In jeder Lebensphase bewegen uns andere Themen. Und natürlich haben wir dann das Bedürfnis, uns auszutauschen. Vor allem über die Kinder, wenn sie noch klein sind. Wenn das allerdings die einzige Basis des Treffens ist, kann daraus wirklich eine längerfristige Freundschaft entstehen?
Mütteraustausch ist total gut: Aber halt nicht NUR
Sobald man ein Kind hat, kommt auch das Bedürfnis, sich darüber auszutauschen. Dann ist es sehr wertvoll, wenn Freundinnen Kinder im selben Alter haben und man diese Phasen gemeinsam durchmacht. Wie läuft das bei anderen? Gibt es gleiche Herausforderungen und Probleme? Wie lösen es andere? Mir ging es vor allem in der Elternzeit und Kleinkindphase so.
Aber neue Freunde finden, nur weil die Kinder gleich alt sind, zusammen spielen und dann ist das einzige Gesprächsthema nur das Kind? Das war irgendwie noch nie mein Ding. Natürlich ist da jede Mutter anders: Manche sind extrem mitteilsam und haben viele Bekanntschaften, und anderen reicht es, sich ab und zu mal auszutauschen. Ich rede aber darüber, dass ich mir irgendwann wirklich neue Frauenfreundschaften gewünscht habe, die ich aufgrund ihrer Person mag, weil sie einiges zu erzählen haben, wir gemeinsame Erlebnisse teilen und sie mich auch abseits meiner Mutter-Rolle mögen. Habt ihr solche Freunde?
Ich bin mehr als "nur" meine Mutter-Rolle
Freundschaften begleiten uns ja häufig in bestimmten Lebensphasen bzw. stoßen dann neue Freunde dazu und alte gehen. Manche haben tatsächlich Freunde über viele Jahre, die sie schon seit ihrer Kindheit kennen. Andere, wie auch ich, sind eher durch die Kinder nochmal mit neuen Menschen zusammen gekommen. Was dabei wichtig ist: Wir haben uns durch die Kinder kennengelernt, weil sie miteinander spielen. Für eine Freundschaft reicht das aber nicht.
Ich möchte mich auch über andere Themen mit meiner Freundin unterhalten können. Was denkt sie über aktuelle gesellschaftliche Themen? Was bewegt sie? Wir teilen das Interesse an kulturellen Themen, verreisen gern zusammen und teilen Hobbys oder zumindest lustige Aktivitäten zusammen. Ich möchte nicht ständig nur hören, wie geil ihr Kind ist oder welche Probleme es macht. Natürlich kann sie ihre Ängste und Sorgen auch mal teilen bei mir, aber wenn es in den Gesprächen zu 80 % darum geht und es keine andere Basis gibt, wird das schwierig.
"Ich möchte meine Freunde als Menschen mit Bedürfnissen und Wünschen sehen. Nicht nur als Versorgungstiere, die ihre Herde im Blick haben. Und ich möchte gern auch als Person mit Ideen und Träumen gesehen werden und bin nicht nur der Müllabladeplatz für ihre Sorgen."
Ich mag dich wegen deiner Person, nicht weil du in derselben Lebensphase bist wie ich
Frauen sollten sich nicht hinter ihrer Mutterrolle verstecken oder durch zu viel Care-Arbeit und Mental-Load vollkommen dahinter verschwinden. Natürlich ist eine dreifache Mutter viel mehr eingespannt im Familienalltag als ich mit einem Kind. Aber sie ist eben auch noch eine Frau mit einem Leben, Wünschen und Träumen. Und ich helfe ihr gern, diese umzusetzen und sehe sie als die Frau, die sie ist oder sein kann. Im besten Falle sieht sie mich als ihre Freundin genauso. Und es kommt nicht darauf an, dass man sich jede Woche sieht und ständig jedes Geheimnis kennt.
Aber die Zeit, die man miteinander verbringt, ist total schön und jede gibt etwas von sich und fühlt sich gesehen. Das klappt nicht jedes Mal, denn wir alle haben schlechte Phasen. Ich schätze meine Freundinnen dafür, dass sie mir eben nicht nur zutrauen mich über mein Kind zu unterhalten, sondern erkennen, dass ich mehr bin und was mich sonst noch interessiert. Darüber tauschen wir uns aus, und über unsere unterschiedlichen Leben, Meinungen, die Fehler und wer wir sind, ohne die Kinder.
Welche Themen haben wir, wenn die Kinder aus dem Haus sind?
Woran ich gute Freundinnen erkenne? Nicht daran, wie oft sie mir schreiben oder wie oft wir uns sehen, reden, Zeit verbringen. Sondern wie ich mich mit ihnen fühle, wenn ich mit ihnen zusammen bin. Was sie mir geben und was ich ihnen geben kann. Das ist vielleicht am häufigsten ein Lächeln oder ein ganzer Lachanfall. Aber ich mag sie vor allem, weil ich total gern auch bei ihnen bin, ohne über Kinder zu reden und Dinge ohne die Kinder zu unternehmen.
Wenn ihr noch Babys oder Kleinkinder habt, mag euch das seltsam hart vorkommen, dass ich das schreibe. Ihr genießt vielleicht diese Mamabubble und jedes Gespräch dreht sich nur darum. Es wird aber die Zeit kommen, da ihr eurem Beruf wieder nachgeht, da die Kinder größer werden. Welche Themen verbinden euch dann? Habt ihr gemeinsame Interessen? Und: wer seid ihr eigentlich ohne eure Kinder? Seid ihr gern mit der anderen Person zusammen, wenn es mal nicht um den Nachwuchs geht?
Es reicht eben nicht aus für eine wirkliche lange Freundschaft, wenn man phasenweise nur ein Thema miteinander hatte. Das verläuft sich dann irgendwann. Aber auch das kann ja total okay sein. Denn wirklich enge Freundschaften über viele Jahre hat man sowieso nur wenige. Neue Freunde als Eltern zu finden, kann übrigens auch eine Herausforderung sein. Ist aber nie zu spät!
Wie ist das bei euch? Seht ihr das ähnlich oder ganz anders? Dann schreibt mir gern an katja@familie.de