Um die Kitas für Erzieher*innen und Kinder sicherer zu machen, wäre ein regelmäßiger Coronatest nötig. Doch Kleinkinder schmerzfrei zu testen, ist gar nicht so einfach. Die Uniklinik-Köln testet seit Anfang März in Kölner Kitas eine neuartige "Lolli-Methode" mit guten Ergebnissen. Könnte dies jetzt alle Kitas deutschlandweit sicherer machen?
Was ist die "Lolli-Methode"?
Bereits Anfang März berichtete der WDR über eine Solinger Kita, die ihre Kinder nach Zustimmung der Eltern zweimal die Woche mit einem neu-entwickelten PCR-Test auf das Coronavirus testete. Bei diesem nicht invasiven schmerzfreien Test lutschen die Kitakinder und Mitarbeiter*innen zweimal pro Woche an einer Art Stäbchen.
Die PCR-Tests werden gesammelt im Labor untersucht und geben genauen Aufschluss, welche Kinder oder Mitarbieter*innen sich mit Covid-19 infiziert haben könnten. Auch in Köln wurden seit 8. März 32 Kölner Kitas in diesem Projekt regelmäßig getestet.
Vorteile der neuartigen Lolli-Tests
Für bisherige Corona-PCR-Tests müssen Mitarbeiter*innen in Kitas geschult werden und können dann ihre Kolleg*innen oder auch Kinder testen. Diese Tests erfolgen normalerweise mit einer Probenentnahme via Nase oder im tiefsten Rachenraum. Das kann für Kitakinder sehr schmerzhaft und unangenehm sein, sodass auch nicht jedes Kind mitmachen möchte.
Der neuartige Lolli-Test ermöglich eine deutlich angenehmere Anwendung, da die Kinder das Probestäbchen selbst in der Hand halten können und nur einmal daran lutschen. Dieser PCR-Test sei genauso aussagekräftig wie andere Labor-Tests.
Zusammenarbeit von Uniklinik Köln und Stadt Köln
Hinter der Entwicklung und dem Pilotprojekt Kiko (Kita Testung Köln) stehen die Uniklinik Köln und die Stadt Köln. Seit 8. März kommt in vielen Kölner Kitas die an der Uniklinik entwickelte Lolli-Methode zum Einsatz. Ziel der Studie ist es, "die Durchführbarkeit eines Screenings auf SARS-CoV-2 in Kitas zu untersuchen".
Die Proben werden in einem Pool-Verfahren untersucht. D.h. alle Stäbchen einer Kita-Gruppe werden in einem Röhrchen im Labor auf Coronaviren getestet. Auch Erzieher*innen können den Test mitmachen. Wenn das Ergebnis negativ ausfällt, heißt dies, dass die Kita-Gruppe zusammen bleiben kann. Bei einem positiven Ergebnis muss der Pool getrennt werden und alle Personen werden nachgetestet.
"In der aktuellen Situation sind kluge Teststrategien entscheidend, um Infektionsketten schnell zu erkennen und die Ausbreitung des Infektionsgeschehens zu stoppen. Mit KiKo haben wir ein Vorgehen entwickelt, welches uns das Infektionsgeschehen in Kitas besser bewerten lässt und die Sicherheit für die Kinder und das Erzieherteam erhöhen kann."
Univ.-Prof. Dr. Florian Klein, Direktor des Instituts Virologie Uniklinik Köln
Breite Akzeptanz bei Eltern und Kindern
In der Pressemitteilung der Uniklinik Köln wird erwähnt, dass das Testverfahren von Eltern und dem Kita-Personal gut angenommen wird. Vor allem sei von Vorteil, dass die Proben ohne medizinisch geschultes Personal ganz einfach entnommen werden können. Ziel sei es dabei laut Pressemitteilung der Uniklinik Köln, dass "Familien durch einen hohen Teststandard maximale Planungssicherheit bezüglich der Betreuung ihrer Kinder in der Kita erhalten". Dadurch würde auch die Sicherheit für die Kita-Mitarbeiter*innen erhöht. Könnte dieses Modell dann nicht für viele weitere Kitas als neue Teststrategie eingesetzt werden?
Lolli-Test geeignet für viele Kitas in ganz Deutschland
Die Uniklinik Köln merkt an, dass das Kiko-Projekt auch in anderen Städten angewendet wird. Zudem wurde das Test-Konzept mit allen Informationen zu freien Verfügung gestellt. Es könnten sich also auch viele weitere deutsche Kommunen und Kitaträger beteiligen bzw. ähnliche Testkonzepte ausprobieren. Doch es ist nicht bekannt, welche Kommunen vorhaben, diese Teststrategie auszuprobieren.
Aktuell gibt es laut unseren Nachfragen beim Deutschen Kitaverband noch viel Unklarheit bezüglich der Beschaffung und Durchführung der Corona-Tests in Kitas. Aktuell müssen sich die Kitaträger gemeinsam mit der jeweiligen Gemeinde selbst um Finanzierung und Beschaffung der Tests kümmern. Hier soll es in den nächsten Wochen mehr Klarheit geben.
"Der Deutsche Kitaverband empfiehlt prophylaktische Selbsttests der Kinder ein- oder zweimal pro Woche auf freiwilliger Basis, um eine möglichst hohe Sicherheit in der Kita zu gewährleisten. (...) Mit diesem Vorgehen sollte es möglich sein, die Kitas oder Kohorten nicht mehr komplett schließen zu müssen. Corona-Fälle können frühzeitig herausgefiltert und das Risiko weiterer Infektionen und entstehende Hotspots früh verhindert werden. Dazu brauchen die Kitas ausreichend kostenlose Selbsttests (Kurzstäbchen, Gurgel- oder Lutschtests) für Mitarbeiter*innen und Kinder vor Ort."
Romano Sposito, Deutscher Kitaverband
Ähnliche Lutsch-Tests auch an Schulen
Auch einige Schulen probieren ebenfalls gerade solche Lutschtests mit Grundschülern aus. In Freiburg testen Schulen in Zusammenarbeit mit der Uniklinik aktuell im sogenannten Schoco-Test jetzt auch das regelmäßige Testen im Pool. Durch die stichprobenartige Testung soll die Teststrategie unterstützt werden, damit man Hotspots und Infektionstreiber schneller identifizieren und isolieren könne.
Kann ich diesen Lolli-Test auch privat anwenden?
Es gibt aktuell mehrere Anbieter, die ähnliche Tests via Stäbchen oder "Lolli"-Probe auf dem freien Markt anbieten. Diese richten sich jedoch nur an medizinische Anbieter oder können von Kitas, Ämtern, Gemeinden und Co. bestellt werden. Lutschtests für zu Hause können wir als Laien aktuell noch nicht kaufen. Ihr könnt euch selbst und eure Familie mit diesen Selbsttest auf Corona prüfen und müsst jedoch bei einem positiven Ergebnis unbedingt Kontakt mit dem Gesundheitsamt aufnehmen und euch für einen genaueren PCR-Test in eurer Gemeinde anmelden.
Bildquelle: Getty Images/SDI Productions