Kein Geringerer als Sigmund Freud hat als erster den klitoralen Orgasmus definiert und ihn als "minderwertig" in Abgrenzung zum vaginalen Orgasmus beschrieben. Heute wissen wir aber: Der Unterschied zwischen beiden ist nicht der Orgasmus selbst, den gibt es nur einmal, es ist eher die Art und Weise, wie er entsteht. Bei beiden ist die Klitoris extrem wichtig. Warum das so ist und was du darüber wissen solltest, um deine persönliche sexuelle Erfüllung zu finden.
- 1.Tacheles: Was ist überhaupt ein klitoraler Orgasmus?
- 2.Klitoraler Orgasmus durch Sex mit dem Partner oder der Partnerin
- 2.1.Klitoraler Orgasmus durch Penetration mit dem Penis
- 2.2.Klitoraler Orgasmus bei lesbischem Sex
- 3.Klitoraler Orgasmus bei der Selbstbefriedigung
- 3.1.Klitoraler Orgasmus mit der Hand
- 3.2.Klitoraler Orgasmus mit Hilfsmitteln
Tacheles: Was ist überhaupt ein klitoraler Orgasmus?
Wer etwas über den klitoralen Orgasmus erfahren möchte, muss wissen, wie ein Orgasmus überhaupt entsteht und was dabei eine zentrale Rolle spielt – nämlich unser Gehirn und die Klitoris. Wenn unser Gehirn sexuell aktiv ist, kommt es meist zur Erregung unserer Genitalien. Die Lust beginnt also im Gehirn und nicht erst bei den Genitalien. Wenn wir an bestimmten erogenen Körperstellen berührt werden, sendet der Körper über die Nervenbahnen einen Impuls an die Vagina. Das kann dazu führen, dass sie feucht wird und die Frau ist erregt. Das steigert die sexuelle Lust meistens, daher ist Petting und das Vorspiel meistens so wichtig.
Der Orgasmus kann jetzt vaginal oder klitoral ausgelöst werden – bei beiden ist jedoch die Klitoris (auch als Kitzler bekannt) das Organ, das für den Orgasmus sorgt, weil ihre Nervenbahnen den Reiz weitergeben. Die Klitoris an sich ist viel größer als wir denken, sichtbar ist von ihr nur die Klitoriseichel. Ihre vielen Nervenbahnen erstrecken sich im gesamten Beckenraum über die Vagina, den sogenannten G-Punkt, bis zum Anus und den Rücken hinauf. Daher hat man beim Orgasmus das Gefühl, der gesamte Unterleib würde vibrieren.
- klitoraler Orgasmus: wird durch direkte Stimulation der äußeren Klitoris ausgelöst. Sie besteht aus dem Klitorisschwellkörper, dem Klitorisschenkel, der Klitoriseichel (den kleinen Knubbel, den wir sehen können), der Klitorisvorhaut, dem Klitorisschaft und dem Klitoriskörper.
- vaginaler Orgasmus: beim vaginalen Orgasmus entsteht die Erregung durch Stimulation des inneren Teiles der Vagina. Das kann sowohl durch Penetration mit einem Penis oder Dildo der Fall sein oder mit der Hand, wie es sich am angenehmsten anfühlt. Dabei wird auch die Klitoris erregt, die den Orgasmus entstehen lässt.
Eine Rolle beim vaginalen Orgasmus kann auch der sogenannte G-Punkt spielen, der jedoch gar kein Punkt ist, wie es der Mythos suggeriert. Sexologin Julia Henchen klärt auf:
"Häufig lernen wir, dass die G-Zone ein Punkt oder eine Fläche ist, die hinter der Vaginalöffnung liegt und irgendetwas mit dem Orgasmus zu tun hat. Der G-Punkt ist kein Punkt und schon gar nicht ohne Funktion: Es handelt sich um die Prostata, die in der Regel jeder Mensch jeden Geschlechts hat und die wie die Klitoris ein homologes Organ ist. (...) Bei Menschen mit Vulva hat die Prostata im Inneren der Vagina tatsächlich eine Fläche von zwei Zentimetern, die sich etwas rau anfühlt. Sie liegt innerhalb der Vorderwand des Vaginaleingangs und erzeugt ebenfalls Flüssigkeit für die Ejakulation."
Gerade wenn ihr Schwierigkeiten habt, einen Orgasmus zu bekommen oder nicht richtig wisst, was ihr dabei tun müsst, hilft es enorm, wenn ihr im ersten Schritt versteht, wie das weibliche Genital aufgebaut ist. Der Rest braucht dann einfach Übung und viel Zeit und Lust auf die Entdeckung des eigenen Körpers.
Klitoraler Orgasmus durch Sex mit dem Partner oder der Partnerin
Ein Schema F für die sexuelle Befriedigung oder den klitoralen Orgasmus gibt es nicht, denn jede Person hat eine andere Lustempfindung und eigene Vorstellungen von Erotik und Erregung. Diese verändern sich aber auch mit der sexuellen Erfahrung, den Partnern und dem Alter. Bleibt also immer offen für euch und eure Lust und probiert neue Dinge aus.
Klitoraler Orgasmus durch Penetration mit dem Penis
Eine Möglichkeit die Klitoris zu erregen ist die Penetration. Einfach gesagt: Durch Geschlechtsverkehr, bei dem der Penis des Mannes in die Vagina eindringt und die Klitoris stimuliert. Welcher Rhythmus und welche Intensität, das ist sehr individuell. Auf jeden Fall hilft nicht immer nur stupides Stoßen und starkes Reiben, denn die Klitoris ist ein empfindliches Organ. Sie kann auch überreizt werden durch gewisse zu schnelle oder starke Bewegungen. Es ist hilfreich, wenn der Mann dabei kreisende Hüftbewegungen macht und die Klitorisschenkel mit massiert. Durch diese Art der Klitorismassage kommen viele Frauen besser zum klitoralen Höhepunkt.
Das müsst ihr einfach ausprobieren. Manchmal braucht das Ganze Zeit, auch mit jedem neuen Partner: Seid ehrlich zueinander und sagt euch, was sich angenehm anfühlt und was nicht. Manchen Frauen gefallen intensive Bewegungen der Klitorisschenkel besser, andere bevorzugen ganz sanfte Stimulation der Klitoriseichel. Ein klitoraler Orgasmus entsteht nur selten durch schnelles kurzes Rein-Raus.
Ein Tipp: Es gibt dabei Stellungen, die sich besonders dafür eignen, die Klitoris zu erregen und zu reiben: die klassische Missionarsstellung (Mann auf Frau), die Reiterstellung (Frau auf Mann) oder Doggystyle (Frau auf allen Vieren, Mann dringt von hinten ein). Bei all diesen Stellungen kann der Mann oder die Frau selber noch Hand anlegen und die Klitoris zusätzlich stimulieren.
Klitoraler Orgasmus bei lesbischem Sex
Wenn ihr zwei Frauen seid, dann könnt ihr euch aufeinanderlegen und eure Klitoris aneinander reiben. Dabei gibt es keine Tabus. Ihr könnt einander zusätzlich mit den Händen verwöhnen oder Partner-Vibratoren und Dildos verwenden. Wir stellen euch im nächsten Abschnitt gleich nochmal Klitorisvibratoren vor, die sich besonders für den klitoralen Orgasmus eignen.
Klitoraler Orgasmus bei der Selbstbefriedigung
Dass Solosex bei Frauen wie Männern total natürlich und sehr gesund ist, wisst ihr hoffentlich. Noch dazu könnt ihr euch und eure Genitalien am besten selber erforschen und herausfinden, wo sich etwas gut anfühlt und was das bei euch auslöst.
Klitoraler Orgasmus mit der Hand
Ein klitoraler Orgasmus lässt sich gut mit der Hand auslösen, indem ihr eine Klitorismassage anwendet. Massiert je nach eurem Empfinden ganz vorsichtig und sanft oder auch stärker eure Klitoris, die Klitoriseichel und die Schenkel um den Vaginaleingang. Ihr könnt euch Gleitgel dazu verwenden, wenn sich das angenehmer anfühlt. Probiert aus, wie viel Streicheinheiten oder auch Druck sie verträgt und was ihr mögt.
Dabei geht es nicht um Zeit, das ist kein Wettbewerb, manchmal braucht das auch länger und es gibt Tage, da klappt es gar nicht. Denn die Erregung und Lust ist von so vielen Faktoren abhängig, sowohl körperlich als auch geistig. Es hängt auch davon ab, in welcher Phase eures Zyklus ihr euch befindet. Viele Frauen sind rund um ihren Eisprung am schnellsten erregt und sehr feucht.
Klitoraler Orgasmus mit Hilfsmitteln
Für die klitorale Stimulation eignen sich vor allem Klitorisvibratoren, hier könnt ihr alles ausprobieren, was es auf dem Markt gibt. Vom Satisfyer bis zum Womanizer ist das Angebot inzwischen endlos. Auflegevibratoren saugen bzw. stimulieren von außen die Klitoriseichel. Die Vibration empfinden viele Frauen als sehr angenehm und sie lässt sich mit vielen Stufen regeln. Es gibt aber auch sogenannte Rabbitvibratoren, die man einführt und die Klitorisschenkel und Klitoriseichel massieren. Beliebt sind auch Vibro-Eier, die man komplett einführt und mit einer Fernbedienung steuern kann.
Kleine Hilfe für Anfängerinnen: Der Sextoys-Markt ist inzwischen sehr groß und vielseitig, unser Sextoy-Quiz hilft euch mit nur wenigen Fragen, herauszufinden, was zu eurem Bedürfnis und Typ passen könnte. Und hier findet ihr noch etwas Inspiration und Mut, euch sexuell weiterzuentwickeln und zu entdecken:
