"Mama, wer ist dein Lieblingskind?" Habt ihr diese Frage auch schon öfter gehört? Bei Familien mit mehr als einem Kind kommt dieses Thema zwangsläufig irgendwann auf. Und es ist wichtig, dass man darauf auch ehrlich antwortet.
Jedes ist mein Lieblingskind. Echt jetzt?!
"Ich habe alle meine Kinder gleich lieb, ihr seid alle mein Lieblingskind!", das ist vielleicht die Standardantwort auf die kindliche Nachfrage. Aber stimmt das denn wirklich? Können alle Kinder immer unsere Lieblingskinder sein?
Wir lieben alle unsere Kinder, aber ...
Ich habe drei Kinder und ich liebe sie alle, natürlich. Aber ich liebe sie nicht alle gleich. Weil es ja drei unterschiedliche Menschen sind. Ich glaube auch nicht, dass Eltern per se ihre Kinder immer gleich lieben. Wir haben ja auch jeden Tag andere Gedanken, Gefühle, Empfindungen. An manchen Tagen strahlt uns die Liebe aus allen Poren, an anderen Tagen gibt es in der Familie auch mal Zoff und Gemecker. Das ist doch ganz normal.
Nicht immer Lieblingskind
Und natürlich gibt es Momente und Phasen, in denen unsere Liebe auf eine etwas größere Probe gestellt wird. Das Kind, was gerade mit einem Stein am Autolack herumgekratzt, macht das vielleicht nicht mit böser Absicht. Aber das Lieblingskind des Tages wird es vermutlich auch nicht, wenn wir ehrlich sind.
Und genauso wie es eher herausfordernde Momente gibt, gibt es die, wo unsere ganze Aufmerksamkeit und Zuwendung gebraucht ist. Kranke, verletzte, traurige Kinder, die besonders viel Hingabe brauchen, die sind immer auch das momentane Lieblingskind des Herzens.
Wer ist das Lieblingskind?
Die Frage nach dem Lieblingskind entspringt auch einem geschwisterlichen Konkurrenzgedanken. Hat Papa mich noch lieb, jetzt, wo das Baby da ist? Wieso verbringt Mama mehr Zeit mit meinem Bruder? Da tut eine Rückversicherung gut. Und wenn die Eltern erklären, dass man das unangefochtene Lieblingskind ist, dann kann das Geschwisterkind ja nur weniger wichtig sein. Aber wollen wir Eltern wirklich so eine Konkurrenzsituation?
Frage nach Lieblingskind schafft Konkurrenz
Natürlich nicht. Deswegen appelliere ich an euch, keins eurer Kinder zu bevorzugen und auch keinem zu versichern, dass nur dieses eine das Lieblingskind ist. Ganz sicher hat jedes eurer Kinder ganz besondere Eigenschaften, die es für euch zu einem ganz besonderen Kind machen. Und darüber solltet ihr sprechen.
Lieblingskind sollte keine Belohnung für gutes Verhalten sein
Teilt mit euren Kindern die Liebe, die ihr für sie habt und betont, wie schlau sie sind, wie toll sie kletter , wie gut sie lesen oder wie toll sie einen Löwen imitieren können. Feiert mit ihnen ihre ganz besonderen Eigenheiten und zeigt eurem Nachwuchs, wie sehr ihr ihn liebt. Aber macht das nicht abhängig von vermeintlich gutem Verhalten, von "brav sein", einem aufgeräumten Zimmer oder einem leer gegessenen Teller. Denn wenn das die Bedingung ist, um Lieblingskind zu werden, dann ist das schlicht Erpressung.
Lieblingskind der Eltern
Unsere Kinder wollen unsere Liebe und sie wollen wissen, dass sie bedingungslos geliebt werden. Genau das passiert aber nicht, wenn ihr mit der Frage nach dem Lieblingskind einen Konkurrenzkampf zwischen den Geschwistern entfacht.
Alle Kinder sind Lieblingskinder
Genauso wenig zielführend ist es aber, konsequent immer darauf zu verweisen, dass alle Kinder Lieblingskinder sind. Weil unser Nachwuchs genau weiß, dass niemals immer alle gleich geliebt werden können. Vielleicht könnt ihr ja stattdessen eigene Kategorien in eurer Familie entwickeln, wer das Lieblingskind im Bereich Witze erzählen oder Rückwärtslaufen, in die Hände klatschen oder Kirschkernweitspucken ist. Irgendwas, dass den individuellen Fähigkeiten eurer Kinder entspricht und einfach der ganzen Familie Spaß machen.
Kinder brauchen Liebe
Auf diese Weise merken eure Kinder, dass ihr sie wirklich seht, dass sie bei euch sein können, wie sie wollen und sie immer geliebt werden. Und das, das Spüren elterlicher Liebe, das ist es, was Kinder brauchen.
Meine Meinung
Tatsächlich habe ich kein Lieblingskind. Meine drei Kinder sind alle so unterschiedlich, dass ich gar nicht vergleichen könnte, welches nun warum mein Lieblingskind wäre. Vielleicht hat man zum erstgeborenen Kind eine etwas intensivere Bindung, weil es eben das erste ist. Aber alle, die dann kommen, machen das Familienleben schöner und bunter und sind deswegen genauso Lieblingskinder.
Meine Drei wollen natürlich trotzdem wissen, ob ich sie ganz besonders lieb habe, das ist eine ganz normale Kinderfrage. Und ich antworte dann immer, dass ich sie ganz besonders doll liebe, für ihre lustige Art, ihre schlauen Gedanken oder ihre unbändige Lebensfreude.
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