich mein Kind morgens endlich ohne Geschrei angezogen und wir schaffen es stressfrei und pünktlich in die Kita (zumindest immer öfter).
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