Drei Kinder sind einer Umfrage zufolge die für Eltern stressigste Anzahl von Kindern. Unsere Kolumnistin, Mutter dreier Kinder, kann das bestätigen. Sie sieht aber auch die guten Seiten an dem Kinderreichtum.
Freitag ist für viele Menschen der liebste Tag der Woche. Fertig mit der Arbeit, endlich Wochenende und Zeit mit den Kindern. Freitag ist für mich der schlimmster Tag in der Woche. Weil ich regelmäßig dann feststelle, was ich die Woche alles nicht geschafft habe, aber eigentlich noch machen wollte.
Chaos überall
Die Wohnung sieht aus wie ein Schlachtfeld, weil jeden Tag mehr "fürs Wochenende" liegen bleibt. Mein Mann und ich kommen einfach nicht dazu, das alles aufzuräumen, die Kinder zeigen da auch ganz wenig Eigeninitiative und um 22:00 Uhr, wenn wir oftmals endlich geschafft vom Tag aufs Sofa sinken, dann sind wir furchtbar gnädig mit uns selbst.
Das war mal anders. Ich war mal eine wirklich entspannte Mutter, die Familie und Job, Haushalt locker-lächelnd unter einen Hut bekommen hat. Damals hatte ich ein Kind, das sowieso am liebsten da malte, wo ich gerade war und überhaupt noch viel zu klein war, um großen Schaden anzurichten. Es folgte Kind Nummer zwei, auch da war es noch recht entspannt.
Mit zwei Kindern ganz entspannt
Unsere Routine änderte sich etwas, ich stieg von Tasche auf Rucksack um, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Aber wenn ich mit den zwei Kleinkindern unterwegs war, war alles entspannt. Behaupte ich jetzt so im Rückblick, damals sah ich das natürlich auch nicht so. Aber jetzt weiß ich ja: Man wächst mit seinen Aufgaben.
Alle haben Bedürfnisse, ich aber nur zwei Arme
Nun, mit drei Kindern, hat sich das Chaos leider Bahn gebrochen. Inzwischen sind sie 6, 4 und 2 Jahre alt und ich erkenne: Die nächsten Jahre werden sehr sehr anstrengend. Weil da drei Kinder sind, die natürlich immer gleichzeitig Bedürfnisse unterschiedlichster Art haben. Weil drei Kinder einfach mal sehr viel Mist machen, sich miteinander streiten und miteinander verbünden und weil mir immer immer immer eine Hand oder ein Arm fehlt um jemanden zu tragen, zu trösten oder zu helfen.
Drei Kinder sind am stressigsten
Eine Umfrage auf todaysmoms.com hat ergeben, dass von allen möglichen Eltern-Kind-Konstellationen die mit drei Kindern als die Stressvollste erlebt wird. Also für die Eltern, die Kinder dürfte es freuen, dass sich immer ein anderes Kind findet, mit dem man gemeinsame Sache machen kann.
Spannend ist diese Aussage vor dem Hintergrund, dass Drei-Kind-Familien ja immer mehr zunehmen. In der Umfrage gaben 60% der Mütter an, dass sie mit drei Kindern einfach nicht genug Zeit haben, Dinge zu erledigen. 72 % fühlten sich gestresst davon, sich gestresst zu fühlen.
Gestresst davon, gestresst zu sein
Oh, wie ich das nachvollziehen kann. Tatsächlich bin auch ich oft sehr angespannt. Wenn ich mir unsere kleine Chaos-Wohnung anschaue, wenn ich überlege,, was ich wieder alles nicht geschafft habe, wenn ich abends im Bett darüber nachdenke was ich heute alles nicht für und mit meinen Kindern gemacht habe. Ich erlebe mich tatsächlich oft als nicht gut genug, weil mir die Zeit fehlt auf alles einzugehen, was gleichzeitig nach mir schreit.
Familienalltag aufteilen
Das geht meinem Mann übrigens nicht anders, wir sind tatsächlich eins dieser Paare, die sich Haushalt, Job und Kinder gleichberechtigt teilen. Er holt die Jüngeren genauso oft von der Kita ab wie ich, er kennt Kleidergrößen der Kinder, kocht sehr viel besser und lieber das Abendessen. Wir falten Seite an Seite die Wäsche und lachen über den Blödsinn, den unsere Kinder veranstalten. Wir haben uns während der Homeoffice-mit-Kindern-Phase (möge sie sich bitte nicht wiederholen) den Rücken gestärkt und uns gegenseitig die Trostschokolade zugeschoben.
Mental Load Bücher sind nicht die Lösung
Und doch, es bleibt ein ewiges "Was wollte nicht noch unbedingt machen?". Weil die Kinder uns fordern, unsere Jobs uns fordern und das Leben mit drei kleinen Kindern einfach eine Herausforderung ist. Unter anderem deswegen werde ist tatsächlich oft sauer, wenn ich von Mental Load höre, und davon, dass man das ja nach dem Lesen dieses oder jenes Buches alles wunderbar im Griff hätte. Wir packen hier beide mit an und trotzdem klappt es nicht. Weil es einfach manchmal überwältigend viel ist. Ich verstehe den Ansatz der Bücher, aber sie sind auch keine Heilsbringer, wenn es ein gesellschaftliches Problem und zu wenig Unterstützung gibt.
Bitte kein Mitleid
Ich schreibe das hier nicht auf, weil ich Mitleid möchte, oder, noch schlimmer, Nachrichten in denen ihr schreibt: "Hast du dir doch so ausgesucht!". Ich schreibe das, weil ich glaube, dass wir alle viel ehrlicher miteinander sein müssen. Weil es wichtig ist sich darüber auszutauschen, dass das Leben mit Kindern, bei all seinen glitzernden Momenten und all der Liebe, auch verdammt stressig und anstrengend ist. Und weil ich nicht will, dass ihr wenn ihr diese Ratgeber gelesen habt und sich nichts ändert, ihr denkt, es läge an euch. Tut es nämlich nicht.
Drei Kinder machen Eltern selbstbewusst
So, und bevor jetzt alle, die über ein drittes Kind nachdenken schreiend davon laufen, hier noch etwas, dass Eltern erst mit mehreren Kinder bekommen: Selbstbewusstsein! Denn wir wissen einfach was wir tun. Oder wir wissen immerhin, dass wir so schnell nichts kaputt machen. Und wir wissen auch, dass manchmal nicht wir "Schuld" sind an all dem Chaos, obwohl Schuld ja eh ein schwieriger Begriff ist.
Ich werde nie vergessen, wie viel Angst und Sorge ich bei den ersten Wickelversuchen mit meinem ersten Kind hatte. Alles ganz zart und vorsichtig und behutsam. Das erste Mal Fieber sorgte für leichte Panik in mir, einige Entwicklungssprünge ließen mich ratlos zurück. Mit der Erfahrung von zwei weiteren Kindern bin ich jetzt in vielem sehr sehr viel entspannter. Ich weiß einfach, ich werde nie perfekt sein. Aber gut genug. Und das reicht vollkommen aus.
Ausschnitte aus dem Familienleben
Und so nehme ich all diese "was wollte ich noch" und "wieso klappt das nie" und "warum zur Hölle sieht es hier so nach Schlachtfeld aus"-Momente als das, was sie sind. Ausschnitte aus meinem turbulenten Familienalltag, die ich auch gern mit allen auf meinem Blog "Runzelfüßchen" teile. Weil das das echte Leben als Dreifachmama ist und weil wir auch die ganz anstrengenden Tage irgendwann zuende sind. Und jetzt muss ich kurz überlegen, was ich eigentlich noch machen wollte... :D
Mein Fazit
Ich wünschte, der Stress, die Lautstärke und das Chaos wären manchmal weniger übermächtig. Aber mit drei Kindern ist einfach überall Leben. Und man fällt auch immer auf, weil fünf auf einmal eben gleich einen ganzen Raum füllen können.
Aber immer wenn es besonders schlimm und nervenaufreibend ist, denke ich: Was für ein Glück, dass wir uns haben, dass wir alle gesund sind und da immer vier andere Menschen sind, die wie eine Mauer hinter den anderen stehen. Das ist Familie, mit all dem Chaos und all dem Stress eben zum Glück ja auch.
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